Schattenwirtschaft - eine ökonomische Betrachtung der Ursachen und potentieller Lösungsmöglichkeiten


Diploma Thesis, 2007

76 Pages, Grade: 2,7


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsdefinition Schattenwirtschaft und deren Abgrenzung
2.1. Arbeitsdefinition und Abgrenzung
2.2. Gesetzliche Definition und Abgrenzung am Beispiel Deutschlands

3. Methoden zur Messung der Schattenwirtschaft
3.1. Direkte Methoden
3.1.1. Befragungen
3.1.2. Statistische Erhebungen zur Steuerhinterziehung
3.1.3. Kritische Würdigung der direkten Methoden
3.2. Indirekte Methoden
3.2.1. Ansätze basierend auf der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)
3.2.2. Monetäre Ansätze zur Messung der Schattenwirtschaft
3.2.3. Inputansätze
3.3. Kausale Methoden
3.3.1. Grundansatz der „weichen Modellierung“
3.3.2. Kritik am Modellansatz
3.4. Vor- und Nachteile der Methoden

4. Empirische Länderergebnisse
4.1. Schattenwirtschaft in Italien
4.2. Schattenwirtschaft in Deutschland
4.3. Schattenwirtschaft in Russland
4.4. OECD Länder im Überblick
4.5. Der Korruptionsindex nach Transparency International

5. Ursachen der Schattenwirtschaft
5.1. Steuer- und Abgabenbelastung im offiziellen Wirtschaftssektor
5.1.1. Empirische Daten
5.1.2. Abgabenbelastung des Faktors Arbeit
5.1.3. Steuermoral
5.2. Staatliche Regulierungsmaßnahmen
5.2.1. Index of economic freedom
5.2.2. Gesetzliche Regulierungen auf dem Arbeitsmarkt
5.2.3. Staatsversagen am Beispiel des „Meisterbriefes“
5.3. Arbeitszeitregelungen
5.3.1. Das neoklassische Einkommen-Freizeit-Modell
5.3.2. Das erweiterte Einkommen-Freizeit-Modell
5.3.3. Weitere Einflussfaktoren und deren Variation
5.4. Ursachen im Überblick

6. Volkswirtschaftliche Konsequenzen der Schattenwirtschaft
6.1. Allokationswirkungen
6.1.1. Volkswirtschaftliche Ressourcenverschwendung
6.1.2. Zu geringe Kapitalintensität in der Schattenwirtschaft
6.1.3. Wettbewerbsverzerrung durch Steuer- und Abgabenvermeidung
6.1.4. Unverzerrte Preise als Knappheitsindikatoren und verbesserte Arbeitsteilung
6.1.5. Wettbewerbsverzerrung oder -Intensivierung
6.1.6. zusätzliches Innovationspotential in der Schattenwirtschaft versus geringe Forschungs- und Entwicklungsintensität
6.1.7. Nutzung von ansonst brachliegenden Produktionsfaktoren
6.1.8. Fazit Allokationswirkungen
6.2. Verteilungswirkungen
6.3. Stabilisierungswirkungen
6.4. Fiskalische Wirkungen
6.5. Überblick positive versus negative Folgen

7. Lösungsmöglichkeiten des Problems Schattenwirtschaft
7.1. Langfristige Lösungsstrategien
7.2. Kurzfristige Lösungsstrategien

8. Kritische Würdigung und Ausblick

Anhang

Literaturverzeichnis

Bücher

Arbeitspapiere, Dissertationen, Artikel in Sammelwerken

Eidesstattliche Erklärung

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Die Volkswirtschaft als Dual Economy

Abbildung 2: Sektoren einer Volkswirtschaft

Abbildung 3: Klassifikation schattenwirtschaftlicher Aktivitäten

Abbildung 4: Grundidee monetärer Ansätze zur Erfassung der Schattenwirtschaft

Abbildung 5: Grundidee der „weichen Modellierung“

Abbildung 6: DYMIMIC-Verfahren

Abbildung 7: Kritik an Meßmethoden der Schattenwirtschaft

Abbildung 8: Schattenwirtschaft in Italien (1976-1980)

Abbildung 9: Modell (6-1-2)

Abbildung 10: Schätzung mit MIMIC und SIMIC Verfahren

Abbildung 11: Entwicklung der Schattenwirtschaft in Deutschland, Österreich und der Schweiz

Abbildung 12: Struktur der Schwarzarbeit in Deutschland

Abbildung 13: Steuermoral in Russland durch Befragungen von Unternehmen und Organisationen (2002)

Abbildung 14: Korruption versus Umfang Schattenwirtschaft am Beispiel ausgewählter Länder

Abbildung 15: Steuermoral in OECD-Ländern (2005)

Abbildung 16: Grundmodell optimaler Allokation von Arbeit und Freizeit

Abbildung 17: Einkommen-Freizeit-Modell mit Regelarbeitszeit

Abbildung 18: Überstunden im Einkommen-Freizeit-Modell

Abbildung 19: Überstunden und Schwarzarbeit im Einkommen-Freizeit- Modell

Abbildung 20: Regelarbeitszeit und Schwarzarbeit im Einkommen-Freizeit- Modell

Abbildung 21: Vollzeitschwarzarbeit im Einkommen-Freizeit-Modell

Abbildung 22: Ökonomische Einflussfaktoren der Zunahme der Schwarzarbeit

Abbildung 23: Übersicht ausgewählter positiver und negativer Folgen der Schattenwirtschaft

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Größe der Schattenwirtschaft in 21 OECD-Ländern (1999-2003)

Tabelle 2: Korruption versus Umfang Schattenwirtschaft (2003)

Tabelle 3: Steuermoral nach Ländern (1960-1978)

Tabelle 4: Index Ökonomische Freiheit (2007)

1. Einleitung

Oft wird Schattenwirtschaft und die damit verbundene Schwarzarbeit als Ursache für Steuern- und Abgabenhinterzug, als auch für das Vernichten von Arbeitsplätzen genannt. Die Gründe und Motive, warum sich aber Private Haushalte und Unternehmen so dem staatlichen Zugriff entziehen, stellen die wohl interessante Frage dar und wie dem wirtschaftspolitisch begegnet werden kann.

Ziel dieser Diplomarbeit soll es sein, diese Sachlage aus ökonomischer Sichtweise genauer zu betrachten.

Dazu soll auf die Art und Weise eingegangen werden, wie Schattenwirtschaft überhaupt quantitativ erfasst werden kann mit anschließender kritischer Betrachtung dieser direkten und indirekten Methoden.

Ferner ist Schattenwirtschaft in Deutschland nicht durch die gleichen Umgebungsvariablen beeinflusst, wie beispielsweise in Russland oder in Italien. Deswegen soll hier auf den bisherigen empirischen Befund verschiedener Autoren eingegangen werden, was uns schon einen kleinen Einblick in mögliche Ursachen für Schattenwirtschaft geben soll.

Es existieren sicherlich viele Ursachen für Schattenwirtschaft. Hier soll verstärkt auf Staatsversagen und damit verbundene Probleme eingegangen werden, wie die Steuermoral in der Bevölkerung allgemein, die Höhe von Steuersätzen und Arbeitszeitregelungen. Korruption ist sicherlich auch eine Ursache, als in gewisser Form auch eine Folge von Schattenwirtschaft, worauf aber hier in der Arbeit nicht weiter genau eingegangen werden wird, da dies schon ein einzelnes Thema für eine Diplomarbeit darstellt.

Hierbei wird auch das Einkommen Freizeit Modell benutzt, um die Erhöhung oder Verringerung von Schwarzarbeit bei Veränderung bestimmter Variablen ersichtlich zu machen.

Die Auswirkungen kann man auf verschiedenen Ebenen betrachten, so wird dies dann im Kapitel 6 auch getan.

Im Kapitel 7 kommt es zu der Frage danach, inwieweit überhaupt das Problem Schattenwirtschaft gelöst werden kann und es wird auch versucht, einige Ansätze näher zu erklären und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit zu bewerten.

Ferner ist es sicherlich interessant zu sehen, ob und inwieweit diese Lösungsmöglichkeiten tatsächlich politisch realisiert wurden sind oder warum auch nicht.

Ob nun Schattenwirtschaft wirklich so ein Problem darstellt, soll dann im letzten Kapitel geklärt werden. Klar ist aber schon jetzt, dass Geld, was im irregulären Sektor verdient wird, zwar nicht versteuert wird, aber trotzdem im offiziellen Sektor auch wieder ausgegeben wird und so zu Mehreinnahmen seitens des Staates führt. Sicherlich kann hier auch kritisch hinterfragt werden, inwieweit staatliches Eingreifen durch regulatorische Maßnahmen überhaupt notwendig ist und wovon der Staat eher absehen sollte.

Friedrich Schneider und Helmut Badekow drücken dies gut in ihren 2006 veröffentlichten Werk aus: „Ein Herz für Schwarzarbeiter : warum die Schattenwirtschaft unseren Wohlstand steigert ( Berlin, Econ 2006)?“

2. Begriffsdefinition Schattenwirtschaft und deren Abgrenzung

2.1. Arbeitsdefinition und Abgrenzung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach Schneider und Enste (2000. S. 5) gibt es schon sehr viele Versuche, Schattenwirtschaft zu definieren. Aufgrund länderspezifischer Unterschiede wird versucht eine Definition zu finden, die umfassend und im Prinzip für jedes Land anwendbar ist.

(Quelle: Schneider und Enste, 2000, S. 6)

Die einen sehen in der Schattenwirtschaft eine Emigration „aus den etablierten Arbeitsformen“ (Stützel, 1980, S. 453) und andere sagen konkret, dass die Schattenwirtschaft eine Exit-Option für diejenigen darstellt, die der Überregulierung des Staates auf dem offiziellen Sektor entkommen möchten.

Noch besser lässt sich die Schattenwirtschaft aber durch das Konzept der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) definieren und abgrenzen. Man spricht hier von der so genannten zweigeteilten Volkswirtschaft oder auch Dual Economy eines Landes (vgl. auch Enste 2003a, S. 2). Hierzu sei auf die Abbildung 1 verwiesen.

Nach dieser Einteilung kann man also die Volkswirtschaft in zwei Sektoren unterscheiden (siehe auch Schneider und Enste 2000, S. 5-8.). Zum einen in den offiziellen Wirtschaftssektor, zu dem die öffentliche Wirtschaft mit öffentlichen Haushalten und Unternehmen zählt, als auch die Privatwirtschaft, bestehend aus privaten Haushalten und Unternehmen.

In der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung kann die öffentliche Wirtschaft ganz und die Privatwirtschaft nur zum Teil im ausgewiesenen Bruttosozialprodukt erfasst werden.

Zum anderen gibt es den zweiten Sektor, den Schneider und Enste (2000, S. 6) auch als Schattenwirtschaft im weiten Sinne betrachten. Dieser kann wiederum in die Schattenwirtschaft im engeren Sinne und in die so genannte Selbstversorgungswirtschaft unterteilt werden.

Als Schattenwirtschaft im weiteren Sinne definieren Schneider und Enste (2000, S. 7) alle privatwirtschaftlichen Aktivitäten, die nicht in der Berechnung des Bruttosozialprodukts berücksichtigt werden, obwohl ein Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung vorliegt. Sie begründen diese Nichterfassung mit drei Gründen:

1) es liegt eine Form der Selbstversorgungswirtschaft vor, die nicht auszuweisen ist und somit auch nicht erfasst wird oder
2) die getätigten Markttransaktionen lassen sich nicht oder nur teilweise wegen nicht ausreichend guter Erfassungsmethoden in der VGR erfassen oder
3) man verheimlicht absichtlich die getätigten Transaktionen, sodass diese deshalb nicht erfasst werden können (Hidden Economy oder auch Schattenwirtschaft im engeren Sinne). (vgl. auch Schneider und Enste 2000, S. 7).

Sie gehen dann noch einen Schritt weiter und definieren Schattenwirtschaft i. e. S., deren Hauptanteil sich aus aufgenommener Schwarzarbeit ergibt, wie folgt:

„Schattenwirtschaft i.e.S. umfasst die ökonomischen Aktivitäten, die grundsätzlich steuerpflichtig wären, wenn sie dem Finanzamt nicht verheimlicht würden (s. Schneider und Enste 2000, S. 8).“

Es ist aber bei der Definition der Schattenwirtschaft nach dem Konzept der VGR zu beachten, dass reine Finanztransaktionen aufgrund ihres fehlenden Wertschöpfungsbeitrages im VGR Konzept nicht beachtet werden. Laut Mummert A. (2000, S. 7) werden somit nur die möglichen Steuerhinterziehungsberechnungen tangiert, wenn z.B. Steuern durch Nichtangabe von Spekulationsgewinnen hinterzogen werden, dies aber letztlich keinerlei Einfluss auf die Berechnung zum Umfang der Schattenwirtschaft hat.

Des Weiteren kann man diese Sektoren auch nochmals nach legalen oder illegalen, dort auf dem Markt, gehandelten Gütern unterscheiden, als auch ob die Ausführung legal oder illegal ist und ob diese überhaupt auf einem Markt gehandelt werden. Hierzu sei auf die Abbildung 2 verwiesen.

Abbildung 2: Sektoren einer Volkswirtschaft

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Diese etwas andere Darstellung teilt die Wirtschaft nicht in 2 Sektoren, sondern sie wird von vornherein in mehrere Sektoren unterteilt. Der grau unterlegte Bereich der Abbildung stellt den Bereich dar, der in dieser Arbeit Hauptgegenstand der Untersuchung sein wird, nämlich dem so genannten irregulären Sektor. Ausgeschlossen ist hierbei jegliche Betrachtung von illegalen Aktivitäten wie Drogenhandel, organisiertes Verbrechen und sonstige Wirtschaftskriminalität.

Im Folgenden geht es um Schwarzarbeit im nebenberuflichen Bereich (Freizeit) von einzelnen Personen (Arbeitnehmer) und auch um die Arten von somit illegalen Tätigkeiten innerhalb der Gesamtaktivitäten eines Unternehmens.

Wenn nun also von Schattenwirtschaft gesprochen wird, wird im speziellen die Struktur der Schwarzarbeit mit deren Ursachen und Folgen betrachtet.

Um den Untersuchungsgegenstand auch nochmals genauer eingrenzen zu können, sei hier auch auf die Abbildung 3 verwiesen.

Abbildung 3: eine Klassifikation von schattenwirtschaftlichen Aktivitäten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

(Quelle: Schneider und Enste, 2000, S. 8)

Auch wenn die Eigenarbeit oder etwaige Vergünstigungen steuervermeidend wirken, so stellen doch verheimlichte Transaktionen, deren Güter zwar legal, deren Ausführung aber illegal ist, das wohl größere Problem dar.

In den folgenden Kapiteln werden die grau unterlegten Bereiche genauer betrachtet. Es gibt mehrere direkte als auch indirekte Methoden, um die Höhe der verheimlichten Transaktionen und somit den Anteil am BIP zu berechnen. Auf diese wird genauer in Kapitel 3 eingegangen.

2.2. Gesetzliche Definition und Abgrenzung am Beispiel Deutschlands

Laut dem Bundesfinanzministerium (http://www.bundesfinanzministerium.de) wird Schwarzarbeit wie folgt definiert: „Unter Schwarzarbeit wird jede selbständige oder unselbständige erbrachte Dienst- oder Werkleistung gegen Entgelt verstanden, die ohne Berücksichtigung der gesetzlichen Anmelde- und Anzeigepflicht erbracht wird. Dabei werden die Verträge in der Regel mündlich abgeschlossen und das Entgelt bar gezahlt. Schwarzarbeit ist ein Teil der Schattenwirtschaft, ist mit dieser aber nicht gleichzusetzen.“

Im Gesetz zur Bekämpfung der Schwarzarbeit (SchwArbG) mit Gültigkeit vom 1.8.2004 sind insbesondere die Paragraphen 1 und 2 ausschlaggebend für die Definition von Schwarzarbeit (siehe Gesetzestext Anhang A1).

Prinzipiell nicht als Schwarzarbeit anzusehen, sind also Erwerbstätigkeiten aus Gefälligkeit, Nachbarschaftshilfe und Selbsthilfe am Bau im Sinne des 2. Wohnungsbaugesetzes und des Wohnraumfördergesetzes, wie auch in SchwArbG §1 Absatz 3 beschrieben.

Interessant sind die im SchwArbG §1 Absatz 2 genannten Strafen bei Zuwiderhandlung, wo diese mit bis zu maximal 300000 Euro geahndet werden kann. Die deutsche Politik setzt also auf hohe finanzielle Bestrafungsbeträge, um die Schwarzarbeit in den Griff zu bekommen. Auf diesen Zusammenhang wird nochmals in den späteren Kapiteln eingegangen.

3. Methoden zur Messung der Schattenwirtschaft

3.1. Direkte Methoden

Zu dieser Art von Methoden zählen letztlich alle Methoden, die auf der Mikroebene ansetzen, um mit Hilfe von Befragungen (Primärerhebungen) oder der Auswertung von statistischem Datenmaterial (Sekundärerhebungen), den Umfang der Schattenwirtschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt zu ermitteln.

3.1.1. Befragungen

Nach Branchen differenziert wird hierbei gezielt danach gefragt, ob Schwarzarbeit angeboten und/ oder nachgefragt wird.

Resultat dieser Befragungen ist, ob und wie viel Schwarzarbeit in bestimmten Branchen/ Bereichen angeboten bzw. nachgefragt wird.

Laut Schneider und Enste (2000, S. 12) wird diese Art der Befragung in vielen Ländern benutzt, da sich dadurch spezifische Informationen über die Zusammensetzung der im Schattensektor Beschäftigten, als auch über deren Art der Beschäftigung und der damit verbundenen Qualität der angebotenen Leistung gewinnen lässt.

Problematisch ist hierbei aber, dass solche direkten Befragungen anfällig für Ausreißer und damit auch für Verzerrungen des ohnehin schon geschätzten Resultates sind.

Weiterhin kann man hier auch alle Vor- und Nachteile von Befragungen allgemein aufzählen. Konkret sei hier nur die Art der Frageformulierung genannt, von der es auch schon abhängen kann, wie ehrlich oder auch nicht geantwortet wird.

Laut Schneider und Enste (2000, S. 12) sind diese Befragungen und deren Resultate eher als die Untergrenze für den Umfang der Schattenwirtschaft zu sehen.

3.1.2. Statistische Erhebungen zur Steuerhinterziehung

Eine oft genutzte Methode ist es auch, einfach die Differenz aus dem in der Steuererklärung angegebenen Einkommen und dem durch zufällige Stichproben ermittelten Einkommen zu berechnen.

Fällt das durch Stichproben ermittelte Einkommen höher aus, als das in der Steuererklärung deklarierte Einkommen, ist von einer durchaus möglichen Steuerhinterziehung und/ oder auch von schattenwirtschaftlichen Aktivitäten auszugehen.

Durch eine Hochrechnung der Stichproben auf die gesamte Volkswirtschaft des betrachteten Landes, kann auf das Ausmaß der Steuerhinterziehung und/oder schattenwirtschaftlicher Aktivitäten geschlossen werden.

Statistisch problematisch wird es nur, wenn die Anzahl der Stichproben sich nicht als repräsentativ genug erweist und somit auf einen falschen Zusammenhang geschlossen wird.

3.1.3. Kritische Würdigung der direkten Methoden

Sowohl Befragungen, als auch statistische Erhebungen scheinen relativ einfach durchführbar zu sein, aber aufgrund der in den Methoden innewohnender möglicher Probleme dienen diese auch wieder nur als Einstieg in die Materie zur Bestimmung des Ausmaßes der Schattenwirtschaft.

Trotz allem lässt sich damit eine Untergrenze je Land für das Ausmaß von Steuerhinterziehung und schattenwirtschaftlicher Aktivitäten finden (vgl. Schneider und Enste, 2000, S. 12-13).

Ein großer Vorteil der direkten Methoden liegt aber definitiv darin, dass man schon von Anfang an spezifische Informationen darüber erhält, wo und in welchem Umfang schwarzgearbeitet wird.

Von Nachteil können wiederum die doch kostspieligen Primärerhebungen sein, als das es auch bei Befragungen und statistischen Auswertungen zu einer niedrigen Beteiligungsquote kommen kann (vgl. Mummert A., 2000, S. 12).

Ein großer Vorteil von direkten Methoden besteht aber auch darin, dass bereits unzählige Daten auf der Mikroebene in nationalen sowie internationalen statistischen Ämtern existieren, bei denen ein Bezug zur Schattenwirtschaft hergestellt werden kann.

Allerdings lassen sich intertemporale und internationale Vergleiche nur sehr schwer durchführen und ferner stellt es sich als problematisch dar, die gewonnenen Erkenntnisse einfach auf die gesamte Volkswirtschaft hochzurechnen.

3.2. Indirekte Methoden

Hier handelt es sich um Ansätze, die teilweise auch als Indikatoransätze (siehe Mummert A., 2000, S. 13) bezeichnet werden.

Darunter sind meistens makroökonomische Methoden zu verstehen, die verschiedene ökonomische Indikatoren benutzen, um so aus diesen Indikatoren innewohnende Informationen über die Schattenwirtschaft im Zeitablauf zu erhalten.

3.2.1. Ansätze basierend auf der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR)

3.2.1.1. Die Diskrepanz zwischen Einnahmen und Ausgaben in der offiziellen Statistik

Hier wird davon ausgegangen, dass Schwarzarbeit vorliegt, sobald die Ausgaben die Einnahmen übersteigen. Die so verheimlichten Einkommen lassen sich sowohl auf VGR-Ebene oder auch auf der Ebene einzelner Haushalte erfassen.

Indem nun das offizielle Sozialprodukt durch das Statistische Amt auf 2 Arten berechnet wird, einmal durch die Verwendungsrechnung (Ausgabenseite) und dann durch die Verteilungsrechnung (Einkommensseite), kann es zu einer Diskrepanz kommen. Laut Schneider und Enste (2000, S. 13-14) kann es auf der Ebene der VGR zu 3 Problemen kommen:

1) die angebliche Größe der Schattenwirtschaft in Höhe der Differenz beruht entweder auf Messfehlern oder auf darlehensfinanzierten Ausgaben;
2) die geschätzte Differenz ist abhängig von den benutzten Erhebungsmethoden, ob diese im betrachteten Zeitraum verändert wurden und wie die statistischen Ämter und Steuerbehörden im allgemeinen operativ handeln oder
3) die Berechnung der Ausgaben- und Verwendungsseite des Sozialprodukts ist oftmals nicht unabhängig voneinander möglich und somit gibt die angegebene Differenz die Größe der Schattenwirtschaft nur eingeschränkt wieder.

3.2.1.2. Die Differenz zwischen tatsächlicher und offizieller Erwerbsquote

Die Grundidee besteht darin, dass Arbeit im offiziellen Sektor zumindest partiell aufgegeben wird, bedingt durch eine zunehmende Tätigkeit in der Schattenwirtschaft. Die Anzahl von Überstunden kann so erheblich zurückgehen, was sich wiederum in der tatsächlichen Erwerbsquote niederschlägt.

Durch Erfahrung der vergangenen Jahre und durch Befragungen setzt man eine normale oder auch offizielle Erwerbsquote fest. Die Differenz, wenn sie denn vorliegt, wird dann als Volumen der in der Schattenwirtschaft Arbeitenden angesehen.

Problematisch bei dieser Methode sind wiederum die verschiedenen anderen Faktoren, wie z.B. die Bildung der Erwerbstätigen oder das Geschlecht, die auch einen Einfluss auf die Erwerbsquote ausüben und dass es natürlich auch Schwarzarbeiter am Wochenende und nach Dienstschluss gibt, die nicht in die Berechnung der Erwerbsquote einfließen. Die einfache Annahme, dass nur Schattenwirtschaft diese Differenz bewirkt, ist somit schnell von der Hand zu weisen.

Kritiker der Methode (vgl. Schneider und Enste 2000, S. 14) halten es aber durchaus für möglich ein Verfahren zu entwickeln, das diese zusätzlichen Faktoren berücksichtigt.

3.2.2. Monetäre Ansätze zur Messung der Schattenwirtschaft

Aktivitäten in der Schattenwirtschaft werden üblicherweise in bar abgewickelt, um möglichst wenige oder gar keine Spuren zu hinterlassen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Man geht nun davon aus, dass es einen „normalen“ Bargeldbedarf gibt. Steigt dieser (Quelle: Schneider und Enste, 2000, S. 15)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Bargeldbedarf im Zeitablauf über diesen als normal angenommenen Stand, wird auf das Vorhandensein schattenwirtschaftlicher Aktivitäten geschlossen. Zu einer graphischen Verdeutlichung sei hier auf Abbildung 4 verwiesen.

3.2.2.1. Der Cagan Ansatz

Phillip Cagan (1958) versuchte eine Bestimmungsgleichung für das Verhältnis (Bargeldkoeffizient) zwischen Bargeld und der Geldmenge M2 (= Bargeld und Sichteinlagen inländischer Nichtbanken zuzüglich der Termineinlagen inländischer Nichtbanken unter 4 Jahren) herauszufinden. Dafür griff er auf Daten für die USA in den Jahren 1919 bis 1955 zurück.

Er ging dabei von 3 großen signifikant Einfluss nehmenden Größen aus. Wichtig für ihn waren das erwartete Realeinkommen pro Kopf, der erwartete Zinssatz auf Sichteinlagen und der durchschnittliche Einkommenssteuersatz.

Als Referenzpunkt oder auch als „Normalwert“ für den Bargeldkoeffizient, d.h. für einen Zeitpunkt ohne Schattenwirtschaft, nahm er sich das Jahr 1940 heraus.

Aufgrund seiner Analysen kam er zu dem Schluss, dass der Bargeldkoeffizient bis 1945 stark anstieg, bedingt durch ansteigende Einkommenssteuersätze ohne dass die anderen 2 Einflussfaktoren diese Entwicklung begreiflich zu machen vermochten.

Er kam letztlich zu einem 10-12 % Umfang der amerikanischen Schattenwirtschaft gemessen am Sozialprodukt.

Pierre Gutmann (1977) griff den Ansatz von Cagan auf und führte ihn unter Annahme folgender 4 Annahmen und der Annahme der Referenzperiode von 1937 bis 1941 im Vergleich zum Jahr 1976 weiter:

1) In der Schattenwirtschaft wird ausschließlich Bargeld für Transaktionszwecke herangezogen.
2) In der Referenzperiode 1937 bis 1941 existierte keine Schattenwirtschaft.
3) Der Bargeldkoeffizient wäre ohne Schattenwirtschaft unverändert geblieben.
4) Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes in der Schattenwirtschaft entspricht in etwa jener in der offiziellen Wirtschaft. (siehe Schneider und Enste, 2000, S. 16)

Gutmann versucht nicht direkt den Cagan Ansatz fortzuführen. Er probiert lediglich mit dem gleichen Ansatz aufgrund unterschiedlicher Annahmen zu Berechnungen über den Umfang der Schattenwirtschaft zu kommen.

Fraglich ist hierbei jedoch im speziellen die zweite und dritte Annahme. Wie schon bei Cagan ist die Wahl der Referenzperiode willkürlich und wird bei beiden nicht ausreichend genug begründet.

Des weiteren ist insbesondere die dritte Annahme fragwürdig, da er davon ausgeht, das über 4 Jahrzehnte hinweg dieser Bargeldkoeffizient sozusagen als konstant gesehen wird, d.h. das ein konstantes Verhältnis zwischen Bargeld und Sichteinlagen angenommen wird, was schon bei eingehender logischer Betrachtung gar nicht möglich ist. Oder anders ausgedrückt, wäre 1976 der gleiche Bargeldkoeffizient wie in der Referenzperiode herausgekommen, so würde Gutmann daraus schließen, dass keine schattenwirtschaftlichen Aktivitäten vorlägen. Allerdings kam er 1976 aufgrund dieser Annahmen für die USA zu einem Umfang der Schattenwirtschaft in Höhe von 10,2 % des Sozialprodukts.

3.2.2.2. Der Transaktionsansatz nach Feige

Feige versucht nun die inhärenten Probleme der eben genannten Ansätze zu umgehen, indem er davon ausgeht, aus dem Verhältnis des Transaktionsvolumens zum Sozialprodukt auf die Größe der Schattenwirtschaft zu schließen. Aufbauend auf der Fisher´schen Quantitätsgleichung, geht Feige von einer konstanten Beziehung zwischen der Geldmenge (M) * der Umlaufgeschwindigkeit (V) = Preisniveau (P) * Transaktionsvolumen (T) aus. Aber auch hier wird als Referenzkriterium ein Jahr genommen, wo es keine Schattenwirtschaft gab. Des Weiteren ist die Umlaufgeschwindigkeit der Geldmenge sowohl im offiziellen Sektor als auch im schattenwirtschaftlichen Sektor als gleich anzunehmen.

Laut Feige (1979, S. 4) drückt er diese Beziehung zwischen der rechten Seite der Fisher`schen Gleichung und dem Sozialprodukt wie folgt aus und nennt es auf Deutsch den Referenzwert bzw. -quote: P*T/p*y (Sozialprodukt). Durch die Annahme eines Referenzkriteriums ohne Schattenwirtschaft ergibt sich hier eine Relation, die wiederum benutzt wird, um das jeweilige Transaktionsvolumen eines jeden einzelnen Jahres im Betrachtungszeitraum durch diese eben ermittelte Quote zu teilen. Damit erhält man eine Zeitreihe (vgl. Schneider und Enste 2000, S. 16) von Sozialproduktwerten, die sowohl reguläre als auch irreguläre Transaktionen beinhalten. Nimmt man nun das offizielle Sozialprodukt des betrachteten Jahres und liegt dieses unterhalb des eben berechneten, so kann man laut diesem Ansatz auf schattenwirtschaftliche Aktivitäten schließen.

Obwohl diese Methode theoretisch sehr einfach klingt, so stellt sich doch praktisch die Frage nach der Bestimmung des exakten Transaktionsvolumens je betrachtetem Jahr, genauer ist es nötig die Anzahl von Transaktionen bestimmen zu können, die mit einem Geldschein durchgeführt wurden, was so in der Realität einfach nicht machbar ist. Somit ist die Methode rein theoretisch höchst interessant, aber praktisch sind die nötigen Indikatoren einfach nicht bestimmbar. Ferner unterliegt die Geldmenge in Verbindung mit der Fisher´schen Gleichung auch einer mehr oder weniger großen Inflation im Zeitablauf.

3.2.2.3. Bargeldnachfrageansatz

Eine Weiterentwicklung der Ansätze von Cagan und Gutmann stellen die Methoden nach Tanzi (1980) und Klovland (1984) dar.

Insbesondere Klovland benutzt eine ökonometrische Nachfragefunktion für die Bestimmung der Bargeldhaltung in Abhängigkeit verschiedener Einflussgrößen:

BG = f (P, Y, R, US 1 …US n ).

Somit hängt die Bargeldnachfrage (BG) vom Preisniveau (P), dem Transaktionsvolumen in der offiziellen Wirtschaft (Y), einem Zinssatz (R) und verschiedenen anderen Faktoren US n (wie z.B. Steuersätze, Regulierungsdichte usw.) ab.

Nun führt man eine Simulation dieser Funktion durch, indem man ceteris paribus eine konstante Steuerbelastung annimmt bei gleichzeitiger Konstanthaltung der anderen Faktoren, die schattenwirtschaftliche Aktivitäten verursachen können.

Die so messbare positive Differenz aus theoretischer und tatsächlicher Bargeldhaltung lässt auf das Vorhandensein schattenwirtschaftlicher Aktivitäten schließen.

Drei größere Kritikpunkte können auch hier angeprangert werden:

1) Diese Berechnungen besitzen nur Aussagekraft, wenn tatsächlich Bargeld als anteilig häufigstes Zahlungsmittel innerhalb der Hidden Economy genutzt wird und es nicht auch in häufigerer Anzahl zu Bartertauschgeschäften kommt.
2) Für spezielle Länder kommt es dazu, dass Bargeld aufgrund von Steuergründen in anderen Ländern gehalten wird. Diese Art Geld muss also gemessen werden können und bei der Anwendung dieser Methode in Ländern wie Deutschland, Schweiz und den USA wieder herausgerechnet werden.
3) Auch wird hier von einer Referenzperiode ohne schattenwirtschaftliche Aktivitäten ausgegangen, die mit den Kritikpunkten früher erklärter Methoden behaftet ist.

Laut Schneider und Enste (2000, S. 18) wird diese Methode am meisten verwendet und zeichnete sich durchaus in der Mehrzahl der Fälle für das Erbringen sinnvoller Resultate aus. Natürlich lässt sich hier auch wieder bestreiten, wer bei Schätzverfahren letztlich entscheidet, ob diese sinnvolle Ergebnisse vorweisen konnten oder nicht.

3.2.3. Inputansätze

Da sich in Industrieländern so gut wie immer auf zuverlässiges statistisches Datenmaterial zurückgreifen lässt, sind alle früheren Methoden mit ihren Vor- und Nachteilen anwendbar.

Was aber tun, wenn offensichtlich keine zuverlässigen statistischen Daten erhältlich sind? Hier haben sich Lackó (1996) und auch Kaufmann (1996) Gedanken gemacht, indem sie von Lizzeri (1979) die Gedanken über einen Inputansatz aufgegriffen und weitergeführt haben.

Besonders in Entwicklungs- und Transformationsländern sind diese Inputansätze eine gelungene Alternative zu den oftmals nicht anwendbaren monetären Ansätzen zur Messung der Schattenwirtschaft.

3.2.3.1. Die Kaufmann- Kaliberda Methode

Grundidee ist die, dass schattenwirtschaftliche Aktivitäten mit dem Verbrauch von Elektrizität eng in Verbindung stehen.

Außerdem nimmt man ein nahezu konstantes Verhältnis vom Elektrizitätsverbrauch zum Bruttosozialprodukt (BSP) an. Ferner wird auch wieder von einer Referenzperiode ohne schattenwirtschaftliche Aktivitäten ausgegangen. Dadurch ist es möglich das BSP plus schattenwirtschaftliche Aktivitäten zu berechnen, um dieses Ergebnis anschließend mit dem offiziellen BSP zu vergleichen. Gibt es eine positive Differenz aus BSP plus schattenwirtschaftliche Aktivitäten und offiziellem BSP, kann daraus auf den Umfang der Schattenwirtschaft geschlossen werden.

Drei zu nennende Kritikpunkte (vgl. Schneider u. Enste 2000, S. 19):

1) Problem, dass es schattenwirtschaftliche Aktivitäten gibt, die entweder gar keine Elektrizität oder diese nur im geringen Umfang benötigen. Außerdem kann es auch zur Benutzung alternativer Energiequellen (Gas, Öl, Kohle usw.) kommen, die bei dem Ansatz keinerlei Beachtung finden.
2) Konstantes Verhältnis zwischen Stromverbrauch und BSP kann über längeren Zeitraum nicht ohne Probleme angenommen werden, da aufgrund technischer Fortschritte in Produktion und benötigten Strom es zu Effizienzsteigerungen gekommen ist.
3) Außerdem kann sich aufgrund von z.B. Erdölkrisen und dadurch hervorgerufenen Preisänderungen eine starke Veränderung der Nachfrage nach Strom entwickeln, die wiederum zu einem schwankenden Verhältnis zwischen Stromverbrauch und BSP führt.

3.2.3.2. Die Lackó Methode

Lackó geht auch von dem Inputansatz aus, verbindet ihn aber damit, dass schattenwirtschaftliche Aktivitäten im Haushalt durchgeführt werden und Schattenwirtschaft mit dem Verbrauch von Strom in Haushalten zusammenhängt. Somit fallen in ihre Betrachtung auch die Do-it-yourself- und die Eigenarbeiten. Ferner unterstellt sie den Zusammenhang, dass wenn der Anteil schattenwirtschaftlicher Aktivitäten im Haushalt hoch ist, dies auch bedeutet, dass der restliche Teil schattenwirtschaftlicher Aktivitäten ebenfalls hoch ist. Empirisch versucht Lackó durch eine ökonometrische Querschnittsanalyse von Ostblockstaaten den Pro-Kopf-Elektrizitätsverbrauch je Haushalt zu analysieren.

Elektrizitätsverbrauch = (reale Konsum je Haushalt (ohne Stromverbrauch), Strompreis, Anzahl Heizmonate, Steuerbelastung, staatliche Regulierungsdichte usw.)

Somit kann eine Rangordnung der Länder erstellt werden hinsichtlich des geschätzten Stromverbrauchs in der Schattenwirtschaft.

Schneider und Enste (2000, S. 20) geben nun zu Denken, dass Lackó nun wissen müsste, wie viel Wertschöpfung mit einer Einheit von Elektrizität in der Schattenwirtschaft produziert werden kann. Da man aber über solche Daten mit Hilfe des Lackó Ansatzes nicht verfügen kann, greift Lackó auf die Berechnung absoluter Werte je Land durch Methoden wie dem Bargeldnachfrageansatz (einer weiteren Schätzmethode) zurück. Als problematisch sind hier 3 Punkte anzuführen:

1) Nicht alle schattenwirtschaftlichen Aktivitäten weisen hohen Stromverbrauch auf.
2) Der Rückschluss von viel schattenwirtschaftlicher Hausarbeit auf einen ebenso hohen Umfang der Schattenwirtschaft außerhalb der Haushalte ist nur begrenzt nachvollziehbar.
3) Es werden schon geschätzte Werte benutzt, um letztlich eine erneute Schätzung durchzuführen. Über die Genauigkeit solcher Schätzmethoden, die Variablen anderer Schätzmethoden benutzt, kann erstmal keine Aussage getroffen werden. Hier ergibt sich auch noch das Problem, das Input- Ansätze speziell für Entwicklungs- und Transformationsländer benutzt werden, wo eben diese monetären Schätzmethoden, wie der Bargeldnachfrageansatz nur schwer anwendbar sind.

Der Meinung der Autoren Schneider und Enste (2000, S. 20) dazu, dass zunehmende Belastung mit Steuern und Sozialversicherungsabgaben in Entwicklungs- und Transformationsländern nicht als entscheidende Einflussfaktoren für Schwarzarbeit in diesen Ländern heranzuführen sind, muss hier allerdings widersprochen werden, da gerade in sich entwickelnden wirtschaftlichen Systemen eine Mehrbelastung dieser Art sehr wohl die Steuervermeidung und auch die Steuerhinterziehung stark erhöhen kann und auch tut. Natürlich kann in diesen Ländern den zu zahlenden Steuerzahlungen und staatlichen Auflagen durch etwaige Bestechungszahlungen (Korruption) begegnet werden. Es ist aber darauf zu achten, dass auch nicht alle, sondern eher vereinzelte zu diesen Mitteln greifen.

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Details

Title
Schattenwirtschaft - eine ökonomische Betrachtung der Ursachen und potentieller Lösungsmöglichkeiten
College
http://www.uni-jena.de/
Grade
2,7
Author
Year
2007
Pages
76
Catalog Number
V75000
ISBN (eBook)
9783638689625
File size
1621 KB
Language
German
Keywords
Schattenwirtschaft, Betrachtung, Ursachen, Lösungsmöglichkeiten
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Harald Gottschald (Author), 2007, Schattenwirtschaft - eine ökonomische Betrachtung der Ursachen und potentieller Lösungsmöglichkeiten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75000

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Title: Schattenwirtschaft - eine ökonomische Betrachtung der Ursachen und potentieller Lösungsmöglichkeiten



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