Gedichtinterpretation von Heinrich Heines "Die Götter Griechenlands"


Trabajo Escrito, 2006

26 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Interpretation

3. Schluss

4. Schiller und „Die Götter Griechenlands“

5. Literaturverzeichnis

6. Anhang

1. Einleitung

Das Gedicht „Die Götter Griechenlands“ aus den Jahren 1825/1826 ist das sechste von insgesamt zehn Gedichten des „Zweiten Nordseezyklus“ aus Heinrich Heines „Buch der Lieder“.

Bereits im Jahre 1788 schrieb Friedrich Schiller die erste Fassung des gleichnamigen Gedichtes, welches aufgrund scharfer Kritik 1800 in einer zweiten Fassung veröffentlicht wurde.

Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine Elegie, die aus sechs Strophen und 99 Versen besteht. Besonders auffallend hierbei ist, dass die dritte Strophe über insgesamt 49 Verse erstreckt. Gleichzeitig bilden die Verse der dritten Strophe den Hauptteil der „Götter Griechenlands“.

Die sechste und letzte Strophe, die neun Verse beinhaltet, ist ebenso wie die ersten beiden, sowie die vierte und fünfte Strophe inhaltlich vom Hauptteil des Gedichtes getrennt. Zudem ist allerdings auch eine optische Trennung der letzten Strophe zu erkennen.

Das Gedicht verfügt über kein Reimschema, stattdessen ist es „in freien Rhythmen“[1] verfasst. Ebenfalls ist kein eindeutiges Versmaß zu erkennen.

Frappant ist die Metaphorik, die Heine in diesem Gedicht verwendet hat.

Das zentrale Thema ist, wie bereits der Titel des Gedichtes verrät, die Götterwelt des antiken Griechenland. Bereits der Titel und auch die gesamte erste Strophe sind sehr positiv, optimistisch gefärbt, der Leser vermutet zunächst eine freudige und huldvolle Hymne an die olympischen Götter.

Die erste Strophe zeigt den Blick des lyrischen Ichs auf den mitternächtlichen Himmel am Meeresrand. Die Metaphorik zeigt einen wunderschönen, klaren und sorgenfreien Horizont.

Dem ist jedoch nicht so; innerhalb der zweiten Strophe erkennt das lyrische Ich die wolkengleichen Götter am Himmel, die ihm in der vorhergehenden Strophe als Illusion von göttergleichen Wolken erschienen sind.

In der dritten Strophe bringt Heine die Verwunderung und Fassungslosigkeit des lyrischen Ichs zum Ausdruck, indem ebendieser vereinzelte Götter direkt anspricht und sie des Untergangs der griechischen Götterwelt anklagt bzw. ihnen Vorhaltungen ob deren Machtverfalles bei der Menschheit macht.

Das lyrische Ich lamentiert in der vierten Strophe den Untergang der antiken Götterwelt, sowohl die der Griechen als auch die der Römer. Dabei wird deutlich, dass ihm die Gottheiten zwar „widerwärtig“ und verhaßt“[2] sind, er jedoch großes Mitleid empfindet und den Verfall der alten Religion bedauert.

Die fünfte Strophe zeigt die Anmaßung des lyrischen Ichs, sich auf die gleiche Stufe wie die Götter zu stellen und sich sogar erhabener zu sehen als die Gottheiten selbst.

Die Erkenntnis, dass aus der Illusion vom Beginn des Gedichtes nun Realität wird, verdeutlicht die letzte Strophe, wenn aus den zuvor im Gedicht benannten Göttern Sterne werden, die für eine Ewigkeit am Himmelzelt stehen.

Das Gedicht besitzt einen bis zum Ende zunehmend negativen Charakter, die Metapher des Todes und des Unterganges ist ein durchgehend zentrales Bild.

2. Interpretation

Die erste Strophe des vorliegenden Gedichtes handelt vom Blick des lyrischen Ichs in den mitternächtlichen, klaren Himmel am Meeresufer. Das lyrische Ich spricht den personifizierten Vollmond direkt an und huldigt ihm ehrenvoll:

1 Vollblühender Mond! In deinem Licht,
2 Wie fließendes Gold, erglänzt das Meer;
3 Wie Tagesklarheit, doch dämmrig verzaubert,
4 Liegts über der weiten Strandesfläche;
5 Und am hellblaun, sternlosen Himmel
6 Schweben die weißen Wolken,
7 Wie kolossale Götterbilder
8 Von leuchtendem Marmor.

Gleich der erste Vers beinhaltet eine Personifizierung und eine Metapher, was die feierliche Stimmung des lyrischen Ichs unterstreicht. Der Vollmond verbreitet ein so strahlendes Licht, dass es erscheint, als sei das Meer nicht aus bloßem Wasser, sondern aus flüssigem Gold. Die Herrlichkeit, die diese Metapher ausdrückt, ist in ihrem Wert schon kaum zu übertreffen. Zwar ist es nachts sehr dunkel, wenn kein anderes Licht als der Mondschein an einem Strand leuchtet, aber es scheint ein so strahlendes Licht zu sein, dass nicht nur das Meer hell glänzt, sondern der Horizont auch wirkt, als sei es heller Tag. Dabei kann man die Alliteration, die durch den Ausdruck „doch dämmrig“ verkörpert wird, in der Form deuten, dass die Nachtzeit noch nicht sehr fortgeschritten ist. Es entsteht vielmehr der Eindruck, dass der Mond bereits am Himmel steht, ob wohl die Sonne noch nicht untergegangen ist und die Abenddämmerung in leuchtenden Farben hereinbricht. Dieser Eindruck wird gerade auch durch den fünften Vers unterstrichen, wenn es heißt: „am hellblaun, sternlosen Himmel“. Die Farbe des Himmels kann lediglich hellblau erscheinen, sofern die Nacht nicht allzu vorangeschritten ist.

Die edle Stimmung wird im folgenden Vers fortgeführt.

Auch hier hat Heine eine Alliteration verwendet, wenn er die „weißen Wolken“ beschreibt, die durch das Anwenden reicher Metaphorik marmornen Götterfiguren ähneln. Auffallend ist hierbei, dass die „kolossal“ (Vers 7) großen Wolken nicht einfach am Himmel stehen oder langsam entlang ziehen, sondern „schweben“ (Vers 6). Die leichte, heitere Atmosphäre wird hierdurch um ein Weiteres hervorgehoben, gleichzeitig vermitteln die „kolossalen Götterbilder“ dem Leser ein Gefühl von Macht und Stärke, der Vergleich mit Marmorgebilden unterstreicht diesen Eindruck noch. Zum einen ist der Marmor ein schweres und kräftiges Gestein, zum anderen ist er, sofern er bearbeitet wurde, glänzend.

Auch das Bild der „weiten Strandesfläche“ aus dem vierten Vers dieses Gedichtes erzeugt ein Gefühl von großer Freiheit, die Wolken, die über diesen Strand herrschen, vermitteln dem Betrachter zudem ein Gefühl von Schutz und Geborgenheit.

9 Nein, nimmermehr, das sind keine Wolken!
10 Das sind sie selber, die Götter von Hellas,
11 Die einst so freudig die Welt beherrschten,
12 Doch jetzt, verdrängt und verstorben,
13 Als ungeheure Gespenster dahinziehn
14 Am mitternächtlichen Himmel.

Sofort im Anschluss an dieses herrliche Bild des nächtlichen bzw. abendlichen Himmels folgt im neunten Vers ein Bruch; das lyrische Ich drückt sein Erstaunen, seine Fassungslosigkeit gleich am Beginn des Verses durch eine Alliteration aus: „Nein, nimmermehr, das sind keine Wolken!“ Das Ausrufezeichen am Versende unterstreicht zudem das Befremden des lyrischen Ichs.

Der folgende zehnte Vers verdeutlicht die Erkenntnis, durch die weitere Alliteration bzw. die Dreierfigur „sind sie selber“, dass die eben gesehenen Wolken keine Wolkengebilde, sondern die griechischen Götter selbst sind. Die Illusion des lyrischen Ichs wird an dieser Stelle Realität, was die Verwendung der Katapher „das sind sie selber“ noch verdeutlicht wird. Dabei werden die Götter nicht als Götter von Griechenland tituliert, sondern als „Götter von Hellas“ (Vers 10).

Die Verwendung des Landesnamens in der griechischen Form verdeutlicht das große Erstaunen darüber, dass am Himmel tatsächlich die Götter der antiken Griechen zu sehen sind, nicht etwa andere Gottheiten und nicht irgendeine Illusion.

Das lyrische Ich sieht jene Götter über sich, „die einst so freudig die Welt beherrschten“, wie in Vers 11 zu erkennen ist. Mit dem Ausdruck „einst“ deutet Heine an dieser Stelle bereits an, dass die antiken Götter bereits durch einen anderen Glauben der Menschen „verdrängt“ wurden (Vers 12). Er bezeichnet sie als „verdrängt und verstorben“. Die Verdeutlichung des Zustandes geschieht hier sowohl durch eine Alliteration als auch eine Klimax. Bemerkenswert ist an dieser Stelle der zweiten Strophe, dass die griechischen Götter als tot bezeichnet werden, zumal ein Gott üblicherweise unsterblich ist, sofern er sich nicht durch seinesgleichen vernichtet bzw. entmachtet wird.

Die Wendung „verstorben“ erweckt in der Regel das Gefühl, dass eine Person eines natürlichen Todes gestorben ist, ohne den Einfluss einer anderen Person oder höheren Gewalt. In diesem Gedicht klingt es aber nahezu wie ein Euphemismus für eine Tötung. Das bedeutet, dass die Götter der Antike nicht freiwillig verstorben sind, sondern durch eine andere Religion zunächst verdrängt wurden und anschließend getötet wurden.

Betrachtet man die letzten beiden Verse der zweiten Strophe, so wird durch eine weitere Steigerung deutlich, dass die zuvor so heitere Stimmung nahezu vollständig zerstört wird: Die Götter erscheinen als „ungeheure Gespenster am mitternächtlichen Himmel“ – Zum einen werden die Götter durch das Verwenden einer Antiklimax zu Gespenstern degradiert, jedoch ist dies nicht ausreichend, die schaurige Empfindung wird durch das Adjektiv „ungeheure“ noch verstärkt. Zudem schweben die Götter nicht mehr am Himmel entlang, hier ziehen sie dahin, wie in Vers 13 klar wird. Der Gebrauch dieses Verbs vermittelt einen völlig anderen Eindruck als in der ersten Strophe, wenn die Wolkengebilde „schweben“. Im letzten Vers dieser Strophe wird ausdrücklich der Mitternachtshimmel benannt. Dass die Gespenster dem lyrischen Ich nun genau zur Mitternacht erscheinen, unterstreicht das grausige Bild der toten Gottheiten.

Die dritte Strophe der „Götter Griechenlands“ ist die umfassendste des gesamten Gedichtes und besteht aus 49 Versen. Diese Strophe beinhaltet Ansprachen an einzelne olympische Götter, die das lyrische Ich wegen des Untergangs der Antiken Religion anklagt. Eine erste Gliederung dieser dritten Strophe ist möglich, sofern man zunächst die Verse 15 bis 18 untersucht:

15 Staunend, und seltsam geblendet, betracht ich
16 Das luftige Pantheon,
17 Die feierlich stummen, graunhaft bewegten
18 Riesengestalten.

[...]


[1] Edda Ziegler: „Heinrich Heine, Leben – Werk – Wirkung“; Zürich 1993; Seite 112.

[2] Heinrich Heine: „Die Götter Griechenlands“; Vers 65/66.

Final del extracto de 26 páginas

Detalles

Título
Gedichtinterpretation von Heinrich Heines "Die Götter Griechenlands"
Universidad
University of Bremen
Calificación
1,0
Autor
Año
2006
Páginas
26
No. de catálogo
V75061
ISBN (Ebook)
9783638715126
ISBN (Libro)
9783638715911
Tamaño de fichero
483 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Heinrich, Götter, Griechenlands
Citar trabajo
Gülay Bayraktar (Autor), 2006, Gedichtinterpretation von Heinrich Heines "Die Götter Griechenlands", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75061

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