1. Einleitung
Jacob Burckhardt spricht in seinen Weltgeschichtlichen Betrachtungen vom Menschen als dem "duldenden, strebenden und handelnden Menschen, wie er ist und immer war und sein wird", und daher, so Burckhardt werde unsere Betrachtung gewissermaßen pathologisch sein. In seiner Machtkritik spricht Burckhardt vom Dulden und Streben als soziale Aktionsformen, aber die Geschichte und die Macht können den Menschen "wie er ist und immer war" krank machen, an Körper und Geist. Fungiert der Körper also als Messinstrument, an dem die Entwicklungen der Moderne an einer hypothetischen Skala abgelesen werden können?
Gibt es einen historischen Körper, so die Frage des Historikers , oder löst sich der Körper in den Texten der Historiker in der Sprache auf? Diese Fragestellung bildet den Hintergrund der hier vorliegenden Arbeit zur Körpergeschichte in der Zeit des Kaiserreiches von 1900 bis 1910. Einerseits beschäftigt sich die Arbeit mit Alltagsgeschichte, andererseits findet in der Forschung davon abgelöst ein auf "transzendentaler Ebene" geführter Diskurs über den Umgang mit der Körperlichkeit in der Geschichte statt.
Anhand der Berliner Illustrierten Zeitung in der Welt um 1900, im Deutschen Kaiserreich, untersucht diese Arbeit die Rolle des Körpers beim Aufkommen der Populärkultur mit Massenmedien und einer sich mehr und mehr ausbreitenden Konsumorientierung. Entsteht hier ein spezielles Körperbild als Idealtypus für die Werbung, die Prominenz betreffend oder auch bei einer feststellbaren "Exotisierung" bestimmter Gegenbilder in Abgrenzung zum eigenen Sein? Wie
sind die Körperbilder um 1900 und warum sind sie so?
Die zu analysierende Periode beginnt 1900 und endet 1910. Diese Jahrgänge der Berliner Illustrierten Zeitung werden stichprobenartig ausgewertet, um eine Tendenz oder Veränderung in der Entwicklung des Körperbildes festzustellen. Diese Arbeit teilt sich in zwei Untersuchungs-Abschnitte: Der erste Punkt besteht aus einer Analyse der Darstellungsweise des Körpers in den Fotografien in der Berliner Illustrierten Zeitung. Der zweite Punkt behandelt dann das in Werbeanzeigen in der Illustrierten vermittelte Körperbild.
Zur Forschungslage ist zu sagen, dass spezielle Literatur zum Thema des Körperbildes in den Medien Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sehr selten ist.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Quelle
- Die Definition des Körpers zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- Der fotografierte Körper in der Berliner Illustrirten Zeitung
- Die Darstellung des Körpers im Pressefoto um 1900
- Das Aufkommen des Fotos als neues Bildmedium
- Die Abbildung des weiblichen Körpers im Foto
- Die Abbildung des männlichen Körpers im Foto
- Die Typisierung der Körperbilder in den Fotos der Berliner Illustrirten Zeitung
- Der prominente Körper im Interesse der Öffentlichkeit
- Die Exotisierung der Fotos – Selbstbestätigung durch Gegenbilder?
- Der be- und umworbene Körper in der Berliner Illustrirten Zeitung
- Der Konsum um 1900 zur Schaffung einer individuellen und kollektiven Körperidentität
- Das Körperbild in den Werbeanzeigen in der Berliner Illustrirten Zeitung
- Zusammenfassung
- Quellenverzeichnis
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Darstellung des Körpers in der Berliner Illustrirten Zeitung um 1900. Sie verfolgt das Ziel, die Rolle des Körpers beim Aufkommen der Populärkultur mit Massenmedien und einer sich ausbreitenden Konsumorientierung zu analysieren. Dabei werden die verschiedenen Facetten der Körperdarstellung in den Fotos und Werbeanzeigen der Zeitung untersucht, um herauszufinden, ob sich ein spezifisches Körperbild als Idealtypus für die Werbung, die Prominenz oder auch bei der "Exotisierung" von Gegenbildern etabliert.
- Die Darstellung des Körpers in Pressefotos und Werbeanzeigen um 1900
- Die Rolle des Körpers in der Entstehung der Populärkultur und der Konsumgesellschaft
- Die Entwicklung eines spezifischen Körperbildes als Idealtypus
- Die Bedeutung von "Exotisierung" und Gegenbildern in der Körperdarstellung
- Die Analyse der Berliner Illustrirten Zeitung als Quelle für die Körpergeschichte des Kaiserreichs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und stellt den Forschungsstand dar. Sie erläutert die Bedeutung der Berliner Illustrirten Zeitung als Quelle für die Körpergeschichte um 1900. Anschließend werden die fotografischen Darstellungen des Körpers analysiert, wobei das Aufkommen des Fotos als neues Bildmedium, die Abbildung des weiblichen und männlichen Körpers sowie die Typisierung der Körperbilder untersucht werden. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, wie der Körper in den Fotos der Berliner Illustrirten Zeitung dargestellt wird und welche Bedeutung diese Darstellungen für die damalige Zeit hatten.
Im zweiten Kapitel wird die Darstellung des Körpers in den Werbeanzeigen der Berliner Illustrirten Zeitung behandelt. Hier wird untersucht, wie das Körperbild in der Werbung zur Schaffung einer individuellen und kollektiven Körperidentität eingesetzt wurde.
Schlüsselwörter
Körperbild, Massenpresse, Berliner Illustrirte Zeitung, Populärkultur, Konsumgesellschaft, Fotografie, Werbeanzeigen, Exotisierung, Gegenbilder, Körpergeschichte, Kaiserreich, 1900.
- Quote paper
- Sophie Brachvogel (Author), 2002, Die Darstellung des Körpers in der Massenpresse um 1900 am Beispiel der Berliner Illustrierten Zeitung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7540