Seit einiger Zeit „bewegt“ die Ukraine nicht nur sich selbst, sondern auch Scharen von Politikern und Journalisten weltweit, zum Jahreswechsel 2004/ 2005 besonders viele. Gründe dafür ließen sich vielfältig anführen. Der herausragendste ist sicherlich die Neuwahl des Präsidenten, die mit dem ersten Wahlgang im Oktober 2004 anstand. Die beiden aussichtsreichsten Bewerber für das höchste Amt in der Ukraine, Viktor Juschtschenko und Wiktor Janukowytsch, könnten unterschiedlicher nicht sein. Ersterer verkörpert den Wunsch nach einem demokratischen Neuanfang in großen Teilen der Bevölkerung und letzterer wird als Vertreter der „alten“ Nomenklatur nicht von ungefähr als Protegé Moskaus und der ostukrainischen Oligarchen bezeichnet. Unabhängig von dieser Thematik stellt die Ukraine ein wichtiges Bindeglied zwischen Russland, der EU sowie westasiatischen und südosteuropäischen Staaten und Staatensystemen dar, ohne bereits selbst ihren Platz darin gefunden zu haben.
Mit der vorliegenden Arbeit versucht der Autor sich der Frage zu nähern, ob – und wenn ja – warum die Ukraine sowohl für den Westen, hier repräsentiert durch die EU, als auch den Osten, vornehmlich verkörpert durch Russland, zu Beginn des 21. Jahrhunderts eine solch hohe Bedeutung auf unterschiedlichen Politikfeldern genießt. Weshalb ist einerseits die EU an einer weiterführenden Demokratisierung und wirtschaftlichen Modernisierung des südosteuropäischen Landes interessiert, Russland an einer engeren sicherheits- und wirtschafts-, ja nicht zuletzt allgemeinpolitischen (Ver-) Bindung mit der traditionell zum russischen Einflussbereich gehörenden Ukraine? Welchen Einfluss nehmen geografische Lage, wirtschaftliche und politische Verfasstheit, Ressourcen und externe Einflüsse auf die Beziehungen Russlands und der EU zur Ukraine?
Inwiefern unterscheiden sich die Ziele westeuropäischer und russischer Politik in der Ukraine und welche Interessen verfolgen, welchen Strategien unterliegen sie? Welche Perspektiven bieten beide Einflussgruppen für die Ukraine hinsichtlich der Mehrung von wirtschaftlichem Wohlstand und demokratischer Selbstbestimmung? Wie verhielt sich demgegenüber die ukrainische Regierung bisher und welche Perspektiven könnte die neue unter Ministerpräsidentin Julia Timoschenko eröffnen?
Darauf und auf weitere sich aus dem Kontext ergebende Fragen versucht die Arbeit Antworten zu geben, ohne dabei den Anspruch auf Vollständigkeit und endgültige Bewertung zu erheben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Fragestellung
- Aufbau
- Forschungsstand
- Die politische Entwicklung in der Ukraine seit 1994/ 1999
- Innenpolitische Entwicklung seit 1999
- Außenpolitische Entwicklung seit 1994
- Die Ukraine im Kontext externer wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Überlegungen – Einflüsse Russlands und der Europäischen Union
- Interessenlage Russlands
- Wirtschaftspolitische Interessen
- Sicherheitspolitische Interessen
- Interessenlage der Europäischen Union
- Wirtschaftspolitische Interessen
- Sicherheitspolitische Interessen
- Schlussbetrachtung
- Zusammenfassung und Bewertung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der geostrategischen Bedeutung der Ukraine für Russland und die Europäische Union. Der Autor analysiert die Interessenlagen beider Akteure im Kontext der historischen Entwicklung seit 1994/1999 und beleuchtet die Einflüsse auf die ukrainische Innen- und Außenpolitik. Dabei werden die wirtschafts- und sicherheitspolitischen Zielsetzungen Russlands und der EU im Hinblick auf die Ukraine untersucht.
- Der Einfluss Russlands und der EU auf die Ukraine
- Die geostrategische Bedeutung der Ukraine für beide Akteure
- Die innenpolitische Entwicklung der Ukraine im Kontext externer Interessen
- Die wirtschafts- und sicherheitspolitischen Interessenlagen Russlands und der EU
- Die Herausforderungen und Chancen für die Ukraine im Spannungsfeld zwischen Russland und der EU
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Fragestellung, den Aufbau der Arbeit und den Forschungsstand dar. Sie unterstreicht die strategische Bedeutung der Ukraine im Kontext der Beziehungen zwischen Russland und der EU.
- Kapitel 2 analysiert die innenpolitische Entwicklung der Ukraine seit 1999, inklusive der Präsidentschaftswahlen und der „Orangenen Revolution“. Es beleuchtet die außenpolitische Entwicklung seit 1994 und zeigt die ambivalente Haltung der ukrainischen Regierungen zwischen Russland und dem Westen.
- Kapitel 3 untersucht die wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Interessen Russlands und der EU in der Ukraine. Es zeigt die russische Dominanz im Energiesektor und die Abhängigkeit der Ukraine von russischen Rohstofflieferungen auf. Der Autor beleuchtet auch die sicherheitspolitischen Interessen Russlands, wie die Sicherung der militärischen Stützpunkte auf der Krim und die Behinderung eines NATO-Beitritts der Ukraine. Die EU verfolgt hingegen eine Politik der wirtschaftlichen und demokratischen Stabilisierung der Ukraine, um die eigene Außengrenze zu sichern und den Einfluss Russlands zu begrenzen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert sich auf die Beziehungen zwischen Russland, der EU und der Ukraine. Zentrale Themen sind die geostrategische Bedeutung der Ukraine als Brückenkopf zwischen Russland und dem Westen, die Rolle der Ukraine als Energietransitland, die innenpolitische Instabilität der Ukraine und die Einflussnahmeversuche Russlands und der EU auf die ukrainische Politik und Wirtschaft. Weitere Schlüsselbegriffe sind „Orangene Revolution“, „GUUAM-Bündnis“, „Schwarzmeerflotte“, „Gaspipeline“, „NATO-Beitritt“ und „EU-Mitgliedschaft“.
- Quote paper
- M.A. Michael Kunze (Author), 2005, Die Ukraine im Kontext externer wirtschaftlicher und sicherheitspolitischer Interessen , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75543