Die Lebenssituationen von Kindern, mit und ohne Hörbehinderung, im Vergleich zwischen Uganda und Deutschland

Mit einem Praxisanteil des Projektes "Gehörlosigkeit macht nicht Halt vor Grenzen" und der St. Mark VII - Unit school for the Deaf


Mémoire (de fin d'études), 2004

98 Pages, Note: 2,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Glossar

Abkürzungen

1. Einleitung
1.1 Grundgedanken zum Thema
1.2 Eigene Motivation zum Thema
1.3. Ziel der Diplomarbeit
1.4. Methode und Aufbau

2. Länderkunde Deutschland und Uganda
2.1 Land und Leute
2.2 Kleiner politischer Rückblick

3. Kindheit in Deutschland und Uganda
3.1 Definition Kind
3.2 allgemeiner Rückblick der Geschichte der Kindheit
3.3 Kindheit heute in Deutschland und Uganda
3.4 Familiensysteme
3.4 Armut in den Familien
3.1 Rituale und Religion
3.7 Waisen- und Straßenkinder
3.8 Kinderarbeit

4. Bildung und Erziehung in Deutschland und Uganda
4.1. Das Bildungswesen
4.2. Erziehung

5. Spezifische Lebenssituationen von Kindern in Deutschland und Uganda
5.1. Krankheiten und medizinische Versorgung
5.2. Beschneidung bei Kindern
5.3. Kindersoldaten
5.4. Behinderungen bei Kindern

6. Die Hörbehinderung als spezifische Behinderungsform
6.1. Umfang und Ausmaß von Hörbehinderungen bei Kindern in Deutschland und Uganda
6.2. spezifische Ursachen für eine Hörbehinderungen
6.3. Die Kommunikation von Hörbehinderten in Deutschland und Uganda
6.4. Einrichtungen für hörbehinderte Kinder

7. Praxisbeispiel:
7.1. Allgemeine Beschreibung des Projektes
7.2. Bedingungsanalyse der St. Mark VII
7.3. Fachliche Qualifikation der Mitarbeiter
7.4. Ziele des Projektes
7.5. Methoden innerhalb der Projektarbeit
7.6. Struktur- Prozess und Ergebnisqualität:
7.7. Ausblick innerhalb der Projektarbeit

8. Resümee

9. Literaturverzeichnis
9.1. Internetverzeichnis:
9.2. Abbildungsverzeichnis:

Glossar

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[1]

„(…). das recht ein mensch zu sein

beginnt mit dem recht ein kind zu sein“[2]

(Bernd Leppin)

1.1 Grundgedanken zum Thema

Ein guter Start ins Leben ist entscheidend für die gesunde Entwicklung eines Kindes. In den ersten Tagen, Monaten und Jahren vollzieht sich eine wesentliche Entwicklung des Gehirns. Das Kind erlernt alleine in den ersten 3 Lebensjahren die Fähigkeit zu denken, zu sprechen, selbständig zu greifen, zu sitzen, zu laufen und Erfahrungen miteinander zu verknüpfen. Zeitgleich werden die Grundbausteine für Moral-, und Wertvorstellungen, sowie für das Sozialverhalten gelegt.

Gerade weil diese ersten Kinderjahre eine so große Bedeutung für die kindliche Entwicklung haben, und die Auswirkungen bei Entwicklungsstörungen langfristig erhalten bleiben, ist die Schaffung bestmöglicher Lebensräume für das Kind von immenser Bedeutung. Die Entscheidungen und Handlungen zugunsten der Kinder in dieser einschneidenden Lebensphase des Kindseins, haben somit nicht nur Einfluss auf das Individuum, sondern auf die Entwicklung der gesamten Gesellschaft des jeweiligen Landes. Daher sollte die kindliche Phase von der Gesellschaft zu keiner Zeit und in keinem Land aus den Augen gelassen werden.

Bezeichnend für Deutschland ist es, dass es dem überwiegenden Teil der Kinder in Deutschland gut geht. Sie sind ausreichend ernährt, ihre medizinische Versorgung ist durch genügend Ärzte, Medikamente und das soziale Netz der Krankenversicherung abgesichert, die Kindersterblichkeit ist nach UNICEF e.V. auf Position 175 von 187 weltweit eine der Niedrigsten auf der Welt.[3]

Bildung und Erziehung wird den Kindern schon in Familie und Institutionen wie z.B. Kindergärten vermittelt, ein Schulbesuch ist Normalität, Ausbildung oder Studium fast selbstverständlich. Wenn Kinder Entwicklungsverzögerungen oder Verhaltensaufälligkeiten haben, wird ihnen mit Frühförderung, Ergotherapie, Spieltherapie oder schulischer Nachhilfe bestmöglich geholfen. Freizeitangebote und Spielzeug gibt es ausreichend, immer neue Angebote erweitern den Markt.

Erschreckend dagegen stellt sich das Bild des Kindes in der dritten Welt. Vielen Millionen von Kindern wird durch Unterernährung und Wassermangel, Krankheit, starker Armut und Kinderarbeit, die sie auf den Feldern, als Prostituierte in den Städten, oder als Kindersoldaten in den Bürgerkriegen leisten, ihre Kindheit genommen.

Die Kindersterblichkeit in Uganda liegt, nach Angaben von UNICEF e.V., auf Position 32 von 187 weltweit.

Dies bedeutet, bezogen auf 1000 Geburten sterben durchschnittlich 131 Kinder unter 5 Jahren. In Deutschland sind es im Vergleich hierzu durchschnittlich „nur“ 5 Kinder.[4]

Kinder in Uganda erleben schon in frühesten Jahren den Ernst des Lebens und die Gefahren, die das Leben mit sich bringt. Sie können von einer gut behüteten und sicheren Kindheit, wie wir sie in Deutschland vorfinden oftmals nur träumen. Vorsichtig sollte man meines Erachtens jedoch damit sein, ein fixes Bild, das durch öffentliche Darstellungen in den Medien allgemein verfestigt wird, beizubehalten. Die Tatsache, dass ugandische Kinder mit äußerlich ungünstigen Lebensbedingungen konfrontiert sind, bedeutet nicht automatisch, dass es den Kindern in unserem hoch entwickelten und technischen Land automatisch besser geht. Ich möchte das Bild der Kindheit in Uganda mit meiner Einstellung nicht verschönern, aber ich weigere mich auch, die Kindheit in Deutschland als das Optimum anzusehen.

Die Divergenzen der Lebensbedingungen dieser Kinder zweier völlig verschiedener Länder sind so exorbitant unterschiedlich, wie auch die spezifischen Auswirkungen auf die Lebensumstände für die Kinder in Deutschland und Uganda. Was in dem einem Land als unzumutbar und für die kindliche Entwicklung gefährdend angesehen wird, ist für ein anderes Land meist nicht von großer Bedeutung. Wiederum haben dort andere Bereiche mehr Bedeutsamkeit. Daher denke ich, dass sowohl in Deutschland, als auch in Uganda die Kinder in ihrem Umfeld mit kultur- und gesellschaftypischen Problemen konfrontiert werden, die die Lebenssituationen der Kinder ausmachen und so spezifisch werden lassen.

1.2 Eigene Motivation zum Thema

Im August 2003 reiste ich mit der Projektgruppe des Projektes „Gehörlosigkeit macht nicht Halt vor Grenzen“ nach Uganda, um dort Sach- und Geldspenden in der Schule St. Mark VII- Unit for the Deaf zu überreichen und weitere Einrichtungen für hörbehinderte Menschen in Uganda kennen zu lernen. Durch Reisesendungen, Reportagen im Fernsehen und durch eine Vielzahl von Romanen und Artikeln über Afrika, die ich bis zu meiner Reise gesehen und gelesen hatte, war mein erstes, fast unbewusstes „Wunschbild“ von Afrika entstanden. Hierbei hatte sich in mir ein eher romantisches Bild von diesem Kontinent entwickelt.

Ilija Trojanow schrieb über Afrika „Schon nach wenigen Kilometern werden wir von einem Afrika verschluckt, dem Romantiker die Auszeichnung >ursprünglich< verleihen würden. Die Strommasten sind umgefallen, die Dunkelheit hat die Dörfer zurückerobert. Zu beiden Seiten des Pfades wird der Busch von kleinen Feldern unterbrochen: Maniok, Mais, Bananenstauden, Palmen in großer Zahl.“[5]

Uns erscheint die Savanne als ein Meer aus Grün und Braun, von Wasserlöchern durchsetzt und erfrischt durch das Schnauben der Gnus.[6]

Die Vorurteile, die in der öffentlichen Wahrnehmung seit Urzeiten über die afrikanische Kultur und ihr Land geprägt werden, hatte ich bewusst versucht, in den Hintergrund zu verschieben. Böhler und Hoeren haben dies treffend darlegt. „Wenn irgendwo in Afrika Hungerkatastrophen auftreten und wir die Bilder ausgemergelter Kinder sehen, verfestigen sich Klischees, die sich zum Teil über Jahrhunderte entwickelt haben: Afrika als Kontinent der Bürgerkriege, des Chaos, der Unterentwicklung, der Korruption, des Elends, heimgesucht von AIDS und Seuchen.“[7] Ich wollte diesem Bild, dass auch ich neben dem des schönen, romantischem Afrika erhalten hatte, nicht zuviel Raum in meinem Denken einräumen, und diesen Vorurteilen nicht die Möglichkeit geben, in der Schublade unwiderruflich zu verschwinden. Das Bild von Ostafrika wird in den Medien ambivalent dargestellt. Auf der einen Seite der romantische Urlaubskontinent und auf der anderen Seite ein Teil von Afrika, gezeichnet von Armut und Bürgerkriegen. Ich wollte keinem dieser Bilder Vertrauen schenken und mir vor Ort mein persönliches Bild machen.

Uganda dann kennen zu lernen, war wie eine andere Welt zu betreten. Entlang der Straßen waren Hunderte von Menschen, viele Kinder saßen nackt und abgemagert vor den Wellblechhäusern, die sich wie Slums aneinander reihten. Die Luft war staubig, in den Städten stank es nach Abgasen, verbranntem Müll und Plastik. Die Menschen trugen große Lasten auf ihren Köpfen oder stapelten Lebensmittel, wie Bananen und Papayas, auf unermessliche Höhe auf ihren Fahrrädern, Kinder trugen schwere Kanister mit verschmutztem Wasser. Nach dem Regen versanken wir auf den ungeteerten Straßen im Schlamm. Den Menschen, vor allem den Familien mit Kindern, mangelte es an sehr vielem; Essen, sauberem Wasser, medizinischer Versorgung, die für die meisten Menschen unbezahlbar ist, sowie auch an eigenen Häusern zum Wohnen oder Geld für den Schulbesuch der Kinder. Die Häuser hatten kein Wasser, keinen Strom, oft liefen die Menschen meilenweit mit schweren Kanistern auf dem Kopf, um an verschmutztes Wasser und an Lebensmittel zu gelangen.

Geschäfte, öffentliche Einrichtungen und andere Häuser wurden mit bewaffneten Männern und Frauen gesichert. Kriminalität ist als Folge der Armut für die Einheimischen eher eine Normalität geworden. Der Strom ist häufig ausgefallen, so dass die Orte in Dunkeln versanken.

Eine Vielzahl von behinderten Menschen war zu sehen. Diese werden häufig von ihren Dörfern und Familien ausgestoßen und versuchen alleine auf der Straße zu überleben.

Die Bilder meiner Reise kommen auch hier in Deutschland wieder, wenn ich aktuellere Berichte in den Zeitungen lese, wie beispielsweise den Artikel von Vogt, am 27. Februar 2004 in der AZ mit dem Titel „Gewalt erschüttert Uganda“, in dem von einer Auseinandersetzung mit 250 Toten aus Flüchtlingslagern mit der Lord’s Resistance Army (LRA) berichtet wird.[8]

Jedoch ist in Deutschland das Leben für viele Menschen, vor allem Familien, Alleinerziehende und Kinder, in einigen Bereichen nicht unbedingt einfacher.

Eine Million Kinder in Deutschland leben, nach Angaben des deutschen Kinderhilfswerkes e.V., von Sozialhilfe, über 2,3 Millionen Kinder werden von allein erziehenden Müttern großgezogen und Millionen von Kindern haben in Deutschland keinen Zugang zu kindgerechten Spiel- und Lebenswelten.[9]

„500.000 Kinder leben in schlechtesten Wohnverhältnissen. Immer mehr Familien in Deutschland geraten ohne eigenes Verschulden in ausweglose finanzielle Situationen.“[10] Die Anzahl der Arbeitslosen steigt stetig an, Suchtprobleme und Scheidungen nehmen zu. Allerdings verhindert der in Deutschland bestehende Status als Sozialstaat einen Umfang an Armut, wie wir ihn in Afrika vorfinden.

Czirr befragte deutsche Kinder zu ihren Lebenssituationen. Auf die Frage: „Welche Wünsche hast Du denn?“[11] antwortete Stefanie, 12 Jahre alt mit: „…, Wenn wir mehr Geld hätten, würde ich unsere Wohnung gerne modern einrichten, mit chicen Möbeln aus Chrom. Ich würde auch regelmäßig zum Reiten gehen oder in einem Kurs Flamenco tanzen lernen. Und einen Hund würde ich aus dem Tierheim holen. Aber da fallen Tierarztkosten an und das Futter kostet auch eine Menge. Das alles ist leider nicht drin, wie meine Mutter immer sagt.“[12] Daraufhin wurde sie gefragt: „Bist Du deswegen unglücklich?“ Stefanie: Nein, eigentlich nicht, höchstens manchmal traurig, aber es gibt viele Kinder auf der Welt, denen es schlechter geht als mir.“[13]

1.3. Ziel der Diplomarbeit

Die Kinder dieser Welt sind die Erwachsenen unserer Zukunft. Für mich stehen sie daher, egal in welchem Land ich bin, in meiner sozialen Arbeit an primärer Stelle. Kinder sind es, die in ihre Lebenssituationen hinein geborenen werden, die leider allzu oft keine unbeschwerte Kindheit erleben dürfen, sondern den Ernst des Lebens viel zu früh erfahren. Sie können nicht wählen oder sich aussuchen, wo sie geboren werden, wo sie leben, aufwachsen und mit welchen Sorgen und Problemen sie konfrontiert werden, sei es durch Gewalterfahrungen, durch Vernachlässigung, durch Kinderarbeit, durch Armut oder durch Verwahrlosung. Die Kinder sind meist diejenigen, die am stärksten davon betroffen sind, ohne etwas an ihrer Lebenssituation verändern zu können.

Gottlob Wilhelm Burmann würde heute wohl nicht mehr schreiben:

Noch bin ich ein Kind

Noch fühl ich nur Unschuld und Freuden

Und weiß nicht, was Leiden

Und Kümmernis sind“[14]

Die Kinder können sich in ihren individuellen Lebenssituationen nicht alleine helfen, können nicht alleine leben und nicht alleine überleben.

Ich möchte daher anhand meiner Diplomarbeit darstellen, wie unterschiedlich und vielschichtig Kindheit in der deutschen und der ugandischen Kultur aussieht, und die Situationen der Kinder in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken. Weiterhin möchte ich durch meine Arbeit den Blick des Lesers für die Probleme und Situationen dieser Welt erweitern, und zum Nachdenken anregen, welche Konsequenzen wir daraus für unsere Sozialarbeit und unser tägliches Leben ziehen können.

Vielleicht ist es mir auch möglich, mit meiner Diplomarbeit den Leser dazu zu ermutigen, sich für die verschiedenen Organisationen und Projekte für die Kinder dieser Welt zu interessieren, sich ehernamtlich zu engagieren, oder durch Sach- und Geldspenden die Organisation der Wahl, und damit die Kinder dieser Welt, zu unterstützen. Die verschiedenen Lebenssituationen auf dieser Welt, egal ob in Deutschland oder in Uganda, dürfen nicht vergessen werden, und wir sollten uns immer daran erinnern, dass vor allem die unsere Hilfe benötigen, die sich alleine nicht helfen können: unsere Kinder.

1.4. Methode und Aufbau

In meiner Diplomarbeit werde ich die Lebenssituationen von Kindern mit und ohne eine Hörbehinderung, im Vergleich zwischen Uganda und Deutschland darlegen.

Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt hierbei in der vergleichenden Darstellung der Lebenssituationen von Kindern ohne eine Form der Behinderung. Es ist davon auszugehen das Kinder mit einer Hörbehinderung unter den gleichen Lebenssituationen wie Kinder ohne eine Behinderung leben, beispielsweise in Familiensystemen, in Armut, mit Kinderarbeit oder als Straßenkinder, und diese Bereiche nicht noch einmal getrennt, mit oder ohne Hörbehinderung, gesehen werden müssen. Kennzeichnend bei einer Hörbehinderung sind jedoch vor allem die Kommunikation, sowie die technischen Hilfsmittel und Einrichtungen der so genannten „Gehörlosenkultur“. Auf den Bereich der Hörbehinderung bei Kindern werde ich daher erst spezifisch unter Punkt 6, sowie im Praxisteil näher eingehen.

Nach der Einleitung im ersten Kapitel werde ich im zweiten Kapitel meiner Diplomarbeit eine Länderkunde von Deutschland und Uganda, mit dem Bereich Land und Leute, sowie einen kleinen politischen Rückblick des jeweiligen Landes, darstellen. Dieser Teil dient dazu, den Leser in die jeweiligen Strukturen des Landes einzuführen. Danach werde ich auf die Kindheit in Deutschland und Uganda genauer eingehen. Hierbei werde ich die allgemeine Geschichte der Kindheit, die Kindheit heute, Familiensysteme, Rituale und Religionen, die Armut in den Familien, Waisen- und Straßenkinder, sowie die Kinderarbeit genauer darstellen.

Im vierten Kapitel werde ich den Bereich der Bildung und Erziehung in Deutschland und Uganda miteinander vergleichen und hierbei die Thematiken des Bildungswesens für Kinder, sowie den Bereich der Erziehung, bearbeiten.

Im fünften Teil meiner Diplomarbeit werde ich die spezifischen Lebenssituationen von Kindern in Deutschland und Uganda, anhand der Bereiche Krankheiten und medizinische Versorgung, die Beschneidung bei Kindern, Kindersoldaten und Behinderungen bei Kindern, genauer betrachten.

Danach werde ich Ausführungen zum Thema: „die Hörbehinderung als spezifische Behinderungsform“ darlegen, und Informationen zum Umfang und Ausmaß von Hörbehinderungen bei Kindern, zu den spezifischen Ursachen für Hörbehinderungen, über die Kommunikation von Hörbehinderten, sowie über Einrichtungen für hörbehinderte Kinder und ihre Familien in Deutschland und Uganda geben.

Dieser Teil der Diplomarbeit weist danach auf meinen Praxisbezug hin, in dem ich meine Tätigkeit in dem Projekt „Gehörlosigkeit macht nicht halt vor Grenzen“ und der Schule für hörbehinderte Kinder St. Mark VII- Unit for the Deaf in Bwanda/ Masaka-Uganda, als eine Form von Kindheit in Uganda, beschreiben werde.

Zum Abschluss meiner Diplomarbeit werde ich ein persönliches Resümee aus meiner Diplomarbeit ziehen, und die Konsequenzen, sowohl für meine Person, als auch für meine sozialpädagogische und sozialarbeiterische Arbeit aufführen. Im Anschluss befinden sich das Literaturverzeichnis mit allen verwendeten Quellen, sowie der thematische Anhang.

Im Aufbau der Länder werde ich innerhalb eines Themas immer zuerst über Deutschland schreiben, um von dem Erleben und Bild auszugehen, das dem deutschen Leser vertraut ist, und danach auf das Land Uganda eingehen.

Die Methodik der teilnehmenden Beobachtung in Deutschland und Uganda erlaubte es mir, einen realitäts- und praxisbezogenen Einblick in die verschiedenen Lebensbereiche der deutschen und afrikanischen Kinder zu erhalten. Diese Erfahrungen und Erlebnisse spiegeln sich unter anderem in dem Kapitel der „eigenen Motivation zum Thema“ wieder.

Da in der Literatur über Uganda nicht zu jedem meiner Themen ausreichend Material in Form von Literatur vorhanden ist, werde ich mich des weiteren auch auf eigene Erfahrungen, sowie schriftliche und mündliche Aussagen von Personen aus Uganda beziehen, die in der Schule St. Mark VII oder in der Uganda National Association of Deaf (UNAD) tätig sind. In Hinblick auf die Gewinnung der Daten, die im Praxisbeispiel genannt werden, beziehe ich mich auf meine eigenen Erkenntnisse aus Uganda und werde eigene Aufzeichnungen zur Projektarbeit mit einfließen lassen. Dieses Kapitel wird daher auch in der Ich- Form verfasst.

Das Bildmaterial, das ich innerhalb meiner Diplomarbeit verwende, habe ich, wie angegeben, selbst erstellt oder die schriftliche Genehmigung zur Verwendung des Bildmaterials vom Fotografen/in erhalten. Graphiken und Fotomaterial verwende ich in dieser Diplomarbeit, um das Geschriebene für den Leser bildlich zu unterstützen. Die Fußnoten sollen nicht nur dazu dienen, den wissenschaftlichen Teil dieser Arbeit transparent und überprüfbar zu machen, sondern dem Leser vor allem auch die Möglichkeit geben, bei weiterem Interesse mittels der angegeben Literaturangaben das Thema zu vertiefen.

Um die Übersichtlichkeit im Literaturverzeichnis zu wahren, ist bei mehreren Autoren innerhalb eines Buches der Herausgeber zuerst genannt, die einzelnen Autoren folgen danach alphabetisch.

2. Länderkunde Deutschland und Uganda

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Dieses Kapitel dient dazu, dem Leser einen ersten Überblick über die Unterschiede von Deutschland und Uganda zu ermöglichen, in dem das Land, die Menschen und der politische Hintergrund näher betrachtet werden. Gerade die Region mit seiner Natur und Kultur, mit seinem Klima, den Bodenschätzen, der Besiedelung durch den Menschen, der Land- und Forstwirtschaft, sowie die jeweiligen politischen Erfahrungen haben Auswirkungen auf die Lebenssituationen der Menschen in dem jeweiligen Land.[15][16]

2.1 Land und Leute

Deutschland liegt in Mitteleuropa und grenzt an insgesamt neun Länder. Hierzu zählen Dänemark, Polen, die Tschechische Republik, Österreich, die Schweiz, Frankreich, Belgien, Luxemburg und die Niederlande. Schneider verfasst weiter „Mit einer Fläche von 356970 Quadratkilometern ist Deutschland das sechsgrößte Land Europas. Das Staatsgebiet verteilt sich auf 16 Bundesländer, von denen Bayern mit 70 546 Quadratkilometern das größte, der Stadtstaat Bremen mit 404 Quadratkilometern das kleinste ist.“[17]

Schneider erläutert weiter, dass in Deutschland ungefähr die Hälfte des Landes, rund 195 000 km2 landwirtschaftlich genutzt wird, knapp 30 % der Fläche ist Waldgebiet. In Deutschland gibt es nirgendwo eine unverfälschte Naturlandschaft, alle Gebiete sind in irgendeiner Form kulturlandschaftlich geprägt. In der Klimazone liegt Deutschland in der kühlgemäßigten Mittelbreite. Dafür charakteristisch ist der häufige Wetterwechsel, der auf ein Dutzend verschiedener Luftmassen zurück geht, die das Klima beeinflussen. Dadurch beträgt die durchschnittliche Jahrestemperatur 9,5 Grad, die Temperaturen zwischen dem wärmsten und dem kältesten Monaten schwanken zwischen 15- 20 Grad. Der durchschnittliche Niederschlag beträgt im Jahr rund 700 Millimeter. Deutschland hat 82,0 Millionen Einwohner, wovon 230 Einwohner auf den km2 kommen. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Deutschen, sowie Minderheiten von Sorben, Dänen, Friesen, und zahlreichen Türken, Italienern, Ex-Jugoslawen, Griechen, Afrikanern und Polen.[18]

Die Landessprache in Deutschland ist deutsch, wobei eine Vielzahl von regionalen Dialekten, wie z.B. Bayerisch, Berlinerisch, Fränkisch, Hessisch, Hochdeutsch, Kölsch, Niederdeutsch, Pfälzisch, Plattdeutsch und Schwäbisch zu finden sind.

Afrika ist nach Schneider mit 30 Millionen Quadratkilometern, nach Asien, der zweitgrößte Kontinent der Erde. Der Äquator teilt den Kontinent etwa in der Mitte, wobei die Nordhälfte deutlich größer als die Südhälfte ist.

Schneider erläutert hierzu, „Kulturräumlich umfasst Nordafrika zunächst den arabisch beherrschten Abschnitt, das sogenannte Weißafrika. Dieser reicht bis in die Sahelzone. Hier beginnt mit der überwiegend schwarzhäutigen Bevölkerung „Schwarzafrika“.“[19] Aus regionaler Sicht gehören dazu Zentral-, Ost- und Südafrika. Als naturlandschaftlich vielseitigste Region Afrikas gilt Ostafrika, mit einer Größe von ungefähr 4. Millionen km2, mit kleineren Teilen Küstentiefland, Gebirgsketten und Seen, sowie einem großen Teil Savanne.

Uganda ist zugehörig zu Ostafrika und besteht zu einem überwiegenden Teil aus Hochland. Laut Waldow ist Uganda mit einer Fläche von 241 139 km2 von der Größe her ungefähr vergleichbar mit der „alten“ Bundesrepublik Deutschland, die einschließlich West-Berlin, eine Fläche von rund 248.000 km2 ausmachte.[20]

Schneider beschreibt, Uganda ist nördlich des Viktoriasees gelegen, der den Wasserreichtum Ugandas repräsentiert. Im Norden Ugandas breitet sich die Trocken- und Feuchtsavanne aus, im Südosten des Landes vor allem Feuchtsavanne und tropischer Regenwald. Die Jahresmitteltemperatur liegt in Uganda, das direkt am Äquator liegt, bei 21 Grad. Der Regen fällt hier fast das gesamte Jahr über hindurch, Langzeitrockenperioden gibt es nicht. Der durchschnittliche Niederschlag beträgt hier zwischen 1500 und 2000 Millimeter. Folglich ist die Landwirtschaft in Uganda sehr produktiv, die wichtigste Exportpflanze ist hierbei der Kaffee, gefolgt von Baumwolle und Tee. Für die Selbstversorgung der Ugander sind Mais, Hirse, Kartoffeln und Kochbananen bedeutsam. Der Fischfang am Viktoriasee dient sowohl dem Eigenbedarf als auch dem Export. Des weiteren verfügt Uganda über Kupfer und Kobalt in größeren Mengen. Uganda hat 20,3 Millionen Einwohner, wovon 84 Einwohner auf den km2 kommen. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Bantu-Völkern, West-und Ostniloten, Sudanern und verschiedenen Minderheiten.[21]

Nelles gibt an, dass die offizielle Landessprache Englisch ist.

Sie wurde in den achtziger Jahren des letzen Jahrhunderts mit den britischen Kolonialherren in Uganda eingeführt. Insgesamt lassen sich aber in der gesamten ugandischen Bevölkerung an die 30 verschiedene, einheimische Sprachen ausmachen,

wobei Luganda und Luo am häufigsten gesprochen werden. Kisuaheli wird in Uganda in Grenzgebieten, auf Straßenmärkten und von Polizei und Soldaten gesprochen.[22]

2.2 Kleiner politischer Rückblick

Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Kohl erklärt, In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts erlebten die Deutschen das unruhige, nationalistische Machtstreben des deutschen Kaiserreichs, das furchtbare Blutvergießen des Ersten Weltkrieges, die unglückliche Weimarer Republik - stets bedrängt von extremistischen Attacken-, Weltwirtschaftskrise und Inflation, schließlich das nationalsozialistische Regime mit seiner Terrorherrschaft und dem Grauen des Zweiten Weltkrieges.“[23] Der Fall der Mauer im Jahre 1989, und hiermit namentlich der Zusammenbruch des kommunistischen Imperiums, gehört nach Glaser ebenfalls in den Bereich der größeren politischen Ereignisse Deutschlands in den vergangenen Jahrzehnten.[24]

Bleek und Sontheimer führen auf, dass zu Anfangszeiten der Bundesrepublik Deutschland die Christdemokraten (CDU) die entscheidungsfähige Mehrheit zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele hatten. Konrad Adenauer (CDU) wurde am 15. September 1949 mit nur einer Stimme Mehrheit zum ersten deutschen Bundeskanzler gewählt.[25] Weiter führen sie auf, dass am 07. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Republik (DDR) als zweiter deutscher Staat gegründet wurde. Bis zu ihrer Auflösung am 03.Oktober 1990 gab es innerhalb der DDR nur zwei Regierungsformen. Das Regime Walter Ulbrichts bis zum Jahre 1971 und anschließend die Regierung Erich Honeckers, bis zum Zusammenbruch der SED-Diktatur im Herbst 1989.[26] Nach dem Rücktritt Adenauers 1963 wählte der Deutsche Bundestag Prof. Dr. Ludwig Erhard (CDU) als Bundeskanzler. Im Laufe der politischen Geschichte Deutschlands folgten Kurt Georg Kiesinger (CDU), Willy Brandt (SPD), Helmut Schmidt (SPD), Dr. Helmut Kohl (CDU), sowie der derzeitige Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Gerhard Schröder (SPD).[27]

Kindheit in der Vergangenheit Deutschlands wurde meines Erachtens von den politischen Ereignissen stark geprägt. Nach Angaben des Deutsch Historischen Museums trat die Hitler Jugend nach ihrer Gründung 3./4. Juli 1926 in Weimar, während des zweiten Weltkrieges von 1939- 1945 in Erscheinung.

Das Deutsche Jungvolk (DJ) vereinigte die 10- bis 14jährigen Jungen, die eigentliche Hitler Jugend (HJ) die 14- bis 18jährigen Jungen.

Hinzu kam 1938 das BDM-Werk "Glaube und Schönheit" für die 17- bis 21jährigen Frauen, die - auf freiwilliger Basis - auf ihre Rolle als Hausfrau und Mutter vorbereitet wurden. Die anfangs noch formell freiwillige Mitgliedschaft wurde am 1. Dezember 1936 durch das "Gesetz über die Hitler-Jugend" und am 25. März 1939 durch die Einführung der "Jugenddienstpflicht” zur Zwangsmitgliedschaft ernannt. Die Zahl der HJ-Mitglieder stieg von rund 100.000 im Jahr 1932 auf 8,7 Millionen 1939. Nach Einführung der Zwangsmitgliedschaft waren nahezu alle Jugendlichen Mitglied der HJ.[28]

Auch das Phänomen Kindersoldaten, in den Medien eher bekannt aus Ländern der dritten Welt, hatte seine Auswirkungen in Deutschland. Nach Angaben von Johansen, starben während des zweiten Weltkrieges Hunderttausende von minderjährigen Schülern und Lehrlingen als so genannte Kriegsdienstverpflichtete, im Rahmen der Hitlerjugend oder der Waffen-SS einen sinnlosen Tod an der Front. Viele Kinder wurden auch durch so genannte Kinderlandverschickung in KLV-Lager von ihren Familien getrennt. Diese Lager befanden sich meistens in ländlicheren Gegenden, um den Kindern in bombengefährdeten Gebieten eine sichere Schulausbildung zu ermöglichen. Gleichzeitig wurde durch die Mitwirkung der Hitler-Jugend natürlich auch eine Erziehung im Sinne des Regimes gewährleistet. Während des 2. Weltkriegs war der führende Diktator Adolf Hitler sehr darauf bedacht, Nachwuchs zu bekommen und ehrte die Mütter ab 4 Kinder mit einem Mutterkreuz.[29]

Bleek und Sontheimer beschreiben weiter, wie wichtig für die Kindheit in diesen Phasen aber auch die Zeit in den Nachkriegsjahren war, denn die noch vorhandene Lebensenergie war ganz darauf fixiert, sich unter extrem schwierigen Bedingungen am Leben zu erhalten. Meist geschah dies ohne die Unterstützung der Familien, da diese während des Krieges durch Flucht oder Tod auseinander gerissen wurden.[30]

Beschreibungen Nelles zufolge bildeten sich zum Ende des 18. Jahrhunderts in Ugandas Region um den Viktoriasee die Zentralstaaten Buganda, Ankole, Bunyoro-Kitara und Busoga, die sogenannten Königstaaten. 1966 hob Milton Apollo Obote, der erste Premierminister nach der Unabhängigkeit, die Verfassung auf, die dem Teilstaat Buganda eine Reihe von Sonderrechten zugestanden hatte.

Obote ernannte sich danach selbst zum Staatspräsidenten und schickte Sr. Edward Mutesa II, den kabaka (König) von Buganda und ersten Präsidenten Ugandas, nach London ins Exil.

Obotes Herrschaft wurde am 25. Januar 1971 von dem General Idi Amin Dada gestürzt, nach dem diese zuvor gemeinsam alle Königreiche in Uganda zerschlagen hatten, die Verfassung außer Kraft gesetzt, und den Rechtsstaat innerhalb Ugandas abschafft hatten. Als Präsident verbreitete Idi Amin eine diktatorische Schreckensherrschaft, der schätzungsweise 500.000 Ugander zum Opfer fielen. Amin wurde 1979 durch den Eingriff des Militärs aus Tansania und Exil-Ugandern entmachtet. Manipulationen des Uganda People’s Congress (UPC), einer Anti-Buganda Partei die 1960 von Milton Obote gegründet worden ist, führten dazu, dass Obote zum zweiten Mal die Macht im Obote-II-Regime bekam. Diese Machtübernahme Obotes entfesselte 1981einen Bürgerkrieg, den Yoweri Kaguta Museveni mit 30 Anhängern als Führer einer Guerillabewegung begann. Diese Guerillabewegung führte im Jahre 1985 zur Befreiung des von Obotes tyrannisierten Uganda, und zu dessen Sturz. Am 26. Januar 1986, nach 5 Jahren Bürgerkrieg siegte Musevenis Partei, die National Resistance Movement (NRM). Seither wurden viele Bemühungen unternommen, um die politisch Situation in Uganda zu verbessern.[31] Hax-Schoppenhorst erläutert, die Bedeutsamkeit der politischen Ereignisse der Vergangenheit Ugandas für die Prägung der Kindheit wird vor allem durch den Einsatz von Kindersoldaten bewusst. Mehr als 12.000 Kinder, meist im Alter von 11 bis 15 Jahren, wurden und werden seit 1988 von den Rebellen der Lord’s Resistance Army (LRA) unter ihrem derzeitigen Anführer Joseph Kony in Norduganda entführt und misshandelt. Die überwiegende Mehrheit sind hierbei Jungen, ungefähr ein Viertel sind Mädchen. Offiziell kämpft die Lord’s Resistance Army (LRA) gegen die ugandische Regierung. Aber meist terrorisieren die Rebellen die eigene Bevölkerung.

Hierfür werden auch heute noch in Uganda ca. 4.000-6.000 Kinder als Kindersoldaten entführt, in Militärakademien in den Sudan verschleppt und dort einem mulifunktionalen Missbrauch ausgesetzt. Die früheren Kindersoldaten unter der Diktatur Idi Amin und dem späteren Bürgerkrieg Obotes leiden noch heute unter ihren traumatischen Erlebnissen und wurden von ihren Familien aufgrund ihrer Handlungen oftmals verstoßen.[32]

3. Kindheit in Deutschland und Uganda

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[33]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[34]

Jedes Kind dieser Welt wird in ein bestimmtes kulturelles System hineingeboren, dass dem Kind im ersten Moment fremd und bedeutungslos erscheint. Zimmermann erklärt hierzu „Der Säugling, dessen Persönlichkeit sich erst in der sozialen Umwelt entwickeln muss, sei nahezu eine Tabula rasa.“[35]

Durch die Erwachsenen und deren Umfeld erlernt das Kind das jeweilige kulturelle System seines Landes mit spezifischer Sprache, Deutungsmustern, Symbolen und Gegenständen.[36]

Dies bedeutet nach Hofstede, dass jeder Menschen in seinem Inneren Muster des Denkens, Fühlens und potentiellen Handelns trägt, die er von Kind auf an ein Leben lang erlernt hat. Ein Großteil des Erlernten wurde in der frühen Kindheit erworben, denn in dieser Lebensphase ist der Menschen am empfänglichsten für Lern- und Assimilationsprozesse. Haben sich die Kulturspezifischen Denk- Fühl -und Handlungsmuster erst im Kopf des Menschen gefestigt, so müssen diese erst abgelegt werden, bevor er in der Lage ist, ein anderes Kultursystem neu zu erlernen. Hofsteede bezeichnet diese erlernten Denk, -Fühl,- und Handlungsmuster als mentale Programme, oder auch Kultur. Die Quellen der kulturspezifischen mentalen Programme liegen in unserem sozialen Umfeld, im dem wir als Kind aufgewachsen sind und unsere Lebenserfahrungen gesammelt haben. Diese Programmierung beginnt in verschiedenen Instanzen, wie der Familie, der Nachbarschaft, dem Kindergarten, der Schule, Freunden und Jugendgruppen bis hin zum Ausbildungs- und Arbeitsplatz. Demnach reagieren zwei Kinder mit unterschiedlichen Erfahrungen mentaler Programmierung in gleichen Situationen mit verschiedenen Verhaltensweisen, denn die mentalen Programme unterscheiden sich genauso stark voneinander, wie das jeweilige soziale Umfeld in dem sie erworben wurden.[37] Dieses Kapitel soll dem Leser nun aufführen, wie Kindheit in zwei verschiedenen Kulturen erlebt und erfahren wird.

3.1 Definition Kind

In Artikel 1 der UN-Konvention über die Rechte des Kindes von 1989 wird grundsätzlich jeder Mensch unter 18 Jahren als Kind definiert.

„Im Sinne dieses Übereinkommens ist ein Kind jeder Mensch, der das achtzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet hat, soweit die Volljährigkeit nach dem auf das Kind anzuwendenden Recht nicht früher eintritt.“[38]

Diese Definition stimmt mit einer allgemeinen Altersangabe von 18 Jahren überein, wie sie global von den meisten nationalen Regierungen als Übergang von der Minderjährigkeit zur Volljährigkeit festgesetzt wird. Außer den USA und Somalia haben alle Staaten dieser Erde diese Konvention unterzeichnet und unterliegen dadurch den darin völkerrechtlich festgelegten Bestimmungen. Somit auch Deutschland und Uganda.

3.2 allgemeiner Rückblick der Geschichte der Kindheit

Die Bedeutung von Kindheit hat sich von der Vergangenheit bis heute stark gewandelt. Nach Ariès war die Dauer der Kindheit in der Historie auf das zarteste Kindesalter beschränkt, das bedeutet auf die Periode wo das kleine Wesen nicht ohne fremde Hilfe auskommen konnte. Bis zum Mittelalter gab es die Abgrenzung zwischen den Lebensphasen Kindheit, Jugendalter und Erwachsenenalter nicht. In der romanischen Welt, bis über zum 13. Jahrhundert, gab es keine Kinder die durch einen besonderen Ausdruck gekennzeichnet waren, sondern Erwachsene von kleinen Wuchs.[39]

Wais schreibt hierzu, dass Säuglinge wenn sie die ersten Wochen überlebten und überleben durften, häufig Säugeammen übergeben wurden. Diese behandelten die Säuglinge mehr wie eine Sache als ein menschliches Wesen.

Es war üblich, Kleinkinder mit einem Mohn gefülltem Lutschbeutel ruhig zu stellen, in der Regel hatten die Kinder auch kein eigenes Bettchen, sondern schliefen bei dem Erwachsen, beziehungsweise der Säugeamme im Bett. Viele Säuglinge und Kleinkinder erstickten dabei oder wurden erdrückt.[40]

Ariès führt weiter auf, sobald das Kind sich physisch zurechtfinden konnte, wurde es übergangslos zu den Erwachsenen gezählt, und teilte mit ihnen Arbeit und Spiele. Vom sehr kleinen Kind wurde es sofort zum Erwachsenen, ohne die Etappe der Jugend zu durchlaufen. Die Weitergabe von Werten und Kenntnissen, allgemeiner der Sozialisation des Kindes, wurde dadurch weder von der Familie gewährleistet, noch kontrolliert. Das Kind lernte alle Dinge, die es wissen musste, indem es den Erwachsenen bei ihren Verrichtungen verhalf. Wenn ein Kind starb, was häufig vorkam, machte die Familie in der Regel nicht allzu viel Aufhebens darüber, denn ein anderes Kind würde den Platz einnehmen. Dies soll nicht bedeuten, dass es grundsätzlich keine Liebe innerhalb der Familie gab, doch waren Gefühle zwischen Ehegatten, den Eltern und Kindern, keine Vorrausetzung für die Existenz einer Familie.[41]

Wais gibt an, dass primärer Grund für das Bestehen von Familie die gegenseitige Versorgung und Unterstützung bei der Arbeit war, um das tägliche Überleben zu gewährleisten. Die Familie als Ort des Rückzuges oder Schutzes war in diesem Sinne auch nicht gegeben. Vielmehr war das Kind von Anfang an in das vielschichtige Netz von Beziehungen zu Nachbarn und Verwandten eingebunden, es war nicht alleinig fixiert auf die Eltern und hatte auch nicht die enge affektive Bindung, wie wir sie heute kennen.[42]

Selbst der Begriff „Kind“ hatte zu Beginn des 18 Jahrhunderts eine andere Bedeutung als heute. Nach Ariès gibt Furetière in seinem Wörterbuch eine genaue Bestimmung des Sprachgebrauchs. „Kind ist ebenso ein freundschaftlicher Terminus, dessen man sich bedient, um jemanden zu begrüßen, ihm seine Gunst zu bezeigen oder ihn dazu zu bringen, irgendetwas zu tun. Wenn man daher zu einer Frau fortgeschrittenen Alters sagt: Adieu, Mütterchen …, dann antwortet sie: Adieu, mein Kind…. Oder sie mag zu einem Lakaien sagen: Gehen Sie, mein Kind, und holen Sie mir….Und wenn ein Meister die Arbeiter an die Arbeit schicken will, wird er sagen: Los, Kinder, macht Euch an die Arbeit. Der Hauptmann schließlich wird zu seinen Soldaten sagen: Mur Mut, Kinder, seid standhaft.<< Die Soldaten im ersten Glied, die am meisten gefährdet waren, nannte man >>die verlorenen Kinder<<.“[43] Die Begriffsdefinition veränderte sich nach Ariès nur langsam, erst im 19. Jahrhundert wurde das englische Wort >>Baby<< für die Kleinsten übernommen, dass im 16. und 17 Jahrhundert Kinder im Schulalter bezeichnete.

Mit dem französischen bébé dass heutzutage auch in den französisch sprechenden Sektionen Afrikas verwendet wird, hatte das Kleinkind dann einen Namen gefunden und die Begriffsdeutung „Kind“ sich insgesamt stark verändert.[44]

3.3 Kindheit heute in Deutschland und Uganda

Die Wandlung des Begriffes Kind in Deutschland geht auch einher mit der Bewusstwerdung durch verschiedene Pädagogen und Mediziner im 19. und 20. Jahrhundert, wie Rudolf Steiner, Albrecht Leo Merz, Siegmund Freud oder Jean Piaget. Sie verdeutlichten das die kindliche Entwicklung in notwendigen Phasen verläuft, in denen die Wahrnehmungsorgane verschiedene Bedeutungen haben. In jeder dieser Phasen stellt sich das Kind anders zur Welt, versteht anders, interessiert sich und braucht spezifische Anregungen. Das Kind hat durch diese Erkenntnis an Individualität gewonnen, und im Laufe der Zeit innerhalb der Familie und Gesellschaft einen besonderen Stellenwert eingenommen. Gudjons gibt die heutige Phasengliederung der kindlichen Entwicklung in generell übliche Einteilungen an.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Auch der Charakter der heutigen Eltern-Kind Beziehung hat sich mit dem Wandel der Gesellschaft verändert. Nach Zimmermann bedeutet dies „Die Entscheidung für ein Kind wird in Deutschland nicht mehr unbedingt aus Gründen der Altersversorgung oder für die Weitergabe des Familiennamens getroffen, sondern mit der Hoffnung auf eine Sinnerfüllung des eigenen Lebens verknüpft.“[46]

Jedoch bekommen die Deutschen heutzutage immer weniger Kinder. Im Jahre 2003 lag die Durchschnittszahl der Kinder, die eine Frau in ihrem Leben gebärt nach Angaben der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung bei 1,3.[47]

Dies kann meines Erachtens eine Ursache in dem veränderten Bild der Rolle der Frau in unserer Gesellschaft haben. Heutzutage können Frauen zwischen verschiedenen Lebensstilen wählen, ihnen stehen in der Ausbildung und im Beruf annährend die gleichen Wege offen wie Männern. Es gibt für die Frau nicht mehr nur das eine Lebensmodell von Mutterschaft.

Der Rückgang der Geburtenrate kann jedoch auch mit finanziellen Gründen zusammenhängen. Der materielle Lebensstandart der Deutschen ist gestiegen, die meisten Familien besitzen zwei Autos, sowie Immobilien, und mindestens einmal im Jahr möchte das Paar oder die Familie vereisen. Gute Kleidung, eine Vielzahl von technischen Geräten und qualitative Möbel gehören zum Bild.

Um diesen materiellen Wohlstand finanzieren zu können, müssen beide Partner gezwungenermaßen arbeiten, so dass bei den Überlegungen für ein Kind die jahrelange finanzielle Belastung oftmals als störend empfunden wird. Die Ausbildung der Kinder ist teuer.

Diejenigen, die studieren, haben oft mit 25 oder erst 30 Jahren ein eigenes Einkommen. Bis dahin bleiben viele eine zusätzliche finanzielle Belastung für die Eltern. Auch die mangelnden und meist sehr kostspieligen Betreuungsmöglichkeiten für Kinder in Deutschland ermöglichen vielen Familien nicht, dass beide Elterneteile ihrem Beruf nachgehen können.

In Uganda ist die Entwicklung des Begriffes „Kind“ in den vergangen Jahrzehnten nicht so ausgeprägt wie in Deutschland. Obwohl die Gesamtbevölkerung Ugandas nach Angaben von der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung aufgrund einer durchschnittlichen Geburtenrate pro Frau von 6,9 Kindern, zu einem Anteil von 51% aus unter 15 Jährigen besteht und der afrikanische Kontinent weltweit die jüngste Gesamtbevölkerung besitzt (siehe Abbildung 1), hat eine Ausdifferenzierung zwischen Kindheit und Erwachsenenalter kaum stattgefunden.[48]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Afrika ist am Jüngsten- Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (Hrsg.)

Spezifische Angebote, Einrichtungen und Förderungen für Kinder, sowie Kinderspielplätze oder eigene Kinderzimmer spielen in Afrika südlich der Sahelzonal meiner Erfahrung nach eine marginale Rolle. Auch heute noch nehmen die Kleinkinder, auf den Rücken getragend, an allen Lebensbereichen und Aktivitäten der Erwachsenen teil, wie beispielsweise der Feldarbeit oder dem Verkauf auf Märkten. Größere Kinder sind unübersehbarer Bestandteil fast aller Alltagswelten der Erwachsenen.

Nach Alber liegt in der Sahelzone die Zuständigkeit für die Kinder, mit Ausnahme von städtischen Mittel- und Oberschichten nicht unbedingt bei den biologischen Eltern. Oftmals ist auch die Verwandtschaft, wie beispielsweise der Onkel mütterlicherseits, für die Kindererziehung zuständig.

Aber auch dort, wo die Kinder bei ihren biologischen Eltern aufwachsen, übernimmt die erweitere Großfamilie vielfach die Verantwortung. In der Regel werden die Kinder spätestens nach dem 2. Lebensjahr abgestillt, und anschließend beginnt eine geschlechtsspezifische und zumeist getrennte Bildung und Erziehung des Kindes. Die Mädchen werden in die Formen der Hausarbeit eingeführt, und die Jungen übernehmen die Arbeiten der Männer mit. Der Übergang von der Kindheit zur Jugend und zum Erwachsenenalter, das meist in Form von Heirat beginnt, ist in Uganda häufig noch mit Übergangsritualen verbunden.

Gesellschaftliche Probleme und politische Destabilisierung haben auch heutzutage noch in der südlichen Sahelzone, wie z.B. Uganda, Ruanda, Malawi und dem Kongo, zu einer steigenden Anzahl von Kindern geführt, die als Straßenkinder, Kriegs- und Aidsweisen oder Kindersoldaten, für ihr eigenes Überleben, ohne familiäre Unterstützung, kämpfen müssen.[49]

3.4 Familiensysteme

In allen Gesellschaften und Kulturen kommt der Familie eine grundlegende Bedeutung zu. Das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland stellt unter Artikel 6 Abs.1 die Ehe und Familie unter den besonderen Schutz der staatlichen Ordnung. Vom statistischen Bundesamt,

„…werden „Familien“ als Personengemeinschaften innerhalb

eines Privathaushaltes definiert, die im Wesentlichen durch Ehe oder Abstammung bzw. Sorgerecht miteinander verbunden sind.

Im Einzelnen handelt es sich um Ehepaare mit oder ohne ledige Kinder

im Haushalt sowie allein stehende

(d.h. ledige, verheiratet getrennt lebende, geschiedene oder verwitwete Mütter und Väter, die mit ihren ledigen Kindern im gleichen Haushalt leben).“[50]

Der Begriff „Familie“ kann untergliedert werden in Kernfamilien, die familiäre Gemeinschaft von Eltern und ihren noch minderjährigen Kind(ern) und die erweiterte Großfamilie mit mehr als zwei Generationen und Verwandten.

Eine Familie ist hierbei meiner Meinung nach nie ein dauerhaftes Gebilde, das sich nicht verändert, sondern unterliegt einem Wandel durch Geburten von Kindern und dem Ausscheiden von Familienmitgliedern durch Scheidung, Tod oder Gründung einer neuen Familie. Der Begriff der Familie unterliegt in Deutschland in der vergangenen Zeit einem immer größeren Wandel.

Erler erklärt hierzu, „Es fällt schwer heutzutage noch von „der Familie“ zu sprechen, denn das traditionelle Familienmodell erfährt in seinem Kern zunehmend Veränderungen.“[51]

Nach Zimmermann sind Indikatoren für diese Veränderung, und dadurch der Veränderung sozialer Lebensbedingungen für Kinder in den vergangenen 25 Jahren, die zunehmende Erweiterungen und Ergänzungen der Kleinfamilien durch Ein-Eltern-Familien, Stiefelternverhältnisse, nicht eheliche Lebensgemeinschaften, kinderlose Paare und Alleinlebende. Auch der Rückgang der Kinderzahl, und somit der Verlust von Geschwistern und Verwandten, hat den familiären Erfahrungsraum verändert.

Dies geschieht vor allem durch die zunehmende Erwerbstätigkeit von Frauen, die den weiblichen Lebenslauf umformt, und somit eine Veränderung von Familie und Lebenssituationen von Kindern und Jugendluchen hervorruft. Elemente wie Planung von Schwangerschaft durch Angleichung der Bildungschancen führten hierbei zum Wandel.[52] Im Jahre 2000 lebten in Deutschland nach Angaben von Engstler und Menning 54 % der Bevölkerung in Familienhaushalten mit Kindern. 1,5% lebten hiervon in einer nichtehelichen Lebensgemeinschaft, und 2,8% lebten als Alleinerziehende ohne Partner (siehe Abbildung 2).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: In Familien und anderen Haushalten lebende Bevölkerung 2000-

Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (Hrsg.)

Dennoch ist der Anteil rückläufig. 1972 lebten in den alten Bundesländern noch 69% und in den neuen Bundesländern 58% der Bevölkerung in Familienhaushalten mit Kindern.[53] Was früher noch als abweichendes Verhalten für eine Familie galt, ist heute meiner Ansicht nach eher zur Normalität geworden. Beispielhaft für die deutsche „Normalfamilie“ war das verheiratete Paar mit einem oder mehreren leiblichen Kindern. Hinzu kam die Rolle des Familienvaters als Ernährer, der einer Erwerbstätigkeit nachgeht, und die Mutter die sich um die Kinder und den Haushalt kümmert. Die heutige familiäre Realität dagegen zeigt, dass die Eltern nicht unbedingt mehr miteinander verheiratet sind, Kinder verschiedener Blutsverwandtschaft zusammen leben und leibliche Kinder auf Antrag für ehelich erklärt werden, ohne dass es eine Ehe gibt. Die moderne Familie wird in Deutschland immer mehr zum Flickenteppich, der so genannten Patchworkfamilie. Auf Grundlage von ökopsychologischen Gesichtspunkten lässt sich die Systematik der Familie nach Petzold durch zwölf Merkmale primärer Lebensformen unterscheiden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[54]

Aus diesem Raster wird deutlich, dass Familien durch Kombinationen einzelner Merkmale vielfältige Formen und Strukturen haben können. Dadurch ergibt sich eine Vielzahl von Begriffen für familienähnliche Formen des Zusammenlebens, in dem Kinder heutzutage aufwachsen.

Die Symptome der Auflösung der Familie, bzw. der starke Rückgang der durchschnittlichen Haushaltsgrößen, lässt sich meiner Meinung nach auf mehrere Ursachen zurückführen. Hierbei spielen der Geburtenrückgang, der Rückgang der Eheschließungen und dagegen die Zunahme von Ehescheidungen eine entscheidende Rolle. Auch die Abnahme in der Familie lebender Verwandter spielt eine Rolle, da diese nicht mehr wie zu früherer Zeit als zusätzliche Arbeitskraft im Haus und Hof benötigt werden. Der Rückgang der Geburten ist, wie bereits erwähnt, unter anderem auf die Veränderung der Rolle der Frau, sowie dem materialistischen Wohlstand zurück zu führen.

Mitterauer erklärt hierzu, „Die Anfänge der planmäßigen Geburtenbeschränkung im städtischen Bürgertum haben etwa vor allem damit zu tun, daß die Familien nur bei reduzierter Kinderzahl ihren sozialen Status halten konnten. Bewahrung der erreichten sozialen Position bzw. Hoffnung auf sozialen Aufstieg in der nächsten Generation werden dann auch in anderen Bevölkerungsgruppen wichtige Motive der Geburtenbeschränkung. Der Anstieg von materiellem und immateriellen Kosten von Kindern sowie Wohnungsprobleme in einer zunehmend

verstädterten Umwelt tragen das Ihre zum Rückgang von Kinderzahlen bei.“[55]

Des weiteren wurde meiner Ansicht nach im Laufe der Jahrzehnte die Kinderzahl in den Familien eingeschränkt, da durch die bessere medizinische Versorgung, sowie den entstandenen Überfluss an Lebensmitteln und Wasser in Deutschland, mehr Kinder am Leben blieben und die Lebenserwartung der Menschen sich insgesamt erhöhte.

Nach Angaben des statistischen Bundesamtes wurden in Deutschland im Jahre 2000 insgesamt 418 550 Ehen geschlossen, dagegen 197 498 Ehen gerichtlich wieder geschieden.[56] Die erhöhte Rate an Scheidungen in Deutschland trägt zur Bildung von Patchworkfamilien mit neuen Partnern, mit oder ohne Kinder, bei.

In Afrika südlich der Sahelzone hat die Gesellschaft noch ein traditionelleres Verständnis von Familie als in Deutschland, obwohl auch hier ein Wandel stattgefunden hat.

Grau, Hanak und Stacher schreiben „Afrikanische Familien sind eingebettet in je gesondert fortbestehende Verwandtschaftsbeziehungen (kinship ties) von Mann und Frau. Ehepartner bleiben zeitlebens Mitglieder ihrer Verwandtschaftsgruppe (kin group) mit fest umschriebenen Rechten und Pflichten.“[57] Dadurch heben sich die afrikanischen Familienformen wesentlich von denen der westlichen, so genannten Kernfamilien (nuclear family) ab. Zdunnek erklärt im Afrika-Lexikon den Begriff „Familie“ als grundlegende auf Verwandtschaft oder Heirat beruhende, soziale Lebensform.[58]

Die Lebensrealität der traditionellen Familie ist nach Schäfer allerdings oft weit entfernt von den afrikanischen Bildern der Großfamilie mit männlichen Patriarchen. Familien zeichnen sich demnach in Gebieten südlich der Sahara durch eine enorme Flexibilität und Dynamik aus. Ähnlich wie in Europa, steigt die Zahl der allein erziehenden Mütter, und auch die Mehrgenerationsfamilien verlieren immer mehr an Bedeutung. Eine große Variationsbreite charakterisiert das Zusammenleben von Frauen, Männern und ihren Kindern, denn multilaterale Organisationsformen prägen das Zusammenleben, die Wohnformen und die tägliche Versorgung.[59]

Grau, Hanak und Stacher führen weiter auf „Die Familienstruktur ändert sich während eines Lebenszyklus sowohl in ihrer Zusammensetzung als auch in Bezug auf ihre zahlenmäßige Größe mitunter von einer Kernfamilie zu einer erweiterten und wieder zu einer Kernfamilie; damit wandeln sich auch die Positionen, die die einzelnen Familienmitglieder einnehmen. Eine Frau muss als junge Braut ihren „Wert“ erst beweisen, sieht sich als Frau mit der Sicherung der eigenen Interessen und derjenigen ihrer Kinder konfrontiert und mag als Mutter erwachsener Söhne beträchtlichen Einfluß haben.“[60] Weiter erklären sie, die Einheit einer afrikanischen Familie besteht noch häufig aus einer Frau und all jenen, für deren Versorgung sie ganz oder teilweise verantwortlich ist. Diese Verantwortung umfasst alle ihre Kinder und die mit der Familie lebenden Verwandten und Nicht -Verwandten. Der Mann kann ein volles Mitglied dieser familiären Gemeinschaft sein, in den meisten Fällen wechselt er aber zwischen den Feuerstellen seiner Ehefrau, seiner Mutter und seiner eventuellen Freundinnen.[61] In vielen Teilen Ugandas ist Licht und Wärme durch Elektrizität nicht selbstverständlich, so dass sich meiner Erfahrung nach das Alltagsleben um die Feuerstelle herum abspielt. Mitterauer ergänzt hierzu „Die Bezeichnung „Herd“ bzw. „Feuerstätte“ charakterisierte Jahrhunderte hindurch die Familie bzw. die Hausgemeinschaft als soziale Gruppe.“[62] Weiter führt er auf, dass dies besonders im familiären Kontext zu beobachten ist, da die Feuerstelle für die Zubereitung der Nahrung, als auch zur Quelle von Licht und Wärme dient.

Dadurch sind alle Mitglieder räumlich miteinander verbunden, aus funktionalen Gründen sehr gemeinschaftlich. Viele Tätigkeiten, die heutzutage in westlichen Kulturen individuell verübt werden, werden unter diesen Bedingungen zum gemeinsamen Tun. Somit hat die Feuerstelle in Uganda als Bezugspunkt für alle, eine große Bedeutung, und gewährt ein größeres Beisammensein der Familienmitglieder als in anderen Kulturen.[63]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Für afrikanische Frauen gilt meiner Erkenntnis nach der Wunsch meist mehrerer Kinder primär noch als Sicherstellung des Fortbestehens, was hinsichtlich der hohen Sterblichkeit von Kindern und der eigenen geringen Lebenserwartung Berechtigung findet. Denn nach Angaben des Weltbevölkerungsberichts 2003 sterben in Uganda von 1 000 lebendgeborenen Kindern noch immer ca. 88 Kinder vor ihrem 1. Lebensjahr, und die durchschnittliche Lebenserwartung der Erwachsenen liegt bei nur 44 Jahren.[65]

3.4 Armut in den Familien

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In diesem Kontext soll nicht spezifisch auf die geistige, emotionale oder soziale Armut der Kinder in den Ländern eingegangen werden, sondern vielmehr auf die Lebenssituationen durch materielle Armut und ihre Auswirkungen auf die Kinder die in von Armut betroffenen Familien leben und aufwachsen.

Zwar gilt Deutschland mit seinem gesetzlich festgelegtem sozialen Netz aus Arbeitslosengeld und Sozialhilfe als Sozialstaat, der die absolute Armut wie beispielsweise in dritte Welt verhindert, jedoch hat die materielle Armut in der Bundesrepublik Deutschland hierbei genauso seine Schattenseiten wie in vielen anderen Ländern, auch weil der Gesamtanspruch des eigenen Wohlergehens sich der Außenwelt anpasst.

Für den Begriff Armut gibt es nach Rheinhold verschiedene Definitionen.

„- In der EU heißt die Festlegung der „Armutsschwelle“

seit 15 Jahren: Arm ist, wer nur über die Hälfte

des durchschnittlichen Landeseinkommens verfügt;

- Für die Caritas gilt als arm, wer weniger als

die Hälfte des durchschnittlichen Nettoeinkommens

(Minus Miete und Wohnkosten) zur Verfügung hat;“[68]

Das Statistische Bundesamt orientiert sich mit an den Europäischen Richtlinien und definiert Armut,

„Als Einkommensarm gilt demnach, wer in einem Haushalt lebt, dessen Äquivalenzeinkommen weniger als 50% des arithmetischen Mittels der Einkommen in der gesamten Bevölkerung beträgt“.[69]

Die Zahl der in Armut lebenden Familien ist steigend. Nach einer Untersuchung des Sozioökonomischen Panels (SOEP) befanden sich in Deutschland im Jahre 2000 11,9 % der Bevölkerung, in Haushalten mit Paaren und minderjährigen Kindern, in relativer Einkommensarmut.

[...]


[1] Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Fam. Storjohann, Lübeck, Stand: April 2004

[2] Siehe: Leppin, B.: Kinderarbeit, In: Brückenschlag , Kindheit Vom Früher im Heute, Neumünster 2003, S. 149

[3] Vgl.: UNICEV e.V. (Hrsg.): Der Start ins Leben- Z ur Situation der Kinder in der Welt 2001, Frankfurt am Main 2001, S.122

[4] Vgl.: UNICEF e.V. (Hrsg.): Der Start ins Leben- Z ur Situation der Kinder in der Welt 2001, Frankfurt am Main 2001, S.121

[5] Siehe: Trojanow, I.: In Afrika, München 2001, S. 78

[6] Vgl.: Trojanow, I.: In Afrika, München 2001, S. 86

[7] Siehe: Böhler, K.& Hoeren, J. (Hrsg.): Afrika , Mythos und Zukunft, Bonn 2003, S.9

[8] Vgl.: Vogt, S./ Allgäuer Zeitung (Hrsg.): Nr.48 vom 27.02.2004 , Titel „Gewalt erschüttert Uganda-

Erst ein Massakerlenkt den Blick auf Uganda, S.7 (siehe Anhang)

[9] Vgl.: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.(Hrsg.): Kinderreport Deutschland, München 2002, S. 9

[10] Siehe: Deutsches Kinderhilfswerk e.V.(Hrsg.): Kinderreport Deutschland, München 2002, S. 13

[11] Siehe: Czirr, G.: Kinderreport Deutschland, München 2002, S. 27

[12] Siehe: Czirr, G.: Kinderreport Deutschland, München 2002, S. 27

[13] Siehe: Czirr, G.: Kinderreport Deutschland, München 2002, S. 27

[14] Siehe: Wilken, W.: zit. nach: Gottlob Wilhelm Burmann, Kinder von heute- Politik von

gestern? In: Brückenschlag, Kindheit -Vom Früher im Heute, 2003 Neumünster, S.54

[15] Quelle: Bildmaterial aus Privatbesitz Tanja Berlin, Scharbeutz in Schleswig-Holstein- Deutschland,

Stand: April 2004

[16] Quelle: Bildmaterial aus Privatbesitz Tanja Berlin, Bananenplantage in Bwanda- Masaka/Uganda

Stand: August 2003

[17] Siehe: Schneider, C.: Faktenlexikon Erde, München 1997, S.101

[18] Vgl.: Schneider, C.: Faktenlexikon Erde, München 1997, S.101 ff

[19] Siehe: Schneider, C.: Faktenlexikon Erde, München 1997, S.209

[20] Vgl.: Waldow, F.(Hrsg.): Deutsche Gehörlosen Zeitung, 12/2003, Essen/Ruhr 2003, S.355

[21] Vgl.: Schneider, C.: Faktenlexikon Erde, München 1997, S. 246 f

[22] Vgl.: Nelles, G. (Hrsg.): Jumbo Guide Uganda, München 1998, S.27& 66

[23] Siehe: Kohl, H.: 50 Jahre Deutschland- Ereignisse und Entwicklungen, Freiburg in Breisgau 1999, S. 9f

[24] Vgl.: Glaser, H.: Deutsche Kultur, 1995-2000, Bonn 2003, S.11f

[25] Vgl.: Bleek W.& Sontheimer K.: Grundzüge des politischen Systems Deutschlands, Bonn 2003, S.41

[26] Vgl.: Bleek W.& Sontheimer K.: Grundzüge des politischen Systems Deutschlands, Bonn 2003,S.68ff

[27] Vgl.: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung (Hrsg.), Kanzlergalerie, Online,

Stand: 15.04.2004

[28] Vgl.: Deutsches Historisches Museum (Hrsg.), 1933-1939 Die Hitler Jugend, Online, Stand 15.04.2004

[29] Vgl.: Johansen, E.M.: Ich wollt ich wäre nie geboren. Kinder im Krieg, Frankfurt am Main

1986, S. 201ff

[30] Vgl.: Bleek W./Sontheimer K: Grundzüge des politischen Systems Deutschlands, Bonn 2003, S. 19

[31] Vgl.: Nelles, G.(Hrsg.): Jumbo Guide Uganda, München 1998, S.42 ff

[32] Vgl.: Hax-Schoppenhorst, T.: Kinder sind keine Soldaten! Im Inneren der Erde verschwinden,

Aachen 2000, S 109ff

[33] Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Fam. Krause, Lübeck, Stand: April 2004

[34] Quelle: Bildmaterial aus Privatbesitz Tanja Berlin, Stand: August 2003

[35] Siehe: Zimmermann, P.: Grundwissen Sozialisation, Opladen 2000, S. 13

[36] Vgl.: Zimmermann, P.: Grundwissen Sozialisation, Opladen 2000, S. 3ff

[37] Vgl.: Hofstede, G.: Lokales Denken, globales Handeln, München 1997, S.2f

[38] Siehe: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hrsg.): UN-

Kinderrechtskonvention, Bonn 2000, S. 11

[39] Vgl.: Ariès P.: Geschichte der Kindheit, München 1994, S. 46f

[40] Vgl.: Wais, M.: Kindheit und Jugend heute- Sinn und Unsinn der Erziehung, Stuttgart, Berlin 2000, S. 31

[41] Vgl.: Ariès P.: Geschichte der Kindheit, München 1994, S. 46f

[42] Vgl.: Wais, M.: Kindheit und Jugend heute, Sinn und Unsinn der Erziehung, Stuttgart; Berlin 2000, S. 32

[43] Siehe: Ariès P.: Geschichte der Kindheit, München 1994, S. 84

[44] Vgl.: Ariès P.: Geschichte der Kindheit, München 1994, S. 86

[45] Siehe Gudjons, H.: Pädagogiches Grundwissen, Bad Heilbrunn 1999, S. 119

[46] Siehe: Zimmermann, P.: Grundwissen Sozialisation, Opladen 2000, S. 90

[47] Vgl.: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (Hrsg.): Weltbevölkerungsbericht 2003, Hannover 2003, S.10

[48] Vgl.: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (Hrsg.): Weltbevölkerungsbericht 2003, Hannover 2003, S.6

[49] Vgl.: Alber, E. /Mabe, J.E.(Hrsg.): Das Afrika-Lexikon- Kindheit, Ulm 2001, S. 287f

[50] Siehe: Engstler,H. &Menning, S./Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (Hrsg.): Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik, Bonn 2003, S. 19

[51] Siehe: Erler, M.: Die Dynamik der modernen Familie, Weinheim und München 1996, S. 7

[52] Vgl.: Zimmermann, P.: Grundwissen Sozialisation, Opladen 2000, S. 57

[53] Vgl.: Engstler,H.& Menning, S./Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (Hrsg.): Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik, Bonn 2003, S. 34ff

[54] Siehe: Petzold, M.: Merkmale einer ökopsychologischen Definition der Familie, In: Entwicklung und Erziehung in der Familie, Hohengehren 1999, S. 35 (sic)-Rechtschreibfehler

[55] Siehe: Mitterauer, M./Ortmayr, N.(Hrsg.): Familie im 20.Jahrhundert, Frankfurt a.M.,1997, S. 19

[56] Vgl.: Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Das Statistische Jahrbuch 2003 für die Bundesrepublik Deutschland, Wiesbaden, 2003, S. 67&75

[57] Siehe: Grau,I./Hanak,I./Stacher,I.: „The marriage rite is never completed“ In: Familie im

20. Jahrhundert, Frankfurt a.M.1997, S. 138

[58] Vgl.: Zdunnek,G./ Mabe,J.E.(Hrsg.): Das Afrika-Lexikon, Ulm 2001, S. 168f

[59] Vgl.: Schäfer,R.: Soziales Leben in Afrika- Frauen, Männer, Kinder In: Afrika, Mythos und

Zukunft, Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2003, S. 66ff

[60] Siehe: Grau,I./Hanak,I./Stacher,I.: „The marriage rite is never completed“ In: Familie im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M.1997, S.143

[61] Vgl.: Grau,I./Hanak,I./Stacher,I.: „The marriage rite is never completed“ In: Familie im 20. Jahrhundert, Frankfurt a.M.1997, S.143

[62] Siehe: Mitterauer, M.: Familie im 20.Jahrhundert, Frankfurt a.M.1997, S.43

[63] Vgl.: Mitterauer, M.: Familie im 20.Jahrhundert, Frankfurt a.M.1997, S.42f

[64] Quelle: Bildmaterial aus Privatbesitz Tanja Berlin, Stand: August 2003

[65] Vgl.: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (Hrsg.): Weltbevölkerungsbericht 2003, Hannover 2003, S. 8

[66] Quelle: Bildmaterial aus Privatbesitz von T.Jürß, Bwanda- Masaka/Uganda, Stand: August 2003

[67] Siehe: Ibekwe, P. (Hrsg.): In stillen Teichen lauern Krokodile- Afrikanische Sprichwörter, Wuppertal 2000, S.79

[68] Siehe: Rheinhold, S./Kinderschutz-Zentren (Hrsg.): Armut und Benachteiligung von Kindern, Köln 1996, S. 23

[69] Siehe: Engstler,H./Menning, S./Bundesministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend (Hrsg.): Die Familie im Spiegel der amtlichen Statistik, Bonn 2003, S.153

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Résumé des informations

Titre
Die Lebenssituationen von Kindern, mit und ohne Hörbehinderung, im Vergleich zwischen Uganda und Deutschland
Sous-titre
Mit einem Praxisanteil des Projektes "Gehörlosigkeit macht nicht Halt vor Grenzen" und der St. Mark VII - Unit school for the Deaf
Université
Catholic University of Applied Sciences Osnabrück
Note
2,0
Auteur
Année
2004
Pages
98
N° de catalogue
V75591
ISBN (ebook)
9783638716710
ISBN (Livre)
9783638718806
Taille d'un fichier
2829 KB
Langue
allemand
Mots clés
Lebenssituationen, Kindern, Hörbehinderung, Vergleich, Uganda, Deutschland
Citation du texte
Tanja Berlin (Auteur), 2004, Die Lebenssituationen von Kindern, mit und ohne Hörbehinderung, im Vergleich zwischen Uganda und Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75591

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