Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Erzählung In der Strafkolonie von Franz Kafka. Untersucht werden soll die Frage nach Funktionieren und Nicht-Funktionieren des Folterapparats, der den zentralen Teil der Erzählung darstellt. Es wird versucht, Bedeutung und Auswirkung des Einsatzes dieses Folterapparats zu erarbeiten. Die Arbeit wird hermeneutisch untersucht. Der Folterapparat symbolisiert den inhumanen Umgang zwischen herrschender Obrigkeit und Strafgefangenen in einer Strafkolonie. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die Funktionsweise des Apparates, aber auch auf dessen technische Unzulänglichkeiten gelegt. Darüber hinaus geht die Arbeit in einem erweiterten Kontext auf Defekte bei Medien und Sprache bzw. Kommunikation ein. Außerdem soll die Frage erörtert werden, welches Ausmaß und welche Auswirkungen Funktion und Defekt in diesen verschiedenen Bereichen haben. Auf Grundlage und durch kritische Verwendung der Forschungsliteratur wird der Versuch unternommen, diese Auswirkungen und Bedeutung von Funktion und Defekt zu analysieren und herauszustellen. Zentrale Beachtung soll dabei das Thema Schrift als Foltermethode erhalten, schließlich ist die Eigenschaft des Folterinstruments, nämlich die Folter durch Schrift, zentraler Aspekt, der die gesamte Erzählung begleitet. Als Einstieg in die Thematik der Körperbeschriftung dient ein historischer Exkurs, der sich mit der kulturellen Herkunft der Körperbeschriftung, dem Tätowieren, befasst. Auch die besonderen Eigenschaften der historisch real existierenden Strafkolonien finden in einem weiteren Abschnitt Beachtung.
Die Strafkolonie ist Ort der Folter und einer selbst gewählten Gerechtigkeit, der zunächst die Gefangenen und schließlich seine Erbauer zum Opfer fallen. Auch diese Umkehrung und ihre Bedeutung werden betrachtet. Diese Arbeit soll versuchen, die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Schrift und Folter, aber auch zwischen Funktion und Defekt von Sprache, Medien und Schrift im Besonderen beantworten. Letzen Endes hat die Arbeit den Anspruch, das Bild von Macht durch Folter bzw. von Ohnmacht durch Defekt des Folterapparats nachzuzeichnen, was sich schließlich auch in Defekt anderer Medien und sprachlicher Kommunikation ausdrückt.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Definition und historischer Exkurs
- 2.1. Historischer Exkurs: Europäische Strafkolonien
- 2.2. Historischer Exkurs: Tätowierungen
- 3. Der Apparat – Bedeutung und Auswirkung von Funktion und Defekt
- 3.1. Der Apparat als schreibendes Folterinstrument; die Schrift als Foltermethode.
- 3.2. Das technische Scheitern des Apparats
- 4. Defekt von Kommunikation und Medien
- 4.1. Defekt von sprachlicher Kommunikation
- 4.2. Nicht-Funktionieren von Medien
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Erzählung „In der Strafkolonie“ von Franz Kafka und untersucht die Funktion und Dysfunktion des Folterapparats, der im Zentrum der Geschichte steht. Ziel ist es, die Bedeutung und Auswirkung des Einsatzes dieses Folterapparats herauszuarbeiten. Dabei wird insbesondere auf die Funktionsweise des Apparats und seine technischen Unzulänglichkeiten eingegangen. Die Arbeit betrachtet zudem Defekte in Medien und Sprache bzw. Kommunikation und untersucht deren Auswirkungen im Kontext der Geschichte.
- Funktion und Dysfunktion des Folterapparats in „In der Strafkolonie“
- Die Bedeutung der Schrift als Foltermethode
- Defekte in Kommunikation und Medien als Ausdruck von Macht und Ohnmacht
- Der Zusammenhang zwischen Schrift und Folter
- Die Rolle von Strafkolonien in der europäischen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und erläutert den Fokus auf den Folterapparat in Kafkas Erzählung. Sie skizziert die Herangehensweise der Arbeit, die sich auf eine hermeneutische Untersuchung konzentriert.
Das zweite Kapitel definiert den Begriff "Strafkolonie" und betrachtet dessen historischen Kontext im europäischen Kolonialismus. Es werden die Entwicklung und die besonderen Eigenschaften von Strafkolonien sowie die Bedeutung des Tätowierens als Ausdruck von Widerstand und Solidarität unter den Häftlingen beleuchtet.
Kapitel 3 widmet sich dem Folterapparat und analysiert dessen Funktion und Dysfunktion. Es betrachtet den Apparat als ein Instrument der Folter durch Schrift und untersucht die Auswirkungen des technischen Scheiterns des Apparats.
Kapitel 4 befasst sich mit den Defekten von Kommunikation und Medien. Es untersucht die Einschränkungen der sprachlichen Kommunikation und die nicht-funktionierenden Medien im Kontext der Erzählung.
Schlüsselwörter
Strafkolonie, Folterapparat, Schrift, Foltermethode, Kommunikation, Medien, Defekt, Funktion, Franz Kafka, „In der Strafkolonie“, europäischer Kolonialismus, Tätowierung, Macht, Ohnmacht.
- Arbeit zitieren
- Johannes Maase (Autor:in), 2004, Funktionieren und Nicht-Funktionieren des Apparats in Franz Kafkas "In der Strafkolonie" - Analyse der Bedeutung und Auswirkung des Einsatzes eines technischen Folterinstruments , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75625