Untersucht wird die Konzeption der nichtpolitischen Politik, wie sie in der Tschechien als Reaktion auf die Errichtung des Protektorats Böhmen-Mähren gefordert wurde. Diese Forderung gründete sich auf die Annahme, dass sich die tschechische Nation im Großdeutschen Reich in einer ähnlichen Lage wie im Rahmen der Habsburger-Monarchie befinde und auf dieselben Methoden wie zu jener Zeit zurückgreifen müsse.
Im ersten Teil werden die mit der Errichtung des Protektorates verbundenen Entwicklungen im gesellschaftlichen Leben der Tschechen und deren politischen Folgen skizziert.
Im zweiten Teil werden die Aufgaben, vor die sich die tschechische Nation infolge der Errichtung des Protektrorates gestellt sah, herausgearbeitet: die Bewahrung und Vertiefung der nationalen Identität. Um dieses Ziel zu erreichen bzw. diese Aufgabe zu erfüllen, sei es notwendig das Protektorat als gegeben anerzukennen und auf die nichtpolitische Politik zurückzugreifen. Die Grundlage der Analyse der Lage der Tschechen und der nichtpolitischen Politik ist der so genannte Realismus.
Der dritte Teil bestimmt und analysiert den Begriff „nichtpolitische Politik“. Er ist erstens als Gegenbegriff zur „politischen Politik“ bzw. „Politik im bisherigen Sinne“ zu verstehen. Zweitens setzt sich der Begriff „nichtpolitische Politik“ aus der konstruktiven „Kleinarbeit für die Nation“ und dem Bildungsprogramm zusammen. Hiermit soll aufgezeigt werden, dass Politik mehr als nur Kampf um Macht ist. Politik ist auch Arbeit und Bildung. Auch außerhalb der Politik im engeren Sinne liegende Bereiche sind für das politische Leben wichtig. Die nichtpolitische Politik ist als Sorge um die Polis aufzufassen.
Im vierten Teil wird die nichtpolitische Politik im Protektorat untersucht. Was sind ihre spezifischen Inhalte und was sollte durch sie erreicht werden? Durch sie sollten die Kräfte der Nation gesammelt und ein neues Verantwortungsgefühl gegenüber dem nationalen Ganzen geweckt werden. Für das Überleben der der tschechischen Nation sei die Verbesserung ihrer inneren Qualitäten notwendig. Es geht um die Vorbereitung der Zukunft für die Zeit nach der deutschen Okkupation. Die Problematik stellt sich hier als Frage nach dem Sinn und den Möglichkeiten von Politik in Situationen ihrer objektiven Unmöglichkeit.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I Krisenerscheinungen in der tschechischen Gesellschaft
- II Die Aufgaben der tschechischen Nation, Analyse der Protektoratssituation und die sich hieraus ergebenen Schlussfolgerungen
- II.I Die Lage der tschechischen Nation im Protektorat
- II.II Der Realismus
- III Die nichtpolitische Politik
- III.I Was ist nichtpolitische Politik?
- III.I.I Die „Kleinarbeit für die Nation“
- III.I.II Das Bildungsprogramm
- III.II Deutung der nichtpolitischen Politik
- III.I Was ist nichtpolitische Politik?
- IV Die nichtpolitische Politik im Protektorat Böhmen-Mähren
- IV.I Inhalte der nichtpolitischen Politik im Protektorat
- IV.II Ziele der nichtpolitischen Politik im Protektorat
- IV.III Deutung der nichtpolitischen Politik im Protektorat
- V Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der Entstehung und Anwendung des Konzepts der nichtpolitischen Politik im Protektorat Böhmen-Mähren. Er analysiert die Situation der tschechischen Nation unter deutscher Herrschaft und beleuchtet die verschiedenen Strategien des Widerstands, der Kollaboration und des Überlebens, wobei der Fokus auf der nichtpolitischen Politik liegt.
- Die politische und gesellschaftliche Situation der Tschechen im Protektorat
- Die Herausforderungen und Chancen der tschechischen Nation unter deutscher Herrschaft
- Die Konzeption der nichtpolitischen Politik als Strategie des Überlebens und der kulturellen Selbstbehauptung
- Die Inhalte und Ziele der nichtpolitischen Politik im Protektorat
- Die Bedeutung der nichtpolitischen Politik für die Bewältigung der Krise und die Vorbereitung auf die Zeit nach dem Krieg
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beschreibt den historischen Kontext des Protektorates und die damit verbundenen Herausforderungen für die tschechische Nation. Sie stellt die verschiedenen Reaktionstypen auf die deutsche Besatzung vor: Widerstand, Kollaboration und Überleben, wobei die nichtpolitische Politik als eine Form des Überlebens hervorgehoben wird.
Kapitel I beleuchtet die Krisenerscheinungen in der tschechischen Gesellschaft, die durch die Annexion des Sudetenlandes und die Errichtung des Protektorates ausgelöst wurden. Hierbei werden die Folgen für das nationale Bewusstsein und die politische Situation der Tschechen analysiert.
Kapitel II befasst sich mit den Aufgaben der tschechischen Nation im Protektorat, analysiert die Lage der Tschechen und die daraus resultierenden Schlussfolgerungen. Es wird auf die Rolle des Realismus als Strategie für den Umgang mit der neuen Situation eingegangen.
Kapitel III definiert und deutet die nichtpolitische Politik. Es werden die Inhalte, Bestandteile und die zugrunde liegenden Prinzipien dieser Strategie erläutert.
Kapitel IV untersucht die Anwendung der nichtpolitischen Politik im Protektorat Böhmen-Mähren. Es werden die spezifischen Inhalte, Ziele und die Bedeutung dieser Politik im Kontext des Protektorates analysiert.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieses Beitrags sind: Protektorat Böhmen-Mähren, nichtpolitische Politik, tschechische Nation, Widerstand, Kollaboration, Überleben, Realismus, kulturelle Identität, politische Kultur, Josef Macek, Ferdinand Peroutka, Zdeněk Smetáček, Tomáš Trnka, Přitomnost, Naše doba, Česká osvěta.
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- M.A. Dirk Mathias Dalberg (Author), 2006, Über die nichtpolitische Politik im Protektorat Böhmen-Mähren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75672