I. Einleitung
"... dass ein beträchtlicher Teil des Forschungsinteresses [Anm. d. Verf.: betrifft familiäre Sozialisationsprozesse] heute auf die Idiographisierung und eine möglichst situational angemessene Betrachtung der Vorgänge in den Eltern-Kind-Konstellationen hinausläuft."
Bisher fehlte dieser zentrale Aspekt der Idiographisierung und Situationsspezifität in der verhaltenstheoretisch orientierten Forschung, ist doch die elterliche Erziehung im besonderen Maße situationsabhängig.
Obwohl die Erziehungsstilforschung generell über eine optimale Datengewinnungsmethode verfügt, nämlich der objektiven Beobachtung , besteht doch bei einer empirischen Untersuchung ein hoher ökonomischer Aufwand bezüglich größerer Stichproben. Umso problematischer gestaltet sich der Versuch, die verhaltenstheoretischen Konstrukte, die hinter der Erziehungsstilforschung stehen, auf die empirische Ebene zu transferieren.
Als Hauptwerk wähle ich die Untersuchung von PREISIG, PERREZ und PATRY, die sich auf die Konstruktion eines verhaltenstheoretisch orientierten Fragebogens konzentrierten. Anders als die Analyse des elterlichen Erziehungsverhalten von POPP gingen die Autoren speziell auf die methodischen Probleme während ihrer Untersuchung ein und erhoben zudem keinen Anspruch auf Gültigkeit und Richtigkeit ihrer Vorgehensweise - im Gegenteil, sie wogen ständig alternative Vorgehensweisen ab und legten Hauptaugenmerk auf den problematischen Übergang der Theorie zur angewandten Praxis.
POPP verfolgte grundsätzlich vollkommen andere Ansätze - als Basis nutzte er Typenkonzepte und setzte den Schwerpunkt auf Spannungs- und Konfliktsituationen - dennoch vernachlässigte er meiner Ansicht nach das Problemfeld der empirischen Methodenauswahl, die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis, und reflektierte nicht selbstkritisch seine gewählte Vorgehensweise.
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Inhaltsverzeichnis
- Kapitel 1: Einleitung
- Kapitel 2: Konstruktion
- 2.1. Bildung von Situationskategorien
- 2.2. Bestrafungs- und Belohnungsmaßnahmen
- Kapitel 3: Applikation des Fragebogens
- 3.1. Durchführung des Verfahrens und Stichprobe
- 3.2. Selektion der Situationsitems
- 3.3. Revidierter Fragebogen
- Kapitel 4: Das Bekräftigungsverhalten als AV
- Kapitel 5: Kritische Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die methodischen Probleme der familiären Situationsforschung, insbesondere im Kontext der verhaltenstheoretisch orientierten Forschung. Sie widmet sich den Herausforderungen der empirischen Erfassung des Erziehungsverhaltens und untersucht, wie die Idiographisierung und die Berücksichtigung der Situationsspezifität in die Forschung integriert werden können.
- Die Konstruktion eines verhaltenstheoretisch orientierten Fragebogens
- Das Dilemma zwischen Instrument und Stichprobengröße in der empirischen Sozialforschung
- Die Berücksichtigung der individuellen Bekräftigungsverhalten der Erzieher
- Die Bildung von Situationskategorien zur Erfassung des erzieherischen Bekräftigungsverhaltens
- Kritische Betrachtung der methodischen Ansätze und ihrer Limitationen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die Bedeutung der Idiographisierung und der situationsspezifischen Betrachtung von familiären Sozialisationsprozessen. Sie verdeutlicht die Herausforderungen der empirischen Forschung in diesem Bereich und hebt die Notwendigkeit einer methodischen Reflexion hervor. Die Arbeit fokussiert auf die Untersuchung von PREISIG, PERREZ und PATRY, welche einen verhaltenstheoretisch orientierten Fragebogen konstruierten und die methodischen Probleme ihrer Vorgehensweise analysierten.
Kapitel 2: Konstruktion
Dieses Kapitel beschreibt die Konstruktion des Fragebogens, insbesondere die Bildung von Situationskategorien. Die Autoren beziehen sich dabei auf diverse Ansätze, darunter die von HECKHAUSEN, STAPF, BAUMGÄRTEL und HAUF. Die Unterscheidung zwischen Leistungs- und Sozialverhalten sowie die Erstellung von Situationsbeschreibungen im Rahmen der schulischen und häuslichen Erziehung werden erläutert.
Kapitel 3: Applikation des Fragebogens
Das Kapitel behandelt die Anwendung des Fragebogens, die Durchführung des Verfahrens, die Auswahl der Situationsitems und die Revidierung des Fragebogens. Die Autoren beleuchten die Problematik der Stichprobengröße und diskutieren den Lösungsversuch von STAPF, HERRMAN und STÄCKER (1972) sowie dessen Kritik durch LUKESCH.
Kapitel 4: Das Bekräftigungsverhalten als AV
Dieses Kapitel fokussiert auf das Bekräftigungsverhalten als abhängige Variable (AV) und erläutert die Bedeutung des Bekräftigungsverhaltens für die Erfassung von Erziehungsprozessen.
Kapitel 5: Kritische Betrachtung
Das Kapitel bietet eine kritische Betrachtung der gewählten methodischen Ansätze und deren Limitationen. Es analysiert die Schwächen und Stärken des konstruierten Instruments und reflektiert die Schwierigkeiten der empirischen Erfassung von Familienprozessen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf methodische Probleme der familiären Situationsforschung. Schlüsselbegriffe sind: Idiographisierung, Situationspezifität, elterliches Erziehungsverhalten, verhaltenstheoretisch orientierter Fragebogen, Bekräftigungsverhalten, Situationskategorien, Stichprobengröße, Validität, Kritische Analyse.
- Citar trabajo
- Oliver Bock (Autor), 2001, Methodische Probleme der familiären Situationsforschung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7567