Rasputin und seine Zeit


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1 Einleitung

2 Russland im 19. und frühen 20 Jahrhundert
2.1 Der Staat und die Gesellschaft
2.2 Die Kirche
2.3 Sibirien: Kolonie – Region

3 Rasputin – Gottes Werk oder Teufels Beitrag?
3.1 Jugend und Wanderjahre Rasputins
3.2 Der Weg an den Zarenhof
3.3 Der Zarewitsch – Mittel zum Zweck für Rasputin
3.4 Das Attentat und Rasputins grausames Ende
3.5 Rasputins rätselhafte Fähigkeiten

4 Zusammenfassung

5 Literatur

1 Einleitung

In der hier vorliegenden Arbeit soll eine kleine Zeitreise vollzogen werden. Wir reisen zurück in das 19. Jahrhundert, in das damalige Zarenreich Russland.

Hier, genauer im damaligen Prokrowskoje bei Tjumen (Sibirien), wurde ein junger Mann geboren der im Laufe seines Lebens für viel Unruhe in den oberen Schichten sorgte. Aber der Reihe nach.

Um uns in die damalige Zeit zurückzuversetzen, müssen zunächst ein paar Sachverhalte geklärt werden. Wie lebt man in der damaligen Zeit? Wie war der damalige Staats- und Gesellschaftsaufbau? Welche Rolle spielte die Kirche in Staat und Gesellschaft? Und was hat das alles mit unserem jungen Mann zu tun?

Bei unserem jungen Mann handelt es sich um Grigorij Jefimowitsch Rasputin. Jener Rasputin der an den Zarenhof gelangte und dort durch zahlreiche Geschicke sehr großen Einfluss gewann.

Im ersten Teil der Arbeit sollen aber zunächst die Rahmenbedingungen der damaligen Zeit geschildert werden.

2 Russland im 19. und frühen 20 Jahrhundert

Das Russland der damaligen Zeit unterscheidet sich sehr stark vom heutigen. Auch gegenüber den damaligen westeuropäischen Staaten. Frankreich hatte nach der Revolution und der Herrschaft Napoleons eine Demokratie aufgebaut. Das deutsche Kaiserreich wurde nach dem Krieg 1870/71 gegen Frankreich zu einem sehr bedeutenden Staate in der Mitte Europas.

2.1 Der Staat und die Gesellschaft

Wir steigen in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein, in einer Zeit in der Zar Alexander II. regiert und eine Epoche zahlreicher Reformen einleitete. Die Bauernbefreiung von 1861 war sicherlich der Höhepunkt, aber auch Justizreform, Verwaltungsreform Bildungs- und Heeresreform waren für das Rückständige Russland von zentraler Bedeutung (Hösch 1996: 269).

Auch die Randgebiete des russischen Großreiches profitierten von den Reformen, indem ihnen eigenstaatliche Entwicklungsmöglichkeiten eingeräumt wurden. Den revolutionären Kräften im Lande gingen die Reformen aber nicht weit genug und Alexander II. wurde bei einem Anschlag am 13. März 1881 getötet (Hösch 1996: 269).

Wie sich die Gesellschaft in Russland zusammensetzte verdeutlicht Abbildung 1.

Der Gesellschaftsaufbau entspricht einer Ständepyramide, wie sie im 18. Jahrhundert im vorrevolutionären Frankreich zu finden war.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Ständepyramide in Russland des 19. Jahrhunderts. Quelle: Goerltz et al. 1983:3)

Es ist das älteste Plakat der russischen Sozialdemokraten von 1901. Die Ausdrücke neben den einzelnen Ständen lauten von oben nach unten wie folgt: „Wir herrschen über euch.“, „Wir Regieren euch.“, „ Wir machen uns über euch lustig.“, „Wir schießen auf euch.“, „Wir ernähren euch.“, „Wir arbeiten für euch.“ (Goerltz et al. 1983:3).

Alexander II. versuchte die sozialen Spannungen durch die Aufhebung der Leibeigenschaft von oben her zu lösen. Dabei konnte er von den Erfahrungen der andern europäischen Länder profitieren und Fehlentwicklungen vermeiden. Er musste aber auch die Gutsbesitzer berücksichtigen. Und so wurden die Bauern ohne eine entsprechende Landzuteilung den harten Marktbedingungen ausgeliefert, bei dem es zur Bildung eines Landproletariats kam, dass von Hungersnöten geplagt wurde (Hösch 1996: 270). Ohne eine Bodenreform war also keine sozialverträgliche Lösung möglich. Bauern mussten nun das Land, das sie bearbeiten wollten, bezahlen, was sie wiederum in eine bestimmte Abhängigkeit brachte (Hösch 1996: 272f).

Durch die Bauernbefreiung von oben wurde im Vorfeld ein Gesetzestext erlassen, der jede Kleinigkeit regeln sollte. Allerdings verhinderte diese Gesetzgebung den Einstieg in eine Moderne Industriegesellschaft. Zudem wurden die „freien“ Bauern in Zwangsgemeinschaften verpflichtet, die eine Mobilität bei der Arbeitsplatzsuche verhinderte. Auch die Gemeinde die auf der untersten Ebene alle Verwaltungsaufgaben übernahm, verhinderte eine weitere gesellschaftliche Entwicklung (Hösch 1996: 274).

Periodische Hungersnöte verschärften die sozialen Anspannungen weiter.

Aber wie bereits am Anfang des Kapitels beschrieben gab es zahlreiche andere Reformen. Auf Lokaler Ebene mussten die gutsherrliche Verwaltung verändert bzw. ersetzt werden. Um Ordnung zu wahren wurden Kreis- und Stadtpolizei zusammengefasst und direkt dem Innenministerium unterstellt. Liberale Kräfte forderten in einer Petition vom 1-4.2.1862 eine frei gewählte Volksvertretung. Alexander II. verhaftete 13 Urheber dieser Petition, die gerichtlich verurteilt wurden. Angeregt von diesem Vorstoß wurden am 1.1.1864 Landschaftsversammlungen (zemstvo) auf Kreis- und Gouvernementebene durchgeführt. Der Vorsitz blieb aber in Adligen Händen und da sie über keine exekutive Gewalt verfügten waren sie von einer Autonomie weit entfernt (Hösch 1996: 275f).

Gegen Ende 1864 wurde ein Kompromiss eingegangen der alle Staatsbürger vor dem Gesetz gleich stellte. Ein reicheinheitliches Gerichtssystem und eine Gewaltenteilung wurden verfolgt (Hösch 1996: 277).

Nach dem Amtsantritt von Alexander III. 1881, folgten eine Politik der Reaktion bei der zahlreiche Reformen zurückgenommen wurden und eine rücksichtslose Russifizierung in allen Bereichen des Reiches stattfand. Sein Nachfolger Nikolaus II. (1894-1917) konnte diese Politik nur Mühsam fortführen, da er nicht über die entsprechende Autorität verfügte. Durch die stark wachsende Bevölkerung, von 74 Mio. 1860 auf 164 Mio. 1917 (Schmidt 2003:85), viele Hungersnöte und einem verlorenen Krieg gegen Japan 1904/05 sah er sich einer revolutionären Bewegung gegenübergestellt (Kessler 2001:986).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erlangte Russland durch Schutzzölle und der Einführung der Goldwährung einen wirtschaftlichen Aufschwung, wobei auch französisches Kapital unterstützend war. Es wurde der Bau der Transsibirischen Eisenbahn begonnen. Nikolaus II. wurde mehr und mehr von seiner Gemahlin Alexandra von Hessen Darmstadt beeinflusst, welche wiederum ein sehr gutes Verhältnis zu Rasputin hatte. Durch das späte aber starke aufkommen des Industrialisierung wuchs die Zahl der Industriearbeiter in zehn Jahren um über 100%. Erste sozialdemokratische Bewegungen unter der Führung von Julji Ossipowitsch Martow und Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin) wurden schnell wieder zerschlagen und die Anführer nach Sibirien zur Zwangsarbeit verbannt. Nach einem Attentat gegen Nikolaus II. 1902 wurde die Selbstverwaltung der Gouvernements wieder aufgehoben (Kessler 2001:992f).

Nach dem gescheiterten Krieg gegen Japan, erfolgte eine Demonstration am 22.1.1905 zum Winterpalais des Zaren in St. Petersburg. Die Demonstranten wollten auf die Missstände im Land aufmerksam machen. Der Zar war jedoch nicht anwesend und ein nervöser Offizier gab den Befehl auf die unbewaffnete Menge zu schießen. Trotz der Abwesenheit des Zaren blieb dieser Tag, der als „Blutiger Sonntag“ in die Geschichte einging, an ihm haften und er konnte sich nie davon befreien. Die dadurch forcierten Unruhen breiteten sich über das ganze Land aus und Nikolaus II. versuchte durch die Einsetzung der Duma die Bevölkerung zu beruhigen. Sie verkommt jedoch schnell zu einer Scheinkonstitution und kann ihre ursprünglichen Aufgabe, das Volk zu vertreten, nicht mehr gerecht werden. Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges treten die innenpolitischen Spannung in den Hintergrund und es geht jetzt darum seinen Bündnisverpflichtungen in Europa nachzugehen (Kessler 2001:993f).

Der Krieg den Russland führte hinterließ schwere Schäden im Inneren des russischen Reiches. Enorme Menschenverluste an der Front, eine Regierung die nicht fähig war die Truppen zu versorgen, das Aufkommen einer Inflation und den damit sinkenden Reallöhnen endeten in einer revolutionären Stimmung im Volk (Goerltz et al. 1983:6).

Mit einem Aufstand hungernder Arbeiter, entstand ein Aufstand der sich wie ein Lauffeuer über das ganze Land ausbreitete. Die Truppen, die die Demonstranten aufhalten sollten, blieben diesmal untätig und sympathisierten mit ihnen. Durch den Druck der Straße wurde der Zar abgesetzt, verhaftet und später ermordet (Goerltz et al. 1983:6).

2.2 Die Kirche

Die Orthodoxe Kirche Russlands kann auf eine über tausend jährige Geschichte zurückblicken. 1988 hatte sie ihren tausendsten Geburtstag.

Im Jahre 988 wurde durch Wladimir dem Heiligen die Russisch-Orthodoxe Kirche zur Landeskirche ausgerufen (Specht 1997:3). Es wurden der Glaube und die Lehre aus der Stadt Konstantinopel übernommen. Aber auch schon vor dieser Zeit wurden einzelne Missionierungsversuche des Christentums durchgeführt. Zu nennen ist hierbei die Tätigkeit von Bruno von Querfurt (Specht 1997:3).

Im Glauben der Orthodoxen Kirche wird Gottes Weisheit in der ganzen Natur und im ganzen Kosmos vergegenwärtigt. Der Mensch verkörpert dabei „ein lebendiges Bild Gottes nach Leib, Seele und Geist“ (Specht 1996:4). Das Wort Orthodoxie wird dabei als das rechte Loben Gottes verstanden (Specht 1997:5).

Die ganze Geschichte der Russisch-Orthodoxen Kirche ist durch einen beständigen Kampf mit sich selbst und den nichtchristlichen Völkern gekennzeichnet.

In ihren Anfängen war eine starke Missionstätigkeit zu verzeichnen, da die neue Staatskirche in alle Teile des weiten Landes gebracht werden musste. Besonders ist hierbei das Geschlecht der Rurikiden zu nennen. Sie hatten ihren Herrschaftssitz in der Rossia, einer Gegend um Kiew. Die Großmutter von Wladimir dem Heiligen, Olga Fürstin der Ruß, war die erste des Geschlechts, welche sich vollständig dem christlichen Glauben verordnete. Wladimir, der eine Prinzessin aus Byzanz heiratete, unterstellte sein Fürstentum unter die Herrschaft Christi. Daraufhin ließen sich im Jahre 988 viele Menschen im Dnepr Taufen und erhielten so die „Taufe der Ruß“ (Specht 1997:6).

[...]

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Rasputin und seine Zeit
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena  (Geographie)
Veranstaltung
Hauptseminar - Sibirien
Note
2,0
Autoren
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V75760
ISBN (eBook)
9783638783996
ISBN (Buch)
9783638795531
Dateigröße
1022 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Rasputin, Zeit, Hauptseminar, Sibirien
Arbeit zitieren
Jens Ender (Autor:in)Christian Vogl (Autor:in), 2005, Rasputin und seine Zeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75760

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