Korruption ist ein uraltes Phänomen, das vermutlich fast so alt ist wie die meschliche Zivilisation. Die ökonomische Analyse der Korruption (d.h. die Analyse mit ökonomischer Methodik) ist allerdings noch relativ jung. Dabei wird Korruption meist im Zusammenhang mit dem Öffentlichen Sektor untersucht, d.h. es wird erforscht, inwiefern privatwirtschaftliche Akteure auf staatliche Akteure wie Verwaltungen und Beamte Einfluss zu nehmen versuchen. Die Korruption im Privaten Sektor, d.h. unter privaten Akteuren, wird dabei meist nur am Rande behandelt. Zur Begründung folgt der Verweis auf die strukturelle Gleichartigkeit und daher Analogie der Ergebnisse. Es wird demnach davon ausgegangen, dass sich die Modelle aus dem Öffentlichen Sektor auch gut auf den Privaten Sektor übertragen lassen. Diese Annahme ist zwar verständlich und eine Analogie auch in weiten Teilen feststellbar, trotzdem gibt es wesentliche Unterschiede.
In dieser Arbeit wird versucht, die Besonderheiten der Korruption im Privaten Sektor und deren häufigste Erscheinungsformen herauszuarbeiten. Dies dürfte eine lohnende Aufgabe darstellen, weil das Transaktionsvolumen zwischen privaten Akteuren wesentlich höher ist als das zwischen privaten und öffentlichen Akteuren und die direkt zurechenbaren Schäden durch Korruption in diesem Sektor potentiell sogar noch höher sein können. Aufbauend auf der Analyse sollen dann im Hauptteil der Arbeit Möglichkeiten der Prävention aufgezeigt und der Frage nachgegangen werden, welche Präventionsmaßnahmen welche Aussicht auf Erfolg haben.
Es wird angenommen, dass Korruption, in welcher Ausprägung sie auch auftritt, sowohl in ökonomischer, moralischer und sozialer Hinsicht im Großen und Ganzen immer negative Effekte nach sich zieht.
Die Arbeit gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird das Phänomen Korruption zunächst analysiert und dann mit ökonomischer Methodik in einem Prinzipal-Agent-Klient-Modell rekonstruiert. Im zweiten Teil werden dann Ansatzpunkte für eine Bekämpfung der Korruption im Privaten Sektor identifiziert. Als Ansatzpunkt werden Anreizstrukturen ausgemacht. Im dritten Teil werden dann einige solcher Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung in den Organisationen des Privaten Sektors vorgestellt. Diese werden modelltheoretisch anhand des Prinzipal-Agent-Klient-Modells auf ihre ökonomische Logik und Erfolgsaussichten hin analysiert und ihr Erfolg bzw. Misserfolg anhand empirischer Daten und fallweiser Evidenz aufgezeigt
Inhaltsverzeichnis
- Analyse der Korruption
- Was ist Korruption?
- Wie modelliert man Korruption?
- Kalkül der Akteure
- Arten der Korruption
- Korruption des Agenten
- Korruption des Prinzipals?
- Theorie der Korruptionsbekämpfung
- Korruptionsfälle oder Korruptionsvolumen reduzieren?
- Veränderung von Werten und Normen?
- Anreize
- Anreize durch Strafrecht
- Anreize zur Anreizsetzung auf der Geberseite
- Anreizsetzung auf der Nehmerseite
- Praxis der Korruptionsbekämpfung
- Whistleblowing
- Verhaltenskodex
- Rotation
- Mitarbeiterscreening
- Informationstechnologie
- Zusammenfassung und Schlüsse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Korruption und Korruptionsprävention im privaten Sektor aus ökonomischer Perspektive. Sie untersucht die Besonderheiten von Korruption im privaten Sektor, die im Vergleich zum öffentlichen Sektor oft übersehen werden. Dabei werden die häufigsten Erscheinungsformen der Korruption im privaten Sektor beleuchtet und mögliche Präventionsmaßnahmen mit dem Ziel einer erfolgversprechenden Strategie gegen Korruption im privaten Sektor untersucht.
- Die Besonderheiten der Korruption im privaten Sektor im Vergleich zum öffentlichen Sektor.
- Häufige Erscheinungsformen von Korruption im privaten Sektor.
- Mögliche Präventionsmaßnahmen gegen Korruption im privaten Sektor.
- Die Effektivität verschiedener Präventionsmaßnahmen.
- Eine Strategie zur erfolgreichen Bekämpfung von Korruption im privaten Sektor.
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der Definition von Korruption und der Modellierung von Korruptionsverhalten. Dabei werden verschiedene Ansätze, die Kalküle der Akteure und die verschiedenen Formen der Korruption beleuchtet. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Theorie der Korruptionsbekämpfung. Es werden verschiedene Strategien zur Reduzierung von Korruption erörtert, wie z.B. die Veränderung von Werten und Normen sowie die Veränderung von Anreizen. Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit der Praxis der Korruptionsbekämpfung. Es werden verschiedene Maßnahmen, wie z.B. Whistleblowing, Verhaltenskodex, Rotation, Mitarbeiterscreening und Informationstechnologie, vorgestellt und deren Wirksamkeit beleuchtet.
Schlüsselwörter
Korruption, Korruptionsprävention, Privater Sektor, ökonomische Analyse, Anreize, Verhaltenskodex, Whistleblowing, Rotation, Mitarbeiterscreening, Informationstechnologie.
- Quote paper
- Jörg Viebranz (Author), 2006, Korruption und Korruptionsprävention im privaten Sektor. Eine Ökonomische Analyse., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/75804