Leben und Wirken von Caspar Voght


Term Paper (Advanced seminar), 2006

18 Pages, Grade: 2,0


Excerpt


Gliederung

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1 Kindheit und Jugend in Hamburg
2.2 Die Grand Tour ab 1772
2.3 Kaufmannszeit in Hamburg
2.4 Voght und die Allgemeine Armenanstalt
2.6 Erwerb seiner ersten Vollhufen in Flottbek
2.7 Die Reise nach Großbritannien
2.8 Voghts Umgestaltung Flottbeks
2.9 Soziale Aktivitäten in Flottbek

3. Schluss

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Ein Ziel des Sachunterrichts der Grundschule liegt darin, den Schülern ihre Umgebung näher zu bringen und, sie mit historischem Hintergrundwissen auszustatten, so dass sie Kenntnisse über bestimmte Orte gewinnen und diese zu schätzen wissen. Im Hamburger Rahmenplan Sachunterricht aus dem Jahre 2003 ist das Lernfeld „Unsere nähere Umgebung“ vorgesehen, welches unter anderem Stadtteilerkundung und den Erwerb von Kenntnissen über Hamburg und seine Umgebung einschließt.

Dazu bieten sich das Voghtsche Mustergut und seine nähere Umgebung geradezu an.

Den meisten Schülern wird der Jenischpark vermutlich zumindest dem Namen nach ein Begriff sein. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Wenigsten mit den Hintergründen vertraut sind. Voghts Landhaus, die Instenhäuser, das Quellental sowie die Parkanlage mit dem Jenischhaus sind als Zielorte einer Ortsbegehung im Rahmen des Sachunterrichts oder eines fächerübergreifenden Unterrichts äußerst geeignet, da die Spuren des Lebens und Wirkens Caspar Voghts noch heute erkennbar sind.

„Deutlich wird unter anderem, dass wer heute als Spaziergänger den Jenisch-Park und die nähere Umgebung durchstreift, nicht nur in einem längst als sogenanntes Erholungsgebiet ausgewiesenen Gelände unterwegs ist, sondern auf einem historischen Grund, dem trotz aller Veränderungen Wege und Stationen des ehemaligen Gutsparks als hoffentlich bleibendes Strukturgefüge eingeschrieben sind.“ (Diers, S. 9)

Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Lebensgeschichte Caspar Voghts, der so Vieles in sich vereinte: „Landschaftsgestalter, Agrarwissenschaftler, Sozialreformer, Literat, Reisender, Gastgeber, Freund und Liebhaber“ (Grützner, S.15), sowie mit seinem vielseitigen Wirken.

Zunächst erfolgt eine Beschreibung der Kindheit und Jugend von Caspar Voght, dann beschäftigt sich die Arbeit mit Voghts „Grand Tour“, welche 1772 begann. Es folgen Einblicke in Voghts Kaufmannszeit in Hamburg sowie in sein Engagement für die Allgemeine Armenanstalt. Nicht unerwähnt bleibt Voghts große Liebe Magdalena Pauli, die ihn unter anderem auch zur Gestaltung seines Landgutes in Flottbek inspirierte. Im Anschluss wird der Erwerb der ersten Vollhufen in Flottbek beschrieben sowie ihre spätere Umgestaltung zur Ornamented Farm, unterbrochen von Voghts erkenntnisreicher zweijähriger Großbritannienreise. Erwähnenswert sind auch Voghts soziale Aktivitäten in Flottbek, genauer gesagt seine umfassende Fürsorge für seine Arbeiter und deren Familien.

2. Hauptteil

2.1 Kindheit und Jugend in Hamburg

Caspar Voght wurde am 17.11.1752 in Hamburg als Sohn des hanseatischen Kaufmanns und Senators Caspar Voght senior und dessen Frau Elisabeth geboren. Seine 1723 geborene Mutter entstammte der erfolgreichen Kaufmannsfamilie Jencquel. Caspar Voght senior, der 1707 als Sohn eines Pfarrers geboren wurde, erlangte durch die Arbeit im Handelshaus seines Schwiegervaters, des Senators Jürgen Jencquel, großen Reichtum und Einfluss in der Hamburger Gesellschaft.

In seinen Memoiren, welche er 1837 im Alter von 85 Jahren diktierte, erinnert Voght sich an eine behütete Kindheit. „Ich ward geliebkoset und gehätschelt. Mich dünkt, meine Eltern waren auf meine Bildung und die Lebendigkeit meiner Bewegung stolz.“ (Voght II, S.21) Schon damals war ihm seine privilegierte Stellung als Kind reicher Eltern bewusst, und er wusste die Vorteile, die ihm daraus erwuchsen, zu genießen und entwickelte schon früh ein ästhetisches Interesse und eine Freude an der Natur.

„Meine sehr reichen Eltern hatten in Ham den schönsten Garten um Hamburg. Ein aus Frankreich verschriebener Gärtner hatte ihn in den Geschmack von Marly angelegt. Um einen Teich, ein um eiserne Stangen dicht geflochtener Bogengang, Bäume architektonisch in Säulen und Bögen geschnitten um einen andern. Lange und breite Gänge, zwischen hohen Hecken, eine Wildbahn, von weißem und braunen Damwild und eine Fasanerie – alles dieses wirkte mächtig auf meine junge Imagination. Ich hatte ein bestimmtes Gefühl von Nettigkeit, Ordnung und Verhältnissen und früh entstand die Freude an Natur.“ (Voght II, S.22)

Caspar Voght interessierte sich auch schon in jungen Arbeit für die Arbeitsabläufe auf einem Bauernhof und beobachtete mit großer Freude die verschiedenen Vorgänge wie das Melken der Kühe und das Pflügen. Sein Interesse an der Landwirtschaft drückte sich auch in seiner damaligen Lieblingsbeschäftigung, dem Spielen mit einem Bauernhof aus.

„Mein liebstes Spiel war ein Meyerhoff, mit Menschen, Geräthen und Vieh; das ich viel länger trieb und idealisierte, als es meine Jahre zu erlauben schienen.“ (Voght II, S.22)

Caspar Voghts Erziehung sowie die Bildungsaufgabe übernahmen vor allem zwei Privatlehrer: der Leipziger Magister Johann Christoph Michaelis als Hauslehrer und Christian Adolph Fibing, ein Prediger. Der Hauslehrer Michaelis beeinflusste Voght in seiner Denkweise in starkem Maße.

„Die Art auf welche ich den Unterricht genoß, hat wohl mächtig dazu beygetragen meine Individualität auszubilden. Der Leipziger Magister Michaelis, ein Mann von angenehmer Bildung, schon von gewissen Jahren, aber von unzerstörbarer innerer Heiterkeit, hatte sich den Religions-Unterricht verbeten; nie war ein Lehrer weniger pedantisch. Seinen Unterricht gab er in Gespräch und Erzählungen nach denen er uns täglich einige Aphorismen, öfterer unsere eigenen Reflexionen aufschrieben ließ. So lernte ich frühe denken und über moralische Gegenstände manches zusammen reimen. Er machte mich auf die Fehler, wie auf die Tugenden der Personen, die uns umgaben aufmerksam.“ (Voght II, S.22)

Von dem Pastoren Fibing behauptete Voght, dass dieser ihn zum Glauben geführt und ihm auch schon früh biblische Geschichten nahe gebracht habe.

Der wissbegierige Caspar Voght fühlte sich den Künsten sehr zugetan, las viel und bewunderte die Musik, war jedoch, nach eigenen Angaben, im künstlerischen Bereich nicht mit viel Talent ausgestattet.

„Mein Durst nach Wissen war unersättlich. Ich hörte aufmerksam zu wenn Männer sprachen, konnte gar gut wiedererzählen, was ich gelesen und gehört hatte aber alle Erfindungsgabe war mir versagt, so wie die Gabe der Dichtung und bis zu meinem 87sten Jahre habe ich weder eine Fabel, noch eine Erzählung erfunden, noch einen Vers machen können (...) Gern saß ich zu den Füßen meiner Mutter, wenn sie die Laute spielte, aber talentloser wie ich, war wohl nie ein Knabe.“ (Voght II, S.23)

Als Zehnjähriger kam es zu einem einschneidenden Ereignis in Voghts Leben. Er erkrankte an Pocken und musste eineinhalb Jahre das Krankenbett hüten. In dieser Zeit war er fast vollständig isoliert und sah nur seine Eltern, Schwestern und Lehrer. Voght wusste jedoch seine Situation zu intensiver Lektüre und Selbsterziehung zu nutzen und spricht von 300 in dieser Zeit gelesenen Büchern.

Mit 13 Jahren war Voght wieder genesen, wurde an seine Krankheit aber durch ein mit Pocken übersätes Gesicht erinnert. Voght machte die Erfahrung, anders als die anderen Gleichaltrigen zu sein und fühlte sich ausgeschlossen.

„Etwa im 13ten Jahr kam ich wieder unter Menschen; aber tief in mir ist noch die Erinnerung aller Demütigungen, die ich nun und in den folgenden Jahren litt. Ich fühlte mich so weit über die jungen Leute meines Alters und doch war ich in allen körperlichen Uebungen so ungeschickt, dem Ton der unter ihnen Mode war so fremd. Sie konnten mich nicht als zu ihnen gehörig ansehen. Mit den jungen Mädchen ging es mir nicht besser (…), so war kalte Höflichkeit alles was ich von ihnen erwarten konnte.“ (Voght II, S.28)

Kurz nach seiner Genesung trat er in das väterliche Kontor ein. Die kaufmännische Tätigkeit bereitete ihm wenig Freude, doch seinem Vater zuliebe führte er sie dennoch aus.

„Mein Vater hatte mich indessen aufs Comptoir genommen und aus Liebe zu ihm übernahm ich gern die seelenlosen commercialischen Arbeiten und tröstete mich mit der Sprachübung in den Briefen nach fremden Ländern in Sprachen, die mein Vater nicht verstand (…)“ (Voght II, S.28)

Voght fand Freunde, welche auch der Kaufmannschaft angehören: Georg Heinrich Sieveking und Johann Michael Hudtwalcker, welche sich ebenso wie er für Literatur und die Natur interessierten. In einer mit seinen Freunden gegründeten Lesegesellschaft beschäftigten sie sich mit der neuen deutschen Literatur.

Voght besuchte nun auch das Akademische Gymnasium und erweiterte dort sein Wissen.

2.2 Die Grand Tour ab 1772

Im Rahmen einer kaufmännischen Ausbildung war es üblich, Reisen durch Europa, sogenannte Bildungsreisen, zu unternehmen. Die Ziele solcher Reisen, welche oft einen Zeitraum von mehreren Monaten in Anspruch nahmen, waren der Erwerb von Weltgewandtheit, was die Kenntnis der berühmtesten Sehenswürdigkeiten einschloss, und gesellschaftlich anerkannten Umgangsformen, sowie das Bekannt werden mit dem Handelsleben im Allgemeinen und den Geschäftpartnern im Besonderen. Die bereits vorhandene Geschäftsbeziehungen im Ausland sollten gefestigt und intensiviert und neue geschäftliche Verbindungen geknüpft werden.

Auch Caspar Voght senior sah für seinen Sohn eine solche Reise vor. Ihm war vor allem daran gelegen, dass dieser sich mit den europäischen Geschäftspartnern bekannt machen sollte, um später nach der Übernahme der Geschäftsleitung dran anknüpfen zu können.

Sein Sohn verfolgte jedoch verstärkt das Ziel die weite Welt zu erkunden und das Leben an den Höfen kennen zu lernen.

„(...) mit Freuden sah ich in meinem Vater den Gedanken erwachen, daß ein junger Mensch früh reisen müsse, den nährte ich aus allen meinen Kräften, verdoppelte meine Bemühungen auf dem Comptoir und nun erwachte, der Wunsch der mich in einer Abgeschiedenheit, so ganz beschäftigt hatte, die große Welt die merkwürdigen gelehrten und berühmte Männer jeder Art in Europa und die Mittel kennen zu lernen durch welche ihnen die Cirkel der berühmten Frauen geöffnet waren in denen hohe Geistes-Entwickelung so viel mehr galt als hoher Rang; zu wissen ob in ihrem Hofleben und seinen Freuden, das wirklich liege, was meine Phantasie mir so lebendig vorspielte.“ (Voght II, S.30)

Als Caspar Voght 1772 endlich die ausgedehnte Grand Tour antreten durfte, war sein Enthusiasmus kaum zu bremsen. „Überglücklich und mit unendlichen Aussichten verließ ich meine Eltern, an die ich doch mit inniger Liebe hing. Ich fühlte mich frey wie der Vogel der dem Käfig entflogen ist.“ (Voght II, S.33)

Voght reiste zunächst nach Hannover und dann über Osnabrück nach Amsterdam, wo er u.a. großes Interesse an Kranken- und Waisenhäusern aufbrachte. „Mit Freuden lernte den Luxus der Wohlthätigkeit und die Milde der Behandlung in den Hospitälern und Waisenhäusern kennen von denen ich keines unbesucht ließ.“ (Voght II, S.35) Er eiferte seinem Vorbild John Howard nach, mit welchem er zuvor die Gefängnisse und Strafhäuser Hamburgs besucht hatte, und dessen Milde und Güte bei ihm einen großen Eindruck sowie den Wunsch nach Gemeinnützigkeit hinterlassen hatte.

Es folgten Reisen nach London und Paris. Die Größe der Stadt London versetzte Voght in Erstaunen und beeindruckte ihn in starker Weise.

„Ich möchte Worte für die Veränderungen finden können, die nach den ersten Monaten meines Aufenthalts in meinem Innern vorging: (...) ich lernte mich in der Größe finden, die mich anfangs erschreckt hatte. Ich erstaunte über die Wichtigkeit des commercialischen Treibens das mich umgab. Die Größe Londons, die Schönheit seiner Brücken, den Wald der Masten auf der Themse (...) erfüllte mich mit täglicher und stündlicher Bewunderung.“ (Voght II, S.35)

Auch brachte Voght großes Interesse an der britischen Literatur und Schauspielkunst auf und verbrachte viel Zeit in Theatern.

In Frankreich machte er Bekanntschaft mit dem Versailler Hof. Er musste sich den dort herrschenden Regeln und Bräuchen anpassen, und so wurde extra ein Tanzlehrer engagiert, welcher ihm die höfischen Tänze der Zeit vermitteln sollte. Auch seine Garderobe musste mit großem Kostenaufwand seitens seines Vaters angepasst werden.

„Der Graf von Vergennes, hatte ihm allerley gütiges über mich geschrieben und so erlaubte er mir 4-5000 fr. auf meine Garderobe zu verwenden (...) Mein guter Vater tröstete sich für seine Ausgaben, wenn er die Beschreibungen dieser Feste in die Hamburgischen Zeitungen einrücken ließ und seinen Sohn gedruckt sah.“ (Voght II, S.40)

[...]

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Details

Title
Leben und Wirken von Caspar Voght
College
University of Hamburg
Course
Hauptseminar Lernbereich Sachunterricht Natur
Grade
2,0
Author
Year
2006
Pages
18
Catalog Number
V76028
ISBN (eBook)
9783638804134
ISBN (Book)
9783638807364
File size
442 KB
Language
German
Keywords
Leben, Wirken, Caspar, Voght, Hauptseminar, Lernbereich, Sachunterricht, Natur
Quote paper
Jennifer Reuter (Author), 2006, Leben und Wirken von Caspar Voght, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76028

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