In keinem anderen Land in Europa ist die Mitbestimmung so umfassend geregelt wie, in Deutschland. Oftmals wird die deutsche Mitbestimmung als ein Unikat angesehen, die im Vergleich zu Europa, wenn nicht sogar weltweit, eine singuläre Stellung einnimmt (vgl. Kommission Mitbestimmung 2004, S. 1). So gibt es in Deutschland mehr als nur ein Gesetz, in dem die Mitbestimmung der Arbeitnehmer sowohl auf betrieblicher Ebene, als auch auf Unternehmensebene geregelt ist. Mitbestimmung auf betrieblicher Ebene beinhaltet an dieser Stelle die betrieblichen Mitbestimmungsrechte beispielsweise durch den Betriebsrat und somit im Bereich der technischen Produktionsstätte oder der Verwaltung. Durch das Organ des Betriebsrats findet die Interessenvertretung der Arbeitnehmer statt. Mitbestimmung auf Unternehmensebene hingegen greift in die bestehenden Leitungs- und Kontrollorgane der Unternehmung ein und ermöglicht somit den Arbeitnehmern eine Repräsentation und Mitbestimmung in diesen. Die Mitbestimmung setzt folglich nicht an der organisatorischen Einheit des Betriebes an, sondern vielmehr an der wirtschaftlichen Einheit der Unternehmung und deren Rechtsform (vgl. Bericht der Kommission Mitbestimmung 2004, S. 3). Organe der Unternehmung sind der Aufsichtsrat und der Vorstand (vgl. Niedenhoff 2005, S. 379).
So umfassend die Mitbestimmungsrechte geregelt sind, so herrscht doch oft Unklarheit darüber was Mitbestimmung ist und wie der Begriff der Mitbestimmung definiert werden kann:
So kann nach Niedenhoff Mitbestimmung als „die gesetzliche Teilnahme der Arbeitnehmer oder ihrer Vertreter (zum Beispiel des Betriebsrats) in Arbeitsgemeinschaft mit dem Arbeitgeber […] am Willensbildungsprozess im Unternehmen“ definiert werden (2005, S. 24.). Darüber hinaus ist speziell die Mitbestimmung auf Unternehmensebene nach Bezeichnung der Mitbestimmungskommission als ein „verlängerter Arm“ der betrieblichen Mitbestimmung anzusehen, der zum einen Rechte und Pflichten bei der Kontrolle der Vorstände und Geschäftsleitung, darüber hinaus aber auch die Wahrnehmung von Beteiligungsrechten im Interesse der Beschäftigten umfasst. (vgl. Kommission Mitbestimmung 1998, S. 30 zit.n. Höpner 2004, S.5).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das System der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland
- Die Isolation der deutschen Unternehmensmitbestimmung in Europa
- Der Wandel des deutschen Mitbestimmungssystems auf Unternehmensebene. Ein Konzept der Erneuerung
- Modelle europäischer Vereinbarungslösungen
- Die gesetzlichen Optionsmodelle
- Mitbestimmung auf Unternehmensebene in Anlehnung an das MitbestG 1976
- Mitbestimmung auf Unternehmensebene in Anlehnung an das Drittelbeteiligungsgesetz
- Das Konsultationsmodell
- Gesetzliche Regelung bei fehlender Vereinbarung und die Mitwirkung von Beschäftigten ausländischer Beteiligungen
- Kritik und Stellungnahme am Erneuerungskonzept der Arbeitgeberverbände durch den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB)
- Fazit und Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das System der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland und dessen Positionierung innerhalb des europäischen Rahmens. Sie untersucht die Herausforderungen, die sich durch die Globalisierung und Europäisierung für die deutsche Mitbestimmung ergeben und beleuchtet verschiedene Ansätze zur Modernisierung des Systems. Dabei stehen die unterschiedlichen Interessen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber im Fokus.
- Entwicklung und Charakteristika der deutschen Unternehmensmitbestimmung
- Die Positionierung der deutschen Mitbestimmung im europäischen Vergleich
- Herausforderungen für die Mitbestimmung im Zuge der Globalisierung und Europäisierung
- Modelle zur Modernisierung der deutschen Unternehmensmitbestimmung
- Kritik und Diskussion verschiedener Konzepte
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in das Thema der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland ein und stellt die Relevanz der Thematik im Kontext der Globalisierung und Europäisierung dar.
- Das zweite Kapitel erläutert das System der Unternehmensmitbestimmung in Deutschland und beschreibt die verschiedenen Formen der Mitbestimmung auf betrieblicher und Unternehmensebene.
- Das dritte Kapitel analysiert die Isolation der deutschen Unternehmensmitbestimmung im europäischen Vergleich und beleuchtet die Gründe für die fehlende Übernahme des deutschen Modells in anderen Ländern.
- Das vierte Kapitel präsentiert verschiedene Ansätze zur Erneuerung des deutschen Mitbestimmungssystems auf Unternehmensebene. Es werden sowohl Modelle europäischer Vereinbarungslösungen als auch gesetzliche Optionsmodelle vorgestellt.
- Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit der Kritik des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) an den Erneuerungskonzepten der Arbeitgeberverbände.
Schlüsselwörter
Unternehmensmitbestimmung, Mitbestimmungssystem, Deutschland, Europa, Globalisierung, Europäisierung, Arbeitnehmerrechte, Arbeitgeberinteressen, Erneuerungskonzepte, Optionsmodelle, Kritik, DGB.
- Quote paper
- Britta Hilbert (Author), 2007, Deutsche Mitbestimmung auf Unternehmensebene - Eine unveränderliche Isolation auf europäischer Ebene? , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76184