Beim Sumerlaten-Lied handelt es sich um eine Minneklage, welche als Monolog aufge-baut ist. Das offensichtlich männliche Sänger-Ich beklagt ein Verhältnis zwischen ihm und einem wîp.
Das Gedicht besteht aus fünf Strophen. Die erste Strophe beginnt damit, dass der Sänger bekannt gibt, dass er beabsichtigt hatte, lange zu schweigen, und nicht mehr zu singen.
Nun aber muss er wieder singen wie einst. Dazu hat ihn das Publikum, die guote liute (I, 3), gebracht. Mit guote liute sind die Mitglieder der höfischen Gesellschaft gemeint. Diese Interpretation wird durch die folgende Zeile (I, 4) unterstützt. In dieser stellt er fest, dass dieses Publikum ihm wohl mehr bieten könne, was sich dadurch auswirken wird, dass sie ihm mehr Dienste auferlegen könnten. Für seine ihm gewogene Zuhörer-schaft will er seine Lieder vortragen und alles machen, was sie wünschen. Als Gegen-leistung fordert er jedoch, dass sie seinen kumber clagen (I, 6). Dies ist hier doppeldeu-tig zu verstehen: Einerseits sollen sie sein Leid beklagen und andererseits juristische Klage erheben.
In der zweiten Strophe erzählt er von dem wunder (II, 1), dem Unglaublichen, das ihm, durch seine eigene Arbeit, widerfahren ist. Ein wîp (II, 3) will ihn nicht mehr ansehen, welches erst durch sein Wirken zu großem Ansehen werdecheit (II, 4) gekommen ist. Vermutlich durch die, aufgrund des Sängers, erlangte gesellschaftliche Anerkennung ist diese besungene Dame hochmütig und arrogant geworden. Abschließend stellt er sich die Frage, ob die Dame denn nicht wisse, dass ihr Ansehen am Hof völlig vergehe, wenn er sein lobendes Singen unterlasse. Diese Frage weist darauf hin, dass es Walther offensichtlich bewusst war, dass das Singen eines Minnesängers das Ansehen in der Gesellschaft erhöht.
Die dritte Strophe beginnt damit, dass er sich an Gott hêrre (III, 1) wendet und die Da-me verwünscht. Er führt aus, welche Flüche und Verwünschungen sie erleiden müsse, wenn er seinen Sang aufgebe. Alle, die sie jetzt noch loben, und das ist dem Sänger ge-wiss, werden sie dann schelten, ohne dass er etwas dafür kann. Tausende Herzen wur-den durch die Gunst, die sie ihm erwies, froh. Hier wird deutlich, dass das Besingen einer Dame die Menschen ihr gegenüber fröhlicher machen könne. Diese vielen Herzen müssen aber nun vielleicht dafür büßen, wenn er sich von der Dame auf diese unfreund-schaftliche Weise lösen muss. Dies zeigt, dass der Sänger seinen Dienst aufkündigt, weil die Dame ihm den Minneerfolg nicht gegönnt hat.
Inhaltsverzeichnis
- Thematik
- Entstehung - Überlieferung - Edition
- Zur Entstehungsgeschichte
- Überlieferung in den Handschriften
- Unterschiedliche Editionen
- Metrik
- Wortwahl
- Perspektive
- Zeit
- Raum
- Aufbau
- Literaturverzeichnis
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Ziel dieser Arbeit ist die Analyse des „Sumerlaten-Liedes“ von Walther von der Vogelweide (L 72,31), mit Fokus auf die Thematik der Minne und ihrer Darstellung in der höfischen Gesellschaft des Mittelalters.
- Die Analyse der Minneklage als Monolog
- Die Kritik an der Hohen Minne und dem Verhalten der Dame
- Die Rolle des Sängers in der höfischen Gesellschaft
- Die Bedeutung von Wortwahl und Metrik für die Gestaltung des Gedichtes
- Die Rezeption des Liedes und seine Bedeutung in der Literaturgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Thematik
Das „Sumerlaten-Lied“ ist eine Minneklage, die von einem Sänger-Ich erzählt, das von einer Dame abgewiesen wird. In fünf Strophen schildert das Ich seinen Schmerz und seinen Zorn über die Dame, die ihm nicht mehr gewogen ist. Dabei kritisiert der Sänger die Hochmut der Dame, die aufgrund seiner lobenden Lieder gesellschaftlich aufgestiegen ist, nun aber seinen Werben nicht mehr würdigt.
Entstehung - Überlieferung - Edition
Das Lied ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Walther von der Vogelweide zuzuschreiben. Es entstand vermutlich im Kontext der Kritik an der Hohen Minne, die um 1200 in Diskussion geriet. Die Analyse des Liedes berücksichtigt die Entstehungsgeschichte, die Überlieferung in den Handschriften und unterschiedliche Editionen.
Die Analyse geht auf die Entstehungsgeschichte des Liedes ein und beleuchtet die Rolle Walthers in der höfischen Gesellschaft des 12. und 13. Jahrhunderts. Sie befasst sich mit der Überlieferung des Liedes in verschiedenen Handschriften und diskutiert Unterschiede zwischen den Editionen. Zudem analysiert sie die Metrik, Wortwahl, Perspektive, Zeit und Raum im „Sumerlaten-Lied“.
Schlüsselwörter
Minneklage, Hohe Minne, höfische Gesellschaft, Walther von der Vogelweide, Sumerlaten-Lied, Kritik, Abweisung, Hochmut, Sänger-Ich, Dame, Wortwahl, Metrik, Entstehungsgeschichte, Überlieferung, Edition.
- Citation du texte
- Jasmin Krois (Auteur), 2005, Zu: Walther von der Vogelweides "Lange swîgen des hât ich gedâht", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76440