Michel Houellebecq und seine Grundthese
Die Rezeption des Romans Extension du domaine de la lutte aus dem Jahre 1994 scheint mir entscheidend durch die öffentliche Rolle seines Autors Michel Houellebecq geprägt zu sein, welcher gerne den Eindruck vermittelt, bei seinen Büchern handele es sich nicht um Romane, sondern, im Sinne Gerhard Rupps um dokumentarische Autobiografien "von Repräsentanten sozialer Bewegungen". Der ehemalige Informatiker Houellebecq schreibt in der Ich-Form einen Roman über einen schreibenden Informatiker, der an der Welt zerbricht, nennt die Helden seiner beiden nächsten Romane Michel (Les particules elementaires und Plateforme) und verkörpert auf Fotos und in Interviews das Dilemma seiner Figuren häufig ein Stück weit auch selbst: Auf Presse- und Verlagsfotos ist er stets bleich und mit resigniertem Blick zu sehen, nicht selten im existentialistisch-schwarzen Rollkragenpullover und fast immer rauchend - getreu dem Motto seines Helden aus Extension:
"Fumer des cigarettes, c′est devenu la seule part de véritable liberté dans mon existence. La seule action à laquelle j′adhère pleinement, de tout mon être"
Diese Aspekte führen zu dem Schluss, bei seinen Romanen handele es sich, wie bei seinem Auftreten, am ehesten um Gesten, Ausdrücke eines Erregungszustandes, die der Autor angesichts seiner Umwelt empfindet, und die sich zusammen mit seinen Essays, Gedichten, Liedern, Interviews und Leserbriefen ein einen gemeinsamen Kontext einfügen lassen. Es geht ihm um die Vermittlung einer soziologischen Theorie, die sich in letztlich jedem seiner Romane wiederfindet.
Es ist die Idee eines zweidimensionalen Systems, in dem zur Beschreibung der sozialen Stellung eines Individuums nur zwei Komponenten wichtig sind: Die seines materiellen Besitzes, und die seiner erotischen Attraktivität:
"Alles andere, das Glück und das Unglück der Leute, leitet sich daraus ab. Für mich handelt es sich in keiner Weise um eine Theorie. Wir leben tatsächlich in einer simplen Gesellschaft, für deren komplette Beschreibung diese wenigen Sätze ausreichen"
Diese Weltsicht, im Roman Extension ähnlich konkret formuliert, ist es, die Houellebecqs Romanen ihre spezifische Stimmung verleiht. Sie macht die Welt alltäglichen Erlebens tatsächlich zur "Kampfzone", in der der Kauf eines Bettes für einen alleinstehenden Menschen eine Tortur ist und in manchen Fällen zum Selbstmord führen kann:
[...]
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Ausgesuchte Aspekte in Buch und Film
- 1. Die Exposition
- 2. Die Hauptfigur
- 3. Tisserand
- 4. Der kalte Blick
- 5. Das Ende
- III. Schluss
- IV. Literatur- und Filmliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die filmische Transformation des Romans "Extension du domaine de la lutte" von Michel Houellebecq und analysiert ausgewählte Aspekte des Buches und seiner Verfilmung. Sie setzt sich mit der besonderen Stimmung der Welt in Houellebecqs Roman auseinander, die durch seine zweidimensionale Sicht auf das Individuum geprägt ist. Dabei werden die Umsetzung dieser Sichtweise ins filmische Medium und die Rolle des Autors bei der Verfilmung beleuchtet.
- Die spezifische Weltsicht von Houellebecq im Roman "Extension du domaine de la lutte"
- Die Bedeutung der "kalten" Sicht auf die Welt für die Geschichte
- Die Umsetzung der Houellebecqschen Weltsicht in die Verfilmung
- Die Rolle des Autors bei der Entstehung des Drehbuchs
- Die Intentionen des Autors für die Verfilmung im Vergleich zur realen Umsetzung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die zentrale These der Arbeit ein, die die Rezeption von Houellebecqs Roman "Extension du domaine de la lutte" durch die öffentliche Rolle des Autors als entscheidend betrachtet. Sie stellt Houellebecqs Weltsicht und die Stimmung des Romans vor.
Schlüsselwörter
Michel Houellebecq, "Extension du domaine de la lutte", Filmische Transformation, Weltsicht, "Kalter Blick", Soziologische Theorie, Autorenfilm, Drehbuch, Verfilmung, Intentionen, Arthouse, Skandalfaktor
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2002, Der Roman Extenion du domaine de la lutte und seine Verfilmung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7654