In dieser Hausarbeit werde ich mich einleitend mit dem Begriff des Rituals auseinandersetzen. Dabei möchte ich untersuchen, wie der derzeitige Forschungsstand der Ritualforschung ist und inwieweit sich die geschichtswissenschaftliche Mediävistik zu dem Thema äußert. Corinna Dörrich hat in ihrer Ausgabe „Poetik des Ritual“ exemplarisch versucht, wesentliche Aspekte des Rituals in Hinsicht auf Form, Funktion und Substanz zu beschreiben. Mit der Form des Rituals möchte ich mich näher beschäftigen, da sie schlagkräftige Ordnungskriterien beschreibt, die für ein Ritual relevant und charakteristisch sind, um sie später an dem Gralsritual von Wolfram von Eschenbach exemplarisch aufzuzeigen. Die literarische Darstellung des Gralrituals im Parzival von Wolfram von Eschenbach ist in seiner Komplexität und Formalität ein streng reguliertes Ritual, welches eine textinterne Bedeutung besitzt.
Krönungsrituale sowie Begrüßungs- und Abschiedsrituale sind nur Beispiele für Ritualtypen. Um welchen Ritualtyp es sich bei dem Gralsritual handelt, möchte ich im Folgenden näher beleuchten. Es ist außerdem relevant, warum Parzival nicht in der Lage war auf der Gralsburg die entscheidende Mitleidsfrage zu stellen und dieser Frage möchte ich nachgehen. Zudem werde ich hier verschiedene Auffassungen zu den Sünden Parzivals aus der Forschung heranziehen. Als letzten Punkt dieser Hausarbeit beschäftige ich mich mit dem Phänomen, warum es Parzival gelingt beim Zweiten Fragen, den kranken Gralskönig zu erlösen und Gralskönig zu werden, obwohl zuvor angekündigt wurde, dass die erlösende Frage, wie angekündigt, am ersten Abend stattfinden soll.
Die Hausarbeit schließt mit einer Schlussbetrachtung ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff des Rituals
- Formalität und Ritualität: Wolfram von Eschenbachs Gralritual I
- Ritualtyp des Wolframschen Gralsrituals
- Das Frageversäumnis
- Gralfrage
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht das Gralritual im Parzivalroman von Wolfram von Eschenbach unter Berücksichtigung ritualtheoretischer Ansätze. Ziel ist es, die Formalität und den Typus des Gralsrituals zu analysieren und die Bedeutung des Frageversäumnisses Parzivals zu beleuchten.
- Definition und Forschungsstand des Ritualbegriffs
- Formale Aspekte des Gralsrituals bei Wolfram von Eschenbach
- Typologie des Gralsrituals
- Parzivals Frageversäumnis und seine Folgen
- Die Bedeutung des zweiten Gralsgeschehens
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung der Arbeit, die darin besteht, den Begriff des Rituals im Kontext der Mediävistik zu untersuchen und diesen auf das Gralritual im Parzivalroman anzuwenden. Es wird auf den Forschungsstand eingegangen und die Methode der Analyse der Formalität von Ritualen vorgestellt, die später auf Wolframs Gralsschilderung angewendet wird. Die Arbeit kündigt die Behandlung der Fragen nach dem Ritualtyp des Grals, Parzivals Frageversäumnis und dem zweiten Gralsgeschehen an.
Der Begriff des Rituals: Dieses Kapitel befasst sich ausführlich mit dem umstrittenen Begriff des Rituals. Es werden verschiedene Definitionen aus der Brockhaus-Enzyklopädie und der aktuellen Ritualforschung präsentiert, die den Fokus auf Form, Funktion und Bedeutung von Ritualen legen. Die Arbeit beleuchtet die Schwierigkeiten einer präzisen Definition und die unterschiedlichen Perspektiven der Psychologie, Religionswissenschaften, Soziologie und Ethnologie. Der Schwerpunkt liegt auf der Formalität von Ritualen, die durch zeitliche, örtliche und räumliche Ordnung, Kleidungsordnung und Wiederholungen gekennzeichnet ist. Die Arbeit diskutiert die Herausforderungen, Rituale im mittelalterlichen Kontext zu definieren und zu interpretieren, und bezieht sich auf die Arbeit von Corinna Dörrich, die wesentliche Aspekte des Rituals im Mittelalter beschreibt, ohne eine definitive Definition zu liefern.
Schlüsselwörter
Parzival, Wolfram von Eschenbach, Gral, Ritual, Mediävistik, Ritualforschung, Formalität, Ritualtyp, Frageversäumnis, Gralskönig, höfische Gesellschaft, mittelalterliche Literatur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse des Gralrituals in Wolframs Parzival
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit analysiert das Gralritual im Parzivalroman von Wolfram von Eschenbach unter Anwendung ritualtheoretischer Ansätze. Der Fokus liegt auf der Analyse der Formalität und des Typs des Gralsrituals sowie der Bedeutung von Parzivals Frageversäumnis.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Definition und Forschungsstand des Ritualbegriffs, formale Aspekte des Gralsrituals bei Wolfram von Eschenbach, Typologie des Gralsrituals, Parzivals Frageversäumnis und dessen Folgen, sowie die Bedeutung des zweiten Gralsgeschehens.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zum Begriff des Rituals, und eine Schlussbetrachtung. Die Einleitung beschreibt die Zielsetzung und Methodik. Das Hauptkapitel untersucht den Ritualbegriff umfassend, differenziert verschiedene Definitionen und analysiert die Formalität von Ritualen im mittelalterlichen Kontext. Die Schlussbetrachtung fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Methodik wird angewendet?
Die Arbeit analysiert die Formalität des Gralsrituals, indem sie zeitliche, örtliche und räumliche Ordnung, Kleidungsordnung und Wiederholungen untersucht. Sie bezieht dabei verschiedene Definitionen des Ritualbegriffs aus der Brockhaus-Enzyklopädie und der aktuellen Ritualforschung mit ein und diskutiert die Herausforderungen der Interpretation mittelalterlicher Rituale.
Welche Bedeutung hat Parzivals Frageversäumnis?
Die Arbeit untersucht die Bedeutung von Parzivals Frageversäumnis im Kontext des Gralsrituals und dessen Folgen. Dies ist ein zentraler Aspekt der Analyse.
Welche Rolle spielt der Begriff des Rituals?
Das Kapitel "Der Begriff des Rituals" analysiert den umstrittenen Begriff des Rituals aus verschiedenen Perspektiven (Psychologie, Religionswissenschaften, Soziologie, Ethnologie). Es werden verschiedene Definitionen präsentiert und die Schwierigkeiten einer präzisen Definition im mittelalterlichen Kontext diskutiert, wobei die Arbeit von Corinna Dörrich berücksichtigt wird.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Parzival, Wolfram von Eschenbach, Gral, Ritual, Mediävistik, Ritualforschung, Formalität, Ritualtyp, Frageversäumnis, Gralskönig, höfische Gesellschaft, mittelalterliche Literatur.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist es, das Gralritual in Wolframs Parzival unter ritualtheoretischen Aspekten zu analysieren und die Formalität und den Typus des Rituals zu bestimmen. Die Bedeutung des Frageversäumnisses Parzivals soll ebenfalls beleuchtet werden.
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- Christin Wetzel (Author), 2005, Gral und Ritual im Parzivalroman von Wolfram von Eschenbach, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76594