Nicht die Frage nach dem Wesen des Menschen ist es, die Hans Blumenberg in dem im Jahre 2006 herausgegebenen Werk „Beschreibung des Menschen“ in den Mittelpunkt seiner Ausführungen stellt. Das Hauptaugenmerk seiner phänomenologischen Anthropologie liegt vielmehr darauf, was am Menschen am auffälligsten ist, auf den Erscheinungen also. So ist der Mensch der einzige Primat, der ausschließlich aufrecht geht und steht. Daraus folgt für Blumenberg, dass der Mensch nicht nur ausgezeichnet sieht sondern auch sehr leicht gesehen wird (werden kann). Es ist demzufolge die Visibilität des Menschen, die seine Existenz und sein Bewusstsein auf das Nachhaltigste bestimmt.
Im Zentrum dieser Arbeit wird ein Grundbegriff des Blumenbergschen Denkens stehen: die Distanz. Der Begriff der Distanz ist aus dem Werk Hans Blumenbergs nicht wegzudenken, so auch nicht aus seinen anthropologischen Überlegungen. So soll in dieser Hausarbeit aufgezeigt werden, wie Hans Blumenberg den Topos der „actio per distans“ in seiner Anthropologie verortet und begründet. Ferner gilt es, die Beschaffenheit und das Vorkommen der actio per distans in der menschlichen Natur (und Kultur) herauszustellen sowie die existentiellen Folgen darzustellen, die sich aus diesem Prinzip ergeben. Als ein kurzer didaktischer Exkurs werden die Chancen und Möglichkeiten (auch Schwierigkeiten und Grenzen) aufgeführt, die mit einer schulischen Verwendung des in dieser Abhandlung bearbeiteten Themas einhergehen könnten.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung und Hinführung zum Thema
- II. Der Mensch als ein riskantes Lebewesen
- III. Variationen und Instrumente der Körperausschaltung
- IV. Exkurs - Hans Blumenbergs phänomenologische Anthropologie im schulischen Rahmen
- V. Fazit - die Bedeutung der „actio per distans“ in Blumenbergs Anthropologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit Hans Blumenbergs phänomenologischer Anthropologie und analysiert seinen Begriff der „actio per distans“. Im Zentrum steht die Frage, wie Blumenberg diesen Topos in seine anthropologischen Überlegungen integriert und begründet. Dabei werden die Beschaffenheit und das Vorkommen der „actio per distans“ in der menschlichen Natur und Kultur beleuchtet sowie die existentiellen Folgen dargestellt, die sich aus diesem Prinzip ergeben.
- Die „actio per distans“ als zentrales Element in Blumenbergs Anthropologie
- Der Mensch als „verkörperte Unwahrscheinlichkeit“ und seine Risikobereitschaft
- Der Einfluss von Kultur auf die menschliche Existenz und die Rolle der Prävention
- Die evolutionäre Entwicklung des Menschen und die Abnahme von Existenzrisiken
- Die Bedeutung der Sichtbarkeit und des „Gesehenwerdens“ für die menschliche Existenz
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Kapitel wird der Kontext von Blumenbergs anthropologischer Betrachtungsweise dargelegt. Es wird deutlich, dass er nicht die Frage nach dem Wesen des Menschen, sondern nach seinen auffälligsten Erscheinungen stellt.
Kapitel zwei behandelt den Menschen als ein riskantes Lebewesen. Blumenberg argumentiert, dass die Evolution des Menschen durch einen schrittweisen Abbau von Existenzrisiken geprägt ist. Der Mensch, als „verkörperte Unwahrscheinlichkeit“, habe sich durch seine Kultur eine Absicherung geschaffen, die ihn trotz seiner mangelhaften Ausstattung vor Gefahren bewahrt.
Kapitel drei befasst sich mit den Variationen und Instrumenten der Körperausschaltung. Hier wird der Einfluss der Sichtbarkeit und des „Gesehenwerdens“ auf die menschliche Existenz analysiert. Blumenberg führt den Begriff der Prävention als Inbegriff von Rationalität und Antithese zur Angst ein.
Schlüsselwörter
Hans Blumenberg, phänomenologische Anthropologie, „actio per distans“, Existenzrisiko, Prävention, Sichtbarkeit, Kultur, Evolution, Risikobereitschaft, „verkörperte Unwahrscheinlichkeit“
- Arbeit zitieren
- Tobias Thiel (Autor:in), 2007, Hans Blumenbergs Begriff der „actio per distans“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76613