Carl Diem hat sich noch vor über 40 Jahren mit diesen Ansichten einer Sportideologie verschrieben, die heute längst keine Gültigkeit mehr besitzt und trotzdem noch von einigen Sportideologen vertreten wird. Im modernen System des Hochleistungssports werden Athleten zu Arbeit-nehmern der besonderen Art. Parallel zu ihren Berufskarrieren, oder als mehrjährige Unterbrechung dieser, verfolgen sie eine Sportkarriere als Angestellter in einem Sportverein. Mit dem Schritt, ihr sportliches Hobby zeitintensiv zum Beruf zu machen entscheiden sie sich für eine Lebens-gestaltung, in dem Berufs- und Privatleben eine Einheit bilden, also eine Form der beruflichen Entgrenzung.
In folgendem Aufsatz soll also das Zitat von Diem widerlegt und die These diskutiert werden, dass Hochleistungssportler eine besondere Art von Arbeitnehmern sind. Neben den formalen Merkmalen dafür soll unter-sucht werden, ob sich auch in einer Analyse ihrer Lebensläufe und ihrer Persönlichkeitsmerkmale Besonderheiten bemerkbar machen, die sie vom „Normalarbeitnehmer“ unterscheiden.
Im ersten Schritt soll bewiesen werden, anhand welcher Merkmale man Hochleistungssportler als Arbeitnehmer manifestieren kann. Dabei wird ein besonderer Fokus auf das Leistungsprinzip in Sport und Arbeit gelegt. Um ihre Besonderheiten herauszuarbeiten wird danach untersucht, welche Unterschiede sie zum „Normalarbeitnehmer“ aufweisen. Hier wird auch auf die besondere Rolle der Medien hingewiesen.
Im zweiten Schritt folgt eine Analyse der Lebensverläufe von Hoch-leistungssportlern, um festzustellen, ob man dafür Muster entwickeln kann. Dazu wird eine Studie von ehemaligen Olympiateilnehmern ausge-wertet und im ganzheitlichen Analysemodell zu Lebensläufen von Hoch-leistungssportlern dargestellt.
Laut entwicklungstheoretischen Ansätzen spielen dabei auch psy-chologische Aspekte eine Rolle. Deshalb soll im dritten Schritt untersucht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen Sport und Persönlich-keitsentwicklung gibt. Außer wird auch aus psychologischer gezeigt, wie Athleten mit kritischen Lebensereignissen wie Siegen und dem Ende der sportlichen Karriere umgehen.
Am Ende soll diese Arbeit Aufschluss darüber geben, ob sich Theo-rien zum Sportler als Arbeitnehmer entwickeln lassen und ob es kausale Zusammenhänge zwischen den Beziehungen Sport und Arbeit und Sport und Persönlichkeit gibt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sport als Arbeit
- Das Verhältnis von Sport und Arbeit
- Zwei grundsätzliche Hypothesen
- Leistung in Sport und Arbeit
- Verberuflichung des Sports
- Abgrenzung des Sports vom „Normalarbeitsverhältnis“
- Die Rolle der Medien beim Prozess der Verberuflichung
- Das Verhältnis von Sport und Arbeit
- Lebensläufe von Hochleistungssportlern
- Ganzheitliches Analysemodell zu Lebensläufen von Hochleistungssportlern
- Theoretischer Bezugsrahmen
- Exkurs: Etappen der Berufskarrieren
- Ergebnisse der Lebenslaufanalysen von Hochleistungssportlern
- Analyse der Berufskarrieren
- Auswirkungen des Hochleistungssports auf die Berufskarrieren
- Einordnung der Ergebnisse ins Analysemodell
- Ganzheitliches Analysemodell zu Lebensläufen von Hochleistungssportlern
- Die Persönlichkeit von Hochleistungssportlern
- Modelle zum Zusammenhang von Sport und Persönlichkeit
- Überblick über die Modelle
- Selektions- und Sozialisationshypothese
- Ergebnisse nach trait-orientiertem Ansatz
- Ergebnisse nach interaktionistischem Ansatz
- Kritische Lebensereignisse von Hochleistungssportlern
- Definition „Kritisches Lebensereignis“
- Lebensziele von Hochleistungssportlern
- Beispiel I: Olympiasieg als kritisches Lebensereignis
- Beispiel II: Karriereende als kritisches Lebensereignis
- Modelle zum Zusammenhang von Sport und Persönlichkeit
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der These, dass Hochleistungssportler eine besondere Art von Arbeitnehmern sind. Sie untersucht, inwiefern die Merkmale des Berufslebens auch auf den Bereich des Hochleistungssports zutreffen und welche Besonderheiten sich in den Lebensläufen und Persönlichkeitsmerkmalen dieser Gruppe bemerkbar machen.
- Das Verhältnis von Sport und Arbeit: Unterscheidung von Spiel und Arbeit, Analyse der Leistungssteigerung im Sport und Beruf
- Verberuflichung des Sports: Abgrenzung des Sports vom „Normalarbeitsverhältnis“, Rolle der Medien
- Lebensläufe von Hochleistungssportlern: Entwicklung eines Analysemodells, Untersuchung der Auswirkungen des Sports auf die Berufskarriere
- Die Persönlichkeit von Hochleistungssportlern: Untersuchung des Zusammenhangs von Sport und Persönlichkeitsentwicklung, Umgang mit kritischen Lebensereignissen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die These auf, dass Hochleistungssportler eine besondere Art von Arbeitnehmern darstellen, und legt die Zielsetzung der Arbeit dar.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Verhältnis von Sport und Arbeit. Es werden zwei grundsätzliche Hypothesen diskutiert: Sport als reines Spiel im Gegensatz zu Arbeit und die Strukturähnlichkeit beider Handlungssysteme. Außerdem wird das Leistungsprinzip in Sport und Arbeit untersucht.
Kapitel drei befasst sich mit den Lebensläufen von Hochleistungssportlern. Es wird ein ganzheitliches Analysemodell vorgestellt, das die Ergebnisse einer Studie mit ehemaligen Olympiateilnehmern integriert. Die Studie analysiert die Berufskarrieren der Sportler und untersucht die Auswirkungen des Hochleistungssports auf diese.
Im vierten Kapitel werden die Persönlichkeitsmerkmale von Hochleistungssportlern beleuchtet. Es werden Modelle zum Zusammenhang von Sport und Persönlichkeit vorgestellt und verschiedene Ansätze zur Erklärung der Persönlichkeitsentwicklung im Sport diskutiert. Außerdem wird der Umgang mit kritischen Lebensereignissen wie Siegen und Karriereende untersucht.
Schlüsselwörter
Hochleistungssportler, Arbeitnehmer, Spiel, Arbeit, Leistungsprinzip, Verberuflichung, Lebensläufe, Persönlichkeitsentwicklung, kritische Lebensereignisse, Medien
- Arbeit zitieren
- Nicole Lau (Autor:in), 2006, Hochleistungssportler als Arbeitnehmer der besonderen Art, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76677