„Wer von den Römern zum Beispiel würde sich schämen, seine Gattin zum Gastmahl mitzunehmen? Oder wessen Gemahlin hält sich nicht in den wichtigsten Räumen des Hauses auf und könnte sich nicht jederzeit in der Öffentlichkeit zeigen? Bei den Griechen ist das ganz anders. Dort nämlich lässt man eine Frau zu derartigem nicht zu – es sei denn die Einladung beschränkt sich auf die nächsten Verwandten -, und sie verlässt kaum je den innersten Teil des Hauses, Frauengemach genannt, den außer den nächsten Familienangehörigen niemand betreten darf.“
In diesen Versen von Nepos offenbart sich das Spannungsverhältnis der römischen Frau in der domus. Einerseits wurde von den Frauen erwartet, sich den traditionellen häuslichen Pflichten wie der Kindererziehung und der Handarbeit zu widmen. Auf der anderen Seite stand sie im zentralen Fokus der persönlichen Bühne ihres Gatten. In dieser Funktion hatte sie wichtige repräsentative Aufgaben wahrzunehmen. Über die Möglichkeiten und Grenzen dieser repräsentativen Funktion der Frau im Haushalt soll es im Folgenden gehen. Die eigentliche Frage richtet sich daher vor allem danach, ob die römische Frau in der domus tätsächlich einen aktiven Anteil am römischen Gastmahl (convivium) hatte, oder ob sie nicht vielmehr lediglich als ein „Repräsentationsobjekt“ ihres Mannes fungierte.
Hierbei muss bemerkt werden, dass wir ausschließlich männliche Stimmen über die Teilnahme von Frauen an convivia zu Rate ziehen können. Insofern spiegeln sie lediglich die männlichen Phantasien und Wünsche wieder. Quellenaussagen über das römische Gastmahl entstammen vorwiegend der satirischen bzw. satirisch geprägten Literatur unter anderem von Horaz und bedürfen daher einer kritischen Würdigung.
In der Forschungsliteratur erwiesen sich die konträren Ansichten von Andrew Wallace - Hadrill sowie Elke Stein – Hölkeskamp als besonders diskussionswürdig.
Die verwendete Methodik bedarf klärender Worte. Zunächst wird die römische domus im Kontext weiblicher Einflusssphäre betrachtet. Neben einer Beschreibung des Aufbaus der römischen domus wird ein besonderer Stellenwert auf die Dichotomie von Architektur und deren Bedeutung für die Stellung der Frau im Haushalt gelegt. Lediglich vor dem Hintergrund der architektonischen Gestaltung der domus und der sich daraus ergebende Konflikt zwischen Zurückgezogenheit und Präsenz ist eine Betrachtung der Rolle der Frau als Teilnehmerin am convivium überhaupt erst möglich.
Schwerpunktmäßig wird das convivium als weibliches Machtinstrument betrachtet. Aufgrund der zur Verfügung stehenden Quellentexte wird hier die Phase der späten römischen Republik und der frühen Kaiserzeit beleuchtet. Vor diesem Hintergrund interessiert vor allem, welche Bedeutung das römische Gastmahl für die Frau in der domus hatte. Namentlich, ob das convivium den Frauen eine Form der politischen Partizipation bot, von der sie sonst weitestgehend ausgeschlossen waren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die römische domus im Kontext weiblicher Einflusssphäre
- Der Aufbau der römischen domus
- Bedeutung der Architektur für die Stellung der Frau im Haushalt
- Convivium als weibliches Machtinstrument
- Begriffsdefinition convivium
- Frauen als Teilnehmerinnen am convivium
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Repräsentation der Frau in der römischen domus anhand des römischen Gastmahls (convivium). Im Zentrum der Analyse steht die Frage, ob die Frau im convivium aktiv teilnahm oder lediglich als Repräsentationsobjekt ihres Mannes fungierte. Dabei wird die architektonische Gestaltung der domus sowie die Rolle der Frau in der häuslichen Sphäre berücksichtigt.
- Architektur der römischen domus und ihre Bedeutung für die Stellung der Frau
- Das convivium als Ort der Repräsentation und möglichen weiblichen Machtausübung
- Die Rolle der Frau im convivium im Spannungsfeld zwischen häuslicher Pflicht und öffentlicher Repräsentation
- Kritik an männlichen Quellen und deren Darstellung der weiblichen Teilnahme am convivium
- Mögliche politische Bedeutung des convivium für Frauen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung
Die Einleitung stellt das Spannungsverhältnis der römischen Frau in der domus dar. Sie hebt die traditionelle Rolle der Frau in der häuslichen Sphäre und ihre repräsentative Funktion für ihren Gatten hervor. Zudem werden die Quellenlage und die Forschungsliteratur zum Thema Gastmahl und weibliche Partizipation beleuchtet.
2. Die römische domus im Kontext weiblicher Einflusssphäre
2.1 Der Aufbau der römischen domus
Dieses Kapitel beschreibt die Architektur der römischen domus und beleuchtet den Unterschied zwischen öffentlicher und privater Sphäre. Es wird betont, dass die domus im Gegensatz zu heutigen Häusern ein öffentlicher Ort war, der nur wenig Rückzugsmöglichkeiten bot.
2.2 Bedeutung der Architektur für die Stellung der Frau im Haushalt
Der Abschnitt beleuchtet die Bedeutung der architektonischen Gestaltung der domus für die Stellung der Frau im Haushalt. Er betrachtet die Dichotomie zwischen öffentlichem und privatem Raum und ihre Bedeutung für die Geschlechterrollen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der römischen domus, dem convivium als Repräsentationsort, der Rolle der Frau im Haushalt und der geschlechtsspezifischen Bedeutung der Architektur. Sie analysiert die Teilnahme von Frauen am römischen Gastmahl und die Frage, ob es sich um eine Form der politischen Partizipation oder lediglich um eine Repräsentationsfunktion handelte. Die Arbeit befasst sich auch mit der Kritik an männlichen Quellen und deren Darstellung der weiblichen Teilnahme am convivium.
- Citation du texte
- Jasmin Ruge (Auteur), 2006, Die Repräsentation der Frau in der domus am Beispiel des römischen Gastamahls, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76685