Armut in Deutschland ist keine neue Thematik. Schon immer musste sich die Gesellschaft mit den unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen von Armut beschäftigen. Während jedoch in den zurückliegenden Jahrzehnten Armut eher den Obdachlosen, alkoholkranken Menschen oder älteren verwitweten Frauen zugeschrieben wurde, rückt heute eine neue Zielgruppe in den Mittelpunkt der aktuellen Armutsdiskussionen in Deutschland: Familien und damit Kinder. Eigentlich scheint es, müsste gerade Kinderarmut in unserer Wohlfahrtsgesellschaft gar nicht möglich sein, denkt man doch im ersten Moment an ausgemergelte Kinder mit großen traurigen Augen aus Dritte Welt Ländern. In Deutschland verhungert oder verdurstet kein Kind aus Armut, hier zeigt sich Armut in anderen Facetten. Zwar ist ein physisches Existenzminimum zu jeder Zeit gesichert, jedoch gibt es Armut. Familien und Kinder die in Deutschland in Armut leben haben andere Sorgen als die pure Angst nicht zu überleben. Sie sehen sich in einem ständigen Kampf um Anerkennung, um gleiche Chancen in ihrer Lebensgestaltung, um Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Sie spüren jeden Tag, dass sie nicht dazugehören, ausgegrenzt sind, wird ihnen doch tagtäglich auf brutalste Weise vor Augen gehalten wird, dass sie an unserer Konsumgesellschaft nicht teilhaben können. Leider kann im Rahmen dieser Arbeit nicht näher auf die Folgen von Armut, gerade für Kinder eingegangen werden, jedoch möchte ich kurz erwähnen, dass ein bloßes Überleben in unsere Gesellschaft noch lange kein zufrieden stellendes Leben ermöglicht.
In den folgenden Ausführungen werde ich kurz die verschiedensten Ansätze und Betrachtungsweisen der Armutsdefinitionen erläutern. Der zweite Teil beschäftigt sich mit den Lebenslagen von Familien in Deutschland, dass bedeutet welche Familienformen vorherrschen, wo Kinder hauptsächlich aufwachsen, über welches Einkommen Familien verfügen und welche Familien besonders von Armut betroffen sind.
Anschließend wird es mir um den Zusammenhang zwischen Armut und Sozialhilfe gehen. Hier werde ich mich neben Zahlen- und Datenmaterial auch mit Alternativen zum jetzigen diskriminierenden Sozialhilfebezug bzw. Hartz IV Bezug auseinandersetzen.
Der folgende große Abschnitt untersucht die Maßnahmen die im Rahmen der Politik möglich sind um Armut in Familien bekämpfen zu können. Hier kann ich aufgrund der Komplexität dieses Themas nicht auf alle Möglichkeiten und Ideen eingehen; lediglich die wichtigsten werden von mir erläutert. Vor allem die Reformierung des Familienleistungsausgleichs, den Ausbau der Kinderbetreuungsmöglichkeiten und Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und einer familienfreundlichen Unternehmensführung werden von mir beleuchtet.
Der letzte Teil meiner Arbeit beschäftigt sich mit dem Handlungsauftrag der sozialen Arbeit im Kontext von Armut. Hier wird es vor allem um eine grundsätzliche Diskussion gehen, in welcher Weise soziale Arbeit intervenieren kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen von Armut
- Lebenslagen von Familien und Kindern
- Familienformen
- Einkommen in Familienhaushalten
- Armutsrisiko in Familien mit Kindern
- Zusammenfassung
- Sozialhilfe und Armut
- Maßnahmen zur Bekämpfung von Familien- und Kinderarmut
- Der Familienleistungsausgleich und seine Alternativen
- Der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze
- Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik und einer familienfreundlichen Unternehmensführung
- Zusammenfassung: Möglichkeiten einer Armutspolitik
- Der Handlungsauftrag der sozialen Arbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Thema Familienarmut in Deutschland. Sie untersucht die verschiedenen Definitionen von Armut und beleuchtet die Lebenslagen von Familien und Kindern in Deutschland. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Armutsrisiko von Familien mit Kindern, insbesondere Alleinerziehenden. Des Weiteren werden die bestehenden Sozialhilfeleistungen und deren Auswirkungen auf Familien in Armut beleuchtet. Die Arbeit analysiert verschiedene politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Familien- und Kinderarmut, wie z.B. den Familienleistungsausgleich, den Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik. Abschließend wird der Handlungsauftrag der sozialen Arbeit im Kontext von Armut beleuchtet.
- Definitionen von Armut
- Lebenslagen von Familien und Kindern in Deutschland
- Armutsrisiko von Familien mit Kindern
- Sozialhilfe und Armut
- Politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Familien- und Kinderarmut
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel der Arbeit definiert den Begriff Armut und beleuchtet unterschiedliche Ansätze zur Messung von Armut, wie den Ressourcenansatz und das Lebenslagenkonzept. Das zweite Kapitel untersucht die Lebenslagen von Familien in Deutschland, insbesondere die Familienformen, das Einkommen in Familienhaushalten und das Armutsrisiko von Familien mit Kindern. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Sozialhilfe und deren Bedeutung im Kontext von Armut. Hier werden insbesondere die Auswirkungen von Sozialhilfebezug auf Familien mit Kindern und die Idee eines allgemeinen Grundeinkommens diskutiert.
Kapitel 4 analysiert verschiedene politische Maßnahmen zur Bekämpfung von Familien- und Kinderarmut. Es werden die Reform des Familienleistungsausgleichs, der Ausbau der Kinderbetreuungsplätze und Maßnahmen der Arbeitsmarktpolitik beleuchtet. Das fünfte Kapitel beleuchtet den Handlungsauftrag der sozialen Arbeit im Kontext von Armut und diskutiert die Rolle der sozialen Arbeit in der Bekämpfung von Armut und deren Folgen.
Schlüsselwörter
Familienarmut, Kinderarmut, Armutsdefinitionen, Lebenslagen, Sozialhilfe, Familienleistungsausgleich, Kinderbetreuung, Arbeitsmarktpolitik, soziale Arbeit, Inklusion, Exklusion, Grundeinkommen.
- Arbeit zitieren
- Juliane Riemann (Autor:in), 2007, Familienarmut in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76694