Die vorliegende Arbeit will den Nachweis der Notwendigkeit staatlicher Symbolik führen und dabei die durchaus positiven Aspekte solcher Versinnbildlichung betonen. Dies geschieht am Beispiel der Symbolik der Parlamentsarchitektur im Hinblick auf ihre Bedeutung für die staatliche Repräsentation der Bundesrepublik Deutschland. Dabei wird deutlich werden, dass es sich gerade für die Politikwissenschaft lohnt, in entsprechenden Untersuchungen insbesondere die soziopolitischen Qualitäten symbolischer Formen und ihren positiven Einfluss auf das Gemeinwesen zu beleuchten. Zudem soll nachgewiesen werden, dass ausgehend von der 1949 umgebauten Pädagogischen Akademie bis hin zum 1999 fertig gestellten Reichstag Fosters, gleichsam eine architektonische Tradition des transparenten Bauens in der Bundesrepublik Deutschland existierte, die in Berlin – insbesondere auf Grund des historischen Baubestands – zwar stark modifiziert, dennoch aber nicht vollständig aufgegeben wurde. Zu diesem Zweck sollen jedoch auch andere staatlich initiierte Bauten der Bundesrepublik Gegenstand der Untersuchung sein, die eine herausragende Rolle für die staatliche Selbstdarstellung des Landes gespielt haben und auf Grund ihrer Architektur in die Tradition der transparenten Bauweise einzuordnen sind. Dies betrifft zum einen Bauwerke, die in erster Linie für nationale Bedürfnisse errichtet wurden, wie etwa der Bonner Kanzlerbungalow, zum anderen aber auch solche, deren Erbauung in einem internationalen Kontext stattgefunden hat, und die daher einen großen Einfluss auf die Wahrnehmung der Bundesrepublik durch das Ausland hatten, wie etwa die Brüsseler Weltausstellungspavillons aus dem Jahre 1958, oder das 1972 fertig gestellte Münchner Olympiastadion. Schließlich soll der Nachweis des gesellschaftspolitischen Stellenwerts politischer Bauten auf Grund ihres Symbolgehalts sowohl die Notwendigkeit auch künftiger Diskussionen über das Erscheinungsbild der Staatsarchitektur verdeutlichen sowie einen Erklärungsansatz für die ausgiebigen Debatten um eine angemessene Parlamentsarchitektur in der Bundesrepublik Deutschland bieten.
Inhaltsverzeichnis
- A. Repräsentation und Symbol - theoretische Grundlagen
- 1. Der Begriff der Repräsentation
- 1.1 Repräsentation als Willensbeziehung
- 1.2 Repräsentation als Symbolbeziehung
- 2. Das Konzept der Symbolischen Politik - Symbole als Mittel politischer Inszenierung und Manipulation
- 3. Der Begriff des Symbols
- 4. Architektur als Bedeutungsträger: Das architektonische Zeichen nach Umberto Eco
- B. Die Parlamentsarchitektur in der Bundesrepublik Deutschland und ihre symbolische Bedeutung
- I. Voraussetzungen
- 1. Transparenz und Öffentlichkeit in der deutschen Parlamentsarchitektur
- 2. Zur Problematik der Identifizierung einer genuin nationalsozialistischen Architektur
- 3. Die bundesrepublikanische Parlamentsarchitektur als Gegenbau zur nationalsozialistischen Vergangenheit
- 4. Zur Regierungsarchitektur der DDR
- 5. Zwischenfazit
- II. Transparentes Bauen: Ausgewählte Bauwerke und die Herkunft der Glassymbolik
- 1. Der Bonner Kanzlerbungalow
- 2. Bundesdeutsche Glasarchitektur in der internationalen Öffentlichkeit
- 2.1 Die Brüsseler Weltausstellungspavillons
- 2.2 Die Münchner Olympiabauten
- 3. Der Zusammenhang von Glas, Transparenz und Demokratie
- 3.1 Das Öffentlichkeitsprinzip und die Symbolik des Öffentlichen
- 3.2 Die symbolische Bedeutung von Glas
- 3.3 Die Kritik an der symbolischen Verknüpfung von transparentem Bauen und politischer Transparenz
- III. Offene Architektur und öffentliche Debatten – Transparente Parlamentsarchitektur als demokratische Symbolik
- 1. Der erste Plenarsaal der Bundesrepublik Deutschland – Der Umbau der Pädagogischen Akademie durch Hans Schwippert
- 2. Der Plenarsaal von Günther Behnisch
- 3. Das Reichstagsgebäude nach dem Umbau durch Lord Norman Foster
- Transparenz und Öffentlichkeit als zentrale Elemente der deutschen Parlamentsarchitektur
- Die Symbolik von Glas und seine Bedeutung für die Vermittlung demokratischer Werte
- Der Einfluss der nationalsozialistischen Vergangenheit auf die Gestaltung der bundesdeutschen Parlamentsarchitektur
- Die Rolle der Architektur in der politischen Selbstdarstellung und der Gestaltung des öffentlichen Raums
- Die Debatte um die symbolische Bedeutung von Architektur in der modernen Gesellschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der symbolischen Bedeutung der Parlamentsarchitektur in der Bundesrepublik Deutschland. Sie analysiert die architektonischen Gestaltungsprinzipien, die im Kontext des Wiederaufbaus und der demokratischen Selbstfindung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die symbolische Sprache der Architektur zu entschlüsseln und zu verstehen, wie sie zur Repräsentation und Vermittlung demokratischer Werte eingesetzt wird.
Zusammenfassung der Kapitel
Im ersten Teil der Arbeit werden die theoretischen Grundlagen der Repräsentation und der Symbolischen Politik beleuchtet. Es werden verschiedene Definitionen von Repräsentation und Symbol vorgestellt und die Rolle der Architektur als Bedeutungsträger und Symbol diskutiert.
Kapitel B widmet sich der Analyse der Parlamentsarchitektur in der Bundesrepublik Deutschland und ihren symbolischen Bedeutungen. Es wird untersucht, wie sich die Architektur im Kontext des Wiederaufbaus und der demokratischen Selbstfindung Deutschlands entwickelt hat. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem Konzept der Transparenz und Öffentlichkeit als zentralen Elementen der deutschen Parlamentsarchitektur.
Kapitel II beleuchtet die Geschichte der Glassymbolik in der Architektur und untersucht den Zusammenhang von Glas, Transparenz und Demokratie. Es werden ausgewählte Bauwerke vorgestellt, wie der Bonner Kanzlerbungalow oder die Brüsseler Weltausstellungspavillons, um zu zeigen, wie die Verwendung von Glas zu einer symbolischen Repräsentation demokratischer Werte beiträgt.
Kapitel III beschäftigt sich mit der offenen Architektur und öffentlichen Debatten, die mit der Gestaltung der Parlamentsarchitektur verbunden sind. Anhand von drei Beispielen, dem ersten Plenarsaal der Bundesrepublik Deutschland, dem Plenarsaal von Günther Behnisch und dem Reichstagsgebäude nach dem Umbau durch Lord Norman Foster, werden die architektonischen Entscheidungen und ihre symbolische Bedeutung diskutiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselwörter dieser Arbeit sind Parlamentsarchitektur, Symbol, Repräsentation, Transparenz, Öffentlichkeit, Demokratie, Glas, Wiederaufbau, nationalsozialistische Vergangenheit, bundesrepublikanische Gesellschaft, politische Selbstdarstellung, öffentlicher Raum, symbolische Politik.
- Quote paper
- Christine Hauptmann (Author), 2007, Die Symbolik der Parlamentsarchitektur in der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76722