Sprache und Denken


Dossier / Travail, 2005

19 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Was ist Sprache

3. Die Zusammenhänge von Sprache und Denken – Vorstellung verschiedener Positionen
Benjamin Lee Whorf
Edward Sapir
Die Sapir-Whorf-Hypothese
Helmut Gipper
Peter Gordon

4. Sprachentwicklung beim Kind
Denk– und Sprachentwicklung
Gisela Szagun

5. Didaktische Konsequenzen

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Ein Wort, das ein Kind nicht kennt, ist ein Gedanke,

den es nicht denken kann. (Kyra Grewe)

Sprache ist ein Ausdruck des Gedachten. (Silvia Haag)

Denken findet ohne Sprache statt. (Marianne Brüning)

Man sollte denken, bevor man spricht. (Yvonne Giese)

Erst denken, dann sprechen. (Norma Strigas)“[1]

Ich habe mich dazu entschlossen, mich mit den Zusammenhängen von Sprache und Denken zu beschäftigen, weil mich dieses Thema schon seit längerem interessiert. Häufig wird davon ausgegangen, dass unsere Sprache ein beiläufiger Vorgang ist, der ausschließlich dazu dient, schon formulierte Gedanken weiterzugeben. In mir warf sich die Frage auf, ob vielleicht gerade die Sprache etwas mit der Entstehung von Gedanken zu tun haben könnte. Ich möchte mich damit beschäftigen, ob es das Denken ist, welches den sprachlichen Ausdruck steuert, oder ob das Denken durch die Systematik und Logik unserer Sprache beeinflusst wird. Dieses Thema ist auch im Rahmen meiner pädagogischen Ausbildung zur Grundschullehrerin von Bedeutung, da in diesem Zusammenhang die kindliche Entwicklung von Sprache und Denken eine Rolle spielt.

Zu Beginn meiner Arbeit werde ich den Begriff „Sprache“ im Allgemeinen näher definieren.

Anschließend werden einige Sprachtheoretiker vorgestellt, die mit ihren Forschungen maßgeblich zum Thema beigetragen haben.

Im zweiten Teil beschäftige ich mich mit der Sprachentwicklung des Kindes und stelle im Folgenden Überlegungen zu den didaktischen Konsequenzen an.

Im mittleren Teil, sowie am Ende werde ich persönliche Stellung zu dem Thema nehmen. Auf die besondere Stellung der Sprache von taub-stummen Menschen soll hier nicht näher eingegangen werden, da dies den Rahmen dieser Arbeit überschreiten würde.

2. Was ist Sprache

Um Sprache und Denken aufeinander beziehen zu können, ist es wichtig, genau zu wissen, was mit dem Begriff „Sprache“ gemeint ist. Deshalb wird hier im Folgenden der Begriff umfassend definiert und auf den Ursprung von Sprache eingegangen. "Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen.“[2]

Nimmt man die Hauptaussagen aus den Thesen der Einleitung, so ist die wichtigste Funktion von Sprache die Kommunikation der Menschen, sowie dem Ordnen der Gedanken. Geht man von der Richtigkeit der oben zitierten These Lyons aus, so impliziert diese, dass Tiere keine Sprache haben, sondern dass sich die Fähigkeit zur Sprache nur bei dem Menschen entwickelt hat. Unumstritten ist, dass es bei Tieren so etwas wie eine Informationsweitergabe gibt, wie zum Beispiel der eingezogene oder wedelnde Schwanz beim Hund, sowie sein Knurren, mit dem er klare Signale setzt und Informationen über sich vermittelt. In der Linguistik gelten diese instinktiven Signale von Tieren jedoch noch keineswegs als Sprache. Die Sprache des Menschen zeichnet sich gerade nicht nur durch die Weitergabe von Informationen aus. Gerade die Fähigkeit zum Denken macht menschliche Sprache komplex. Nur menschliche Sprache unterliegt den Regeln einer Syntax. Wann genau der Ursprung der Sprache verzeichnet werden kann, ist nicht vollkommen klar, denn die Entwicklung der menschlichen Sprache verlief nicht isoliert, sondern Hand in Hand mit der anatomischen Entwicklung des Menschen, also von den nichtmenschlichen Primaten zum Homo sapiens. Aus wenigen Worten bildeten sich Reihungen von Ausdrücken bis hin zu ersten grammatischen Kategorien, insbesondere Wortarten und grammatische Konstruktionen. Wichtige Vorrausetzungen sind für Sprache die Entwicklung der Anatomie, wie zum Beispiel die Sprechorgane, die für die Lautbildung zuständig sind und die Entwicklung des Denkens.

Bei einem Papagei sind die Organe, die das Sprechen ermöglichen zwar vorhanden, nicht aber der Geist, der Sprache ermöglicht.

Sprache ist kein festes Gebilde und steht in einem ständigen Wandel. Nicht der Duden macht die Sprache, sondern der Mensch macht den Duden, d.h. der Mensch legt Regeln fest, damit eine einheitliche Sprache in einem größeren regionalen Raum überhaupt möglich wird.

Man unterscheidet

a) die Sprache der Menschen im Allgemeinen, d. h. die Spezies „Mensch“ besitzt die Fähigkeit zu sprechen.
b) die einzelnen Sprachen der unterschiedlichen Nationalitäten, z. B. Französisch, Chinesisch oder Türkisch. Alle diese Sprachen haben andere Ursprünge und werden von unterschiedlicher Anzahl von Menschen verwendet.
c) die Sprachen verschiedener Gesellschaftsgruppen innerhalb einer Nationalität, also innerhalb einer Sprache. Je nach Herkunft, Bildungsniveau oder Art der Abgrenzung einer Gruppe kommt es zum Beispiel zu verschiedenem Wortgebrauch oder zu anderen Abkürzungen und ähnlichem.

3. Die Zusammenhänge von Sprache und Denken – Vorstellung verschiedener Positionen

Im Folgenden werden die Positionen einiger Sprachforscher erläutert. Um einen groben Überblick über die Forschungen zu gewinnen, sind die Grundkonzepte in ihren Hauptaussagen formuliert.

Benjamin Lee Whorf

Der Sprachtheoretiker wurde 1897 in Winthrop geboren. Whorf kam 1928 erstmals mit seinem Lehrer Edward Sapir in persönlichen Kontakt. Beide arbeiteten an der Universität in Yale. Whorff wurde durch seine Forschungen auf dem Gebiet der uto-aztekischen Sprachen und vor allem des Hopi bekannt. Seine Arbeiten liegen allerdings eher auf den Gebieten der Metalinguistik und Sprachphilosophie. 1941 verstarb Benjamin Lee Whorff an einer langwierigen Krankheit. Whorff verfolgte die Meinung, dass alle grundlegenden Begriffe der Menschheit von der Sprache abgeleitet würden. Bereits Ende der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts stellte er die Theorie auf, dass die erlernte Sprache einen starken Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten eines Menschen hat. Bestimmte Denkkonzepte, so seine These, sind demnach überhaupt nicht zugänglich, wenn die Sprache dafür keinen Ausdruck kennt. „Nehmen wir zum Beispiel einmal an, es gebe eine menschliche Art, die aufgrund eines physiologischen Defekts nur die blaue Farbe sehen kann. Die Menschen dieser Art würden wohl kaum in der Lage sein, die Regel zu erkennen und zu formulieren, dass sie nur Blau sehen. Der Terminus <Blau> hätte für sie keinen Sinn. Ihre Sprache würde gar keine Termini für Farben enthalten.“[3] Whorf beschreibt, nur durch Sprache entstünde ein Verständnis für Raum, Zeit oder Materie. Da diese Begriffe relativ seien, bedeute dies für Menschen unterschiedlicher Sprachräume unterschiedliche Empfindungen. Whorf macht dies am Beispiel der nordamerikanischen Hopi-Indianer deutlich. Hopi-Indianer sind ein Naturvolk und haben demnach andere Vorstellungen und gliedern es daher in ihrer Sprache dem entsprechend anders auf, als Sprecher einer "Industriesprache". Whorff sagt, dass die Wirklichkeit der Menschen das Produkt der Kategorien sei, die von der Sprache, die wir zufällig sprechen, aufgezwungen werde. Unser Denken werde eindeutig von unserer Muttersprache beeinflusst. Demnach äußert Whorf die Meinung, dass die Sprache uns vorschreibt, was wir zu denken haben. Nach Whorf ist ein Denken ohne Sprache gar nicht vorstellbar. Es gibt kein Denken, das sich nicht in den syntaktischen Strukturen unserer Sprache vollzieht. Alle Sprechenden unterliegen unbewusst linguistischen Strukturen. Meist liegen sie außerhalb des kritischen Bewusstseins und somit außerhalb der willentlichen Kontrolle . Der Mensch geht davon aus, dass der Gegenstand, den es im Konsens mit anderen benennt mit dem Begriff übereinstimmt, den er für ihn gefunden hat .

Man unterliegt der Täuschung, dass das Sprechen völlig frei und spontan geschieht. Diese Illusion resultiert aus der Tatsache, dass die Grammatik den scheinbar freien Redefluss steuert und sich weder Sprecher noch Zuhörer dessen bewusst sind. Whorf äußert, dass die Grammatik jeder Sprache nicht nur ein reproduktives Instrument ist, mit dem Gedanken ausgedrückt werden. Die Sprache ist es vielmehr selbst, die den Gedanken formt und Schema für die geistige Aktivität des Individuums ist. Eindrücke und deren Analyse werden durch die Sprache determiniert und sie bestimmt, welche Mittel uns zur Verfügung stehen, um unsere Umwelt wahrzunehmen und zu strukturieren. Die Formulierung von Gedanken ist kein unabhängiger, rationaler Vorgang. Abhängig von den verschiedenen Sprachen der Welt ist die Formulierung von Gedanken verschieden. Wir können nach Whorffs Ansicht nicht sprechen, ohne uns der Ordnung und Klassifikation einer Grammatik zu unterwerfen.

[...]


[1] Thesen der genannten Teilnehmenden aus dem Seminar „Muttersprache, Fremdsprache, Zweitsprache“

[2] de.wikipedia.org/wiki/Sprache, zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, 1992, S. 13

[3] Whorf, Benjamin Lee; Sprache-Denken-Wirklichkeit, Beiträge zur Metalinguistik und Sprachphilosophie; Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg; 1984; Seite 9.

Fin de l'extrait de 19 pages

Résumé des informations

Titre
Sprache und Denken
Université
University of Bremen
Cours
Mutterprache, Zweitsprache, Fremdsprache
Note
1,0
Auteur
Année
2005
Pages
19
N° de catalogue
V76741
ISBN (ebook)
9783638812825
Taille d'un fichier
521 KB
Langue
allemand
Annotations
Eine Arbeit, die aus persönlichem Interesse an den Zusammenhängen zwischen der Fähigkeit des Menschen zur Sprache und seines Denkens entstanden ist. Sie bietet einen Überblick, zeigt reflektierte vertiefte Gedankengänge und bietet Anhaltspunkte zur weiteren Recherche.
Mots clés
Sprache, Denken, Mutterprache, Zweitsprache, Fremdsprache
Citation du texte
Saskia Koj (Auteur), 2005, Sprache und Denken, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76741

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