Grundbegriffe der Etymologie: Bedeutungsverengung, -erweiterung, -verschlechterung, -verbesserung und Volksetymologie


Trabajo Escrito, 2002

13 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhalt

1 Bedeutungsverengung

2 Bedeutungserweiterung

3 Bedeutungsverschlechterung

4 Bedeutungsverbesserung

5 Volksetymologie

6 Bibliographie

1 Bedeutungsverengung

Unter Bedeutungsverengung versteht man im Allgemeinen die durch psychische Prozesse bedingte Einschränkung eines Wortes in seinem Gebrauch und Bedeutungsumfang. Dies ergibt sich aus dem Wunsch eines Sprechers, sich möglichst präzise auszudrücken, wenn er von seiner Sprache als Mittel der Kommunikation und Verständigung Gebrauch macht. Um Unklarheiten bei der Benutzung von Begriffen vagen Inhalts oder solcher, über deren Bedeutung unterschiedliche Meinungen existieren, zu vermeiden, bedient er sich beispielsweise lateinischer Lehn- oder Fremdwörter, welche meist spezieller sind als die entsprechenden Erbwörter. Da das Lehnwort einen Teil der Bedeutung des Erbwortes übernimmt, wird das Erbwort in seinem Begriffskern eingeschränkt und auf diese Weise präzisiert. Auch rufen Lehnwörter andere Assoziationen hervor als Erbwörter. In der französischen Sprache haben die Wörter frêle und fragile beide die eigentliche Bedeutung von lat. fragilis „zerbrechlich“. Dennoch sind sie in ihrer Bedeutung zu unterscheiden zwischen fragile als „zerbrechlich“ im Sinne von „leicht zu zerstören“ und frêle als zerbrechlich im Sinne von „verwundbar, wenig widerstandsfähig“. Frêle hat dabei einen eher subjektiven Nebensinn mit gefühlsmäßig assoziativem Hintergrund, während fragile objektiv zu verstehen ist (vgl. Gamillscheg 1951: 168f).

Auch spielt bei der Bedeutungsverengung die Separation gewisser Gruppen voneinander durch die Verwendung unterschiedlicher Vokabeln für das jeweilige Verhalten eine wichtige Rolle.

Als Beispiel sei hier die Abgrenzung des Menschen von der Tierwelt genannt: Aus dem afrz. piz „Brust“ wird im nfrz. pis „Euter, Zitze“. Nfrz. poitrine, ursprünglich ein Begriff für den Teil des Körpers, der Herz und Lunge enthält, ist die heutige Bezeichnung für die menschliche Brust (vgl. Gamillscheg 1951: 169).

Ein Anlass zur Bedeutungsverengung ist auch dann gegeben, wenn der Sprecher aufgrund der zahlreichen Möglichkeiten der Bedeutung eines Wortes fürchten muss, nicht verstanden zu werden. In diesem Fall hängt die Art der Bedeutungsverengung allein davon ab, was der Sprecher ausdrücken möchte. Gehören die unterschiedlichen Meinungen eines Wortes verschiedenen Sprachgemeinschaften an, so ist eine parallele Existenz mehrerer Bedeutungen keinesfalls problematisch. Anders jedoch im folgenden Beispiel: Afrz. deviser hat die Bedeutungen „teilen, zerteilen, unterscheiden, prüfen, zum Ziel nehmen, anordnen, begehren, wünschen, schildern, berichten, sprechen“. Diese Vielfalt an Meinungen ergibt sich einerseits aus der Entstehung von afrz. deviser aus lat. divisare „teilen“, lat. dividere „teilen“ und afrz. vis „Gesicht, Angesicht“, was zu einem Verständnis von deviser als „ins Auge fassen“ führt, und andererseits aus der assoziationsbedingten Ausdehnung des Wortsinns. Das zugehörige Substantiv afrz. devis „Trennung, Aufschub, Beschreibung, Begehren, Wunsch“ führt zu afrz. à devis „nach Wunsch, gänzlich“, was im Hinblick auf deviser in der Bedeutung „teilen, zerteilen“ paradox ist. Daraus folgt, dass sich dieses Wort mit der jeweils entsprechenden Meinung aus seiner Bedeutungsvielfalt auf einzelne Sonder- bzw. Fachsprachen verteilt, so z.B. devis „Kostenvoranschlag“ oder devise „Motto“. Die Funktion von deviser in der Bedeutung des „Teilens“ muss jedoch von einem anderen Wort übernommen werden, Dies geschieht durch afrz. partir aus lat. partire „aus einem Ganzen Teile machen“. Partir „in Teile zerlegen“, auch „trennen“ wandelt sich schließlich in seiner Bedeutung bis zum heutigen „abreisen, weggehen“. Die Bedeutung „teilen“ hat nun die Neuableitung partager inne (vgl. Gamillscheg 1951: 170f).

Von Bedeutungsverengung spricht man auch dann, wenn die verschiedenen Meinungen einzelner Wörter auf mit ihnen verwandte und bedeutungsähnliche oder -gleiche Wörter übertragen werden, so dass jedes dieser Wörter mit dem Ziel, eindeutiger und präziser zu sein, nur noch wenige Bedeutungen hat. Afrz. (soi) torner und (soi) retorner bedeuten sowohl „sich umdrehen“ als auch „zurückkehren“. Diese bedeutungsähnlichen Wörter sind heute aufgegliedert in nfrz. tourner „drehen, eine Wendung machen“ und retourner „umkehren, zurückkehren“ (vgl. Gamillscheg 1951: 172).

Eine weitere Komponente, die auf die Bedeutungsverengung Einfluss nimmt, ist die Wirkung von Gefühlen, die mit einem Wort verbunden werden. So wird z.B. afrz. avaler, abgeleitet von aval „abwärts, unten“ mit der Bedeutung des „Herabsteigens, Herablassens“ zu „eingießen, verschlingen“. Avaler kann sich aufgrund seines Gefühlsgehalts im Gegensatz zu seinem neutralen Pendant descendre nur in Wendungen wie z.B. avaler une injure halten (vgl. Gamillscheg 1951: 173).

Im folgenden Fall kann man Bedeutungsverengung als die Beschränkung eines Wortes auf lediglich eine Sondersprache verstehen. Das Wort verliert dabei seine Bedeutung für die Gemeinsprache, so findet man z.B. afrz. muer „sich verändern“ heute nur noch in der für die Zoologie relevanten Bedeutung „mausern“ vor (vgl. Gamillscheg 1951: 174f).

So wird erneut deutlich, dass die Ursachen und auch die Art und Weise einer Bedeutungsverengung ebenso vielfältig wie variabel sind.

[...]

Final del extracto de 13 páginas

Detalles

Título
Grundbegriffe der Etymologie: Bedeutungsverengung, -erweiterung, -verschlechterung, -verbesserung und Volksetymologie
Universidad
University of Mannheim  (Romanisches Seminar)
Curso
Proseminar
Calificación
1,0
Autor
Año
2002
Páginas
13
No. de catálogo
V76746
ISBN (Ebook)
9783638822008
Tamaño de fichero
403 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Grundbegriffe, Etymologie, Bedeutungsverengung, Volksetymologie, Proseminar
Citar trabajo
Eva Fernández Ammann (Autor), 2002, Grundbegriffe der Etymologie: Bedeutungsverengung, -erweiterung, -verschlechterung, -verbesserung und Volksetymologie, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/76746

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