Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Sounddesign von Ridley Scotts 1982 veröffentlichten Science-Fiction-Klassiker Blade Runner.
Einzelne markante Szenen aus der Director’s Cut-Version des Films1 werden bezüglich ihres Sounddesigns analysiert. Zentrale Fragestellungen sind hierbei Richtlinien wie: „Welche Funktion hat der „Sound“ in der entsprechenden Szene?“, „Was klingt und wie kann es zugeordnet werden?“, „Wie ist das Sounddesign einer entsprechenden Szene im Ganzen angelegt (Einsatz von Onscreen/Offscreen-Klängen)?“, „Welche Korrelation gehen Bild und Ton mit einander ein, und welche Wirkung wird dadurch erzielt?“.
Bevor ich mich nun aber der Analyse der ausgewählten Filmszenen widme, möchte ich noch eine kurze Einführung zum Film selbst bieten und auch auf seine prägende Rolle als stilistisches Meisterwerk innerhalb und auch außerhalb des Science-Fiction-Films hinweisen.
Das der Film einmal einen derartigen Kultstatur innehaben würde, wie er ihn heute zweifelsohne genießt, war bei seiner Erstaufführung am 25.06.1982 noch nicht ab zu sehen. Vielmehr waren dem Film bei seinem Erscheinen fast nur negative Kritiken beschienen.
Der prominente Filmkritiker Roger Ebert2 äußerte über den Film beispielsweise: „the movie’s weakness [...] is that allows the special-effects technology to overwhelm the story“
(Sievert, 2000, S. 1).3 Auch an den Kinokassen blieb der Erfolg aus, gestaltete sich der kommerzielle Erfolg viel mehr eher zum Desaster. So spielte der Film entgegen seiner Produktionskosten von 28 Millionen Dollar, nur 14 Millionen Dollar wieder ein (vgl. Sievert, 2000, S. 1). Dies lag unter anderem daran, dass der damals veröffentlichte Film nicht der war, den Regisseur Ridley Scott eigentlich geplant hatte. Wegen Bedenken von Seiten der Filmgesellschaft Warner Brothers entschloss man sich nämlich dazu, das Verständnis des Filmes durch Offscreen-Kommentare von Hauptdarsteller Harrison Ford zu verbessern, und auch das offene Ende des Films in ein Happyend zu verwandeln. Motivation war hierbei das negative Ergebnis vorausgegangener Probevorführungen (vgl. Sievert, 2000, S. 108).
(1) Erstaufführung am 11.09.1992
(2) Roger Ebert (geb. 18.06.1942) ist einer der prominentesten Filmkritiker der USA und der erste Pulitzer-Preis-Gewinner für eine Filmkritik. Er schreibt für die Chicago-Sun Times.
(3) Zitiert nach Sammon, Future Noir. The Making of Blade Runner, New York 1996,
S. 314.
Inhaltsverzeichnis
I. Vorwort
II. Inhalt von Ridley ScottsBlade Runner
III. Sounddesign-Analyse vonBlade Runner
1) Szene I: Verfolgungsjagd (Timecode: 0:53:00-0:57:00)
1.1) Szenenbeschreibung (Handlung):
1.2) Analyse des Sounddesigns:
2) Szene II: Deckards Einführungsszene / Flug zu Bryant (Timecode: 0:07:20-0:11:15)
2.1) Szenenbeschreibung (Handlung):
2.2) Analyse des Sounddesigns:
3) Szene III: Finale (Timecode: 1:30:00-1:43:00)
3.1) Szenenbeschreibung (Handlung):
3.2) Analyse des Sounddesigns:
IV. Literatur- und Quellenverzeichnis
Literatur:
Internetquellen:
Filmmaterial:
I. Vorwort
Die folgende Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Sounddesign von Ridley Scotts 1982 veröffentlichten Science-Fiction-KlassikerBlade Runner.
Einzelne markante Szenen aus der Director’s Cut-Version des Films1 werden bezüglich ihres Sounddesigns analysiert. Zentrale Fragestellungen sind hierbei Richtlinien wie: „Welche Funktion hat der „Sound“ in der entsprechenden Szene?“, „Was klingt und wie kann es zugeordnet werden?“, „Wie ist das Sounddesign einer entsprechenden Szene im Ganzen angelegt (Einsatz von Onscreen/Offscreen-Klängen)?“, „Welche Korrelation gehen Bild und Ton mit einander ein, und welche Wirkung wird dadurch erzielt?“.
Bevor ich mich nun aber der Analyse der ausgewählten Filmszenen widme, möchte ich noch eine kurze Einführung zum Film selbst bieten und auch auf seine prägende Rolle als stilistisches Meisterwerk innerhalb und auch außerhalb des Science-Fiction-Films hinweisen.
Das der Film einmal einen derartigen Kultstatur innehaben würde, wie er ihn heute zweifelsohne genießt, war bei seiner Erstaufführung am 25.06.1982 noch nicht ab zu sehen. Vielmehr waren dem Film bei seinem Erscheinen fast nur negative Kritiken beschienen.
Der prominente Filmkritiker Roger Ebert2 äußerte über den Film beispielsweise: „the movie’s weakness [...] is that allows the special-effects technology to overwhelm the story“
(Sievert, 2000, S. 1).3 Auch an den Kinokassen blieb der Erfolg aus, gestaltete sich der kommerzielle Erfolg viel mehr eher zum Desaster. So spielte der Film entgegen seiner Produktionskosten von 28 Millionen Dollar, nur 14 Millionen Dollar wieder ein (vgl. Sievert, 2000, S. 1). Dies lag unter anderem daran, dass der damals veröffentlichte Film nicht der war, den Regisseur Ridley Scott eigentlich geplant hatte. Wegen Bedenken von Seiten der FilmgesellschaftWarner Brothersentschloss man sich nämlich dazu, das Verständnis des Filmes durch Offscreen-Kommentare von Hauptdarsteller Harrison Ford zu verbessern, und auch das offene Ende des Films in ein Happyend zu verwandeln. Motivation war hierbei das negative Ergebnis vorausgegangener Probevorführungen (vgl. Sievert, 2000, S. 108).
Erst die 1993 erschienene Director’s Cut-Version des Filmes zeigt diesen in seiner ursprünglich gedachten Form, ohne Kommentar und mit dem ungewissen, offenen Schluss, den Regisseur Ridley Scott eigentlich im Sinn gehabt hatte.
Inspiriert wurde der Film durch den „metaphysischen“ Roman von Philip K. Dick4
„Do Androids dream of electric sheep?“5 und gesellt sich somit in die Riege zahlreicher Science-Fiction-Filme, deren Thematiken den Werken Dicks entliehen wurden.
Blade Runnerist jedoch mehr als „nur“ die Adaption eines literarischen Klassikers. Er ist ein filmisches Gesamtkunstwerk, das durch seine atemberaubende Visualisierung, die für die spätere Filmgeschichte prägende stilistische Bedeutung, seine düstere, einmalige Atmosphäre und einer mehrschichtigen philosophischen Thematik besticht und sich somit einen Platz unter den Meilensteinen des Sciencefiction-Films gesichert hat.
Laut einer 2004 vorgenommenen Abstimmung durch denGuardian6, waren sich 60 führende Wissenschaftler darüber einig, dass Ridley ScottsBlade Runner, der beste Science-Fiction-Film sei, der je gemacht worden wäre (www.netzeitung.de).7
II. Inhalt von Ridley Scotts Blade Runner
Folgender Text soll einen kurzen inhaltlichen Überblick über den Film geben, so wie er in der 1993 erschienenen Director’s Cut-Version vorliegt.
Die Handlung des Films ist in der nahen Zukunft, im Los Angeles des Jahres 2019, angesiedelt. Die Stadt wird als düster und futuristisch dargestellt, überfüllt mit einer Masse an Menschen, elektronischen Werbetafeln und umher fliegenden Fahrzeugen. Die Architektur ist gewaltig und monumental. In dieser düsteren Stadt, in der es kaum natürliches Licht zu geben scheint, wird der Ex-Blade Runner8Rick Deckard, gespielt von Harrison Ford, von Polizei-ChefBryantdazu beauftragt, sechs entflohene Replikanten9 zu finden und zu töten.
Die Replikanten sind von „normalen“ Menschen nur schwer zu unterscheiden und so testetDeckarddie sogenannteVoight-Kampff-Maschine, mit der es möglich sein soll die Replikanten zu entlarven, an einer Angestellten (NamensRachel) der Tyrel-Corporation10 und findet heraus, dass auch sie eine Replikantin ist. Im weiteren Verlauf des Films entwickelt sich zwischenDeckardundRacheleine Liebesbeziehung, während esDeckardgelingt nacheinander alle gesuchten Replikanten aus dem Weg zu räumen.
Das Finale des Films bietet sich schließlich im KampfDeckardsmit dem letzten noch lebenden ReplikantenRoy Battyan, der gleichzeitig auch deren Anführer ist. Hier wirdDeckardvom Jäger zum Gejagten und überlebt letztendlich nur, weilRoy Battyes selbst so will. Obwohl esDeckardletztendlich gelungen ist seinen Job zu erfüllen, bleibt das Ende des Films offen. Es wird nicht gezeigt, was mitDeckardundRachelgeschieht, nach dem sich beide dazu entschlossen haben gemeinsam zu fliehen.
Inhaltliche Elemente in der Director’s Cut-Version des Films implizieren zudem, dassDeckardselbst ein Replikant ist, worauf zumindest eine Schlüsselszene11 in dem Film hinweist.
III. Sounddesign-Analyse von Blade Runner
Der folgende Teil meiner Hausarbeit soll sich der Sounddesign-Analyse einzelner, von mir ausgesuchter, Szenen widmen und aufzeigen wie der „Sound“ in den jeweiligen Szenen verwendet wurde und mit welcher Intension und Wirkung dies geschehen ist.
Alle Szenen sind dem Director’s Cut des Films entnommen.
1) Szene I: Verfolgungsjagd (Timecode: 0:53:00-0:57:00)
1.1) Szenenbeschreibung (Handlung):
In dieser Szene verfolgtDeckardden ersten von ihm aufgespürten Replikanten, eine Schlangentänzerin NamensZhora. NachdemZhoradie Garderobe fluchtartig verlassen hat, tauchen sowohl sie, als auchDeckardin das chaotische Treiben der Großstadtstraßen hinein. Durch das Chaos an Menschen und Fahrzeugen wird esDeckarderschwert sein Ziel ausfindig zu machen. Am Ende der Szene wird er dennoch fündig und es gelingt ihm, die Replikantin nieder zu schießen, und damit das erste Ergebnis seiner Nachforschungen ab zu liefern.
1.2) Analyse des Sounddesigns:
Im ersten Teil dieser Szene (Timecode: 0:53:00–0:55:20) folgtDeckardder ins Straßengetümmel abgetauchtenZhora, und versucht diese ausfindig zu machen.
Die räumliche Wahrnehmung des Zuschauers ist hierbei deckungsgleich mit der subjektiven Wahrnehmung des Protagonisten, in diesem Falle also der von Deckard.12
Hierbei unterstützt das in der Tonspur angewandte Prinzip der Desorientierung, genau jene filmisch-inhaltliche Desorientierung, welcher auchDeckarderlegen ist und die gleichzeitig von der Kameraführung verbildlicht wird (ausschließlich Nahaufnahmen; wackelnde Kameraführung; teilweise verdecken für kurze Zeit Fahrzeuge oder Objekte das gesamte Bild). Auf klanglicher Ebene wird Desorientierung hier durch den Einsatz einer großen Zahl an Offscreen-Tönen umgesetzt, die jedoch nur schwer als aktive oder passive einzuordnen sind und damit den Effekt der Desorientierung (beim Zuschauer) noch verstärken (vgl. Flückiger, 2000, S. 302ff.).
Dies liegt vor allem daran, dass zum Gestaltungsprinzip der Desorientierung auch jenes der Verfremdung tritt (vgl. Flückiger, 2000, S. 287f.).
Verfremdung wird hier durch nicht zuzuordnende, passive Offscreen-Töne erzeugt, die die klanglichen Erwartungen des Zuschauers, beim Sehen einer bekannten, wenn auch futuristischen Großstadtszene, nicht erfüllen, und somit befremdlich wirken. Eben jene Fremdartigkeit ist es auch, welche die genaue Einordnung der Klangobjekte in aktive oder passive Offscreen-Töne erschwert, daDeckardsicherlich auf einige von ihnen zu reagieren scheint, eine explizite Zuordnung zu den entsprechenden Klangquellen jedoch nicht stattfinden kann. Es kann bestenfalls vermutet werden, dass beispielsweise die mechanische Stimme, welche in der Szene mehrmals zu hören ist, und ein ständiges „don’t walk“ von sich gibt, zu der zu einem späteren Zeitpunkt gezeigten Ampelanlage gehört, aber aufgrund der Fremdartigkeit dieses Klangobjekts bleibt diese Zuordnung wohl eher diffus. Andere Klangobjekte hingegen, wie zum Beispiel der zischende, entweichende Dampf, können eindeutig als Onscreen-Töne im Bild lokalisiert werden.
Im zweiten Teil der Szene (Timecode: 0:55:20–0:57:00) ist esDeckardschließlich gelungenZhoradoch noch auf zu finden, und sie mit gezielten Schüssen aus seiner Waffe zur Strecke zu bringen. Plötzlich weicht das chaotische Treiben der Großstadtszenerie der einsetzenden Filmmusik, die gleich mehrere Funktionen zu erfüllen hat. Stand das Gestaltungsmittel der Desorientierung durch eine auditive Reizüberflutung noch für eine Wahrnehmung der Handlung ausDeckardsSicht, so ist es hier nun die Filmmusik, welche faktisch selbst zum auktorialen Erzähler wird, und den Perspektivwechsel vonDeckardzur Replikantin einleitet.
Demnach nimmt die Filmusik hier die Funktion einer markierten Subjektivierung ein, ist „ [...] extradiegetische[s] Klangobjekt[...], [das] als Kommentar fungier[t]“ (Flückiger, 2000, S. 374). Doch es ist nicht nur die Perspektive, die eine Änderung erfährt, sondern auch die Thematik an sich. Die Verfolgung weicht dem Motiv des Todes, dem Sterben, der vonDeckardgejagtenZhora. Kameratechnisch wird dieses neue Thema auf ganz klassische Art und Weise durch das Einsetzen der Zeitlupe verbildlicht (vgl. Flückiger, 2000, S. 401ff.).
[...]
- Arbeit zitieren
- Jeremy Iskandar (Autor:in), 2006, Das Sounddesign von Ridley Scotts "Blade Runner", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77062
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