n "De docta ignorantia", seinem ersten philosophischen Werk, hat Nikolaus von Kues seine bleibenden Grundgedanken festgehalten. Für viele gelten die drei Bände auch als Hauptwerk des Kusaners. Abgeschlossen hat Cusanus seine "belehrte Unwissenheit", die er Kardinal Julian Cesarini widmete, am 12. Februar 1440 zu Kues an der Mosel.
In dem Werk legt Cusanus zwei zentrale Themen seiner Philosophie und Theologie dar. Zum einen stellt er den Zusammenfall der Gegensätze heraus. Dieser sei nur in Gott möglich, wobei Jesus Christus das Bindeglied zwischen Gott und der Welt sei. Die Welt sei stufenweise geordnet, vom Höchsten bis hin zum Niedrigsten. In diesem Zusammenhang tritt auch die Vorliebe des Cusanus für mathematische Denk- und Ausdrucksweisen zu Tage. Derer bedient er sich besonders, wenn es darum geht, die Probleme des unendlich Großen und unendlich Kleinen zu bewältigen und auszudrücken.
Der zweite Schwerpunkt, den Cusanus in "De docta ignorantia" einbettet, ist der, der dem Werk seinen Namen gibt: Die belehrte Unwissenheit - das Wissen um das eigene Nicht-Wissen. Nach Cusanus wird ein Mensch gerade dadurch umso gelehrter, je mehr er um sein eigenes Nicht-Wissen weiß. Das Wissen um das Nicht-Wissen ist also das Ziel. Denn, so Cusanus, wenn uns diese Absicht gelingt, dann haben wir die belehrte Unwissenheit erreicht, die er ausgibt.
Das philosophische Werk des Cusanus ist zugleich ein Dokument für den Wandel scholastischen Denkens hin zum Geist des Humanismus der Renaissance. Damit gehört Cusanus zu den "Wegbereitern der Neuzeit" – wenngleich sein Einfluss zunächst dürftig war. Denn Nikolaus von Kues ist mit seiner Annahme, das Gott das Absolute und das Zentrum aller Überlegungen ist, noch ganz dem Mittelalter verhaftet. Auf der Gegenseite zieht Cusanus aber einen wichtigen Schluss: Die von den antiken Philosophen getroffene Unterscheidung zwischen den Himmelskörpern und der Erde, zwischen himmlischer und irdischer Materie, ist unhaltbar. Mit diesem Ansatz bereitet Cusanus bereits die kopernikanische Wende vor – vorweg genommen hat er sie, entgegen einiger Stimmen, wohl eher nicht. Ähnlich beurteilt Wilhelm Totok die cusanische Philosophie. Sie sei "eine Philosophie des Übergangs". Und sie sei zum einen der Abschluss des mittelalterlichen Denkens, zum anderen der Beginn des neuzeitlichen Denkens.
Inhaltsverzeichnis
- Zur Einführung
- Zu Entstehung und Inhalt von "De docta ignorantia"
- Der Blitz der Erkenntnis
- Aufbau des Werkes
- Belehrte Unwissenheit – Wissendes Nicht-Wissen
- Ich weiß, dass ich nichts weiß
- Die cusanische Erkenntnistheorie
- Der Zusammenfall der Gegensätze im Unendlichen
- Negative Theologie und unfassbarer Gott
- Der unendliche Weg des Erkennens – die belehrte Unwissenheit als Ziel
- Zur Gotteserkenntnis
- Die belehrte Unwissenheit als hermeneutischer Zirkel?
- Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
In "De docta ignorantia" präsentiert Nikolaus von Kues seine zentralen philosophischen und theologischen Gedanken. Das Werk widmet sich dem Konzept der "belehrten Unwissenheit" und untersucht den Zusammenfall von Gegensätzen, der nach Cusanus nur in Gott möglich ist. Es beleuchtet die stufenweise Ordnung der Welt, vom Höchsten zum Niedrigsten, wobei Cusanus sich insbesondere mathematischer Denk- und Ausdrucksweisen bedient, um die Problematik des Unendlich Großen und Unendlich Kleinen zu erforschen.
- Das Konzept der "belehrten Unwissenheit" als Wissen um das eigene Nicht-Wissen
- Der Zusammenfall der Gegensätze als zentraler Aspekt der cusanischen Philosophie
- Die Rolle Jesu Christi als Bindeglied zwischen Gott und der Welt
- Die mathematischen Denkweisen als Mittel zur Erforschung des Unendlichen
- Die Bedeutung des Unendlichen in der Gotteserkenntnis
Zusammenfassung der Kapitel
Das Werk beginnt mit einer Einführung in die "belehrte Unwissenheit" und beleuchtet die Entstehung und den Inhalt des Werkes "De docta ignorantia". Kapitel 2 analysiert die Erkenntnis des Cusanus und dessen Verständnis von Wissen als Nicht-Wissen. Es werden die cusanische Erkenntnistheorie, die Theorie vom Zusammenfall der Gegensätze im Unendlichen und die negative Theologie erörtert. Das Werk geht weiter auf den unendlichen Weg des Erkennens ein und erklärt die "belehrte Unwissenheit" als Ziel des Erkenntnisprozesses. Es untersucht die Gotteserkenntnis und diskutiert die Bedeutung der "belehrten Unwissenheit" als hermeneutischen Zirkel. Die Schlussbetrachtungen beenden das Werk mit einem Essay über den Beginn einer neuen Zeit.
Schlüsselwörter
Das Werk "De docta ignorantia" ist geprägt von zentralen Schlüsselbegriffen wie "belehrte Unwissenheit", "Zusammenfall der Gegensätze", "unendliche Gotteserkenntnis", "negative Theologie", "mathematische Denkweisen" und "stufenweise Ordnung der Welt". Diese Begriffe spiegeln die philosophischen und theologischen Kernaussagen des Werkes wider und verdeutlichen Cusanus' Auseinandersetzung mit den Grenzen des menschlichen Wissens und der Unfassbarkeit Gottes.
- Quote paper
- Tobias Zell (Author), 2002, Der Wissensbegriff in De docta ignorantia (Die belehrte Unwissenheit) von Nikolaus von Kues, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7708