In der vergleichenden Politikwissenschaft spielt – nicht zuletzt durch Demokratisierungsentwicklungen seit Mitte der 1970er Jahre bedingt – der Begriff der „konsolidierten Demokratie“ eine wichtige Rolle. Mit der dritten großen Demokratisierungswelle – beginnend mit Portugal 1974, fortgesetzt mit den osteuropäischen Staaten Anfang der 1990er Jahre – ging gleichzeitig eine unterschiedliche Entwicklung dieser Demokratien in Bezug auf ihre Konsolidierung (d.h. Beständigkeit) einher. Es lagen zudem gänzlich unterschiedliche Voraussetzungen beim Übergang von einem nichtdemokratischen zu einem demokratischen Regime vor: Vor der Demokratisierung gab es mit autoritären oder totalitären Systemen verschiedenste Formen nichtdemokratischer Regime. Der Zusammenbruch eines nichtdemokratischen Regimes und die Transition zu einer Demokratie waren dabei nicht automatisch gleichbedeutend mit der Konsolidierung eines demokratischen Systems.
Juan J. Linz und Alfred Stepan veröffentlichten 1996 ihr Werk „Problems of Democratic Transition and Consolidation: Southern Europe, South America, and Post-Communist Europe“ und knüpften damit an eine vorher erschienene Abhandlung mit dem Titel „The Breakdown of Democratic Regimes“ an. Ziel des aktuellen Werkes war es, erstens die Bedingungen für den Zusammenbruch autoritärer Regime, zweitens den Transitionsprozess von autoritären zu demokratischen Regimen und drittens die politische Dynamik der Konsolidierung in postautoritären Demokratien zu untersuchen. Dabei gilt es zu beachten, dass sich die Demokratisierungsentwicklungen der dritten Welle in jüngster Vergangenheit befinden und insofern die Konsolidierungsforschung noch keinesfalls als abgeschlossen betrachtet werden darf.
In einem grundlegenden ersten Teil des Buches entfalten Linz und Stepan dabei zunächst ihr Konzept der demokratischen Konsolidierung, bevor sie in den Teilen zwei bis vier das Konzept auf Länderbeispiele aus dem Untersuchungsraum anwenden. Das Konsolidierungs-Konzept von Linz und Stepan stellt die theoretische Grundlage der vorliegenden Hausarbeit dar. Nach einer Vorstellung des Konzeptes und seiner Bestandteile, gefolgt von einer kompakten Konzeptkritik, soll die Theorie anschließend auf das Beispiel Polen angewandt werden. Die in dieser Arbeit zu beantwortende Fragestellung lautet daher: Wie konsolidiert ist die Demokratie Polens nach dem Konzept von Linz und Stepan?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Konzept demokratischer Konsolidierung von Linz und Stepan
- Transition und Konsolidierung
- Stateness
- Konzeptkritik
- Moderne nichtdemokratische Regime
- Folgen des bisherigen Regimes für Transition und Konsolidierung
- Weitere Akteure und Zusammenhänge
- Konsolidierung der Demokratie in Polen
- Ausprägung und Auswirkungen des vorherigen Regimes
- Transition und Beginn der Konsolidierung
- Zivilgesellschaft
- Politische Gesellschaft, Rechtsstaatlichkeit und Beamtenapparat
- Wirtschaftliche Gesellschaft
- Transitionsführung und -kontrolle
- Verfassungsgebung
- Einfluss akteurs- und kontextbezogener Variablen
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Konsolidierung der Demokratie in Polen anhand des Konzepts von Linz und Stepan. Sie befasst sich mit den Bedingungen für den Zusammenbruch autoritärer Regime, dem Übergangsprozess von autoritären zu demokratischen Regimen und der politischen Dynamik der Konsolidierung in postautoritären Demokratien.
- Das Konzept der demokratischen Konsolidierung von Linz und Stepan
- Die Auswirkungen des vorherigen kommunistischen Regimes auf die polnische Demokratie
- Die Entwicklung der Zivilgesellschaft, der politischen Gesellschaft und der Rechtsstaatlichkeit in Polen
- Der Einfluss von akteurs- und kontextbezogenen Variablen auf die Konsolidierung der Demokratie in Polen
- Die Rolle der Transitionsführung und -kontrolle in der polnischen Demokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert den Begriff der konsolidierten Demokratie und die Bedeutung von Linz und Stefans Werk für die Konsolidierungsforschung. Das zweite Kapitel stellt das Konzept der demokratischen Konsolidierung von Linz und Stepan vor und untersucht dessen zentrale Bereiche, darunter die Zivilgesellschaft, die politische Gesellschaft, die Rechtsstaatlichkeit, der Beamtenapparat und die wirtschaftliche Gesellschaft. Es werden zudem die Folgen des vorherigen Regimes für die Transition und Konsolidierung sowie weitere akteurs- und kontextbezogene Variablen beleuchtet.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Konsolidierung der Demokratie in Polen. Es analysiert die Ausprägung und Auswirkungen des vorherigen Regimes auf den Übergangsprozess und die Entwicklung der Demokratie in Polen. Dabei werden die Bereiche Zivilgesellschaft, politische Gesellschaft, Rechtsstaatlichkeit, Beamtenapparat und wirtschaftliche Gesellschaft im Detail untersucht. Abschließend werden die Einflüsse von akteurs- und kontextbezogenen Variablen auf die Konsolidierung der Demokratie in Polen betrachtet.
Schlüsselwörter
Demokratische Konsolidierung, Linz und Stepan, Polen, Transition, Zivilgesellschaft, Politische Gesellschaft, Rechtsstaatlichkeit, Beamtenapparat, Wirtschaftliche Gesellschaft, Akteure, Kontext, Regime
- Citation du texte
- Johannes Neufeld (Auteur), 2007, Wie konsolidiert ist die Demokratie Polens nach dem Konzept von Linz und Stepan?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77340