Die Evolution Brandenburg-Preußens von der „Streusandbüchse“ des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ hin zu einer mittleren europäischen Großmacht ist etwas Erstaunliches, betrachtet man die Voraussetzungen die dieser an der Peripherie liegende, wirtschaftlich und geistig unterentwickelte Flecken östlich der Elbe mitbrachte. [...] Was die Neuordnung der politischen Kräfte im Besonderen zu Gunsten der Brandenburger ermöglichte, war die immense Militärmacht die hinter Brandenburg (-Preußen) stand. Der kleine Staat Brandenburg hatte sich fortan der Funktionalität des äußerst effektiv arbeitenden militärischen Machtwerkzeugs unterzuordnen. An dieser Stelle muss die Wirkung in das Innere des brandenburgischen Staates untersucht werden. Wie hatte man es geschafft, das brandenburgische Volk und die als widerspenstig geltende adelige Junker-„Elite“ vor den Karren der Hohenzollern zu spannen?
Diese Arbeit soll sich der außergewöhnlichen Entwicklung Brandenburg-Preußens zu einem absolutistischen Staat, unter Berücksichtigung seiner Religionspolitik, widmen und im Speziellen die Rolle und den Anteil des Pietismus an diesem state-building Prozess analysieren. Die Entwicklung Brandenburgs soll nicht pauschal durch die Herausbildung staatlicher Machtagenturen erklärt werden, vielmehr ist der Gegenstand dieser Hausarbeit die ideologische Grundlage, die den enormen gesellschaftlichen, sozialen und religiösen Wandel unterstützt hat.
Diese Seminararbeit gliedert sich in drei Teile und beginnt mit einem einleitenden Abschnitt, der sich insbesondere mit der historischen „Rahmenhandlung“ auseinandersetzt und einen grundlegenden Einblick in die Religionspolitik des Hauses Hohenzollern gibt. Der zweite Teil widmet sich der Religionsgruppe der Pietisten. Personen, Entwicklungen und die besondere Theologie der Pietisten werden vorgestellt. Im dritten Teil soll der Einfluss des Pietismus auf Staat und Gesellschaft in Brandenburg-Preußen von der Regierungszeit Friedrich III. (I.) bis Friedrich Wilhelm I. analysiert werden und die immense Wichtigkeit des Pietismus für die Staatenwerdung Preußens herausgearbeitet werden.
Grundlegend für diese Arbeit waren das Buch von Carl Hinrichs „Preußentum und Pietismus“ und die Arbeit „Pietism and the making of eighteenth-century Prussia“ von Richard L. Gawthrop, sowie „Eine kleine Geschichte Preußens“ von Eberhard Straub
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung in den historischen Kontext
- Überblick über die Entwicklung Brandenburgs bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
- Reformen und Religionspolitik in Brandenburg (-Preußen)
- Der Pietismus- von individueller Frömmigkeit hin zur staatstragender Religion
- Hintergründe, theologische Grundannahmen, Zielsetzungen
- Anfänge des Pietismus in Brandenburg (-Preußen)
- August Hermann Francke - der Vater des Halleschen Pietismus
- Der Hallesche Pietismus als Reformmotor in Brandenburg - Preußen?
- Staats- und Menschenbild des Halleschen Pietismus
- Kooperation zwischen Herrscherhaus und Halleschem Pietismus
- Der pietistische Einfluss auf das Verständnis von Herrschaft
- Der Einfluss des Pietismus auf die preußische Armee und Bürokratie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Entwicklung Brandenburg-Preußens im 17. und 18. Jahrhundert und untersucht die Rolle des Pietismus in diesem Prozess. Ziel ist es, zu analysieren, inwieweit der Pietismus als Motor der preußischen Entwicklung agierte und wie er die Religionspolitik, das Staatsverständnis und die gesellschaftliche Entwicklung Brandenburgs-Preußens beeinflusste.
- Die Entstehung und Entwicklung Brandenburg-Preußens im historischen Kontext
- Die Rolle der Hohenzollern und ihre Religionspolitik
- Der Pietismus als Reformbewegung und seine theologischen Grundannahmen
- Der Einfluss des Halleschen Pietismus auf die preußische Staatsentwicklung
- Die Bedeutung des Pietismus für die preußische Armee und Bürokratie
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung skizziert die außergewöhnliche Entwicklung Brandenburg-Preußens von einer kleinen, unterentwickelten Mark zu einer europäischen Großmacht. Sie stellt die Ausgangssituation im 17. Jahrhundert dar und erläutert die Notwendigkeit, den Wandel nicht nur durch staatliche Machtstrukturen, sondern auch durch ideologische Faktoren zu erklären.
Einordnung in den historischen Kontext
Überblick über die Entwicklung Brandenburgs bis zum Ende des 17. Jahrhunderts
Dieses Kapitel zeichnet die Geschichte Brandenburgs von den Askaniern bis zur Übernahme der Mark Brandenburg durch die Hohenzollern im 15. Jahrhundert nach. Es schildert die schwierigen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse Brandenburgs, die durch interne Konflikte und die Anfälligkeit für äußere Einflüsse geprägt waren.
Reformen und Religionspolitik in Brandenburg (-Preußen)
Dieser Abschnitt befasst sich mit der Religionspolitik der Hohenzollern und beleuchtet die Bedeutung der Einführung des Calvinismus durch Johann Sigismund im 17. Jahrhundert. Es wird hervorgehoben, dass die damit verbundene religiöse Toleranz eine wichtige Grundlage für die Entwicklung Brandenburg-Preußens legte.
Der Pietismus- von individueller Frömmigkeit hin zur staatstragender Religion
Das Kapitel widmet sich dem Pietismus und seinen Anfängen. Es beleuchtet die theologischen Grundannahmen und Ziele der Bewegung sowie die Anfänge des Pietismus in Brandenburg-Preußen.
Der Hallesche Pietismus als Reformmotor in Brandenburg - Preußen?
Dieses Kapitel untersucht den Einfluss des Halleschen Pietismus auf die preußische Staatsentwicklung. Es analysiert das Staats- und Menschenbild des Pietismus, die Kooperation zwischen dem Herrscherhaus und der pietistischen Bewegung sowie den Einfluss des Pietismus auf das Verständnis von Herrschaft und auf die preußische Armee und Bürokratie.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter dieser Arbeit umfassen Brandenburg-Preußen, Pietismus, Hallesche Pietismus, Staatsentwicklung, Religionspolitik, Preußische Armee, Bürokratie, Friedrich Wilhelm I.
- Arbeit zitieren
- Philipp Appel (Autor:in), 2005, Pietismus und die Entwicklung Brandenburg-Preußens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77431