„Heilen- eine Frage des Gewissens“ lautete die Überschrift eines Artikels in der Wochenzeitung „Die Zeit“. Dieser Artikel beschrieb, wie Schweizer Wissenschaftler die medizinische Nutzbarkeit von abgetriebenen Föten erforschten und das aus den Föten gewonnene Humanmaterial zur Therapie von Verbrennungsopfern nutzten. Solche und andere medizinische und wissenschaftliche Entwicklungen sind vermehrt Gegenstand gesellschaftlicher Debatten, die im Allgemeinen als Bioethik umschrieben werden.
Betrachtet man die Funktionsweise der Bioethik näher, könnte man zu dem Schluss kommen, dass das Ziel der Bioethik sein könnte, moralische Dilemmata, die durch die technische Entwicklung erzeugt wurden, zu benennen, eine breite gesellschaftliche Debatte zu erzeugen und ggf. eine zukünftige, in der Gesellschaft akzeptierte(n) Marschrichtung/Konsens in Sachen Biotechnologien zu ermöglichen.
Unter zur Hilfenahme des Biomachtkonzepts des französischen Philosophen, Psychologen und Historikers Michel Foucault, möchte diese Arbeit eine Verbindung zwischen Biomacht und Bioethik suchen. Foucault beobachtete in seinen Untersuchungen eine zunehmende Einbeziehung des menschlichen Lebens in die Sphäre der Macht und Politik. Diese spezielle Machttheorie soll helfen zu verdeutlichen, welchen Machtgehalt der bioethische Diskurs in der heutigen Gesellschaft entfalten kann. Denn gerade die Bioethik, die neben den Fragen „zur optimalen Verwaltung des menschlichen Lebens [...]“ (hierbei bezieht sich Leben zunächst auf das (Über)Leben einer ganzen Gattung)“ auch jene Fragen behandelt, „[...]wer wann und von wem (Anmerkung: unter Umständen im Namen und um des Gemeinwohls aller) getötet werden darf, sollte als Machtinstrument nicht unterschätzt werden“.
Zunächst wird sich diese Hausarbeit mit der Machttheorie der Biomacht von Foucault auseinandersetzen. In einem zweiten Schritt soll das Feld der Bioethik näher erläutert werden. In einem dritten Schritt sollen Biomacht/Biopolitik/Bioethik zusammengeführt werden.
Grundlegend für diese Hausarbeit ist das Buch „Was ist Biomacht“ von Petra Gehring und das Werk „Menschenwürde und Biomedizin“ von Kathrin Braun. Der Theorieansatz der Biomacht von Michel Foucault sind seinem zweibändigem Werk „Sexualität und Wahrheit“ und der Abschrift seiner Vorlesungen am College de France mit dem Titel „In Verteidigung der Gesellschaft“ entnommen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Von der Macht des Schwertes zur Lebensmacht
- 2.1 Der Foucaultsche Machtbegriff
- 2.2 Von der Macht des Schwertes zur Lebensmacht
- 2.2.1 Der Machtmodus der Biomacht
- 3. Was ist Bioethik?
- 3.1 Gegenstand der Bioethik
- 3.2 Äußerungsmodalitäten der Bioethik
- 3.3 Begriffe der Bioethik
- 3.4 Strategien der Bioethik
- 4. Bioethik als Teil der Biomacht/Biopolitik
- 4.1 Bioethik als „Grenzwissenschaft“?
- 4.2 Bioethik, Recht und politische Macht
- 4.3 Was ist Bioethik?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Verbindung zwischen Biomacht und Bioethik anhand des Biomachtkonzepts von Michel Foucault. Das Ziel ist es, den Machtgehalt des bioethischen Diskurses in der heutigen Gesellschaft aufzuzeigen. Die Arbeit analysiert, wie Bioethik moralische Dilemmata der technischen Entwicklung benennt, gesellschaftliche Debatten anstößt und möglicherweise zukünftige Konsense in Bezug auf Biotechnologien ermöglicht.
- Foucaults Machttheorie und der Begriff der Biomacht
- Definition und Gegenstand der Bioethik
- Die Rolle der Bioethik im Kontext von Biomacht und Biopolitik
- Bioethik als Machtinstrument
- Analyse aktueller bioethischer Fragestellungen
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Bioethik ein, indem sie gesellschaftliche Debatten um medizinische und wissenschaftliche Entwicklungen, insbesondere im Kontext von Abtreibung und der Nutzung von Fötengewebe, beleuchtet. Sie skizziert die zentralen Fragen der Bioethik – was der Mensch darf, wie weit die Wissenschaft gehen soll und wie das Leben definiert wird – und deutet die Rolle verschiedener Interessengruppen an. Die Arbeit kündigt die Verbindung von Biomacht und Bioethik im Kontext von Foucaults Theorie an.
2. Von der Macht des Schwertes zur Lebensmacht: Dieses Kapitel erörtert Foucaults Machttheorie, insbesondere den Begriff der Biomacht. Foucault versteht Macht nicht als etwas Besitzbares, sondern als ein organisierendes Prinzip von Beziehungen und Kräften. Der Abschnitt beschreibt die Transformation von Macht im 17. und 18. Jahrhundert, die von der „Macht des Schwertes“ (Tod) zur „Macht über das Leben“ (Biomacht) führt. Zwei Phasen werden unterschieden: Disziplinierung des Individuums und die Regulierung der Bevölkerung als Ganzes (Biopolitik). Der Fokus liegt auf der zunehmenden Einbeziehung des Lebens in die Sphäre der Macht und Politik.
Schlüsselwörter
Bioethik, Biomacht, Biopolitik, Michel Foucault, Machttheorie, Lebensmacht, medizinischer Fortschritt, gesellschaftliche Debatte, Biotechnologie, moralische Dilemmata, Machtstrukturen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: [Titel des Textes einfügen]
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text untersucht die Verbindung zwischen Biomacht und Bioethik anhand des Biomachtkonzepts von Michel Foucault. Ziel ist es aufzuzeigen, wie bioethische Diskurse Macht ausüben und moralische Dilemmata der technischen Entwicklung benennen, gesellschaftliche Debatten anregen und möglicherweise zukünftige Konsense in Bezug auf Biotechnologien ermöglichen.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt Foucaults Machttheorie und den Begriff der Biomacht, die Definition und den Gegenstand der Bioethik, die Rolle der Bioethik im Kontext von Biomacht und Biopolitik, Bioethik als Machtinstrument und analysiert aktuelle bioethische Fragestellungen. Die Transformation von der „Macht des Schwertes“ zur „Lebensmacht“ wird ebenso erläutert wie die zwei Phasen der Biomacht: Disziplinierung des Individuums und Regulierung der Bevölkerung.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text gliedert sich in mehrere Kapitel: Die Einleitung führt in das Thema Bioethik ein und beleuchtet gesellschaftliche Debatten um medizinische und wissenschaftliche Entwicklungen. Kapitel 2 erörtert Foucaults Machttheorie und den Begriff der Biomacht. Kapitel 3 befasst sich mit der Definition und den verschiedenen Aspekten der Bioethik (Gegenstand, Äußerungsmodalitäten, Begriffe, Strategien). Kapitel 4 analysiert die Bioethik als Teil der Biomacht/Biopolitik, insbesondere ihre Rolle als „Grenzwissenschaft“ und ihr Verhältnis zu Recht und politischer Macht.
Was ist die zentrale These des Textes?
Die zentrale These ist, dass Bioethik nicht nur ein neutraler moralphilosophischer Diskurs ist, sondern auch ein Machtinstrument, das im Kontext der Biomacht gesellschaftliche Entwicklungen und Konsense beeinflusst. Der Text argumentiert, dass bioethische Debatten und Entscheidungen Machtstrukturen widerspiegeln und mitgestalten.
Welche Schlüsselbegriffe sind im Text relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Bioethik, Biomacht, Biopolitik, Michel Foucault, Machttheorie, Lebensmacht, medizinischer Fortschritt, gesellschaftliche Debatte, Biotechnologie, moralische Dilemmata und Machtstrukturen.
Für wen ist dieser Text relevant?
Dieser Text ist relevant für alle, die sich mit den ethischen, politischen und gesellschaftlichen Implikationen des medizinischen und biotechnologischen Fortschritts auseinandersetzen. Dies umfasst Studierende der Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Medizin und verwandter Disziplinen sowie alle Interessierten an den Machtstrukturen und den moralischen Dilemmata unserer Zeit.
- Arbeit zitieren
- Philipp Appel (Autor:in), 2006, Was ist Bioethik?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77436