Die Prosawerke Thomas Bernhards sind schonungslose Darstellungen gescheiterter Existenzen. Verbitterung, Verzweiflung und Hass auf die ganze Welt sind die vorherrschenden Emotionen der Protagonisten, und Bernhard macht oftmals unmissverständlich deutlich, wer für die psychische Verfassung seiner Hauptfiguren hauptverantwortlich ist: Es sind ihre Familien, die seit ihrer Kindheit eine furchtbare Macht über sie ausüben und sie auch im Erwachsenenalter niemals endgültig freigeben.
Die vorliegende Arbeit soll die komplizierten Familienbeziehungen in Bernhards Romanen am Beispiel der beiden Werke Korrektur und Auslöschung verdeutlichen und sich mit der Frage auseinandersetzen, inwiefern die Darstellung der familiären Strukturen Parallelen zu Bernhards eigenem Leben aufweist.
Zu diesem Zweck sollen die beiden Werke zuerst relativ unabhängig voneinander im Hinblick auf die in ihnen dargestellten Familien¬beziehungen untersucht werden. Im Anschluss daran soll der Versuch unternommen werden, die gewonnenen Erkenntnisse mit Bernhards Biografie in Verbindung zu setzen, um herauszufinden, in welchem Maße das Familienbild in seinen Romanen durch seine eigene Geschichte beeinflusst wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Familienbeziehungen der Romanfiguren
- Korrektur
- Altensam und die Eltern
- Die Schwester
- Auslöschung
- Korrektur
- Parallelen zwischen den Familienbeziehungen in Thomas Bernhards Werken und seiner eigenen Biografie
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die komplizierten Familienbeziehungen in Thomas Bernhards Romanen „Korrektur“ und „Auslöschung“. Sie untersucht, inwieweit die Darstellung der familiären Strukturen Parallelen zu Bernhards eigenem Leben aufweist.
- Die Darstellung von gescheiterten Existenzen und den negativen Einflüssen der Familie
- Die ambivalenten und oftmals zerstörerischen Beziehungen zwischen den Romanfiguren und ihren Eltern
- Die Rolle von Kultur und Bildung in den Familienbeziehungen
- Die psychischen Folgen von familiärer Vernachlässigung und Ablehnung
- Der Versuch, die eigene Vergangenheit aufzuarbeiten und den „Herkunftskomplex“ zu überwinden
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Hauptthese der Arbeit vor: Die Prosawerke Thomas Bernhards zeichnen sich durch die Darstellung gescheiterter Existenzen aus, wobei die Familien der Protagonisten eine entscheidende Rolle in ihrer psychischen Verfassung spielen. Die Arbeit soll die komplizierten Familienbeziehungen in Bernhards Romanen „Korrektur“ und „Auslöschung“ analysieren und Parallelen zu Bernhards eigener Biografie aufzeigen.
1. Die Familienbeziehungen der Romanfiguren
1.1. Korrektur
1.1.2. Altensam und die Eltern
In „Korrektur“ prägt der Familienbesitz Altensam die Beziehung zwischen Roithamer und seinen Eltern. Der Vater, der aus kultureller Sicht den Niedergang Altensams heraufbeschworen hat, behandelt seine Söhne eher wie Erben als wie Kinder. Roithamer fühlt sich von beiden Elternteilen abgelehnt. Seine Mutter wird als verwahrloste, kontrollierende Frau dargestellt, die die intellektuellen Interessen der Familie unterdrückt. Der Vater pflegt zwar zeitweise ein Zweckbündnis mit Roithamer, kehrt jedoch zu seinen anderen Söhnen zurück, sobald dieses Bündnis nicht mehr notwendig ist. Die Beziehung zwischen Roithamer und seinen Eltern ist von gegenseitigen Verletzungen und Hassliebe geprägt.
1.1.2. Die Schwester
Die Schwester verkörpert für Roithamer die liebevolle Anteilnahme, die ihm seine Mutter stets verwehrt hat. Ihre Beziehung ist durch eine intensive Liebe geprägt, die jedoch auch mit einer gewissen krankhaften Besessenheit verbunden ist.
- Citar trabajo
- Kathrin Fehrholz (Autor), 2007, Die Familienbeziehungen in Thomas Bernhards Prosa am Beispiel von 'Korrektur' und 'Auslöschung', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77448