Zusammenhänge zwischen Schulerfolg und dem Einkommen der Eltern


Trabajo de Seminario, 2007

25 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einführung

2. Einflussfaktoren auf den Schulerfolg von Kindern

3. Ausgewählte Arbeiten zum Thema „Schulerfolg und Einkommen der Eltern“
3.1 Ergebnisse des Literaturüberblicks von Haveman und Wolfe
3.2 Studie von John Ermisch und Marco Francesconi
3.3 Studie von Acemoglu und Pischke
3.4 Weitere Studien im Überblick

4. Vergleich der Ergebnisse

5. Zusammenfassung

1. Einführung

Deutschland im Herbst 2001 – die Publikation der wenig rühmlichen Ergebnisse des ersten PISA-Tests bringt das Thema Schulbildung auf die Titelseiten der Boulevardpresse, in Talkshows und auf die politische Agenda. Inzwischen sind die Auswertungen der zweiten PISA-Testrunde aus dem Jahr 2003 veröffentlicht und trotz einiger signifikanter Verbesserungen bestätigten sich die Resultate aus dem Jahr 2000: die Fünfzehnjährigen im Land der Dichter und Denker liegen mit ihren Leistungen in drei von vier untersuchten Kategorien im internationalen Vergleich lediglich im Mittelfeld.[1] Zwei Tatsachen fallen dabei besonders ins Auge: Zum einen erreichen Länder mit einem viel geringerem Pro-Kopf-Einkommen wie Korea und Neuseeland deutlich höhere Punktzahlen[2] und zum anderen ist die Bedeutung der sozialen Herkunft für den Testerfolg in wenigen anderen Ländern so ausgeprägt wie in Deutschland.[3] Auch wenn das schlechte Abschneiden deutscher Schüler die Diskussion über den Einfluss von soziökonomischen Variablen der Eltern auf den Schulerfolg der Kinder weiter angefacht hat, wird dieser Zusammenhang in der Forschung schon seit langem thematisiert. Bereits in den Zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts untersuchten Wissenschaftler den Zusammenhang zwischen dem Beruf des Vaters und dem Beruf des Sohnes (Haveman und Wolfe, 1995, S. 1840). Mit zunehmender Rechenkapazität bei Computern und der stetigen Weiterentwicklung der statistischen Methoden wurden auch die Untersuchungen komplexer und die Datenbasis breiter. Während der Zusammenhang zwischen Charakteristika der Eltern und den Leistungen der Kinder zuerst hauptsächlich von Soziologen untersucht wurde, so rückte er später zunehmend in das Interessenfeld von Ökonomen und deren quantitativen Analysen.

Intuitiv kann die Frage, welchen Einfluss das Familieneinkommen auf den Schulerfolg hat, nicht eindeutig beantwortet werden: Auf der einen Seite sind wohlhabende Eltern eher in der Lage, ihren Kindern Nachhilfestunden zu finanzieren, sie auf eine bessere Schule zu schicken oder ihnen zu Hause eine lernförderliche Umgebung zu schaffen. Auf der anderen Seite lässt sich aber auch argumentieren, dass der Wohlstand der Eltern die Leistungsbereitschaft der Kinder dahingehend korrumpiert, dass sie sich weniger anstrengen, da sie sich bewusst sind, im Leben abgesichert zu sein.[4] Ein grundsätzliches Problem, das sich bei der Untersuchung ergibt, ist die Tatsache, dass Eltern mit höherem Einkommen im Durchschnitt größere Begabungen aufweisen als Eltern mit geringem Verdienst und dass so auch deren Kinder durch Vererbung tendenziell höhere Fähigkeiten haben, was zu besseren Schulleistungen führt. Diese unbeobachtbaren Eigenschaften führen statistisch zu Verzerrungen und erschweren eine Aussage über die Kausalität (Plug und Vijverberg, 2005, S. 879).

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Zusammenhang zwischen Schulerfolg und dem Einkommen der Eltern und gliedert sich wie folgt: im 2. Gliederungspunkt wird ein Modell von allgemeinen Einflussfaktoren auf die Schulbildung und das Einkommen von Kindern entwickelt. Daran anschließend folgt eine Darstellung ausgewählter Studien, die das Thema durch verschiedene Modelle und mit unterschiedlichem regionalem Bezug untersuchen. Im vierten Gliederungspunkt werden die Ergebnisse der einzelnen Untersuchungen einander gegenübergestellt. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung.

Diese Aufteilung ist sinnvoll, da Elemente des im Folgenden erläuterten Grundmodells bei den später untersuchten Studien wieder auftauchen. Die Darstellung und anschließende Auswertung einzelner Studien ermöglicht einen Überblick über verschiedene Aspekte und Herangehensweisen. Eine zusammenfassende Schlussbemerkung rundet die Arbeit ab.

2. Einflussfaktoren auf den Schulerfolg von Kindern

Gegeben die zahlreichen Einflüsse, denen ein Kind im Laufe seines Heranwachsens unterliegt und deren vielfältigen Interdependenzen, ist es unmöglich, die Determinanten des Schulerfolges von Kindern eindeutig voneinander abzugrenzen und vollständig in eine Schätzung mit einzubeziehen. So variieren die in verschiedenen Studien eingesetzten exogenen Variablen deutlich, beinhalten jedoch stets Variablen zum Einkommen und der Ausbildung der Eltern. Zusätzlich werden je nach Studie Daten z.B. zur Familienstruktur, ethnischer Zugehörigkeit, unterschiedlicher Berufstätigkeit der Eltern, Anzahl der Umzüge während der Kindheit, zur Qualität der Nachbarschaft und zur Zusammensetzung des Einkommens verwendet (Haveman und Wolfe, 1995, S. 1855ff.). Aber auch bei der Wahl der abhängigen Variable – der Messung des Schulerfolges – herrscht keineswegs Einigkeit: gegen die Wahl der Abschlussnote spricht, dass diese durch ihren punktuellen Charakter nur eingeschränkt eine Aussage über den Leistungserfolg des Kindes ermöglicht, zudem ist die Vergleichbarkeit aufgrund unterschiedlicher Schulsysteme, Notenskalen und nicht zuletzt subjektiver Komponenten bei der Bewertung stark beschränkt. So findet in keiner der vorliegenden Studien diese Variable Verwendung. Regelmäßig wird hingegen das erreichte Niveau der Schulausbildung[5] als zu erklärende Variable eingesetzt. Oftmals wird auch der Erfolg weiter definiert und mit der späteren Beschäftigung, dem Einkommen des Kindes oder durch das Entstehen bestimmter Situationen, wie Empfang von Sozialleistungen oder einer Mutterschaft im Teenageralter, approximiert (Haveman und Wolfe, 1995, S. 1832).

Der kausale Zusammenhang zwischen dem Schulerfolg bzw. dem Einkommen und den aufgeführten exogenen Variablen wird i.d.R. durch die Humankapitaltheorie erklärt, nach der das erzielte Einkommen eine Folge des akkumulierten Humankapitals während der Ausbildungszeit ist. Der Aneignung von Wissen und Fähigkeiten hängt selbst von einer Reihe von Einflussgrößen ab. Diese Zusammenhänge sind in Abbildung 1 grafisch dargestellt.

Abbildung 1: Einflusszusammenhänge auf das Einkommen von Kindern

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Quelle: eigene Darstellung nach Leibowitz (1974) und Haveman und Wolfe (1995)

Es wird zudem offensichtlich, dass die hier untersuchte Beziehung von Einkommen der Eltern (Familieneinkommen) und Schulerfolg (höchster Schulabschluss) nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern stets in ein System von Interdependenzen eingebunden werden muss. Eine Vernachlässigung relevanter erklärenden Variablen würde zu einer verzerrten Schätzung des Einflusses des Familieneinkommens im Sinne eines Omitted Variable Bias führen.

Zur Erklärung des genauen Wirkungszusammenhangs zwischen den einzelnen Variablen gibt es verschiedene Ansätze: So starten Kinder im Leben nach Becker und Tomes (1979, S. 1166ff.) mit einer generischen Ausstattung an Fähigkeiten, die von denen ihrer Eltern abhängen, wobei der Vererbungsfaktor größer als 0 und kleiner als 1 ist.[6] Über einen ähnlichen Prozess werden auch kulturelle Ausstattungen wie z.B. die musikalischen Fähigkeiten und die Lernbegeisterung übertragen. Gemeinsam bilden diese Vererbungen die Anfangsaustattung an Humankapital, welches durch Ausgaben für z.B. Förderung, Gesundheit und Motivation weiter gesteigert werden kann. Leibowitz (1974, S. 112ff.) entwickelte ein umfangreicheres Modell, in dem die Fähigkeiten der Eltern durch Vererbung die Fähigkeiten des Kindes bestimmen[7]. Die Fähigkeiten der Eltern determinieren zusammen mit deren Ausbildung die Qualität und Quantität der Zeitinputs in die Ausbildung der Kinder, d.h. die Zeit, die Eltern mit ihren Kindern verbringen und die gemeinsamen Aktivitäten. Zudem ist auch das Familieneinkommen von der Ausbildung und den Fähigkeiten der Eltern abhängig, welches wiederum die Höhe und Güte der Sachinvestitionen (z.B. Bücher, Lernspielzeug, Musikschule), den erreichten Schulabschluss und das Einkommen des Kindes beeinflusst. Die gesamten Investitionen der Eltern in die Ausbildung ihres Kindes bestimmen zusammen mit den vererbten Veranlagungen den erreichten Schulabschluss und zusammen mit den Investitionen nach Schulabschluss das erzielte Einkommen des Kindes. Die dargestellten Zusammenhänge können auch durch folgendes rekursives System an Gleichungen abgebildet werden:

Fähigkeiten des Kindes = f1(genetische Faktoren, Investitionen der Eltern)

Schulausbildung des Kindes = f2(Fähigkeiten des Kindes, Investitionen der Eltern,

Familieneinkommen)

Einkommen des Kindes = f3(Investitionen der Eltern, Schulausbildung des Kindes, Investitionen nach Schulabschluss, Fähigkeiten des Kindes, Familieneinkommen)

Neben den Entscheidungen der Eltern hinsichtlich der Investitionen in das Kind oder auch bezüglich der Nachbarschaft, in der das Kind aufwächst und die Anzahl der Geschwister, haben auch Entscheidungen des Kindes bezüglich der eigenen Anstrengungen einen wesentlichen Einfluss auf dessen Schulerfolg. Aber auch staatliche Entscheidungen in Hinsicht auf das Schulsystem, die staatlichen Ausgaben oder die Besteuerung beeinflussen die Schulleistungen direkt und indirekt in der Weise, als dass sie den Rahmen festlegen, innerhalb dessen die Familie ihre Entscheidungen trifft (Haveman und Wolfe, 1995, S. 1836). Auch wenn diese Darstellung eine abschließende Bestimmung der Determinanten des Schulerfolgs bzw. des Einkommens suggeriert, so darf ein entscheidender Faktor nicht übersehen werden: Glück. Glück spielt insbesondere während der Schulzeit und bei der Erzielung von Einkommen eine wichtige Rolle.

[...]


[1] So erreichten die am Test beteiligten deutschen Schüler in den Kategorien „Mathematische Kompetenz“, „Lesekompetenz“ und „Naturwissenschaftliche Kompetenz“ Werte, die statistisch nicht signifikant von den jeweiligen Mittelwerten verschieden sind. Lediglich im Bereich „Problemlösung“ erzielten deutsche Schüler Ergebnisse, die signifikant über dem Durchschnitt liegen (Prenzel et al., 2006, S. 4ff.).

[2] Koreanische Schüler erreichten in allen vier Kategorien Spitzenplätze (Pro-Kopf-Einkommen: 24.200 USD) und auch Schüler aus Neuseeland liegen stets signifikant über dem Durchschnitt (Pro-Kopf-Einkommen: 26.000 USD), während Deutschland mit einem Pro-Kopf-Einkommen von 31.400 USD nur einmal überdurchschnittliche Werte erreicht (Prenzel et al., 2006, S. 4 ff.; Quelle Pro-Kopf-Einkommen: CIA Factbook, 2007).

[3] Deutsche Schüler derselben Schulform haben je nach Herkunft der Eltern (gemessen am Index of Economic, Social and Cultural Status (ESCS)) einen Lernvorsprung von bis zu zwei Schuljahren. Bemerkenswert ist die hohe Varianzaufklärung von 22,8% - über ein Fünftel in der Variation der Punkte in der mathematischen Kompetenz können durch Unterschiede in der sozialen Herkunft erklärt werden (Prenzel et al., 2006, S. 22ff.).

[4] Holtz-Eakin et al. (1993) zeigen, dass eine größere Erbschaft einen negativen Einfluss auf das Arbeitsangebot der Kinder hat.

[5] Hier wird i.d.R. zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärausbildung unterschieden, wobei einige Studien eine sehr viel stärkere Gliederung des Schulabschlusses vornehmen (z.B. verwenden Ermisch und Francesconi (2001) eine siebenstufige ordinale Variable, die von „kein Abschluss“ bis „Universitätsabschluss“ reicht).

[6] Dies impliziert, dass Kinder von Eltern mit weit überdurchschnittlichen Ausstattungen (endowments) ebenfalls überdurchschnittliche Ausstattungen haben, jedoch sind diese nicht so weit über dem Durchschnitt wie die ihrer Eltern.

[7] Leibowitz verwendet als Messgröße für die Fähigkeiten (ability) den IQ.

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Zusammenhänge zwischen Schulerfolg und dem Einkommen der Eltern
Universidad
Friedrich-Alexander University Erlangen-Nuremberg  (Volkswirtschaftliches Institut)
Curso
Seminar "Empirische Wirtschaftsforschung"
Calificación
1,3
Autor
Año
2007
Páginas
25
No. de catálogo
V77475
ISBN (Ebook)
9783638829298
Tamaño de fichero
492 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Zusammenhänge, Schulerfolg, Einkommen, Eltern, Seminar, Empirische, Wirtschaftsforschung
Citar trabajo
Fabian Barthel (Autor), 2007, Zusammenhänge zwischen Schulerfolg und dem Einkommen der Eltern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77475

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