Erich Kästner und die Frauen - eine Analyse des Frauenbildes Kästners am Beispiel seiner Emil-Romane


Trabajo Escrito, 2004

16 Páginas, Calificación: 2,7


Extracto


0. Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Mädchen- und Frauenrolle zur Zeit der Weimarer Republik

3. Die Darstellung der weiblichen Figuren in Kästners Emil-Romanen
3.1. Pony Hütchen
3.2. Klotilde Seelenbinder
3.3 Frau Tischbein
3.3.1 Kästners Mutterideal im biographischen Kontext

4. Schlussbetrachtung

5. Quellenverzeichnis

1. Einleitung

Kaum ein Schriftsteller aus der Zeit der Weimarer Republik wurde in den letzten fünfundzwanzig Jahren so häufig kritisiert wie Erich Kästner. Gelten seine Kinderbücher doch als Pionierwerke der neuen Sachlichkeit und Unterhaltungsliteratur für Kinder, so werden sie dennoch immer wieder von Neuem kritisch untersucht und häufig, zum Beispiel von Susanne Haywood nüchtern als „[...] so partiell modern wie die Epoche selbst.“[1] bezeichnet. Sind sich doch die meisten einig, dass Kästner ( neben Durian ) neue Motive und Schauplätze für die Kinder- und Jugendliteratur entworfen hat, dass er damit andere Schriftsteller inspiriert und somit die Kinder- und Jugendliteratur revolutioniert hat. Dennoch gerät er aufgrund seiner immer noch stark pädagogisch und moralistisch wirkenden Kinderromane, heute immer wieder in die Kritik. Andere Autoren gehen deshalb noch weiter und bezeichnen den selbsternannten ‚Logokraten‛[2] und ‚Befürworter der Verantwortungsethik‛[3] als „Moralist mit doppelten Boden“[4].

Im Folgenden wird nun gezeigt, inwieweit Kästners Darstellung der Geschlechterrollen in den Romanen Emil und die Detektive und Emil und die drei Zwillinge ( im Folgenden kurz: Emil-Romane ) vor dem Hintergrund seiner persönlichen Lebensumstände zur Zeit der Weimarer Republik zu rechtfertigen sind und inwiefern seine enge Mutterbindung Einfluss auf die Darstellungsweise genommen hat. In Anlehnung an Susanne Haywoods oben angeführtes Zitat, vertrete ich die These, dass Erich Kästners Darstellung der Geschlechterrollen in seinen Emil-Romanen eine Art Spiegel seiner eigenen Weltanschauung ist und auf seine sozialen und persönlichen Umstände zurück zu führen ist. Demzufolge ist Kästner kein Moralist mit doppeltem Boden, sondern ein Opfer seiner eigenen Lebensumstände, die ihn im Hinblick auf das Frauen- und Mädchenbild seiner Zeit zu einem Gesellschaftskritiker werden ließen.

In den letzten Jahren ist die Erforschung des sozialhistorischen Umfeldes der Kinder- und Jugendliteratur stetig populärer geworden.

Man hat erkannt, dass die Erforschung des sozialhistorischen Umfelds der Kinder- oder Jugendliteratur sowie die Analyse der Diskrepanzen zwischen der objektiven gesellschaftlichen Wirklichkeit dieses Umfelds und ihrer subjektiven Darstellung durch den Autor im Sinne seiner pädagogischen Intention [...], sowohl die Kinder- und Jugendliteraturforschung als auch die sozialhistorische Spurensuche um eine wichtige Perspektive bereichert.[5]

Mit dieser Hausarbeit möchte ich an diese aktuelle Forschungsdiskussion anknüpfen. Im Folgenden werden demnach die unterschiedlichen Frauen- und Mädchenbilder der damaligen Zeit genauer vorgestellt und analysiert. Das heißt es wird betrachtet, welche Frauenbilder es gab, wie sie sich in der Gesellschaft widerspiegelten und welche Auswirkungen dies auf die gesellschaftliche Struktur jener Zeit hatte. Im Anschluss daran, werden die weiblichen Figuren aus den Emil-Romanen vorgestellt und in ihrer Darstellungsweise anhand von Textbeispielen genauer untersucht und in Bezug zu Kästners persönlichem Frauenbild gesetzt. Auch Ida Kästner, die Mutter des Schriftstellers, wird betrachtet. Es soll gezeigt werden, welches Frauenbild sie selbst verkörperte, in welcher Beziehung sie zu ihrem Sohn stand und inwieweit diese Beziehung Einfluss auf Kästners schriftstellerische Tätigkeit nahm.

2. Die Mädchen- und Frauenrolle zur Zeit der Weimarer Republik

Um die Geschlechterdarstellung in Erich Kästners Emil-Romanen analysieren zu können, bedarf es eines Rückblicks auf die gesellschaftlichen Verhältnisse der Weimarer Republik. Kästner lebte und arbeitete in dieser Zeit und wurde demnach in seinen Werken von den sozialen Verhältnissen seiner Zeit maßgeblich beeinflusst. Er sah sich selbst als Kritiker seiner Zeit sowie Vertreter der Verantwortungsethik und wurde dabei von konservativen, mittelständischen Wertvorstellungen geleitet, die sich aus dem traditionellen Frauenbild, das über Jahrhunderte Bestand hatte, ableitet und im Folgenden erläutert wird.

Seit Menschengedenken war die herkömmliche Gesellschaftsstruktur, zumindest in Mitteleuropa, patriarchalisch geprägt. Dies bedeutete, dass Mädchen und Frauen neben Jungen und Männern allgemein eine untergeordnete Rolle in der Gesellschaft spielten. Ihre Aufgaben beschränkten sich auf häusliche Tätigkeiten und Familie. „[...] [T]radierte Weiblichkeitsideale wie Mütterlichkeit, Aufopferung und Fürsorge [...]“[6] standen im Vordergrund. Zu dieser Zeit war die Frau keineswegs beruftätig, sondern fungierte zeitlebens als Hausfrau, Mutter und Ehefrau.

Während des ersten Weltkriegs verändert sich die Frauenrolle erstmals. Die Frau wird gezwungenermaßen erwerbstätig, um ihre Familie ernähren zu können, während die Männer als Soldaten in den Krieg ziehen. Dies führt zu einem neuen Selbstbewusstsein der weiblichen Bevölkerung, das zur Folge hat, dass die Frauen fortan auf den Arbeitsmarkt drängen. „So etablier[t] sich nach 1918 ein neuer Typus: die weiblichen Angestellten, sportlich-elegante, berufstätige junge Frauen [...]“[7]. Mit dem neu gewonnenen Selbstbewusstsein steigt bei den Frauen zugleich die Lust auf weitere Veränderung. Neben der Veränderung des Betätigungsfeldes, ändert sich auch das äußere Erscheinungsbild und die innere Einstellung dieser Frauen. Lange Haare und Hochsteckfrisuren weichen zugunsten des Bubikopfes, einer kurzen Dauerwellenfrisur oder gar einem Herrenschnitt. Die Mode wird sportlicher, eleganter, mutiger und richtet sich nach der Filmbranche, die „[...] die Frau nach dem Vorbild zeitgenössischer Filmstars zum Vamp stilisiert[ ].“[8] Nicht selten wird das Bild der rauchenden, Charleston tanzenden, modernen Frau mit Bubikopf propagiert. Fortan entwickelt die Frau ein neues Lebensgefühl, dass sie neben den neuen Einflüssen Berufstätigkeit, Sportlichkeit und Mode „[...] zu einer in der Öffentlichkeit vieldiskutierten Neudefinition der sexuellen Frage.“[9] anregt. Moralische Wertvorstellungen bezüglich der Sexualität wie Jungfräulichkeit vor der Ehe und Treue, verlieren an Bedeutung. Auch die Mädchen erhalten von der Gesellschaft ein neues Image. Sie gelten nun nicht mehr als brave, mit Puppen spielende Kinder, sondern werden mit zunehmendem Alter zur „[...] vorpubertäre[n] Frau [...]“[10]

[...]


[1] Susanne Haywood: Kinderliteratur als Zeitdokument. Alltagsnormalität der Weimarer Republik in Erich Kästners Kinderromanen. Frankfurt 1998, S.211. Zit. nach Wild 1999/2000, S. 340

[2] inhaltlich nach Bäumler 1984, S. 194-195

[3] s. ebd.

[4] Buchtitel nach Drouve 1999

[5] Haywood 1999, S. 70

[6] Erkel 1999/2000, S.89

[7] Vgl. ebd., S.80

[8] Vgl. ebd., S.82

[9] Vgl. ebd.

[10] Haywood 1999, S. 73

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Erich Kästner und die Frauen - eine Analyse des Frauenbildes Kästners am Beispiel seiner Emil-Romane
Universidad
University of Cologne
Calificación
2,7
Autor
Año
2004
Páginas
16
No. de catálogo
V77486
ISBN (Ebook)
9783638872119
ISBN (Libro)
9783638872126
Tamaño de fichero
432 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Erich, Kästner, Frauen, Analyse, Frauenbildes, Kästners, Beispiel, Emil-Romane
Citar trabajo
Melanie Klawitter (Autor), 2004, Erich Kästner und die Frauen - eine Analyse des Frauenbildes Kästners am Beispiel seiner Emil-Romane, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77486

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