"Art by accident"? - Der schwedische Film zur Jahrtausendwende


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

22 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. ABSTRACT

2. EINLEITUNG

3. HAUPTTEIL
3.1 Regionalisierung
3.2 Verwertung
3.3 Förderung und Ausbildung
3.4 Künstlerischer Aufschwung
3.5 Erneute Krise

4. FAZIT

BIBLIOGRAPHIE

ANHANG

1. ABSTRACT

The primary intention of this essay is to point out the artistic and economic developement of Swedish film during the last 10 years. The analytical focus lies on regionalism, changes in the exploitation chain and the situation of the Swedish Film Institute. Furthermore the thesis that Swedish film at the turn of millenium is just 'art by accident' will be investigated.

2. EINLEITUNG

Dem Film gelang gerade auch in Schweden der Durchbruch von der Jahrmarktsattraktion hin zur Kunstform. Begünstigt durch die politische Neutralität des Landes konnte der schwedische Film während und nach dem ersten Weltkrieg weltweit eine tragende Rolle spielen und dank Filmemachern wie Victor Sjöström und Mauritz Stiller auch qualitativ in neue Dimensionen vorstoßen.

Während der 1920er und 30er Jahre wurde der Einfluss Hollywoods zunehmend größer.

Stiller versuchte sein Glück in der Traumfabrik Amerikas und nahm seinen großen Star Greta Garbo gleich mit. Die Einführung des Tonfilms stellte auch die schwedische Filmlandschaft vor gravierende Umstellungen. Selbst der Boom nach dem zweiten Weltkrieg - immerhin wurden jetzt mehr als 40 Filme jährlich produziert[1] - konnte über den künstlerischen Niedergang des schwedischen Films nicht hinwegtäuschen. Mit so genannten Cocktail- und Pilsnerfilmen, seichten Lustspielen in gutbürgerlichem bzw. in volkstümlichem Milieu wurde das Publikum bei Laune gehalten. Mit dem Verlust der kriegsbedingten Quasi-Monopolstellung ging eine gewisse Ignoranz gegenüber neuer Einflüsse, wie dem italienischen Neorealismus einher. Filmemacher wie Gustaf Molander und Alf Sjöberg prägten diese Zeit.

Die Erneuerung des schwedischen Films ging schließlich von einigen Kurz-, Dokumentar-, Experimental- und Naturfilmern aus. Vor allem Arne Sucksdorff, der mit seinem Dokumentarfilm Människor i stad[2] 1946 gar den Oscar erhielt, sorgte dafür, dass wieder etwas mehr Individualität Einzug hielt. Zudem machte mit Ingmar Bergman ein junger Mann zunächst mit einigen Drehbucharbeiten, dann auch bald mit ersten Filmprojekten auf sich aufmerksam, der nicht nur die schwedische Filmlandschaft nachhaltig beeinflussen sollte. Den Fokus der Weltöffentlichkeit lenkte aber zunächst ein anderer zurück auf Schweden. Hon dansade en sommar von Arne Mattson, einem der produktivsten schwedischen Filmemacher, überzeugte die Zuschauer weniger durch seine Handlung als mehr durch seine Freizügigkeit - dank der liberalen schwedischen Zensur, die im Gegensatz zur damaligen Prüderie im übrigen Europa stand. Der Schwedenfilm, bestehend aus den Komponenten schwedischer Sommer und nackter Haut, war geboren.[3]

1950 entbrannte dann ein Streit um Vergnügungssteuer, die mit 40% auf jeder Kinokarte lag, der in einem Filmstreik mündete und Filmemacher wie Bergman dazu zwang ihren Lebensunterhalt mit Werbung für Seife zu bestreiten. Erst ein Jahr später gab die Regierung schließlich nach und senkte die Steuern. Zudem beschloss sie die Steuerrückvergütung für besonders erfolgreiche Kinofilme. Filme, die also ohnehin schon erfolgreich waren, wurden obendrein belohnt.[4] Ein erster Schritt in eine hauptsächlich am wirtschaftlichen Erfolg orientierte Förderungspolitik war getan – zu Ungunsten künstlerisch etwas anspruchsvollerer oder eigenwilligerer Projekte.

Die „…exotisch nordische Mischung von Eigensinn und Filmbegabung, von Kompromisslosigkeit und wilder Bildkraft…“[5] war es, die Bergman und dem schwedischen Film alsbald zu Weltruhm verhelfen sollten. Zudem sorgte vor allem die umfangreiche Verfilmung der Bücher Astrid Lindgren zu einer einzigartigen Stellung Schwedens im Bereich des Kinderfilms.

Während man den Umbruch mit der Einführung des Farbfilms noch meistern und den amerikanischen Breitwandfilmen noch strotzen konnte, sorgte das in Schweden 1957 von der Regierung eingeführte Fernsehen für den allmählichen Niedergang der Kinokultur. Das daraufhin gegründete Svenska Filminstitutet sollte vornehmlich gegen diese Entwicklung gegensteuern, konnte aber das Unaufhaltsame nicht verhindern.

Heute schauen die Schweden dennoch fünfmal mehr Filme als noch vor 50 Jahren – nur eben nicht mehr hauptsächlich im Kino. Die Dunkelziffer (illegale Filmdownloads im Internet, Schwarzmarktkopien, etc.) dürfte sogar weitaus höher liegen. Jeder fünfte dieser Filme ist schwedisch![6] Und das, obwohl man sich in der größten Revolution seit Einführung des Tonfilms, vielleicht sogar überhaupt befindet. Der Einzug digitaler Techniken erweist sich gleichermaßen als Fluch und Segen. Umso interessanter dürfte sein, wie der traditionsreiche schwedische Film, der in seiner langen Geschichte bereits mehrere Krisen überstehen musste[7], der neuerlichen Herausforderung gegenübertritt und ob es ihm gelingt, weiterhin den Balanceakt zwischen Kunst und Kommerz zu meistern.[8]

Ausgangspunkt dieser Betrachtung ist der Regionalisierungsprozess in der schwedischen Filmlandschaft auf den hier ausgiebig eingegangen werden soll. Ferner wird die momentane Verwertungssituation für schwedische Filme, sowie die Förderungs- und Ausbildungspolitik des Landes beleuchtet, ehe der künstlerische Aufschwung und die neuerliche Krise thematisiert werden, um schließlich folgende Frage zu beantworten: Ist der schwedische Film zur Jahrtausendwende lediglich nur noch per Zufall Kunst?

3. HAUPTTEIL

3.1 Regionalisierung

Seit dem Umzug der Svenska Biografteatern 1912, spätestens jedoch seit dem Umzug der Svensk Filmindustri von Kristianstad nach Stockholm im Jahre 1919, war die Hauptstadt auch der unumstrittene Nabel der schwedischen Filmwelt. Hier erlebte der schwedische Film seine goldene Stummfilmära, hier durchlebte er Krisen und Wiederauferstehungen, von hier aus zog das Svenska Filminstitutet in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Fäden und hierhin brachten Filmemacher wie Stiller, Sjöström, Molander, Bergman, Sjöberg und Troell ihre zahlreichen internationalen Auszeichnungen mit nach Hause.[9]

Überhaupt galt Schweden noch vor kurzem als einer der traditionellsten Nationalstaaten[10] und als ähnlich zentralistisch wie Frankreich oder auch Großbritannien.[11] Dennoch waren die Unterschiede zwischen den Regionen im EU-Vergleich verhältnismäßig gering. In den 1980er Jahren, vor allem aber in den 90ern orientierte sich die schwedische Wirtschaft weg von der konventionellen Industrie hin zu einer wachsenden wirtschaftlichen Aktivität im Service-Orientierten Sektor.[12] Im Zuge dessen wuchsen dichter besiedelte Regionen wirtschaftlich schneller als die weniger dicht besiedelten. Der schwedische Beitritt zur Europäischen Union 1995[13] brachte weitere strukturelle Veränderungen mit sich, zumal für die Europäische Union die Filmbranche einen bedeutenden Gewerbezweig und eine große Möglichkeit zur Entwicklung bestimmter Regionen darstellt.

Abgesehen von einigen zögerlichen Bemühungen bereits in den 1980er Jahren die schwedische Filmwirtschaft in Form einer Aufteilung von Fördermitteln zu regionalisieren[14], tauchte nun 1996 das erste Mal regionale Filmaktivität in der politischen Agenda der schwedischen Regierung auf, mit der Absicht regionale Filmzentren zu schaffen, die Kinder und Jugendlichen die Arbeit mit Film und Film als Kunstform näher bringen sollen.

Ebenfalls 1996 wurden die Bewerbungen um EU-Strukturfonds für Filmpool Nord und Film i Väst genehmigt.[15] Im Fall von Film i Väst hatte sich die Region Västra Götaland, die erst Mitte der 1990er Jahre politisch aus drei vorhergehenden administrativen Regionen vor allem im Hinblick auf die europäische Komponente geschaffen wurde und seitdem größere politische Eigenständigkeit und Verantwortung genießt, für die Strukturfonds beworben.[16]

Zuvor war die Region durch die Entlassung von 2000 Arbeitern in Trollhättan durch den Automobilhersteller SAAB in eine Schieflage geraten.

[...]


[1] Der Spitzenwert betrug 1947 44 Filme. Nur 1916 wurde mit 39 (Stumm-)filmen eine ähnlich hohe Anzahl erzielt.. - vgl. Lachmann 1993, S. 163

[2] Die Filmtitel werden folgend im Original angegeben. Eine Auflistung mit dem gegebenenfalls deutschen Verleihtitel befindet sich im Anhang.

[3] vgl. Lachmann 1993, S.171 ff.

[4] vgl. Lachmann 1993, S.171

[5] Lachmann S.175

[6] vgl. Hedling 2006a, S.9

[7] Zu den bereits genannten Krisen ist vor allem noch der so genannte US-Boykott zu nennen. 1976/77 verfügten die US-Konzerne und ihre Tochtergesellschaften einen Verleihboykott, um die Erhöhung der maximalen Verleihabgaben von 50 auf 60 % durchzusetzen. Dies führte zu einer kurzfristigen Zunahme des Anteils schwedischer und nichtamerikanischer Filme. Schlöndorff, Herzog, Kluge und Fassbinder beispielsweise verdanken dem Boykott ihren Durchbruch in Skandinavien. Bereits Ende 1978 betrug der Marktanteil amerikanischer Produktionen aber wieder 75 Prozent. – vgl. Lachmann 1993, S.188

[8] vgl. Lachmann S.193

[9] Natürlich ist z.B. Bergman hauptsächlich auf Fårö zuhause. Die Produktionsfirmen, die seine Filme produzierte waren aber in Stockholm ansässig.

[10] Gemäß Ingemar Karlsson – vgl. Hedling 2006b, S.25

[11] vgl. Lindeborg 2003, S.75

[12] vgl. Assmo 2004, S. 30

[13] Bei der Volksabstimmung 1994 stimmten 52,3% der Wahlberechtigten für einen Beitritt zur Europäischen Union.

[14] vgl. Hedling 2006b, S.20

[15] Programm 2, westl. regionaler Fond – vgl. Hedling 2006, S.21

[16] vgl. Assmo 2004, S.32

Fin de l'extrait de 22 pages

Résumé des informations

Titre
"Art by accident"? - Der schwedische Film zur Jahrtausendwende
Université
European University Viadrina Frankfurt (Oder)  (Fakultät für Kulturwissenschaften)
Cours
Einführung in die Kulturwissenschaft
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
22
N° de catalogue
V77540
ISBN (ebook)
9783638829021
ISBN (Livre)
9783638831130
Taille d'un fichier
455 KB
Langue
allemand
Mots clés
Film, Jahrtausendwende
Citation du texte
Arne Kohlweyer (Auteur), 2007, "Art by accident"? - Der schwedische Film zur Jahrtausendwende, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77540

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