Mit der Vereinigung beider deutscher Staaten 1990 rückte ein Phänomen schlagartig in den Mittelpunkt der öffentlichen und politischen Diskussion, welches bis dato nur einen relativ kleinen Kreis von Verfassungsschützern und Extremismusforschern beschäftigt hat. Insbesondere der beträchtliche Anstieg von Gewalttaten mit rechtsextremistischem Hintergrund in den neuen Bundesländern seit 1990 setzte die Problematik des Rechtsextremismus in Politik und Medien auf einen der vorderen Plätze der politischen Tagesordnung.
Gewalttätige Fremdenfeindlichkeit, antidemokratische Orientierungen und aktive rechtsextremistische Organisationen waren in Deutschland durchaus schon lange sichtbar. Doch trotz Vereinheitlichungstendenzen und internationaler Vernetzung in der rechten Szene ist dennoch nicht zu verleugnen, dass deutliche Unterschiede zwischen der Situation in Ost- und Westdeutschland zu erkennen sind. Kennzeichnend dafür ist vor allem die Dominanz jugendlicher Rechtsextremisten in Ostdeutschland und ihre inzwischen erreichte voraussetzungslose Gewaltbereitschaft.
Das rechtsextremistische Einstellungspotential in Ostdeutschland hat seit der Wende so zugenommen, dass es das westdeutsche, gerade hinsichtlich seiner Gewaltausprägung, deutlich hinter sich gelassen hat. Und spätestens seit den (überraschend) hohen Wahlergebnissen der rechtsgerichteten Parteien DVU und NPD in den neuen Bundesländern, galt es als sicher, dass Ostdeutschland besonders anfällig für rechtsgerichtete Strömungen ist.
Dem wird in dieser Arbeit Rechnung getragen und somit sind die folgenden Ausführungen der Darstellung des Phänomens Rechtsextremismus auf das Gebiet Ostdeutschland konzentriert. Beginnend zunächst mit einer begrifflichen Einordnung des Rechtsextremismus, einer anschließenden Situationsbeschreibung seiner Ausprägung in Ostdeutschland, vor wie nach der Wende, widmet sich diese Arbeit im letzten Teil der historischen Ursachenforschung, wobei sie sich aufgrund des zur Verfügung stehenden begrenzten Umfangs auch nur auf diesen einen Erklärungsansatz im Gefüge der wissenschaftlichen Forschung zu den Ursachen des Rechtsextremismus beschränken muss.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Begriff des Rechtsextremismus
- Formale Begriffsbestimmung
- Politikwissenschaftliche Begriffsbestimmung
- Rechtsextremismus in Ostdeutschland
- Rechtsextremismus in der DDR
- Entwicklung des Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern
- Rahmenbedingungen
- Zustimmung zu rechtsextremistischen Parteien und Organisationen
- Entwicklung des rechtsextremistischen Gewaltpotentials
- Historische Ursachenforschung als ein Erklärungsansatz für den Rechtsextremismus in Ostdeutschland
- Antifaschistischer Gründungsmythos und Fremdherrschaft
- Nationalismus in der DDR?
- Fremde und Ausländer in der DDR
- Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Rechtsextremismus in Ostdeutschland, insbesondere im Kontext der Wiedervereinigung. Sie analysiert die Entwicklung des Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern nach 1990 und untersucht die Ursachen dieses Phänomens anhand der historischen Ursachenforschung.
- Begriffliche Einordnung des Rechtsextremismus
- Situationsbeschreibung des Rechtsextremismus in Ostdeutschland vor und nach der Wende
- Analyse der historischen Ursachen für den Rechtsextremismus in Ostdeutschland
- Untersuchung der Dominanz jugendlicher Rechtsextremisten und ihrer Gewaltbereitschaft in Ostdeutschland
- Vergleich des rechtsextremistischen Einstellungspotentials in Ost- und Westdeutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer begrifflichen Einordnung des Rechtsextremismus, wobei die Unterscheidung zwischen Rechtsextremismus und Rechtsradikalität hervorgehoben wird. Anschließend wird die Situation des Rechtsextremismus in Ostdeutschland vor und nach der Wende beschrieben, wobei die Rahmenbedingungen, die Zustimmung zu rechtsextremistischen Parteien und Organisationen sowie die Entwicklung des rechtsextremistischen Gewaltpotentials untersucht werden. Schließlich wird die historische Ursachenforschung als ein Erklärungsansatz für den Rechtsextremismus in Ostdeutschland betrachtet, wobei der antifaschistische Gründungsmythos, die Frage des Nationalismus in der DDR sowie die Rolle von Fremden und Ausländern in der DDR beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Rechtsextremismus, Ostdeutschland, Wiedervereinigung, historische Ursachenforschung, Antifaschismus, Nationalismus, Fremdherrschaft, Fremde, Ausländer, Gewaltpotenzial, jugendlicher Rechtsextremismus, rechtsextremistische Parteien und Organisationen, Verfassungsschutz.
- Arbeit zitieren
- Dörthe Krüger (Autor:in), 2007, Rechtsextremismus in Ostdeutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77788