Die vorliegende Hausarbeit beschäftigt sich mit der Entwicklung der außenpolitischen Programmatik der SPD im Kontext der Wiederbewaffnungsdebatte. Kurt Schumacher, der Parteivorsitzende der SPD bis zu seinem Tod am 20. August 1952, und Erich Ollenhauer, Schumachers direkter Nachfolger, hatten durchaus unterschiedliche Vorstellungen von der politischen Strategie in bezug auf die Westbindungspolitik Adenauers und den daraus resultierenden Wehrbeitrag der jungen Bundesrepublik. Im Besonderen soll die Debatte um den „Einstieg“ in die Wiederbewaffnung durch den EVG-Vertrag und den damit verbundenen Generalvertrag beleuchtet werden. An zentraler Stelle steht die Debatte um die grundsätzliche Bereitschaft der Bundesregierung zur Wiederaufrüstung sowie die Konzeption und die tatsächliche politische Umsetzung dieser Konzeption. Die „deutsche Frage“ soll in diesem Zusammenhang unter besonderer Beobachtung stehen, da sie untrennbar mit den Argumentationslinien aller Meinungsträger innerhalb der Partei- und Fraktionsführung verbunden ist.
Ziel dieser Arbeit soll die Dokumentation der Wiederbewaffnungsdebatte in Grundzügen und der Meinungsbildung in Partei und Bundestagsfraktion zur Wiederbewaffnung sein. In diesem Zusammenhang konzentriert sich die erkenntnisleitende Fragestellung der Arbeit auf Kontinuität und Wandel sowie den Charakter der Politik der SPD-Führung in Bezug auf Westbindung und Wiederbewaffnung der BRD. Ob es inhaltliche Veränderungen im Verhältnis zur Regierungspolitik gegeben hat oder lediglich eine, mit jedem neuen Vorsitzenden einziehende, Veränderung der Meinungsbildung und des Führungsstils, wird die Fragestellung sein, die der Autor im Umfang einer Seminararbeit im Hauptstudium zu klären haben wird. Letztlich wird auch zu klären sein, warum die von der SPD vertretene Politik trotz des massiven gesellschaftlichen Widerstands gegen die Remilitarisierung nicht erfolgreich war und möglicherweise auch nicht sein konnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ausgangslage für die Wiederbewaffnung der BRD
- Strategische und geopolitische Vorraussetzungen
- Die Gewerkschaften
- Die gesellschaftliche Debatte um die Wiederbewaffnung in Deutschland
- Adenauers Politik der Westintegration – ein Abriss
- Heinemann und die Opposition innerhalb der Regierungspartei
- Die evangelische Kirche
- Die sozialdemokratische Position zur EVG
- Position der SPD vor Gründung des westdeutschen Staates sowie dem Beginn des Krieges in Korea
- Der Korea-Krieg und seine strategischen Folgen
- Aspekte der sozialdemokratischen Position
- Die EVG-Argumentation Schumachers
- Die Rolle der,,deutschen Frage“ in der Argumentation der SPD
- Die Konzeption Erlers in der Politik der SPD
- Inkonsequente Politik der SPD? Ein Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Entwicklung der außenpolitischen Programmatik der SPD im Kontext der Wiederbewaffnungsdebatte in den 1950er Jahren. Dabei wird die Debatte um den EVG-Vertrag und den damit verbundenen Generalvertrag beleuchtet und die unterschiedlichen Positionen von Kurt Schumacher und Erich Ollenhauer, den Parteivorsitzenden der SPD, in Bezug auf die Westbindungspolitik Adenauers analysiert. Die Arbeit fokussiert sich auf die Kontinuität und den Wandel in der Politik der SPD-Führung im Kontext von Westbindung und Wiederbewaffnung, sowie die Rolle der "deutschen Frage" in der Argumentation der Partei.
- Die unterschiedlichen Positionen der SPD-Führung zur Westbindungspolitik Adenauers und dem EVG-Vertrag.
- Die Rolle der "deutschen Frage" in der Argumentation der SPD zur Wiederbewaffnung.
- Die Kontinuität und den Wandel in der Politik der SPD-Führung in Bezug auf Westbindung und Wiederbewaffnung.
- Die Hintergründe des massiven gesellschaftlichen Widerstands gegen die Remilitarisierung und die Gründe für den fehlenden Erfolg der SPD-Politik.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beschreibt den zeitlichen und inhaltlichen Rahmen der Untersuchung. Dabei wird die Bedeutung der "deutschen Frage" für die Argumentationslinien innerhalb der SPD-Führung hervorgehoben.
Ausgangslage für die Wiederbewaffnung der BRD
Dieses Kapitel beleuchtet die strategischen und geopolitischen Voraussetzungen der Wiederbewaffnungsdebatte in den frühen 1950er Jahren. Es beschreibt die Angst vor einer kommunistischen Unterwanderung und einer expansionistischen Politik der Sowjetunion, die zur Bildung der NATO und zur Planung einer militärischen Konzeption führte. Die Entstehung des Kalten Krieges, die Machtverhältnisse zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern, und die Bedrohungslage im Kontext des Korea-Krieges werden erläutert. Die Notwendigkeit einer Remilitarisierung Deutschlands als integraler Bestandteil der NATO-Strategie wird diskutiert, und die komplexen politischen und gesellschaftlichen Dimensionen der Wiederbewaffnung im Kontext der nachkriegsbedingten Verwüstung und Zerstörung werden aufgezeigt.
Die sozialdemokratische Position zur EVG
Dieses Kapitel fokussiert auf die Position der SPD zur Wiederbewaffnung im Kontext der EVG-Debatte. Es untersucht die Position der SPD vor dem Beginn des Korea-Krieges, die sich in Reaktion auf die strategischen Folgen des Krieges entwickelte. Die zentralen Aspekte der sozialdemokratischen Position, die EVG-Argumentation Schumachers, sowie die Rolle der "deutschen Frage" in der Argumentation der SPD werden analysiert. Zudem wird die Konzeption Erlers in der Politik der SPD im Kontext der Westbindungspolitik Adenauers beleuchtet.
Schlüsselwörter
Wiederbewaffnungsdebatte, SPD, EVG-Vertrag, Westbindungspolitik, Adenauer, Schumacher, Ollenhauer, "deutsche Frage", Remilitarisierung, Korea-Krieg, Kalter Krieg, Kontinuität, Wandel, gesellschaftlicher Widerstand, NATO, Westintegration.
- Citation du texte
- Mirko Hanke (Auteur), 2005, Die SPD im Kontext der Wiederbewaffnungsdebatte der 50er Jahre, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77792