"Das weitaus meiste von allem, was sich heute unter Menschen Gespräch nennt, wäre richtiger, in einem genauen Sinne, als Gerede zu bezeichnen."
Diese Worte distanzieren das, was der jüdische Religionsphilosoph Martin Buber als das Dialogische fasst, von dem, was heute gemeinhin darunter verstanden wird. Für Buber ist das Ausgehen zum Anderen, das Du-Sprechen zum Gegenüber, der Akt der Menschwerdung, der in unserer Zeit so häufig verfehlt wird.
Nach einer anfänglichen terminologischen Annäherung an den Dialogbegriff ergründet die Arbeit zunächst Bubers Menschenbild. Diese anthropologische Grundlegung leitet über zur Auseinandersetzung mit dem Dialogischen Prinzip. Die Scheidung der beiden Grundworte Ich-Es und Ich-Du bietet heute mehr denn je fruchtbare Impulse zu allgemein lebensweltlichen und speziell bildungstheoretischen Fragestellungen in Zeiten einer empirischen Wende in der Pädagogik.
Der eigentliche Fokus dieser Arbeit, der zugleich das abschließende Kapitel bildet, liegt jedoch auf den Implikationen der Buberschen Dialogik für die Kulturkonfliktforschung. "Wir oder die Anderen!" lautete der auch in Anlehnung an Samuel Huntingtons "Kampf der Kulturen" gewählte Seminartitel; mit Buberscher Sprachfindigkeit ließ sich dem entgegensetzen: "Wir durch die Anderen!".
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Prolog
- Der Dialog: Begriffliches und Problematisierung
- Bubers Anthropologie des Dialogischen Prinzips
- Urdistanz und Beziehung als anthropologische Dispositionen
- Das anthropologische Problem unserer Zeit
- Das Dialogische Prinzip
- Die Grundworte Ich-Es und Ich-Du
- Ich-Es
- Ich-Du
- Das Verhältnis der Grundworte zueinander
- Die drei Sphären der Beziehung
- Schein oder Sein
- Anrede und Ver-Antwortung
- Menschwerdung im Zwischen der Begegnung
- Begegnung oder Vergegnung? Bedingungen des Dialogs
- Unmittelbarkeit
- Auferlegung oder Erschließung
- Vergegenwärtigung und Innewerden
- Dialog-Kultur und der Dialog der Kulturen
- Epilog
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit Martin Bubers dialogischem Lebenswerk und zielt darauf ab, seine Gedankenwelt zur Dialogik zu ergründen. Der Fokus liegt dabei auf der Bedeutung des Dialogs für das menschliche Dasein, insbesondere im (inter-)kulturellen Kontext.
- Das Wesen des Dialogs und seine Abgrenzung zu Alltagsverständnissen
- Die anthropologische Bedeutung des Dialogs nach Buber
- Die Rolle der Urdistanz und der Beziehung im dialogischen Prinzip
- Die Bedingungen für einen gelungenen Dialog
- Die Bedeutung des Dialogs für die Kultur und den Kulturkonflikt
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich der begrifflichen Klärung des Dialogs und seiner Abgrenzung zu anderen Formen des Gesprächs, wie der Unterhaltung oder Debatte. Buber kritisiert die oberflächliche Art der meisten modernen Gespräche und plädiert für ein tieferes Verständnis des dialogischen Prinzips.
Im zweiten Kapitel wird Bubers anthropologische Sichtweise des Dialogs erläutert. Er argumentiert, dass das Menschsein durch die Begegnung mit dem Du vollendet wird und die Beziehung zwischen Ich und Du als anthropologische Disposition verstanden werden kann.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Grundworte Ich-Es und Ich-Du, die für Bubers Dialogik von zentraler Bedeutung sind. Die Beziehung zwischen diesen Grundworten und ihre Auswirkungen auf die menschliche Existenz werden detailliert besprochen.
Kapitel vier setzt sich mit den drei Sphären der Beziehung auseinander, die Buber in seiner Dialogik beschreibt. Es wird untersucht, wie diese Sphären die Bedingungen für einen gelungenen Dialog beeinflussen.
Kapitel fünf widmet sich den Bedingungen für einen Dialog. Themen wie Unmittelbarkeit, Auferlegung oder Erschließung und Vergegenwärtigung werden beleuchtet.
Das sechste Kapitel behandelt die Relevanz des Dialogs für die Kultur und den Kulturkonflikt.
Schlüsselwörter
Dialog, Dialogik, Martin Buber, Anthropologie, Beziehung, Urdistanz, Ich-Du, Ich-Es, Kulturkonflikt, (inter-)kultureller Kontext, Begegnung, Vergegenwärtigung, Anrede, Ver-Antwortung
- Arbeit zitieren
- Daniel Fischer (Autor:in), 2007, "Am Du zum Ich" - Der Dialog als anthropologisches Prinzip nach Martin Buber, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77814