Um eine Vorstellung über die Häufigkeit von Dyskalkulie bei Kindern zu bekommen, sollen folgende epidemiologische Daten hierzu Hinweise geben. Sie verdeutlichen, dass es sich bei der Rechenschwäche nicht um ein marginales Problem handelt. Diese Angaben beruhen auf aktuellen Untersuchungsergebnissen aus der Literatur. Es kann lediglich von Schätzwerten ausgegangen werden, da nicht jedes Kind untersucht und entsprechend erfasst wird. Zudem variieren die Angaben der jeweiligen Verfasser, da eine einheitliche Begriffsdefinition fehlt.
Lorenz stellt heraus, „dass international je nach Untersuchungen (und damit engerer oder weiterer Definition) 3 bis 7 Prozent der Grundschüler als extrem rechenschwach klassifiziert werden. Mit einer förderungsbedürftigen Rechenstörung sind sogar 15 Prozent der Schüler anzusehen“ .
Wehrmann bezieht sich bei seinen Ausführungen zur Prävalenz auf drei Studien, die „von einer partiellen Teilleistungsstörung in Mathematik“ ausgehen. Demnach weist durchschnittlich jedes 15. bis 23. Kind Schwierigkeiten beim Rechnen auf. Dies bedeutet, dass durchschnittlich mindestens ein Kind innerhalb einer Grundschulklasse von einer Rechenschwäche betroffen ist.
Aus der Literatur geht hervor, dass sich unter den Kindern mit einer Rechenschwäche mehr Mädchen als Jungen befinden. Laut Born/Oehler kommen auf drei betroffene Mädchen zwei betroffene Jungen. 17 bis 60 % der betroffenen Kinder leiden zusätzlich an Legasthenie . „Die Höhe des relativen Anteils von Kindern mit kombinierten umschriebenen Lernstörungen (Rechnen und Lesen/Schreiben) wird mit ein Fünftel bis zwei Drittel angegeben“ .
Betrachtet man die Genese des Phänomens der Dyskalkulie, so zeigt sich, dass dieses bereits vor 90 Jahren in das Blickfeld der Wissenschaft geraten ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1 Phänomenologie und Definitionen
- 1.1 Die charakteristischen Symptome der Dyskalkulie
- 1.2 Definitionen Dyskalkulie
- 1.3 Akalkulie
- 2 Ätiologie, Erklärungsversuche
- 2.1 Kongenitale Ursachen
- 2.2 Neuropsychologische Ursachen
- 2.3 Neurotisch-psychogene Ursachen
- 2.4 Schulische Ursachen
- 2.5 Familiäre Bedingungen
- 2.6 Ungenügende Passung
- 3 Diagnostik
- 3.1 Klassifikation
- 3.2 Diagnostischer Prozess
- 3.3 Förderdiagnostik
- 4 Entwicklung des mathematischen Denkens
- 4.1 Was ist eigentlich Rechnen?
- 4.2 Entwicklung im Vorschulalter
- 4.3 Triple-Code-Modell
- 5 Früherkennung und Prävention
- 5.1 Frühförderung
- 5.2 Prävention als sozial-medizinisches Angebot
- 6 Schulische Förderung
- 6.1 Gestaltung des Mathematikunterrichts
- 6.2 Stützunterricht
- 6.3 Integration von Schulsozialarbeit
- 7 Außerschulische Förderung
- 7.1 Offene Hilfen
- 7.2 Paramedizinische Therapie
- 7.3 Spezielle Therapie
- 8 Beratung und Begleitung von Angehörigen
- 8.1 Fachliche Beratung (Consulting)
- 8.2 Begleitende Beratung (Counseling)
- 9 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Thematik der Dyskalkulie, einer Lernstörung im Bereich Mathematik. Sie analysiert die Phänomenologie der Dyskalkulie, untersucht die Ursachen und Erklärungsversuche, beleuchtet den diagnostischen Prozess und betrachtet verschiedene Förderansätze im schulischen und außerschulischen Kontext. Die Arbeit richtet sich an Personen, die mit Kindern mit Rechenschwierigkeiten arbeiten und sich über die Besonderheiten der Dyskalkulie informieren möchten.
- Charakteristika der Dyskalkulie und deren Abgrenzung von anderen Lernschwierigkeiten
- Mögliche Ursachen und Erklärungsansätze für Dyskalkulie
- Diagnostische Verfahren zur Feststellung einer Dyskalkulie
- Fördermöglichkeiten im schulischen und außerschulischen Kontext
- Beratung von Eltern und Familienangehörigen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den persönlichen Hintergrund der Autorin und den Anlass für die Bearbeitung der Thematik dar. Das erste Kapitel befasst sich mit der Phänomenologie und Definitionen der Dyskalkulie. Dabei werden die charakteristischen Symptome, verschiedene Definitionen und die Abgrenzung zur Akalkulie erläutert. Kapitel 2 untersucht verschiedene Erklärungsansätze für die Entstehung von Dyskalkulie, einschließlich kongenitaler, neuropsychologischer, neurotisch-psychogener, schulischer und familiärer Ursachen sowie der Rolle der "ungenügenden Passung" zwischen Kind und Lernumgebung. Kapitel 3 beschäftigt sich mit der Diagnostik der Dyskalkulie, einschließlich der Klassifikation, des diagnostischen Prozesses und der Förderdiagnostik. Kapitel 4 beleuchtet die Entwicklung des mathematischen Denkens, das Zahlenverständnis und die Bedeutung des Zahlbegriffs. Es wird auch das "Triple-Code-Modell" von Dehaene vorgestellt, das verschiedene Repräsentationsformen von Zahlen beschreibt. Kapitel 5 behandelt die Früherkennung und Prävention von Dyskalkulie, einschließlich Frühförderung und präventiven Maßnahmen. Kapitel 6 widmet sich der schulischen Förderung von Kindern mit Dyskalkulie, wobei die Gestaltung des Mathematikunterrichts, Stützunterricht und die Integration von Schulsozialarbeit im Fokus stehen. Kapitel 7 stellt verschiedene außerschulische Fördermöglichkeiten vor, einschließlich offener Hilfen, paramedizinischer Therapie und spezieller Dyskalkulietherapie. Das Kapitel beleuchtet auch die Finanzierungsmöglichkeiten für therapeutische Maßnahmen. Kapitel 8 beschäftigt sich mit der Beratung und Begleitung von Angehörigen von Kindern mit Dyskalkulie, einschließlich fachlicher Beratung und begleitender Beratung.
Schlüsselwörter
Dyskalkulie, Rechenschwäche, Lernstörung, Mathematik, Diagnostik, Förderung, Schulische Förderung, Außerschulische Förderung, Prävention, Familienberatung, Triple-Code-Modell, Zahlenverständnis, Zahlbegriff, Entwicklung des mathematischen Denkens.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Sozialarbeiterin/Sozialpädagogin (FH) Kirsten Ostholthoff (Autor:in), 2007, Dyskalkulie. Diagnose und Förderung im Grundschulalter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77845