Ziel der Arbeit ist es, Affinitäten zwischen der Individualpsychologie Alfred Adlers und dem Werk Arthur Schnitzlers zu profilieren. Um den Ansatz Adlers genau da einbringen zu können, wo Schnitzlers Texte der Tiefenpsychologie keinen Zugang bieten, werden zunächst die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur Tiefenpsychologie Freuds sowie Schnitzlers Abgrenzung von der Psychoanalyse herausgearbeitet. Im interpretatorischen Teil wird Schnitzlers Anatol mit Adler als "Hypostasierung des nervösen Charakters" gedeutet, sein Fräulein Else als "Hypostasierung des Willens zur Macht", der Fall Roberts aus der Erzählung "Flucht in die Finsternis" als "Hypostasierung des Willens zur Ohnmacht". Der Ausblick der Arbeit zeigt, warum Übereinstimmungen zwischen Schnitzler und Adler gerade auf der Basis der beiden gemeinsamen Kenntnis Nietzsches plausibel erscheinen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Methodische Vorüberlegungen
- II. Schnitzler und Freud
- 1. Doppelgänger
- 1.1 Das sexuelle Moment
- 1.2 Infantile Determinanten
- 1.3 Traumdeutung, „Herrschaft des Unbewußten“ und ihre literarische Realisierung
- 2. Einzelgänger
- 2.1 Der Primat des Mittelbewusstseins
- 2.2 Individualität vor Systematik
- 1. Doppelgänger
- III. Schnitzler und Adler
- 1. Adler in Abgrenzung zu Freud
- 1.1 Individualpsychologie versus Triebpsychologie
- 1.2 „Wissenschaftliches System“ versus „künstlerische Leistung“
- 2. Anatol oder die Hypostasierung des nervösen Charakters
- 2.1 Der Trieb nach Macht
- 2.1.1 Aristokratie des Gefühls
- 2.1.2 Die Macht der Erkenntnis: Dialektik von Illusion und Desillusion
- 2.1.3 Die Statik der Krisis
- 2.2 „Kernlosigkeit“
- 2.3 Flucht in die Gegenwartslosigkeit
- 2.1 Der Trieb nach Macht
- 3. Fräulein Else oder die Hypostasierung des Willens zur Macht
- 3.1 Machtstreben und Sinnlichkeit
- 3.1.1 „Prädestinationsgefühl“
- 3.2 Abwehr und Frustration
- 3.3 Neurose und Krisis
- 3.3.1 Narzissmus und Misanthropie
- 3.3.2 Exhibitionismus und Sensationslust
- 3.3.3 Entgrenzung und Identitätsverlust
- 3.3.4 Flucht in den Tod
- 3.1 Machtstreben und Sinnlichkeit
- 4. Flucht in die Finsternis oder die Hypostasierung des Willens zur Ohnmacht
- 4.1 Isolation und Spaltung des Bewusstseins
- 4.2 Dissoziation und Dämonisierung der Wirklichkeit
- 4.3 „Flucht aus Verantwortung“ als „Flucht in die Krankheit“
- 1. Adler in Abgrenzung zu Freud
- IV. Ausblick: Schnitzler und Nietzsche
- 1. Denken und System
- 2. System und Sprache
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Untersuchung analysiert die Werke Arthur Schnitzlers im Kontext der Individualpsychologie Alfred Adlers und vergleicht sie mit den Theorien Sigmund Freuds. Sie will aufzeigen, inwiefern Schnitzlers literarische Arbeiten von den psychologischen Ansätzen beider Denker beeinflusst sind, insbesondere hinsichtlich der Konzepte des Unbewussten, der Sexualität und der menschlichen Psyche.
- Die Rolle des Unbewussten in Schnitzlers Werken und seine literarische Umsetzung.
- Die Relevanz des sexuellen Moments in Schnitzlers Erzählungen und seine Bedeutung im Hinblick auf die Entstehung von Neurosen.
- Der Vergleich zwischen Freuds Triebpsychologie und Adlers Individualpsychologie im Kontext der Interpretation von Schnitzlers Werken.
- Schnitzlers literarische Auseinandersetzung mit den Konzepten von Macht und Ohnmacht, sowie ihre Auswirkungen auf die menschliche Psyche.
- Die Bedeutung von Schnitzlers literarischem Schaffen als Spiegelbild der modernen Gesellschaft und ihren psychischen Herausforderungen.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Methodische Vorüberlegungen
Dieses Kapitel diskutiert die methodischen Herausforderungen der psychoanalytischen Interpretation von literarischen Werken und unterstreicht die Notwendigkeit, die Ambivalenz von Schnitzlers Texten zu berücksichtigen.
II. Schnitzler und Freud
Kapitel II beleuchtet die Parallelen zwischen Schnitzlers Werk und Freuds psychoanalytischen Theorien. Es analysiert die Rolle des Unbewussten, die Bedeutung des sexuellen Moments und die Bedeutung der Kindheitserlebnisse für die menschliche Psyche.
III. Schnitzler und Adler
Kapitel III konzentriert sich auf die Beziehung zwischen Schnitzlers Werk und Adlers Individualpsychologie. Es untersucht, inwiefern Adlers Ansätze die Interpretation von Schnitzlers Texten bereichern können und wie die Werke Schnitzlers die Thesen Adlers illustrieren.
Schlüsselwörter
Schlüsselbegriffe dieser Untersuchung sind Arthur Schnitzler, Alfred Adler, Sigmund Freud, Individualpsychologie, Triebpsychologie, Unbewusstes, Sexualität, Neurose, Macht, Ohnmacht, Moderne, Literatur und Psychoanalyse.
- Citar trabajo
- Sandra Kluwe (Autor), 1996, "Vollends Individualpsychologie ist eine künstlerische Leistung". Schnitzler und Adler in Abgrenzung zu Freud, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/77876