Bündnis 90/ Die Grünen waren eine vergleichsweise junge Partei, als sie sich das erste Mal ernsthaft mit ihren friedenpolitischen Grundsätzen („Humane Ziele können nicht mit inhumanen Mitteln erreicht werden.“ ) auseinandersetzen mussten. Der Bosnienkrieg 1995 verlangte von ihr, als eine demokratisch, in den Bundestag gewählte Partei der Bundesrepublik, eine Positionierung zum Krieg – zum Krieg in Europa.
Als Oppositionspartei waren die Bündnisgrünen während des Bosnienkrieges noch in der Lage zu ihrem pazifistischen friedenspolitischen Grundsatz zu stehen, konnten sich mit ihren Ansichten aber nicht gegen die Regierungsparteien CDU/CSU und FDP durchsetzen. Die große Auseinandersetzung bezüglich der pazifistischen Grundüberzeugungen der Partei wurde nicht etwa von außen gestoßen, sondern durch Joschka Fischers offenen Brief an seine Partei vom 30. Juli 1995. Anlass waren die Vorfälle in Srebrenica während des Bosnien-Krieges, die ihn zu einer Modifizierung seiner friedenspolitischen Einstellung bewegten und die er nun auch in seiner Partei anregen wollte. Dieser Brief rief verschiedene positive wie negative Reaktionen in der Partei hervor. Eine Diskussion hatte Fischer erfolgreich angeregt.
Erstmals wurde die „neue“ Positionierung der damaligen Regierungspartei in den Debatten bezüglich des Kosovo-Konflikts 1998 sichtbar.
Nicht nur hinsichtlich des eingangs zitierten Auszugs aus dem bündnisgrünen Grundsatzprogramm, sondern auch vor dem Hintergrund, dass die Grünen 1998 zur Regierungspartei werden würden, gewinnt der innerparteiliche Positionswandel an Bedeutsamkeit.
Im Rahmen dieser Arbeit möchte ich daher den Wandel der friedenspolitischen Einstellung der Grünen in den 1990er Jahren näher betrachten. Dabei soll geklärt werden, welche Position die Partei mit welchen Konstanten wann vertrat und welche externen und internen Rahmenbedingungen eine Rolle im Grundsatzwandel gespielt haben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Friedenspolitische Position der Grünen bis 1994
- Während des Bosnienkrieges
- Bündnis 90/ Die Grünen in der Opposition als pazifistische Friedenspartei
- Friedenspolitische Position der Grünen ab 1995
- Fischers offener Brief
- Anstoß zur Modifizierung der bisherigen friedenspolitischen Position der Partei
- Reaktionen in der Partei
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Wandel der friedenspolitischen Position von Bündnis 90/Die Grünen in den 1990er Jahren. Es wird analysiert, welche Position die Partei zu verschiedenen Zeitpunkten vertrat und welche Faktoren – sowohl intern als auch extern – diesen Wandel beeinflusst haben.
- Entwicklung der friedenspolitischen Grundsätze der Grünen
- Einfluss des Bosnienkrieges auf die Parteiposition
- Die Rolle von Joschka Fischers offenem Brief
- Innerparteiliche Debatten und Reaktionen
- Der Übergang von einer pazifistischen zu einer differenzierteren Position
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema ein und beschreibt den Kontext des friedenspolitischen Positionswandels bei Bündnis 90/Die Grünen in den 1990er Jahren. Sie beleuchtet den Bosnienkrieg als zentralen Auslöser für die Auseinandersetzung mit den bisherigen pazifistischen Grundsätzen der Partei und hebt die Bedeutung von Joschka Fischers offenem Brief hervor. Der Fokus liegt auf der Analyse des Wandels und der beteiligten Faktoren.
Friedenspolitische Position der Grünen bis 1994: Dieses Kapitel beschreibt die anfängliche friedenspolitische Position der Grünen, geprägt von Pazifismus und dem Bestreben nach gewaltfreier Konfliktlösung. Ihre Ziele im Kontext des Kalten Krieges werden erläutert, einschließlich des Engagements für Abrüstung, die Stärkung der Vereinten Nationen und die Ablehnung jeglicher zwischenstaatlicher Gewalt. Die Gründung der Partei als Zusammenschluss verschiedener sozialer Bewegungen wird hervorgehoben und deren Einfluss auf die frühe friedenspolitische Ausrichtung der Grünen dargestellt. Der Kapitel beschreibt die Partei als konsequent pazifistisch, während der Bosnienkrieg noch ein Konflikt ohne unmittelbare deutsche Beteiligung war.
Friedenspolitische Position der Grünen ab 1995: Dieses Kapitel analysiert die Veränderungen der friedenspolitischen Position der Grünen ab 1995, ausgelöst durch den Bosnienkrieg und insbesondere durch Joschka Fischers offenen Brief. Der Brief wird detailliert untersucht, ebenso wie die Reaktionen innerhalb der Partei auf Fischers Vorschlag, die bisherige Position zu überdenken. Der Kosovo-Konflikt wird als ein Beispiel für die neue, differenziertere Position der Grünen im Umgang mit internationalen Konflikten erwähnt, die den grundsätzlichen Pazifismus nicht aufgibt, aber die Notwendigkeit von Interventionen unter bestimmten Umständen anerkennt. Es werden die internen und externen Faktoren diskutiert, welche zu einem Wandel der Parteimeinung geführt haben.
Schlüsselwörter
Bündnis 90/Die Grünen, Friedenspolitik, Pazifismus, Bosnienkrieg, Joschka Fischer, Positionswandel, Außenpolitik, Gewaltfreiheit, Interventionismus, Kosovo-Konflikt, Parteienintern, Grundsatzprogramm.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Entwicklung der friedenspolitischen Position von Bündnis 90/Die Grünen in den 1990er Jahren
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht den Wandel der friedenspolitischen Position von Bündnis 90/Die Grünen in den 1990er Jahren. Analysiert werden die verschiedenen Positionen der Partei zu unterschiedlichen Zeitpunkten und die Einflussfaktoren (intern und extern), die diesen Wandel hervorgerufen haben.
Welche Zeiträume werden betrachtet?
Der Fokus liegt auf den 1990er Jahren, mit einer Einteilung in die Zeit vor (bis 1994) und nach (ab 1995) dem Jahr 1995. Der Bosnienkrieg bildet einen zentralen Wendepunkt.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit beleuchtet die Entwicklung der friedenspolitischen Grundsätze der Grünen, den Einfluss des Bosnienkrieges, die Rolle von Joschka Fischers offenem Brief, innerparteiliche Debatten und Reaktionen sowie den Übergang von einer pazifistischen zu einer differenzierteren Position.
Wie war die friedenspolitische Position der Grünen bis 1994?
Bis 1994 vertrat die Partei eine konsequent pazifistische Position, geprägt von Gewaltfreiheit, Abrüstung, der Stärkung der Vereinten Nationen und der Ablehnung zwischenstaatlicher Gewalt. Dies war im Kontext des Kalten Krieges und vor dem unmittelbaren deutschen Engagement im Bosnienkrieg.
Welche Rolle spielte der Bosnienkrieg?
Der Bosnienkrieg stellte die bisherigen pazifistischen Grundsätze der Grünen in Frage und bildete einen zentralen Auslöser für den Positionswandel. Die Partei wurde mit der Notwendigkeit von Interventionen konfrontiert.
Welche Bedeutung hatte Joschka Fischers offener Brief?
Joschka Fischers offener Brief war ein entscheidender Anstoß für die Modifizierung der bisherigen friedenspolitischen Position der Partei. Er initiierte eine innerparteiliche Debatte über die Notwendigkeit von Interventionen in internationalen Konflikten.
Wie reagierte die Partei auf Fischers Brief?
Fischers Brief führte zu Reaktionen innerhalb der Partei. Die Arbeit analysiert die innerparteilichen Debatten und die verschiedenen Meinungen zum Umgang mit der neuen Situation.
Wie lässt sich der Wandel der friedenspolitischen Position beschreiben?
Die Grünen gingen von einer strikt pazifistischen zu einer differenzierteren Position über, die den grundsätzlichen Pazifismus nicht aufgab, aber die Notwendigkeit von Interventionen unter bestimmten Umständen anerkannte. Der Kosovo-Konflikt wird als Beispiel für diese neue Position genannt.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Bündnis 90/Die Grünen, Friedenspolitik, Pazifismus, Bosnienkrieg, Joschka Fischer, Positionswandel, Außenpolitik, Gewaltfreiheit, Interventionismus, Kosovo-Konflikt, Parteienintern, Grundsatzprogramm.
Wo finde ich eine detaillierte Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Die Arbeit enthält Kapitelzusammenfassungen, die die Einleitung, die Position der Grünen bis 1994 und die Position ab 1995 detailliert beschreiben.
- Quote paper
- Katja Erben (Author), 2006, Friedenspolitischer Positionswandel bei Bündnis 90/ Die Grünen in den 1990er Jahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78056