Bürgertum in Deutschland - anhand der Jugenderinnerungen Georg Alexanders von Kügelgen


Trabajo de Seminario, 2006

16 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhaltsverzeichnis

I. Einleitung

II. Familie

III. Bedeutung der Religion

IV. Fazit

Literaturangaben

I. Einleitung

Wilhelm Georg Alexander von Kügelgen wurde 1802 in Russland geboren und starb 1867 in Ballenstedt. Er wuchs als Sohn des Malers Georg von Kügelgen in Dresden auf, wo er später ebenfalls an der Kunstakademie studierte. Er versuchte sein Leben lang der Kunst seines Vaters so nahe wie möglich zu kommen. Diese entsprach jedoch nicht mehr der Zeit, so dass Wilhelm von Kügelgen sich als Maler keinen besonders großen Namen machte. In seinen letzten Lebensjahren widmete er sich seinen Memoiren. Die „Jugenderinnerungen eines alten Mannes“ wurden 1922 veröffentlicht und zu einem der Lieblingsbücher des deutschen Bürgertums.

Die Memoiren sind in sieben Teile gegliedert, welche die markanten Lebensabschnitte Kügelgens kennzeichnen. Diese Arbeit behandelt den ersten dieser Teile, der sich mit den frühen Kindheitserinnerungen, den „ersten ungeschulten Maitagen seiner Jugend“[1] beschäftigt. Die Aspekte der Familie, Religion und Natur bilden hierin den Kern seiner Erzählungen, so dass auf diese und ihre Bedeutung für Kügelgen im Einzelnen eingegangen wird.

II. Familie

1. Die Großeltern

Die Schilderungen Wilhelm von Kügelgens beginnen mit Wilhelms Vater und dessen Entschluss nach Russland zu gehen. Während der Wirren der Französischen Revolution und den bald folgenden Auswirkungen insbesondere auf seine Heimat, das Rheinland, begann Georg Kügelgen sein Studium der Malerei in Rom. Es war damals üblich, an namenhaften Universitäten im Ausland zu studieren, um nicht nur Geist und Wissen zu schulen, sondern auch um den Horizont zu erweitern. Nicht allein das Studium, sondern Welterfahrung galt als Bildungsziel. Man sollte die Vielseitigkeit der Welt und ihrer Menschen selber erleben, um sie zu verstehen und um darin leben zu können.

Nach seinem Studium zog es ihn jedoch nicht mehr nach Deutschland zurück. Deutschlands Niederlage gegen Napoleon ließ sein Ehrgefühl leiden und so wollte er vor der Schmach fliehen. Sein Leben lang hatte er eine stark ausgeprägt anti-französische Einstellung. Dieses Verurteilen einer ganzen Nation lebte er seinem Sohn Wilhelm stets vor. Eine Erinnerung Wilhelms hat mit einer Puppe zu tun, die ein damaliger Bekannter ihm schenkte, kurz nachdem der Kurfürst von Sachsen 1806 Napoleons Bundesgenossenschaft beigetreten war um vor der Plünderung bayrischer Soldaten sicher zu sein. Diese Puppe war in bayrischer Uniform gekleidet und der Vater ermutigte Wilhelm, diese Puppe mit einem Säbel zu vernichten. Jene Szene hatte sein Vater sogar zur besonderen Erinnerung als Familienportrait festgehalten.

In Deutschland hielt den Vater nichts mehr, so dass er sich auf den Weg in den Norden machte. In Reval lernte er seine Frau kennen und zog mit ihr nach St. Petersburg. In Russland hatte im Jahr 1801 gerade Zar Alexander I., der Enkel Katharina der Großen, den russischen Thron bestiegen. Kügelgen nennt diesen in seinen Erinnerungen „die Hoffnung aller dortigen Menschenfreunde“[2]. Unter den Zaren der Romanows hatte es lange Zeit politische Morde und Umstürze gegeben. Auf diese Weise war auch Alexander I. an den Thron gelangt, da man seinen Vater Paul I. bei einer Palastrevolution ermordet hatte. Alexander schien von diesem politischen Blutvergießen abgeschreckt gewesen zu sein, es wurde von ihm gesagt, er habe eine friedliche Natur gehabt.[3] Diesem Zaren und den Hoffnungen, die in ihn gelegt wurden, verdankte Wilhelm Georg Alexander seinen dritten Vornamen. Auch in ihn – den Erstgeborenen – wurde viel Hoffnung gelegt. Schon früh begann seine Mutter ihn zu unterrichten, wobei hervorragende Ergebnisse erzielt wurden. So konnte er, bereits vierjährig, bereits ein wenig lesen und schreiben.

St. Petersburg war damals eine florierende Stadt, in der der Vater es zu einem gewissen Reichtum gebracht hatte. Wenige Monate nach Wilhelms Geburt hatten die Eltern beschlossen nach Deutschland zu fahren und Wilhelms Großmutter für einige Zeit zu besuchen. Der Vater war der Kreise, in denen er sich bewegte, überdrüssig und es zog ihn aus dieser Stadt fort. Auf dem Weg nach Deutschland sollte eine kurze Rast bei der Familie der Mutter eingelegt werden, um sich von der langen Reise erholen zu können. Doch als die Familie erst einmal in Reval in Estland angekommen war, fasste sie schnell den Gedanken sich dort dauerhaft niederzulassen. Sie lebten auf dem Gut des Vaters mütterlicherseits, welches in einer ländlichen, schönen Gegend lag. Viele Verwandte kümmerten sich herzlich um die Familie und halfen wo sie nur konnten. Das Haus war einfach eingerichtet, doch so groß, dass mehrere Familien darin unterkommen konnten. Die Kinder bekamen gemeinsamen Unterricht von Lehrern, die ebenfalls in dem Haus wohnten. Kügelgen berichtet, das großväterliche Gut hätte den Ruf einer kleinen Akademie gehabt. Die Bildung hatte in seiner Familie einen hohen Wert. Unterrichtet wurden sie in Wissenschaften, neuen Sprachen, handwerklichen Fähigkeiten und Musik. Im Sinne des Neuhumanismus stand nicht mehr der Wert der lateinischen Sprache im Vordergrund. Man bemühte sich mehr um eine weltmännische Bildung.[4] Die gemeinsamen Aktivitäten der Familienmitglieder reichten von abendlichem Beisammensein und Musizieren über Beschäftigung in den Werkstätten bis zu Spaziergängen durch die Landschaft. Besonders an die Quartettabende erinnerte Wilhelm sich gerne zurück, bei denen die gesamte Familie an Winterabenden in einem großen Raum versammelt war. Kügelgen schreibt, er erinnere sich nicht mehr an sehr viel aus dieser Zeit, weil er noch sehr jung gewesen sei. Besonders auffällig sind jedoch die langen und ausführlichen Berichte über die Natur, die er mit liebevollen Details ausschmückt. Um das Gut hatte der Großvater einen Park anlegen lassen. Wilhelm berichtet, dass er oft stundenlang mit seiner Mutter am von Tannen umgebenen See gesessen und die reine Natur genossen habe. Diese „idiosynkratische Vorliebe“[5] für die Natur, wie er es nennt, verband ihn sehr stark mit seiner Mutter. Die Erinnerungen an seinen Großvater sind vor allem, dass dieser eher streng und kalt schien, doch seine Familie über alles liebte. Kügelgen erzählt, dass der Großvater immer mit einem Fernrohr am Fenster gesessen und die Ankunft der Familienmitglieder abgewartet habe. Doch begrüßte er sie nie mit einer Herzlichkeit, sondern tat eher beschäftigt und ungerührt. Kügelgen beschreibt seinen Großvater als einen beispielhaften Gutsherren, der stets selber mit anpackte und Wert auf Zucht und Ordnung legte. Seine Pächter achteten und ehrten ihn. Der Großvater wie auch die Mutter waren hingebungsvoll für ihre Familie da, er konnte sich ihrer Liebe stets sicher sein, doch es bestand kein warmes und herzliches Verhältnis. Besonders Wilhelms Achtung vor den Eltern spielte eine große Rolle. Sie erfüllten für ihn eine starke Vorbildfunktion. Er liebte und schätzte seine Eltern, auch ohne dass er von diesen verwöhnt wurde, vielleicht gerade weil er sich um Aufmerksamkeit und Lob bemühen musste.

[...]


[1] Kügelgen, Wilhelm von. Jugenderinnerungen eines alten Mannes. Frankfurt a.M. 1963. S. 55.

[2] Ebd. S. 2.

[3] Lavater-Sloman, Mary. Katharina und die russische Seele. Zürich 1958.

[4] Hilgemann, Werner, Kinder, Herman. Dtv-Atlas der Weltgeschichte (=Band 2: Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart) Köln 2002.

[5] Kügelgen, Wilhelm von. Jugenderinnerungen eines alten Mannes. Frankfurt a.M. 1963. S. 8.

Final del extracto de 16 páginas

Detalles

Título
Bürgertum in Deutschland - anhand der Jugenderinnerungen Georg Alexanders von Kügelgen
Universidad
University of Wuppertal
Curso
Seminar: Deutsches Bürgertum 1750-1850
Calificación
1,3
Autor
Año
2006
Páginas
16
No. de catálogo
V78413
ISBN (Ebook)
9783638834551
ISBN (Libro)
9783656065111
Tamaño de fichero
452 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Bürgertum, Deutschland, Jugenderinnerungen, Georg, Alexanders, Kügelgen, Seminar, Deutsches, Bürgertum
Citar trabajo
Morgana Perkow (Autor), 2006, Bürgertum in Deutschland - anhand der Jugenderinnerungen Georg Alexanders von Kügelgen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78413

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