Textsorten des Alltags - Untersuchungen zum sozialen System Familie


Seminararbeit, 2007

28 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsangabe

1. Einleitung

2. Textsorte

3. Der Alltagsbegriff
3.1 Merkmale von Alltagssprache
3.2 Schrifttextsorten der Alltagskommunikation
3.3 Merkmale schriftliche Alltagstexte

4. Untersuchungsgegenstand
4.1 Textbeispiele für Alltagskommunikation im sozialen System Familie

5. Untersuchungsergebnisse
5.1 Küchenzettel
5.1.1 Textinhalt
5.1.2 Textfunktion
5.1.3 Textformulierung
5.2 Einkaufszettel
5.2.1 Textinhalt
5.2.2 Textfunktion
5.2.3 Textformulierung
5.3 Fax
5.3.1 Textinhalt
5.3.2 Textfunktion
5.3.3 Textformulierung
5.4 Einladung
5.4.1 Textinhalt
5.4.2 Textfunktion
5.4.3 Textformulierung
5.5 Geburtstagskarte
5.5.1 Textinhalt
5.5.2 Textfunktion
5.5.3 Textformulierung
5.6 Glückwunschkarte
5.6.1 Textinhalt
5.6.2 Textfunktion
5.6.3 Textformulierung
5.7 Medium

6. Das Typische der häuslichen Kommunikation

7. Schlusswort

8. Literaturangabe

9. Anhang

1. Einleitung

In dieser Hausarbeit geht es um zweierlei Aspekte. Im ersten Teil soll versucht werden, die Problematik der Begriffsfindung von Textsorten des Alltags zu verdeutlichen. Dazu wird beschrieben, was Textsorten sind, was man unter dem Begriff „Alltag“ versteht und in welchem Verhältnis die beiden Kategorien zueinander stehen, also welche Texte im Alltag geschrieben werden und was man überhaupt unter den Begriff „Alltagstexte“ versteht. Diese theoretischen Informationen sind nötig, um ein Verständnis für die Untersuchungen des zweiten Schwerpunktes zu schaffen. Die Theorie wird sich an den Untersuchungen von Margot Heinemann orientieren und ihre Ausführungen kritisch hinterfragen.

Der zweite, praktische Teil, wird sich mit Texten des Alltags beschäftigen. Nach Luhmann gehört dieser Untersuchungsgegenstand in das autopoietische System[1]. (vgl. Berghaus, 2004, S. 51 ff) Die Kommunikation im sozialen System Familie wird anhand schriftlicher Mitteilungen innerhalb einer Kernfamilie untersucht. Hierzu werden die verschiedenen Textsorten chronologisch aufgeführt und nach verschiedenen Kategorien (z.B. Inhalt, Funktion, Medium etc.) bearbeitet, nachdem sie in einem einleitenden Teil kurz erläutert wurden.

Ein Ziel dieser Arbeit besteht darin, das Typische dieser häuslichen Kommunikation herauszufinden und systematisch zu reflektieren. Ein weiteres Hauptanliegen ist, die Merkmale von Alltagstexten nachzuweisen.

2. Textsorte

Eine eindeutige Definition von Textsorten konnte bis heute nicht gegeben werden. Die Forschung diskutiert immer wieder darüber, welche methodischen Ansätze zur Ermittlung von Textsorten angewendet werden sollen.

Verschiedene Ansätze vollziehen eine Eingrenzung von Textsorten, um so z.B. die Merkmale von Alltagstexten zu bestimmen. Nach Gansel/ Jürgens und G. Michel bestehen folgende Kriterien:

Nach Gansel/ Jürgens (2002, S. 58/59)

- durch die Textfunktion,
- durch das Verfahren zur Vertextung des Themas,
- durch die Kommunikationssituation,
- durch das Medium und
- durch den Textinhalt.

Nach G. Michel (Grundfragen 1985, S. 29)

- Kommunikationsgegenstand (z. B. Gegenstands- und Vorstandsbeschreibung),
- Kommunikationsbereich,
- Kommunikationspartner,
- Medium der Kommunikation und
- Gegebenheiten der Kommunikation.

Textsorten gelten als empirisch erfassbare, typische Formen der Kommunikation. Welche Merkmale die Alltagstexte hierbei besitzen ,soll im Weiteren dargestellt werden.

Viele Textsorten haben ihre Bezeichnung in der Alltagskommunikation gefunden. Nach Gansel/ Jürgens zählen dazu Begriffe wie: Beschreibung, Reisebeschreibung, Bildbeschreibung, Wetterbericht, Wettervorhersage, Rezept, Zeitungsartikel, Annonce, Kommentar, Nachricht, Erzählung, Märchen, Anekdote, Witz, Brief usw. (vgl. Gansel/ Jürgens, 2002, S. 57)

Solche Alltagskonzepte über Textsorten sollten nach K. Adamzik weder überwunden noch verbessert, sondern als Gegenstand der Untersuchung selbst betrachtet werden. Nach Gansel/ Jürgens zählt die Präsenz der Textsorten in die alltagsweltlichen Kommunikation, um zwischen Alltagswelt und –sprache differenzieren zu können.

3. Der Alltagsbegriff

Nach Margot Heinemann versteht man unter „Alltag“, dass was uns „alle Tage“ umgibt oder was wir tun. Mit diesem Verständnis verbindet man negative Assoziationen, wie trüber, grauer Alltag, im Alltag wieder angekommen sein oder die Pflichten des Alltags. Positive Erscheinungen sind Sicherheit, Gewohntes und Bequemes. (vgl. Heinemann, 2000, S. 606)

Die Wiederholung ist eine charakteristische Eigenschaft des Alltagsbegriffes. Das Alltägliche kann daher nicht verallgemeinert werden. Denn jeder Mensch hat seine eigene Lebens- und Erfahrungswelt in der er sich bewegt und die individuell geprägt ist. Die Definition von Alltag hängt damit auch stark von der Erwartungshaltung der einzelnen Menschen ab.

Diese haben in ihrem Alltag immer wieder die Möglichkeit, unterschiedliche Entscheidungen in ihrem Handlungsfeld zu treffen. Durch die große Spannbreite findet sich der Begriff des Alltags in vielen verschiedenen Disziplinen wieder. Heinemann nennt hier zwei typische Kennzeichen für die Alltagswelt:

- 1) ein sozial determinierter, historisch entstandener Rahmen, in dem sich alle Individuen zum Zwecke der grundlegenden „individuellen Reproduktion“ bewegen. Hierzu zählt: Familie, Haus/Heimat, Wohnumfeld, berufliches Umfeld, Dienstleistungsumfeld sowie das Freizeitumfeld.
- 2) das für die Individuen jeweils typische usuelle, spontane Tun innerhalb dieses sozialen Rahmens. Dazu zählen typische Bewegungsabläufe zu verschiedenen Tageszeiten (Morgentoilette, Frühstück, Mittag, Abendrituale, Sportveranstaltungen, Hobbytätigkeiten usw.). (vgl. Heinemann, 2000, S. 604 f)

Heinemann erläutert auch die Auffassung von Kuczynski, der das Alltagsleben in die drei Bereiche: Befriedigung elementarer Lebensbedürfnisse (z.B. Kleidung, Ernährung), soziokulturelle Rahmenbedingungen (Kultur, Bräuche, Gewohnheiten) und die Arbeit einteilt. Die Eingliederung des Berufes in den Alltag basiert nur auf dem Element der Wiederholung. Andere Eigenschaften, wie das Individuelle, Freiwillige oder Spontane, entfallen. Es sei jedoch darauf verwiesen, dass über die Verbindung von Arbeit und Alltag unterschiedliche Auffassungen bestehen, da die Abgrenzungsschwierigkeiten immer wieder auftauchen. In dieser Arbeit werden sich die Untersuchungen nur auf den Bereich Familie konzentrieren, daher wird diese Problematik nicht weiter erläutert.

3.1 Merkmale von Alltagssprache

Aus den bisher gesammelten Informationen zur Alltagssprache lassen sich folgende Merkmale zusammenfassen:

- relativ geringer Verbindlichkeitsgrad
- Ungezwungenheit/ Lockerheit
- belanglose Inhalte
- Aufhebung der Stilgrenzen/ Durchmischung von Wortschätzen
- vorwiegend mündliche Verwendungsweise
- Überschneidungen von beruflicher und privater Tätigkeit
- produktiv
- funktionsfähig

Im Gegensatz dazu stehen die verschiedenen Merkmale der Kommunikation in der Familie. Die Mitglieder haben untereinander das Bedürfnis, Erlebnisse, Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Es besteht meist eine offene und vertrauensvolle Verständigung. Nach Schenk kann man hier auch die Merkmale der Geschlechter unterscheiden, denn gerade die Frauen streben eine solche Offenheit an. (Schenk, 1998, S. 38) Diese Besonderheiten spielen in dieser Untersuchung jedoch keine weitere Rolle und können daher außer Acht gelassen werden.

3.2 Schrifttextsorten der Alltagskommunikation

Die Schwierigkeit, eine Textsortenbestimmung vorzunehmen, besteht hier in der Tatsache, dass wir viele Texte als alltäglich empfinden. Dimter hält dazu fest, dass alltagssprachliche Textklassifikation sehr umfassend und differenziert ist und dass sie sich in einem langen historisch – gesellschaftlichen Prozess entwickelt hat und ständig weiter verfeinert wird. (vgl. Dimter, 1981, S. 28)

Um trotzdem ein System zu erhalten, unterteilt Heinemann die Alltagstexte in zwei Kategorien:

- 1) Schrifttextsorten, mit denen Individuen in der alltäglichen Kommunikation aktiv, d.h. als Textproduzenten und –rezipienten umgehen. (Textsorten der Alltagskommunikation im engeren Sinne)
- 2) Schrifttextsorten, die zwar das Alltagsleben von einzelnen Individuen und Gruppen mitbestimmen, aber – quasi von außen kommend, über Medien und Institutionen vermittelt – nur rezipiert und verarbeitet werden. (Textsorten der Alltagskommunikation im weiteren Sinne)

Die Textsorten der ersten Kategorie können, je nach Situation, verschiedene Ziele verfolgen. So hat ein Kochrezept die Aufgabe, sachorientierte Informationen zu liefern, ein Liebesbrief möchte meist eine emotionale Einwirkung auf den Partner bewirken und eine Einladung soll den Partner oder einen Freund in seinem Handeln steuern. Hier unterteilt Heinemann wiederum drei Bereiche: (Heinemann, 2000, S. 610)

Textsorten der Privatsphäre:

Tagebucheintrag, Liebes-, Dank-, Droh-, Privat-, Bettelbrief, Küchenzettel, Schulzettel, Notizzettel

Textsorten des inoffiziellen (halb-)öffentlichen Bereichs:

Kochrezept, Dankbrief, Leserbrief, Einladung, Spickzettel, Graffiti, Flyers

Textsorten des (halb-)offiziellen öffentlichen Bereichs:

Telegramm, Zeitungsanzeige, Testament, Leserbrief, Aushänge, Rätsel, Witze, Lebenslauf, Bewerbung, Horoskop

Bei der zweiten Kategorie, Textsorten der Alltagskommunikation im weiteren Sinne, ist der Aspekt der Funktion von größerem Interesse. Die Informationen der Texte werden von außen an den Leser herangetragen:

Wetterbericht, Rätsel, Zeitungsanzeigen, Werbetexte, Eingaben, Beschwerden, Widersprüche, Nachrichten, Kochrezepte, Dank- und Leserbriefe, Gebührenbescheide, Rechnungen.

Viele dieser Texte legen ihren Fokus auf den Aspekt der Unterhaltung, wie bei Witzen, Rätseln oder Horoskopen. Außerdem sind sie stärker strukturiert als andere Texte, weil sich Sender und Empfänger an formalen Vorgaben orientieren müssen.

3.3 Merkmale schriftlicher Alltagstexte

Da sich meine Untersuchungen auf schriftliche Alltagstexte im sozialen System Familie beziehen, möchte ich insbesondere auf diesen Bereich eingehen und die Merkmale von Alltagstexten, in Anlehnung an die Modelle von Heinemann/Viehweger 1991, Sandig 1972 und Dimters 1981, erläutern. Nach Heinemann lässt sich folgende Gliederung vornehmen:

- Funktion
- Situation

[...]


[1] System produziert und reproduziert sich selbst

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Textsorten des Alltags - Untersuchungen zum sozialen System Familie
Hochschule
Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald  (Institut für Deutsche Philologie)
Veranstaltung
Institutionelle Kommunikation
Note
2,0
Autor
Jahr
2007
Seiten
28
Katalognummer
V78543
ISBN (eBook)
9783638849951
ISBN (Buch)
9783638849296
Dateigröße
457 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Textsorten, Alltags, Untersuchungen, System, Familie, Institutionelle, Kommunikation
Arbeit zitieren
Manuela Piel (Autor:in), 2007, Textsorten des Alltags - Untersuchungen zum sozialen System Familie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78543

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