Der Titel der Arbeit suggeriert die These, dass es ein Kontingent an literarischen Texten gibt, die in ihrem übergeordneten Thema die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemals deutschen Gebieten im heutigen Polen, Russland und in Tschechien, zum Gegenstand haben. Dieses Kontingent wird als so genannte Vertreibungsliteratur bezeichnet.
Nach einem Absatz über das, den Texten zu Grunde liegende Zeitgeschehen, wird die Daseinsberechtigung dieser Literatur zum Gegenstand der Untersuchung. Dazu muss zunächst der gegenwärtige Stand der literaturwissenschaftlichen Forschung dargestellt werden. Ebenso wird auf die Frage eingegangen was Vertreibungsliteratur ist, aus welcher Art von Texten sie sich zusammensetzt und welche Kriterien ein Text haben muss um ihn dieser Literatur zuordnen zu können.
Der Hauptteil der Arbeit befasst sich dann mit der Art und Weise der Darstellung der Geschlechterrollen und Familienstrukturen in den ausgewählten Texten. Diese sollen in ihrer Differenziertheit ein möglichst breit gefächertes Bild der Gesellschaft im deutschen Osten in der Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall des Dritten Reiches aufzeigen. Die Analyse befasst sich mit dem Rollenverständnis der Menschen, welches in den Geschlechtern stark variiert. Im Fokus der Untersuchung stehen die Veränderungen dieses Rollenverständnisses bei den Frauen, Männern und Kindern. Um dieses mit dem historischen Kontext in Verbindung bringen zu können, geht der Werkanalyse ein Exkurs über die Familienstrukturen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, sowie über die Entstehung der traditionellen Geschlechterrollen, mit besonderem Augenmerk auf die Zeit des Nationalsozialismus voraus.
Inhaltsverzeichnis
- I. Teil: Einführung
- 1. Das Thema
- 2. Erläuterung des zeitgeschichtlichen Kontextes
- II. Teil: Die sogenannte Vertreibungsliteratur
- 1. Stand der literaturwissenschaftlichen Forschung
- 2. Was ist Vertreibungsliteratur?
- 3. Problematik dieser Literatur
- 4. Ein eigenes Genre?
- III. Teil: Theoretischer Ansatz
- 1. Auswahlkriterien der zu untersuchenden Texte
- 2. Geschlechterrollen
- 2.1. Herausbildung der traditionellen Geschlechterrollen
- 2.2. Geschlechterrollen im Nationalsozialismus
- 2.3. Familienstrukturen zu Beginn des 20. Jahrhunderts
- IV. Teil: Werkanalyse
- 1. Christine Brückners „Poenichen-Trilogie“
- 1.1. Familie und Gesellschaft
- 1.1.1. Familie in der „Großelterngeneration“
- 1.1.2. Familie in der „Kindergeneration“
- 1.1.3. Beziehungen außerhalb der Familie
- 1.2. Die Rolle der Frauen
- 1.2.1. Sophie Charlotte von Quindt und Maximiliane Hedwig von Quindt
- 1.2.2. Vera von Jadow
- 1.2.3. Maximiliane von Quindt
- 1.3. Die Rolle der Männer
- 1.4. Die Stellung der Kinder
- 1.5. NS-Ideologie bei Christine Brückner
- 2. Arno Surminski: Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland
- 2.1. Familie und Gesellschaft im Roman
- 2.2. Die Rolle der Frauen
- 2.3. Die Rolle der Männer
- 2.4. Die Stellung der Kinder
- 2.4.1. Hermann Steputat
- 2.4.2. Peter Aschmoneit
- 3. Christian Graf von Krockow: „Die Stunde der Frauen“
- 3.1. Familienstrukturen
- 3.2. Die Rolle der Frauen
- 3.3. Die Rolle der Männer
- 3.4. Die Stellung der Kinder
- V. Abschlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung von Familienstrukturen und Geschlechterrollen in der sogenannten „Vertreibungsliteratur“, die sich mit der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten auseinandersetzt. Ziel ist es, ein differenziertes Bild der Gesellschaft im deutschen Osten zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Dritten Reiches zu zeichnen und die Veränderungen im Rollenverständnis von Frauen, Männern und Kindern aufzuzeigen. Der historische Kontext wird dabei berücksichtigt.
- Darstellung von Familienstrukturen in der Vertreibungsliteratur
- Entwicklung und Wandel der Geschlechterrollen im deutschen Osten
- Der Einfluss des Nationalsozialismus auf Familien und Geschlechterrollen
- Die Vertreibungserfahrung als prägendes Element für die Darstellung von Familien und Geschlechterrollen
- Differenzierte Analyse ausgewählter literarischer Texte
Zusammenfassung der Kapitel
I. Teil: Einführung: Dieser einführende Teil legt den Fokus auf die Thematik der Arbeit, die sich mit der „Vertreibungsliteratur“ und der Darstellung von Familienstrukturen und Geschlechterrollen in dieser auseinandersetzt. Er erläutert den zeitgeschichtlichen Kontext, der die Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten prägte, und skizziert den Forschungsstand der Literaturwissenschaft zu diesem Thema. Die Arbeit wird methodisch eingegrenzt und die Auswahlkriterien für die zu untersuchenden Texte werden vorbereitet. Der einführende Teil dient als notwendige Grundlage für die anschließende detaillierte Werkanalyse.
II. Teil: Die sogenannte Vertreibungsliteratur: Dieser Teil befasst sich mit der Definition und der Problematik der „Vertreibungsliteratur“ selbst. Es wird der aktuelle Forschungsstand in der Literaturwissenschaft präsentiert und die Frage nach den Kriterien für die Einordnung von Texten in dieses Genre diskutiert. Dieser Abschnitt bildet eine zentrale Grundlage für die Auswahl und Interpretation der im Hauptteil untersuchten Werke. Die Auseinandersetzung mit der Frage nach der Eigenständigkeit dieses Genres als literarische Kategorie ist besonders wichtig für die spätere Analyse.
III. Teil: Theoretischer Ansatz: In diesem Abschnitt werden die Auswahlkriterien der zu untersuchenden Texte erläutert und der theoretische Rahmen für die Analyse von Geschlechterrollen dargelegt. Es wird ein historischer Exkurs über die Herausbildung traditioneller Geschlechterrollen und deren Wandel im Nationalsozialismus und zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegeben. Dieser Teil bildet den methodischen und theoretischen Grundstein für die folgenden Werkanalysen, indem er die notwendigen historischen und gesellschaftlichen Hintergründe beleuchtet.
IV. Teil: Werkanalyse: Dieser Teil stellt den Kern der Arbeit dar und analysiert ausgewählte Werke der „Vertreibungsliteratur“. Er untersucht die Darstellung von Familienstrukturen und Geschlechterrollen in den Romanen von Christine Brückner, Arno Surminski und Christian Graf von Krockow. Die Analysen beleuchten die Rolle der Frauen, Männer und Kinder in den jeweiligen Werken und setzen diese in Beziehung zum historischen Kontext und den im dritten Teil beschriebenen theoretischen Ansätzen. Jede Werkanalyse wird differenziert betrachtet und geht dabei auf die spezifischen Besonderheiten des jeweiligen Romans ein.
Schlüsselwörter
Vertreibungsliteratur, Familienstrukturen, Geschlechterrollen, Ostvertriebene, Nationalsozialismus, Deutscher Osten, Identität, Flucht, Vertreibung, Trauma, Erinnerungskultur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Analyse von Familienstrukturen und Geschlechterrollen in der Vertreibungsliteratur
Was ist der Gegenstand dieser wissenschaftlichen Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Darstellung von Familienstrukturen und Geschlechterrollen in der sogenannten „Vertreibungsliteratur“. Der Fokus liegt auf der Untersuchung der Flucht und Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Dritten Reiches. Ziel ist es, ein differenziertes Bild der damaligen Gesellschaft zu zeichnen und Veränderungen im Rollenverständnis von Frauen, Männern und Kindern aufzuzeigen.
Welche Texte werden untersucht?
Die Arbeit analysiert ausgewählte Werke der „Vertreibungsliteratur“, darunter Romane von Christine Brückner (Poenichen-Trilogie), Arno Surminski („Jokehnen oder Wie lange fährt man von Ostpreußen nach Deutschland“) und Christian Graf von Krockow („Die Stunde der Frauen“). Die Auswahlkriterien werden im dritten Teil der Arbeit detailliert erläutert.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Teile: Einleitung, Einordnung der „Vertreibungsliteratur“, theoretischer Ansatz, Werkanalyse und Schlussbetrachtung. Der einführende Teil legt den Fokus auf die Thematik und den zeitgeschichtlichen Kontext. Der zweite Teil behandelt die Definition und Problematik des Genres „Vertreibungsliteratur“. Der dritte Teil beschreibt den theoretischen Ansatz und die Auswahlkriterien. Der vierte Teil beinhaltet die detaillierte Analyse der ausgewählten literarischen Werke. Der fünfte Teil fasst die Ergebnisse zusammen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der Darstellung von Familienstrukturen in der Vertreibungsliteratur, der Entwicklung und dem Wandel der Geschlechterrollen im deutschen Osten, dem Einfluss des Nationalsozialismus auf Familien und Geschlechterrollen, der Vertreibungserfahrung als prägendes Element und einer differenzierten Analyse ausgewählter literarischer Texte.
Wie werden Geschlechterrollen analysiert?
Die Analyse der Geschlechterrollen erfolgt im Kontext des historischen Wandels, beginnend mit der Herausbildung traditioneller Geschlechterrollen, deren Veränderung im Nationalsozialismus und den Familienstrukturen zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Analyse betrachtet die Rolle der Frauen, Männer und Kinder in den ausgewählten Romanen und setzt diese in Beziehung zum historischen Kontext.
Welche methodischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit verwendet eine differenzierte literaturwissenschaftliche Analyse der ausgewählten Romane, in die der historische Kontext eingebunden wird. Der theoretische Ansatz wird im dritten Teil der Arbeit detailliert erläutert und bildet die methodische Grundlage für die Werkanalyse.
Was sind die Schlüsselwörter der Arbeit?
Vertreibungsliteratur, Familienstrukturen, Geschlechterrollen, Ostvertriebene, Nationalsozialismus, Deutscher Osten, Identität, Flucht, Vertreibung, Trauma, Erinnerungskultur.
Welche Erkenntnisse liefert die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, ein differenziertes Bild der Gesellschaft im deutschen Osten zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Dritten Reiches zu liefern, indem sie die Veränderungen im Rollenverständnis von Frauen, Männern und Kindern im Kontext der Vertreibungserfahrung analysiert. Sie trägt zum Verständnis der „Vertreibungsliteratur“ als literarisches Genre und ihrer Bedeutung für die Aufarbeitung der Geschichte bei.
- Citar trabajo
- Anna Damm (Autor), 2006, Familienstrukturen und Geschlechterrollen in der sogenannten "Vertreibungsliteratur", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78629