Von der Imbissbude zur Globalindustrie. Die Geschichte des Fast Food am Beispiel von McDonald's


Dossier / Travail, 2007

43 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inahaltsverueichnis

1. Einleitung und Fragestellung

2. Eine kurze Geschichte des schnellen Essens
2.1 Vorindustrielle Formen des Imbiss
2.2 Die Zeit der Industrialisierung: Die Geburt des schnellen Essens
2.3 Das schnelle Essen seit den 1920er Jahren

3. Das Beispiel McDonald’s
3.1 Die Anfänge
3.2 Rationalisierung als Erfolgsrezept
3.3 Ray Kroc: McDonald’s Weg zum Marktführer
3.4 Das McDonald’s-Prinzip

4. Zusammenfassung und weiterer Ausblick

5. Literaturverzeichnis

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1. Einleitung und Fragestellung

Der Begriff „Fast Food“ stammt aus dem Englischen und bedeutet wörtlich übersetzt „schnelles Essen“[1]. Somit steht zunächst nicht die zu verzehrende Speise an sich sondern die Haltung des Essenden im Vordergrund. Es geht also um eine Mahlzeit, die unter zeitlichem Druck konsumiert wird, wodurch diese dem in jüngerer Zeit geprägten Begriff des „Slow Food“ gegenübersteht, der, allgemein gesagt, das langsame, bewusste Essen umschreibt. Das Kernelement des Fast Food ist also der Faktor „Zeit“. Wenn man „schnelles Essen“ zu sich nimmt, dann möchte man auch schnell, einfach und möglichst preiswert gesättigt werden. Um diesen Zustand zu erreichen, hat die Fast Food Kultur eine Reihe von Rationalisierungs- und Systematisierungskonzepten hervorgebracht. Doch bis dahin mussten erst mehrere Jahrhunderte vergehen.

Gegenstand dieser Hausarbeit soll daher sein, zunächst die Geschichte des schnellen Essens nachzuzeichnen, die mit einer einfachen Imbisskultur bereits in der Antike ihren Anfang nahm und erst in der jüngeren Geschichte die Form erreichte, die sie auch heute noch besitzt. Am Beispiel der weltgrößten Fast Food Kette McDonald’s soll dann der Werdegang eines ursprünglich kleinen Restaurants zu einem die ganze Welt umspannenden Konzern dargestellt werden, der gleichsam als Vorbild vieler Schnellrestaurantketten diente. Dabei wird sich ein Schwerpunkt mit den vielfältigen Maßnahmen beschäftigen, die das Unternehmen zum Marktführer in der Branche machten.

Eine Behandlung des Themas „Fast Food“ aus historischer Perspektive gestaltet sich schwierig, da die bisherige Geschichtsforschung sich diesem Thema nur marginal gewidmet hat. Eine Auseinandersetzung mit dem „schnellen Essen“ verlangt also nach einer fächerübergreifenden Betrachtung, bei der vor allem auch Elemente aus Soziologie und Wirtschaft eine wichtige Rolle spielen, weswegen sich die geschichtliche Entwicklung von McDonald’s als Prototyp der Fast Food Geschichte anbietet.

Als Hauptwerke zur Behandlung des gewählten Themas dienen daher vor allem das Buch „Fast schon Food“ des Gastronomiejournalisten Christoph Wagner, „McDonald’s - Behind the Arches“ von Fast Food Autor John Love und Morgan Spurlocks „Angriff der Killer Burger“, das sich schwerpunktmäßig mit dem kulturellen Aspekt des schnellen Essens auseinandersetzt. Weitere Literatur wird an geeigneter Stelle zitiert.

2. Eine kurze Geschichte des schnellen Essens

2.1 Vorindustrielle Formen des Imbiss

Eine ausgeprägte Imbisskultur findet sich bereits in der Antike[2]. An vielbefahrenen Straßen und Handelswegen gab es Garküchen, das heißt kleinere Imbissstände, an denen sich vorbeiziehende Händler und Reisende verköstigen konnten. Von Broten über gefüllte Feigenblätter bis hin zu Getreidebreien boten Verkäufer eine Vielzahl warmer und kalter Speisen zu erschwinglichen Preisen an und stellten damit eine attraktive Alternative zu den oft verruchten Gasthäusern und Schankstuben dar. Solche Garküchen sind beispielsweise an den Handelsrouten von Athen nach Eleusis und Piräus nachgewiesen.

In den Städten hingegen sorgten sogenannte popinae, zu Deutsch etwa „Schlemmerstuben“, für eine preiswerte Versorgung mit Mahlzeiten. Diese Art von Imbissständen befand sich beispielsweise in den im Erdgeschoss liegenden Geschäftsräumen der römischen Mietskasernen. Da in den oberen Stockwerken dieser Gebäude aus brandschutztechnischen Gründen in der Regel keine Herd- oder sonstigen Feuerstellen erlaubt waren, spielten die popinae eine wichtige Rolle in der täglichen Ernährung der Anwohner[3]. Schließlich fanden sich solche Stuben auch in den antiken Freizeiteinrichtungen. Sie sorgten etwa im Theater und in den Thermen für die Verköstigung der Besucher. Im Circus Maximus, dem größten Zirkus der antiken Welt, befanden sich unter den Besucherplätzen auf der Tribüne basarartige Ladenreihen, an denen den Zuschauern Getränke und kleine Snacks serviert wurden[4]. Der Ausdruck panem et circenses (Brot und Spiele) des römischen Dichters Juvenal verdeutlicht dabei, dass bereits in der Antike Unterhaltung und Ernährung eine Einheit bildeten. Dieses Erfolgskonzept hat sich bis in die heutige Zeit gehalten, wenn man einmal an moderne Fußballstadien oder andere Massenveranstaltungen denkt.

Mit dem Ende der Antike und dem Beginn des Mittelalters verschwinden zunächst die antiken Unterhaltungseinrichtungen wie Therme, Theater und Zirkus. Der Markt wird bis in die Neuzeit hinein zum kulturellen Mittelpunkt in den Städten und dadurch zum neuen Standort von Garküchen und Imbissständen. Die Literatur und Malerei seit dem Mittelalter legt davon in vielfacher Weise Zeugnis ab. So stellt der niederländische Künstler Pieter Bruegel der Ältere in seinem Gemälde „Kampf zwischen Fasching und Fasten“ von 1559 eine Marktszene dar, in deren Treiben eine ältere Frau Waffeln für den Verkauf backt. Gut 200 Jahre später beschreibt der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe während seines Italienaufenthalts 1786–88 das Markttreiben in Neapel, wobei er den zahlreichen Imbissständen und den dort feilgebotenen Speisen besonderes Augenmerk widmet[5].

Im 19. Jahrhundert nimmt die Bedeutung der Märkte allmählich ab, als in Europa und den USA die Ära der Kaufhäuser beginnt. Die Nachfolger der antiken popinae verschwanden dabei jedoch keineswegs aus dem Bild der Städte. Sie verlagerten ihren Standort von den Märkten in die Eingangsbereiche der Warenhäuser und in Einkaufspassagen, wo sie fortan die Versorgung der Kunden mit günstigen Speisen sicherstellten.

So lässt sich abschließend feststellen, dass es eine Tendenz vom „Zuhause Essen“ zum „Außer Haus Essen“ bereits in der Antike gegeben hat. Mit den sich verändernden Lebensbedingungen der Menschen und einem sich wandelnden Konsumverhalten nimmt deren Bedeutung aber zu. Deutlich wird dies mit dem Beginn der Industrialisierung, wie im folgenden Abschnitt gezeigt werden soll.

2.2 Die Zeit der Industrialisierung: Die Geburt des schnellen Essens

Erst mit der Industrialisierung ab dem 19. Jahrhundert kam es zu einem schrittweisen Entstehen einer Fast Food Kultur, wie wir sie heute kennen[6]. Sie war gezielt auf eine schnellere und zudem preiswerte Versorgung der Konsumenten mit Nahrung ausgerichtet. Der Faktor „Zeit“ spielte also erstmals eine wichtige Rolle in der Ernährung. Doch wie waren diese Veränderungen zustande gekommen?

Vor der Industrialisierung war der familiäre Haushalt noch patriarchalisch-zünftisch geprägt. Die Menschen arbeiteten zuhause oder in enger Nähe zum Haushalt, wodurch Arbeits- und Lebenswelt nicht getrennt waren und Ort und Zeit gleichsam eine Einheit bildeten. Die Mahlzeiten hatten ihren festen Platz im Tagesablauf. Ihr Zeitpunkt und ihre Dauer konnten jedoch selbst bestimmt werden.

Durch die Industrialisierung und der mit ihr einhergehenden Landflucht zogen die Menschen vom Land in die wachsenden Städte, um dort die neugeschaffenen Arbeitsmöglichkeiten speziell in den Fabriken wahrzunehmen. Lebens- und Arbeitsraum waren nun voneinander getrennt. Der tägliche Weg in die Fabrik kostete unproduktive Zeit, die erst einmal wieder eingeholt werden musste. Da man an der Arbeitszeit nicht sparen konnte und der Arbeitsrhythmus zunehmend durch den Takt der Maschinen vorgegeben wurde, ging das Zeitdefizit zu Lasten der Essenspausen. Da der Weg nach Hause für viele Arbeiter zu lang war und bürgerliche Restaurants, die seit Mitte des 18. Jahrhunderts aufkamen, auf Dauer eine zu große finanzielle Belastung für die Familienkasse darstellten, aß man selbstgemachte Speisen aus dem blechernen oder emaillierten Henkelmann. Häufig wurde dieser von den Frauen und Kindern der Arbeiter zu Beginn der Mittagspause an das Fabriktor gebracht, wodurch gewissermaßen eine Verbindung zum Haushalt aufrechterhalten werden konnte.

Aber auch der Henkelmann ermöglichte keine Mahlzeiten im herkömmlichen Sinn. Der Historiker Hans Jürgen Teuteberg umschreibt den Zustand in den Fabriken so:

Das Wurstende, das Stück Speck und der Schluck aus der flachen Brannt­weinflasche […] haben nach übereinstimmenden Aussagen der Fabrikin­spektoren oft genug dem städtischen Industriearbeiter Frühstück und Mittagessen ersetzen müssen […][7].

Egon Erwin Kisch, den man zu Recht als Vater der modernen Sozialreportage bezeichnen darf, schildert die Ernährungslage der Arbeiter in den Ford-Werken in Detroit 1929 ähnlich:

Die Mittagspause in den Betrieben mit drei Schichten ist 15 Minuten. Danach müssen die heiße Suppe im Papierbecher, die Brötchen, der Kaffee (wird aus der Flasche getrunken) und allenfalls ein Apfel binnen sieben Minuten verzehrt werden. Stehend oder auf dem Boden kauernd. Bänke oder Stühle gibt’s nicht[8].

Dieser Missstand, der zu einem Problem aller industriellen Länder der damaligen Zeit geworden war, verlangte nach einer gastronomischen Alternative, die schnell, preisgünstig aber dennoch nahrhaft sein musste. In den USA kam es zu Beginn des 20. Jahrhunderts zur Errichtung erster Hamburger- und Hotdog-Stände. In England hingegen waren es Fish-and-Chips-Buden, die zahlreich in den Wohnvierteln der Arbeiter und in Nähe zu den Fabriken entstanden. Sie wirkten sich durch ihren Standort maßgeblich auf die Ernährung der Arbeiterklasse aus und wurden so zum klassenspezifischen Unterscheidungsmerkmal in der Lebensweise. Bereits im Jahr 1888 soll es 10.000-12.000 solcher Fischbratereien in England gegeben haben.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren bereits über 25.000 solcher Buden registriert. Ihre enorme wirtschaftliche und soziale Bedeutung wurde klar, als die britische Regierung zeitweise in Erwägung zog, die Betreiber solcher Imbissstände von der allgemeinen Wehrpflicht zu befreien[9].

In den 1890er Jahren kam es zu einer anderen Entwicklung, die das Gastronomiegewerbe revolutionierte. In den USA eröffnete die Young Women’s Christian Association (Christlicher Verein Junger Frauen, YWCA) eine Reihe von Cafeterias. Diese waren nach dem Selbstbedienungsprinzip aufgebaut, da man erkannt hatte, dass dadurch ein Teil der Arbeitsabläufe im Restaurant und somit auch der Essensprozess beschleunigt werden konnten. Nebenbei boten sie alleinstehenden Frauen die Möglichkeit, auswärts zu essen, da ihr Aufenthalt in herkömmlichen Restaurants verpönt war.

Das Selbstbedienungsprinzip fand auch beim Aufbau der ersten Automatenrestaurants Verwendung. Dies waren meist nüchtern und praktisch eingerichtete Restaurants, in denen man verschiedene warme und kalte Speisen sowie Getränke nach dem Einwurf einer Münze aus einem Automaten nehmen konnte. Im Jahre 1896 wurde ein solches erstmalig im Vergnügungspark der Berliner Gewerbeausstellung präsentiert, die von Mai bis Oktober stattfand. Mit dem Slogan „Kein Trinkgeld, bediene Dich selbst, zwanglos, rasch und gut!“[10] wurde das Automatenrestaurant zu einem schnellen Erfolg auf beiden Seiten des Atlantiks. So eröffneten die beiden amerikanischen Geschäftsleute Joseph Horn und Frank Hardart 1902 das erste Restaurant dieser Art in Philadelphia. Zehn Jahre später, am 2.7.1912, folgte ein zweites, noch größeres und besser sortiertes Restaurant am Times Square in New York. Es wurde rasch zu einem Publikumsmagnet, denn neben der Versorgung seiner Kunden mit günstigen Mahlzeiten war das modern eingerichtete Restaurant auch ein Symbol des neuen, technischen Zeitalters. Nichtsdestotrotz schlug der Versuch, das Konzept des Automatenrestaurants auf andere Städte wie Boston, Chicago oder Washington auszuweiten, fehl.

Ein Grund dafür dürfte das allmähliche Aufkommen von Restaurantketten sein, die wie seinerzeit die YWCA-Cafeterias die gastronomische Landschaft veränderten. Dies soll im folgenden Abschnitt dargestellt werden. Doch zuvor lässt sich noch abschließend bemerken, dass mit dem Aufkommen des Faktors „Zeit“ in der Ernährung das „Fast Food“ im heutigen Sinne geboren wurde.

[...]


[1] Die folgenden Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf Christoph Wagner: Fast schon Food. Die Geschichte des schnellen Essens. Bergisch Gladbach, 2001. S. 23 ff.

[2] Die folgenden Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf Wagner: Fast schon Food. S. 33 ff.

[3] Eine Beschränkung der Bauhöhe von Gebäuden zur Gefahreneindämmung bei fatalen Wohnungsbränden, hat es in der römischen Geschichte öfters gegeben. Solche Vorgaben konnten aber bei der gedrängten Bausweise in den römischen Städten nur wenig Schutz bieten. Anmerkung des Autors.

[4] Vgl. Wagner: Fast schon Food. S. 35 f.

[5] Vgl. Wagner: Fast schon Food. S. 39.

[6] Die folgenden Ausführungen beruhen im Wesentlichen auf Wagner: Fast schon Food. S. 53 ff.

[7] Hans Jürgen Teuteberg: Der Wandel der Nahrungsgewohnheiten unter dem Einfluss der Industrialisierung. Göttingen, 1972. S. 75 f.

[8] Egon Erwin Kisch: Marktplatz der Sensationen. München, 1961. Hier zitiert nach Wagner: Fast schon Food.
S. 54.

[9] Vgl. hierzu Gert von Paczensky und Anna Dünnebier: Leere Töpfe, volle Töpfe. Die Kulturgeschichte des Essens und Trinkens. München, 1994. S. 129.

[10] Zitiert nach Peter Borscheid: Das Tempo-Virus. Eine Kulturgeschichte der Beschleunigung. Frankfurt, 2004. S. 295.

Fin de l'extrait de 43 pages

Résumé des informations

Titre
Von der Imbissbude zur Globalindustrie. Die Geschichte des Fast Food am Beispiel von McDonald's
Université
University of Marburg
Cours
Die Geschichte der Ernährung
Note
1,0
Auteur
Année
2007
Pages
43
N° de catalogue
V78631
ISBN (ebook)
9783638838641
ISBN (Livre)
9783638839419
Taille d'un fichier
537 KB
Langue
allemand
Mots clés
Imbissbude, Globalindustrie, Geschichte, Fast, Food, Beispiel, McDonald, Geschichte, Ernährung
Citation du texte
Roman Büttner (Auteur), 2007, Von der Imbissbude zur Globalindustrie. Die Geschichte des Fast Food am Beispiel von McDonald's, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78631

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