Wolfgang Borcherts Hörspiel "Draußen vor der Tür". Literatur- und mediengeschichtliche Einordnung


Exposé Écrit pour un Séminaire / Cours, 2007

23 Pages, Note: 1,3


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Vorstellung des Autors. Lebensdaten -

3. Literaturgeschichtlicher Kontext

4. Mediengeschichtliche Einordnung des Stücks

5. Wiedergabe der Handlung

6. Soundgrafik

7. Soundprotokoll

8. Soundanalyse
8.1 Zeichensysteme -
8.1.1 Allgemeine Zeichensysteme -
a. Sprache -
b. Stimme
c. Geräusch -
d. Musik 17

e. Stille -
8.1.2 Originalton
8.1.3 Audiophone Zeichensysteme -
a. Blende, Schnitt, Mischung -
b. Räumliche Schallquellen-Positionierung -
8.2 Zeichenbezüge -
a. Montage: -
b. Raum und Zeit

9. Theaterstück oder Hörspiel? -

10. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Nach dem Zweitem Weltkrieg hat das deutsche Hörspiel seine „Wiedergeburt“ erlebt.

Im Jahre 1947 ist ein Hörspiel aufgetaucht, das der junge Dichter Wolfgang Borchert als ein Theaterstück geschrieben zu haben glaubte. Er lässt es jedoch zunächst in der Hörspielfassung dem Publikum präsentieren. Die Rundfunkpremiere des Hörspiels „Draußen vor der Tür“ hat eine große Resonanz hervorgerufen und zum künstlerischen Durchbruch des Dichters beigetragen. Obwohl die eigentliche „Geburtsstunde“ des deutschen Hörspiels der Uraufführung von Eichs „Träume“ zugeschrieben wird, ist Borcherts „Draußen vor der Tür“ ein wichtiger Meilenstein in der Hörspielgeschichte der Nachkriegszeit.

In der vorliegenden Arbeit werden folgende Punkte beleuchtet: Zunächst wird das Leben von Wolfgang Borchert dargestellt. In den darauf folgenden Abschnitten wird ein kurzer Überblick über wichtige Ereignisse sowie Tendenzen in der Literatur und den Medien in der Nachkriegszeit gegeben. Dieser Überblick ermöglicht Borcherts Werk sowohl literatur- als auch mediengeschichtlich einzuordnen. Weiterhin wird der Inhalt des Hörspiels ausführlich wiedergegeben. Außerdem werden in diesem Abschnitt einige Aspekte der Dramaturgie und der akustischen Realisierung des Hörspiels berücksichtigt. Die nächstfolgenden Abschnitte beschäftigen sich mit der Soundanalyse. Zunächst wird ein Ausschnitt des Hörspiels mittels einer Soundgrafik und eines Soundprotokolls dargestellt. Der hier zugehörige Kommentar folgt in der Soundanalyse. Als Beispiel dienen hierfür neben den Sounds dieses Ausschnitts auch einige weitere. Anschließend wird die Realisierungsform des Werkes erörtert.

2. Vorstellung des Autors. Lebensdaten

Wolfgang Borchert wurde am 20. Mai 1921 in Hamburg geboren. Sein Vater war Volksschullehrer und seine Mutter Schriftstellerin. Obwohl Borchert Schauspieler werden wollte, musste er auf Drängen seiner Eltern eine Buchhändlerlehre machen, nahm aber nebenbei privaten Schauspielunterricht bei Helmuth Gmelin. Nachdem er die Schauspiel-Abschlussprüfung bestanden hatte, brach er 1940 seine Buchhändlerlehre ab. Im März 1941 wurde Borchert von der „Landesbühne Osthannover“ in Lüneburg engagiert, beendete sein Engagement jedoch bereits im Juni, da er zum Kriegsdienst eingezogen wurde.

Während seines Kriegsdiensts erkrankte Borchert an einer schweren Leberkrankheit, deren Anfälle immer wieder zurückkehrten und Borchert mehrmals ins Lazarett führten. Er wurde mehrmals angeklagt: das erste Mal wegen Selbstverstümmelung, dann wegen staatsfeindlicher Äußerungen und später, während seines Urlaubsaufenthalts in Hamburg, wegen seiner kabarettistischen Betätigungen. Aufgrund dieser Anklagen wurde Borchert mehrfach verhaftet und zu einigen Monaten Gefängnis verurteilt.

Anfang 1945 wurde er mit seiner Einheit bei Frankfurt am Main von den Franzosen gefangen genommen. Während des Abtransports in die Gefangenschaft gelang ihm die Flucht - zu Fuß schlug er sich, mittlerweile schwer krank, nach Hamburg durch. Am 10. Mai 1945 kam er dort an.

Nach dem Krieg versuchte Borchert in der Theater- und Kabarettszene Fuß zu fassen. Er wurde Mitbegründer des Hinterhoftheaters „Die Komödie“ in Hamburg-Altona. Ferner wurde er Texter für das Hamburger Kabarett „Janmaaten im Hafen“ und trat vorübergehend selbst auf. Sein ehemaliger Lehrer Helmuth Gmelin stellte Borchert als Regieassistenten für die Aufführung „Nathan der Weise“ am Hamburger Schauspielhaus an. Wegen seiner Krankheit unterbrach Borchert jedoch diese Arbeit und widmete sich der Literatur.

Während seines Aufenthalts im Elisabeth -Krankenhaus entstanden die Erzählung „Die Hundeblume“ und drei weitere Erzählungen. Von Ostern 1946, als Borchert wegen Unheilbarkeit seiner Krankheit aus dem Krankenhaus in die elterliche Pflege entlassen wurde, bis zum Ende des Jahres schrieb er noch 24 Erzählungen und Kurzgeschichten. Im Dezember folgte die Veröffentlichung der Gedichtsammlung „Laterne, Nacht und Sterne“. „[I]m Spätherbst 1946“[1] oder „im Januar 1947“[2] entstand das Werk „Draußen vor der Tür“. Am 22. September 1947 reiste Wolfgang Borchert zu einem Kuraufenthalt nach Basel ab, den seine Freunde ihm ermöglichten. Im Oktober schrieb er dort sein berühmtes Manifest „Dann gibt es nur eins!“. Am 20. November 1947 starb Wolfgang Borchert im Alter von 26 Jahren in Basel.

In dem folgenden Abschnitt wird auf einige Literaturereignisse der Nachkriegszeit eingegangen.

3. Literaturgeschichtlicher Kontext

Literaturgeschichtlich wird Wolfgang Borchert zu den Autoren der „Trümmerliteratur“ gezählt. Der Ausdruck „Trümmerliteratur" wird häufig zur Bezeichnung der Nachkriegsliteratur in Deutschland gebraucht. Mit „Trümmern“ wurden hier sowohl die in Schutt und Asche liegenden Städte gemeint, als auch auf metaphorischer Ebene, die zerstörten Ideale und Wertvorstellungen.

Unter den Autoren der Nachkriegsliteratur herrschte spürbare Uneinheitlichkeit. Während einige Autoren sich um eine Verarbeitung der NS-Diktatur bemühten, strebten die anderen nach deren Verdrängung. Außerdem gab es eine Auseinandersetzung zwischen innerer Emigration und Exilliteratur. Mit der politisch begründeten Errichtung zweier deutscher Einzelstaaten trat eine endgültige Spaltung der Nachkriegsliteratur ein.

Unter den wichtigsten literarischen Beiträgen der Literaten der Nachkriegszeit soll vor allem „Der Ruf“ und die „Gruppe 47“ genannt werden. 1945/46 wurde von Alfred Andersch und Hans Werner Richter „Der Ruf“ mit dem Untertitel „Unabhängige Blätter der jungen Generation“ gegründet. Es war die wichtigste und resonanzreichste unter den frühen literarischen Nachkriegszeitschriften. In der Zeitschrift wurden Erzählprosa, Gedichte und Reportagen abgedruckt, die größtenteils von Kriegsheimkehrern wie Andersch, Eich, Hocke, Richter u. a. stammten. Im April 1947 drohten die amerikanischen Militärbehörden dem Verleger Curt Vinz mit Lizenzentzug, falls er den Herausgeber Andersch und den Redakteur Richter nicht ersetzen würde. Mit der Ablösung der „Gründungsväter“ des „Rufs“ durch Eric Kuby erschien die Zeitschrift zwar weiter, verlor aber an Bedeutung und wurde schließlich 1949 eingestellt.

Der Initiator der „Gruppe 47“ war Hans Werner Richter. Im Sommer 1947 kam ihm die Idee zur Gründung eines Kreises von Autoren und Verlegern. Dort sollten sie sich einmal jährlich für drei Tage zu einer Versammlung treffen und ihre noch nicht veröffentlichten Werke vorstellen. Die vorgetragenen Texte sollten dann den Schwerpunkt der Diskussionen bilden. Am 10. September 1947 fand das erste Treffen statt, an dem insgesamt 17 Teilnehmer partizipierten. Unter anderen waren W. Bächler, H. Friedrich, W. Mannzen, H. Richter, A. Andersch, W. Schnurre, der am diesem Tag seine Erzählung „Das Begräbnis“ präsentierte, anwesend. Viele der „Gruppe 47“ angehörigen Autoren erlangten später große Bekanntheit, z. B. I. Aichinger, I. Bachmann, H. Böll, G. Eich, G. Grass, W. Hildesheimer u. a.

Was die literarischen Gattungen betrifft, so war auch die deutsche Lyrik, wie die gesamte Nachkriegsliteratur, von der Spannung zwischen Aufbruchsstimmung und Untergangsstimmung geprägt. In der Lyrik sahen viele Autoren die beste Möglichkeit ihre Gefühle, Erlebnisse und Erfahrungen auszudrücken. Zu den bekanntesten Lyrikern gehören: J. R. Becher, B. Brecht, G. Eich, K. Krolow, E. Langgässer und H. E. Nossack.

In der Prosa sind hier zwei Exilromane zu nennen: „Doktor Faustus“ (1947) von Thomas Mann und „Das Glasperlenspiel“ (1943) von Hermann Hesse, die eine große Popularität gewannen.

Bis in die fünfziger Jahre hinein war die Beschreibung der Erfahrungen von Krieg und Nachkriegszeit die dominierende Thematik. Sie kam nicht nur im Roman vor, sondern auch in der Kurzgeschichte, die zu der wichtigsten Prosaform in der Nachkriegszeit wurde. Als wichtigster Kurzgeschichtenautor galt W. Borchert. Zu den bekanntesten Kurzgeschichten Borcherts gehören: „Das Brot“, „Die Küchenuhr“, „An diesem Dienstag“ und „Die Kirschen“.

In der Nachkriegszeit war der Spielplan der deutschen Bühnen in der sowjetischen Besatzungszone und den westlichen Besatzungszonen unterschiedlich gestaltet. Während auf den westlichen Bühnen Werke wie „Nathan“ von Lessing und „Iphigenie“ von Goethe wieder aufgeführt wurden, gewannen im Osten Werke von Exildramatikern große Popularität.

Unter den Theaterstücken, die in der Nachkriegszeit entstanden sind, kann man nur wenige nennen, die ein breites Publikum gefunden haben. Zu ihnen zählen Zuckmayers „Des Teufels General“ (1946), Weisenborns „Die Illegalen“ (1946) und Borcherts „Draußen vor der Tür“ (1947).

4. Mediengeschichtliche Einordnung des Stücks

„Draußen vor der Tür“, das Borchert ursprünglich für das Theater verfasste, wurde am 13. Februar 1947 vom NWDR in der Hörspielfassung gesendet. Damit wird „Draußen vor der Tür“ dem deutschen Hörspiel zugeordnet, das in der Zeit von 1945 bis 1960 seine „Blütezeit“ erlebt hat. Für den großen Aufschwung des deutschen Hörspiels in den 50er Jahren gab es folgende Voraussetzungen: Die erste und wichtigste Voraussetzung war „die Aufnahmebereitschaft der Hörer“.[3] Nach einer langen Pause, während der Rundfunkproduktionen vorwiegend propagandistischer Art waren, war der Bedarf an Programmen mit kulturellem und unterhaltendem Charakter sehr hoch. In den ersten Nachkriegsjahren war das Angebot an kulturellen Veranstaltungen begrenzt. Die durch den Krieg zerstörten Theater und Kinos mussten wiederaufgebaut werden. Der Aufwand für Theater- oder Kinoproduktionen war viel höher als für vergleichbare Rundfunksendungen. Neben diesen Aspekten machte außerdem „die leichte Verfügbarkeit des Mediums“[4] den Hörfunk konkurrenzlos.

Die zweite und nicht weniger wichtige Voraussetzung war, dass durch die technischen Neuerungen die Ausrüstung der Rundfunkstudios verbessert wurde. In Studios wurden seither Tonbandgeräte eingesetzt, was die Speicherung akustischer Daten auf ein Tonband ermöglichte und die Live-Produktion unnötig machte. Dadurch ergab sich die Möglichkeit, nicht nur die Qualität der Rundfunkproduktionen zu verbessern, sondern die „Produzierbarkeit“ zu beschleunigen. Zur Verbesserung des Empfangs von Seiten der Hörer trug die Umstellung der Sendeanstalten auf Ultrakurzwelle bei.

[...]


[1] Borchert, Wolfgang: Draussen vor der Tür und ausgewählte Erzählungen. Mit einem Nachwort von Heinrich Böll. Reinbek bei Hamburg. 1979, S. 6.

[2] Rühmkorf, Peter: Wolfgang Borchert in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg. 1966, S.133.

[3] Würffel, Stefan Bodo: Das deutsche Hörspiel. Stuttgart. 1978, S. 74.

[4] Ebn., S. 75.

Fin de l'extrait de 23 pages

Résumé des informations

Titre
Wolfgang Borcherts Hörspiel "Draußen vor der Tür". Literatur- und mediengeschichtliche Einordnung
Université
University of Lüneburg
Cours
Hörspiel/Hörbuch
Note
1,3
Auteur
Année
2007
Pages
23
N° de catalogue
V78891
ISBN (ebook)
9783638852623
Taille d'un fichier
504 KB
Langue
allemand
Annotations
Sehr gute Zusammenfassung mit sehr schönen Beobachtungen zur Soundanalyse! Gutes Soundprotokoll und schöne Soundgrafik!
Mots clés
Wolfgang, Borchert, Hörspiel, Draußen, Hörspiel/Hörbuch
Citation du texte
Svetlana Goncharova (Auteur), 2007, Wolfgang Borcherts Hörspiel "Draußen vor der Tür". Literatur- und mediengeschichtliche Einordnung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78891

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