Die deutsche Landerziehungsheimbewegung ist, neben der Jugend-, Kunsterziehungs- und
Arbeitsschulbewegung, ein Bestandteil der reformpädagogischen Bewegung. Diese setzte um die
Jahrhundertwende ein und dauerte in Deutschland bis etwa zur Zeit des Nationalsozialismus an. Mit
der Bezeichnung Reformpädagogik wird umfassend eine pädagogische Erneuerungsbewegung
charakterisiert. Das Kind wird nicht mehr als kleiner Erwachsener betrachtet, sondern als „kleine
ganzheitliche gegliederte Persönlichkeit“ (vgl. Röhrs 1998, S.6) Die kindliche Entwicklung wurde nun
nicht mehr als stufenförmig angenommen, sondern als „offener (...), dynamischer (...) Prozess (Winkel
1993, S.12.). Es entstand ein neues Verständnis von Kindheit. Während die einen dabei mehr der
Entfaltung der Individualität dienen wollten, stellten andere ihren Erziehungsversuchen, vor allem
Gemeinschaftserziehungselemente in den Vordergrund.
In dieser Arbeit sollen die fundamentalen Erziehungsgrundsätze der deutschen Landerziehungsheime
dargestellt werden. Dabei werden auch unterschiedliche Positionen innerhalb der Bewegung
Berücksichtigungen finden.
Diese fand zur Wende des 20. Jahrhunderts statt, beginnend mit Cecil Reddies. Dieser gründete 1889
in England das Heim Abbotsholme. Auf dieser Grundlage basierend entstand im Jahre 1898 das erste
deutsche Landerziehungsheim bei Ilsenburg im Harz durch Hermann Lietz. Es kam in der darauf
folgenden Zeit zu weiteren Gründungen, einerseits durch Lietz, später durch Gustav Wyneken (Freie
Schulgemeinde Wickersdorf) und Paul Geheeb (Odenwaldschule).
Bei genauerer Betrachtung des Grundgedankens der Landerziehungsheime, darf man die
Unterschiede der Heime in pädagogischen Fragen nicht außer Betracht lassen. Daran ist zu
erkennen, dass obwohl in einigen Bereichen verschiedene pädagogische Akzente gesetzt wurden
sind, alle Heimgründungen in ihren wesentlichen Erziehungsgrundsätzen von gleicher Gestalt waren.
Aufgrund der einheitlichen Absichten, kann man dies als "Landerziehungsheimbewegung"
zusammenfassen. Sie lassen sich generell als jene Heime bezeichnen, die die drei fundamentalen
pädagogischen Leitgedanken tragen, wobei diese bereits in dem Wort enthalten sind: Ländliche
Umwelt, Familiencharakter und Vorrangstellung des Erzieherischen. (vgl. von den Driesch 1961,
S.296f.)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kritik und Forderungen der Reformpädagogen
- Kritik der Reformpädagogen
- Grundlegende Gedanken und Konzepte/ Forderungen
- Reformpädagogen
- Hermann Lietz
- Gustav Wyneken
- Paul Geheeb
- Die ländliche Umgebung
- Der Familiencharakter der Heime
- Die erzieherische Aufgabe
- Naturgemäße Erziehung der Jugend
- Das Lehrer-Schüler-Verhältnis
- Der Gemeinschaftsgedanke: Schulgemeinde und Schülermitwirkung
- Besondere erzieherische Elemente
- Die Koedukation
- Die körperliche Arbeit
- Die künstlerische Erziehung
- Die religiös-sittliche Arbeit
- Abschließende Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den fundamentalen Erziehungsgrundsätzen der deutschen Landerziehungsheimbewegung. Sie untersucht, wie die Bewegung auf die Kritik am traditionellen Erziehungsstil des 20. Jahrhunderts reagierte und welche neuen pädagogischen Konzepte sie entwickelte.
- Kritik am traditionellen Erziehungsstil und an der modernen Großstadtzivilisation
- Die Bedeutung von ländlicher Umgebung, Familiencharakter und erzieherischem Vorrang
- Die Rolle von Hermann Lietz, Gustav Wyneken und Paul Geheeb als wichtige Vertreter der Bewegung
- Besondere erzieherische Elemente wie Koedukation, körperliche Arbeit, künstlerische Erziehung und religiös-sittliche Arbeit
- Die Herausbildung eines neuen Erziehungsstils, der die Kindes- und Jugendphasen positiver bewertete und die Gemeinschaft als zentrale Säule der Erziehung sah.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Landerziehungsheimbewegung als Teil der reformpädagogischen Bewegung vor und beleuchtet die Kritik am traditionellen Schulsystem, die zur Entstehung dieser neuen pädagogischen Konzepte führte. Anschließend werden die wichtigsten Kritikpunkte und Forderungen der Reformpädagogen im Detail erläutert, wobei insbesondere die Bedeutung eines neuen Erziehungsstils und die Forderung nach einer stärkeren Berücksichtigung der Kindes- und Jugendphasen im Vordergrund stehen. Im dritten Kapitel werden die Biografien von Hermann Lietz, Gustav Wyneken und Paul Geheeb, den drei maßgeblichen Gründern der deutschen Landerziehungsheimbewegung, vorgestellt.
Schlüsselwörter
Landerziehungsheimbewegung, Reformpädagogik, Hermann Lietz, Gustav Wyneken, Paul Geheeb, Kritik am traditionellen Erziehungsstil, ländliche Umgebung, Familiencharakter, Gemeinschaftserziehung, Koedukation, körperliche Arbeit, künstlerische Erziehung, religiös-sittliche Arbeit.
- Quote paper
- Sandra Pauliks (Author), 2003, Die deutsche Landerziehungsheimbewegung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/78986