Seine Vorlesung zum Wintersemester 1951/52 eröffnet Heidegger mit der Notwendigkeit in das zu gelangen, Was Denken heißt? Unser diesbezügliches Einlassen auf ein Lernen zu denken gesteht dann, „daß wir das Denken noch nicht vermögen.“ (Heidegger 1992, 3.) Nicht nur für Studenten der Kulturwissenschaft bedeutet dieses Geständnis, sich auf das Lesen einzulassen als dem abendländischen Denken gemäß. Das anschließende und auf ein unbenennbares Ziel hin sammelnde Lesen identifiziert Heidegger 1954 in Was heißt Lesen? als das Tragende und Leitende des Willens zum Wissen. Dieses Lesen auf ein Futur 2 hin „ist die Sammlung auf das, was ohne unser Wissen einst schon unser Wesen in den Anspruch genommen hat.“ (Heidegger 1983, 111.) Irgendwann entläßt schließlich die Sammlung jeden Denker in das Denken eines einzigen und stets selben Gedankens.
Heideggers schwer verständliches aber einflußreiches Werk Sein und Zeit aus dem Jahre 1926 stand im Zeichen der Frage nach dem Sinn von Sein. Zur Beantwortung der Seinsfrage analysierte Heidegger die Grundstrukturen des menschlichen Daseins. Dieses Sein des Menschen zu befragen, zu untersuchen, sollte der Weg sein, denn der Mensch ist unter allem Seienden dasjenige, das das Sein immer schon, wenn auch undeutlich, versteht. Heidegger nennt diese Untersuchung Fundamentalanalyse des Daseins und bildet als Fundamentalontologie den Hauptinhalt von Sein und Zeit, wobei er sich von der bisherigen Philosophie als Ganzes distanzieren möchte, indem er seine Grundbestimmungen der Seinsstrukturen nicht Kategorien nennt wie Aristoteles und Kant, sondern Existenzialien. Als ersten Teil des Buches schreibt Heidegger eine vorbereitende Fundamentalanalyse des Daseins, um nach dem zweiten Teil, in dem Dasein als Zeitlichkeit in der Zeit verstanden werden soll, im dritten und letzten Teil Zeit und Sein das Dasein endgültig mit der Zeit zusammenfallen zu lassen.
In der Unmöglichkeit, das Wesen des Seins positiv zu identifizieren mittels der Sorge um die Zeitlichkeit des Daseins, definiert Heidegger dennoch das Denken historisch als „das Dichten der Wahrheit des Seins in der geschichtlichen Zwiesprache der Denkenden.“ (Heidegger 1977, 372.)
Inhaltsverzeichnis
- Heideggers Glaube an die rettende Gefahr des Selben
- Heideggers Seinsfrage und die Kritik der abendländischen Metaphysik
- Sein und Zeit: Fundamentalontologie des Daseins
- Dasein als Zeitlichkeit: Sorge, Angst und das Nichts
- Der hermeneutische Zirkel und das Unterwegssein des Denkens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Martin Heideggers Denken, insbesondere seine Auseinandersetzung mit der Seinsfrage und dem Konzept des Daseins. Sie beleuchtet seine Kritik an der abendländischen Metaphysik und analysiert zentrale Begriffe wie Sorge, Angst, und das Nichts im Kontext seiner Fundamentalontologie. Der Fokus liegt auf der Interpretation von Heideggers Werk "Sein und Zeit" und der darin entwickelten hermeneutischen Methode.
- Heideggers Kritik der abendländischen Metaphysik
- Die Konzepte von Sein und Seiendem sowie die ontologische Differenz
- Das Dasein als Zeitlichkeit: Sorge, Angst, und das Nichts
- Die Fundamentalontologie in "Sein und Zeit"
- Der hermeneutische Zirkel und die Grenzen des Denkens
Zusammenfassung der Kapitel
Heideggers Glaube an die rettende Gefahr des Selben: Der einleitende Abschnitt präsentiert Heideggers Denken als ein stetiges Bemühen, das Wesen des Denkens selbst zu begreifen. Er betont die Notwendigkeit, sich auf ein "Lernen zu denken" einzulassen, und identifiziert das Lesen als den tragenden Willen zum Wissen. Heideggers Fokus auf das "Selbe" – den einen, stets gleichen Gedanken – wird als zentrale Herausforderung für das Denken eingeführt. Die Grenze des Selben wird als die schärfste Grenze des Denkens bezeichnet, die durch das Grenzenlose des Selben konstituiert wird. Die ontologische Differenz zwischen Sein und Seiendem und die Hegelianische Ansicht, dass reines Sein und reines Nichts dasselbe sind, bilden den philosophischen Hintergrund.
Heideggers Seinsfrage und die Kritik der abendländischen Metaphysik: Dieser Abschnitt skizziert Heideggers kritische Auseinandersetzung mit der abendländischen Metaphysik. Sein Werk "Sein und Zeit" wird als ein Versuch beschrieben, die Seinsvergessenheit der traditionellen Philosophie zu überwinden, indem er die Grundstrukturen des menschlichen Daseins analysiert. Die Seinsfrage, das zentrale Thema von "Sein und Zeit", wird als der Ausgangspunkt für Heideggers Analyse des Daseins vorgestellt. Der abgebrochene dritte Teil von "Sein und Zeit" wird kurz erwähnt, der die Kehre des Denkens zum Thema hat.
Sein und Zeit: Fundamentalontologie des Daseins: Dieser Abschnitt behandelt den ersten Teil von Heideggers "Sein und Zeit", der sich mit der Fundamentalanalyse des Daseins befasst. Die Einführung der Existenzialien als Grundbestimmungen der Seinsstrukturen im Gegensatz zu den Kategorien der traditionellen Philosophie wird erläutert. Heideggers Ziel, das Dasein als Ganzes zu erfassen und es letztendlich mit der Zeit zusammenfallen zu lassen, wird skizziert. Die unzureichende Erfassung des Denkens am Ende des zweiten Teils wird im Kontext des nicht erschienenen dritten Teils beleuchtet.
Dasein als Zeitlichkeit: Sorge, Angst und das Nichts: Dieser Abschnitt fokussiert auf den zweiten Teil von "Sein und Zeit", der das Dasein als Zeitlichkeit versteht. Die Existenzialien wie Befindlichkeit, Geworfenheit, Verfallenheit, Sein-zum-Tode, Gewissen und Geschicklichkeit werden im Zusammenhang mit dem In-der-Welt-Sein erläutert. Die Angst wird als existenziale Grundstimmung beschrieben, welche das Dasein mit der Gewissheit des Todes und der Vergänglichkeit konfrontiert. Diese Konfrontation wird als die Bedingung für das Erfahren des wahren Sinns des Seins interpretiert. Die Sorgestruktur als Fazit von "Sein und Zeit" und der Gegensatz zum "Man" werden dargestellt.
Der hermeneutische Zirkel und das Unterwegssein des Denkens: Dieser Abschnitt thematisiert den hermeneutischen Zirkel in Heideggers Denken. Das gegenseitige Bezogensein von Dasein als Strukturganzes und der Zeitlichkeit wird als petitio principii diskutiert. Heideggers eigene Zweifel an der Vollständigkeit seiner Analyse und die Erkenntnis, dass seine Untersuchung nur ein "Unterwegssein" darstellt, bilden den Schlusspunkt. Der Vergleich mit Gadamer und Taylor, die ähnliche hermeneutische Zirkel in ihrem Denken behandeln, schließt den Abschnitt ab.
Schlüsselwörter
Martin Heidegger, Sein und Zeit, Dasein, Fundamentalontologie, Seinsfrage, Ontologische Differenz, Zeitlichkeit, Sorge, Angst, Nichts, Existenzialien, Hermeneutik, Metaphysik, Seinsvergessenheit, Abendländische Philosophie.
Häufig gestellte Fragen zu: Martin Heideggers Sein und Zeit
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet eine umfassende Übersicht über Martin Heideggers Werk „Sein und Zeit“. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zusammenfassung der Zielsetzung und der behandelten Themen, Kapitelzusammenfassungen und ein Stichwortverzeichnis. Der Fokus liegt auf der Analyse von Heideggers Kritik an der abendländischen Metaphysik, seinem Konzept des Daseins und seiner hermeneutischen Methode.
Welche Themen werden in Heideggers "Sein und Zeit" behandelt?
Die zentralen Themen sind Heideggers Seinsfrage, seine Kritik an der abendländischen Metaphysik, das Konzept des Daseins als Zeitlichkeit, die Existenzialien (Sorge, Angst, Sein-zum-Tode etc.), die ontologische Differenz zwischen Sein und Seiendem und der hermeneutische Zirkel. Das Dokument untersucht auch die Bedeutung des "Nichts" und die Grenzen des Denkens.
Wie ist das Dokument strukturiert?
Das Dokument ist in fünf Abschnitte gegliedert: Ein Inhaltsverzeichnis, eine Beschreibung der Zielsetzung und der Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel von „Sein und Zeit“, und ein Abschnitt mit Schlüsselbegriffen. Die Kapitelzusammenfassungen bieten einen Überblick über Heideggers Argumentation in jedem Abschnitt seines Werkes.
Was ist Heideggers Kritik an der abendländischen Metaphysik?
Heidegger kritisiert die abendländische Metaphysik für ihre „Seinsvergessenheit“, also die Tatsache, dass sie sich nicht mit dem Sein selbst, sondern nur mit Seienden beschäftigt hat. Er strebt eine „Kehre“ im Denken an, um das Sein selbst zu ergründen.
Was versteht Heidegger unter Dasein?
Heidegger versteht Dasein als das Sein des Menschen, das sich durch seine Zeitlichkeit auszeichnet. Das Dasein ist immer schon in der Welt geworfen und existiert in einer ständigen Beziehung zu seinem Sein und seinem Tod. Existenzialien wie Sorge, Angst und das Sein-zum-Tode prägen das Dasein.
Welche Rolle spielt die Zeitlichkeit in Heideggers Philosophie?
Die Zeitlichkeit ist für Heidegger konstitutiv für das Dasein. Das Dasein ist nicht nur in der Zeit, sondern die Zeitlichkeit ist die Struktur des Daseins selbst. Sorge, Angst und das Sein-zum-Tode sind existenzielle Strukturen, die mit der Zeitlichkeit des Daseins verknüpft sind.
Was ist der hermeneutische Zirkel in Heideggers Denken?
Der hermeneutische Zirkel beschreibt die gegenseitige Abhängigkeit von Teil und Ganzem in Heideggers Analyse des Daseins. Das Verständnis des Ganzen hängt vom Verständnis der Teile ab, und umgekehrt. Heidegger ist sich der Unvollständigkeit seiner Analyse bewusst und bezeichnet seine Untersuchung als ein „Unterwegssein“.
Welche Schlüsselbegriffe sind zentral für Heideggers Philosophie?
Zentrale Schlüsselbegriffe sind: Sein und Zeit, Dasein, Fundamentalontologie, Seinsfrage, ontologische Differenz, Zeitlichkeit, Sorge, Angst, Nichts, Existenzialien, Hermeneutik, Metaphysik, Seinsvergessenheit und abendländische Philosophie.
Für wen ist dieses Dokument gedacht?
Dieses Dokument richtet sich an Leser, die sich einen Überblick über Heideggers "Sein und Zeit" verschaffen möchten, insbesondere für akademische Zwecke und die Analyse von Themen in strukturierter und professioneller Weise.
- Arbeit zitieren
- Dr. des. Robert Dennhardt (Autor:in), 2003, Heideggers Glaube an die rettende Gefahr des Selben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79014