Neurolinguistisches Programmieren und das Kommunikationsmodell Schulz von Thuns – ein kritischer Vergleich.


Term Paper, 2006

16 Pages, Grade: 1,7


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Entstehung und Definition des NLP
2.1 Grundannahmen des NLP
2.2 Elemente einer wirkungsvollen Kommunikation
2.2.1 Rapport
2.2.2 Pacing
2.2.3 Leading
2.2.4 Wohlgeformte Zielbestimmung
2.2.5 Refraiming
2.2.6 Anker
2.3 Die Bedeutung des NLP für psychologische, soziale und therapeutische Arbeit und die Kritik an dem Ansatz

3 Das Kommunikationsmodell von F. Schulz von Thun
3.1 Vier Seiten einer Nachricht
3.2 Die Bedeutung des Modells von Schulz von Thun für psychologische, soziale und therapeutische Arbeit

4 Schlussfolgerungen

5 Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Die vorliegende Arbeit stellt einen Vergleich zweier Ansätze in der Kommunikationstheorie dar, die in vielen Bereichen der Psychologie zur Anwendung kommen. Das Zusammenleben der Menschen basiert auf deren Kommunikation miteinander, es wird – verbal oder non-verbal, bewusst oder unbewusst – ständig kommuniziert. Eine erfolgreiche störungsfreie Kommunikation findet aber nicht immer auf eine natürliche Weise statt, sie setzt Kenntnisse über verschiedene Aspekte der Kommunikation voraus, und bestimmte Fertigkeiten bei deren Umsetzung. Aufgrund zahlreicher Studien und Kommunikationsmodelle werden Kommunikationstrainings angeboten, die sich eine Optimierung der Kommunikationsprozesse als Ziel setzen.

Als erstes beschäftigt sich die Arbeit mit dem Ansatz des Neuro-Linguistischen Programmierens, der heutzutage einen bedeutenden Platz im Beratungs- und Therapiebereich einnimmt, obwohl er auch kritische Äußerungen hervorruft. Der erste Teil der Arbeit beschreibt zunächst die Entstehung und Definition des NLP, die Grundannahmen und wichtigste Elemente dieses Ansatzes bei der Kommunikation. Am Ende des Kapitels wird auf die Bedeutung des NLP für die praktische therapeutische und psychologische Arbeit näher eingegangen, aber auch auf die Kritik dieses Ansatzes.

Der zweite Teil der Arbeit betrachtet das Kommunikationsmodell von Friedemann Schulz von Thun, die „vier Seiten einer Nachricht“ als Grundaspekte jeder Kommunikation und die Bedeutung des Modells für die Bereiche der angewandten Psychologie.

Zusammenfassend werden die Hauptgrundzüge sowie Vor- und Nachteile beider Kommunikationsmodelle im letzten Teil der Arbeit kurz aufgefasst.

2 Entstehung und Definition des NLP.

Neurolinguistisches Programmieren (NLP) wurde Anfang der 70er Jahre von dem Mathematiker Richard Bandler und dem Linguist John Grinder als neue Therapiemethode entwickelt. Bandler und Grinder beschäftigten sich mit den Arbeiten und Arbeitsstilen berühmter Therapeuten – Vertreter unterschiedlicher Richtungen (Gestalttherapie, Familientherapie, Systemtherapie), um herauszufinden, was in ihrem Handeln sie so erfolgreich machte. Aus ihren Beobachtungen entwickelten Bandler und Grinder für andere leicht lernbare und auf vielen Gebieten anwendbare Techniken und Strategien - zunächst nur für den therapeutischen Bereich, inzwischen wird NLP aber auch in anderen Bereichen, wie Verkauf, Management, etc. eingesetzt, wenn es notwendig ist, die Kommunikationsmuster der Menschen effektiv zu beeinflussen und zu verändern.

Der Begriff „Neurolinguistisches Programmieren“ wird aus drei Begriffen zusammengesetzt:

Der Bestandteil „neuro“ bezieht sich auf das Nervensystem, auf die Verbindung zum „Geist“, „Gehirn“. Es wird angenommen, dass alle empfangenen Informationen über die Welt kognitiv verarbeitet werden, d.h. jedes Erlebnis wird von dem Nervensystem zu einer individuellen Abbildung verarbeitet;

„Linguistisch“ als Bestandteil des NLP nimmt Bezug auf Sprache und Erkenntnisse der Linguistik und die Komponente des Programmierens im NLP behandelt die wechselseitigen Beziehungen zwischen Neurologie und Sprache. Nervensystem und Sprache spiegeln und beeinflussen sich gegenseitig.

Mit dem Begriff „Programmieren“ beschreibt man im NLP Lern- und Erinnerungsprozesse als unsere Interaktion mit der Außenwelt, die von bestimmten Programmen von Sprache und Nervensystem bestimmt werden. NLP bezeichnet mit diesem Begriff aus der Computer-Terminologie ein Verfahren, ein universelles und für alle anwendbares System zu entwickeln, in dem die besten Techniken und Methoden modelliert und in verschiedenen Kontexten angewendet werden können. Das basiert auf der Annahme, dass die Menschen trotz unterschiedlicher Erfahrungen auf der Prozessebene sehr ähnlich funktionieren, das heißt, man kann aus den Erfahrungen anderer lernen.

2.1 Grundannahmen des NLP.

Unter Grundannahmen des NLP sind Prinzipien zu verstehen, auf deren Grundlage und mit deren Berücksichtigung Strategien und Techniken dieses Ansatzes entwickelt werden. Die Grundannahmen werden häufig als Axiome bezeichnet, von denen alle Ideen und Aussagen dieses Ansatzes abgeleitet werden. Entsprechend einer konstruktivistischen Interpretation des NLP sieht man die Grundannahmen aber nicht als Axiome, sondern als Beliefs (Glaubenssätze), die „kein fester Bestandteil des NLP“ sind, „sondern austauschbar sind und immer verändert werden können“, je nach Nützlichkeit und Bedeutung der Grundannahme (Ötsch und Stahl, 1997, S. 70 ff).

Als Glaubenssätze des NLP gelten:

Neurolinguistisches Programmieren richtet seine Aufmerksamkeit auf das Nervensystem und auf die menschliche Sprache und untersucht, wie die Menschen, durch die Interaktion von Nervensystem und Sprache, die Welt wahrnehmen und ihre inneren Realitäten schaffen.

Die Vertreter des NLP gehen von der konstruktivistischen Sichtweise aus, dass jeder Mensch sich seine Realität selbst schafft. Der Interaktionsprozess zwischen Nervensystem und Sprache findet in Form von sich wiederholenden Prozessen statt, die immer ziel– und lösungsorientiert sind, und wenig problemorientiert. Jeder Mensch besitzt (potentiell) alle notwendigen Ressourcen, um eine (wünschenswerte) Lösung für seine Probleme zu finden. Zu jedem Zeitpunkt treffen die Menschen die beste Entscheidung, die in dem Moment und aufgrund ihres Weltmodells und der aktuellen Situation möglich ist.

Menschen reagieren auf ihre Abbildung der Realität, nicht auf die Realität selbst.

Geist und Körper sind Teile des gleichen kybernetischen Systems – sie beeinflussen sich gegenseitig, durch ihre Gegenwirkung entstehen unterschiedliche innere Zustände. NLP untersucht diese inneren Zustände und ihre Auslöser (Anker), um den Weg zu finden, sie durch innere oder äußere Ereignisse zu beeinflussen.

Die Bedeutung der Kommunikation ist die Reaktion, die sie bei anderen hervorruft, und nicht die Intention des Kommunikators.

Jeder Mensch ist als Person „in Ordnung“. Bei der Bewertung seines Verhaltens gibt es keine Kritik oder Fehler: es gibt nur Feedback (nach Ötsch und Stahl, S. 69f).

2.2 Elemente einer wirkungsvollen Kommunikation.

Folgende Aspekte sind aus der Sicht des NLP für eine wirkungsvolle Kommunikation von großer Bedeutung:

2.2.1 Rapport.

Den Begriff „Rapport“ hat NLP aus der Hypnose übernommen. Er bezeichnet den Aufbau und die Pflege einer positiven Beziehung und gegenseitigen Respekts zwischen den Personen als Hauptbestandteil einer effektiven Kommunikation. Die Individuen bauen eine vertrauliche, freundliche Beziehung auf, man kann sagen, dass Rapport dann besteht, wenn wir „das Weltmodell der anderen Person teilen“ (Bandler, Donner, 1995, S. 41). Charakteristisch ist für solche Gespräche, dass man einander zuhört, die Fragen des anderen ehrlich beantwortet. Menschen im Rapport tendieren dazu, sich in Körperhaltung, Gestik und Augenkontakt einander anzugleichen. Wenn das Angleichen aber nicht auf allen Ebenen stattfindet, bekommt der Kommunikationspartner in der Regel ein unbehagliches Gefühl, dem Anderen nicht zu trauen. Ein gelungener Rapport führt zum Erfolg bei der Kommunikation, geht es um eine Therapiestunde, ein Verkaufsgespräch oder ein Beratungsgespräch . Eine der wichtigsten Grundlagen für den Aufbau eines guten Rapports ist Pacing.

2.2.2 Pacing.

Die Weltmodelle, die sich die Menschen aufbauen, unterscheiden sich je nach Individuum und Kultur, das gilt auch für die Weltmodelle der Organisationen. Manche Modelle sind uns vertraut und nachvollziehbar, andere aber völlig fremd, doch finden sich andere Menschen darin zurecht. Wenn man, besonders auf internationaler Ebene, Erfolg in der Kommunikation erreichen will, ist es wichtig, die Unterschiede zwischen zwei Weltmodellen nicht nur zu erkennen, sondern auch zu pacen (nach McDermott, 1996, S. 35).

Pacing stellt die Grundlage des Rapports dar. Rapport herstellen, das heißt, einer Person im Gespräch vermitteln, dass man ihr ähnlich ist, indem man ihr Verhalten „pacet“, was soviel bedeutet, dass man sich „dem beobachtbaren Verhalten ...“ des Gesprächspartners/Kunden „...anpasst“, sozusagen im gleichen Schritt geht (Bandler, Donner, 1995, S. 44).

Welche Verhaltensweisen genau können als Objekt des Pacing dienen? Die Sprechweise und –Geschwindigkeit, denn die Menschen reagieren (auf unbewusster Ebene) positiv auf die Ähnlichkeit in der Sprechweise oder dem Sprechtempo, und umgekehrt, wenn es z.B. zwischen dem Sprechtempo zweier Personen einen großen Unterschied gibt, dann werden die Sprechenden entsprechend mit Ungeduld bzw. Distanzierung reagieren. Wichtig ist Pacing von Körperbewegungen und Stimmungen, Sprache und Ausdrücken, die der Kommunikationspartner benutzt (s.g. Backtracking), denn das vermittelt ihm, dass man ihm zugehört hat und sich mit ihm in einer verständlicher Sprache unterhält. Die Meinungen und Überzeugungen der Person scheinen dadurch auch geteilt zu werden.

Sowohl das non-verbale, als auch das verbale Verhalten des Gesprächspartners kann beim Pacing von großer Bedeutung sein. Am stärksten wirkt aber Pacing der Körperhaltung, der Körperbewegungen, dann folgt die Sprechweise, und ganz unten steht die Bedeutung des Gesagten, „die Worte selbst“ (nach Bandler, Donner, 1995, S. 44f).

Neben dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung ist eine elegante Beziehungsunterbrechung zum Ende des Gesprächs genauso bedeutungsvoll. Eine geschickte Unterbrechung des Rapports geschieht durch eine Zusammenfassung des bis dahin erreichten Ergebnisses sowie der bewussten Veränderung der Körperhaltung, des Atemrhythmus oder der Distanz zum Gesprächspartner.

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Details

Title
Neurolinguistisches Programmieren und das Kommunikationsmodell Schulz von Thuns – ein kritischer Vergleich.
College
University of Sheffield
Course
Kommunikation und Interaktion
Grade
1,7
Author
Year
2006
Pages
16
Catalog Number
V79036
ISBN (eBook)
9783638850162
File size
396 KB
Language
German
Keywords
Neurolinguistisches, Programmieren, Kommunikationsmodell, Schulz, Thuns, Vergleich, Kommunikation, Interaktion
Quote paper
Maria Zhilkina (Author), 2006, Neurolinguistisches Programmieren und das Kommunikationsmodell Schulz von Thuns – ein kritischer Vergleich., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79036

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