Im Gesundheitsbericht für Deutschland von 1998 wurde dargestellt, dass Anfang der 90er-Jahre im Westen Deutschlands 19,5 % der Frauen und 17,3 % der Männer als übergewichtig galten. Dieser Trend ist weltweit in allen Industrienationen erkennbar. Schon seit Jahren warnen Ernährungswissenschaftler davor, unsere Ernährungsweise enthält zu viel Fett, zu viel Zucker und zu viel Energie, aber zu wenig Ballaststoffe. Trotz dieser Tatsachen sind viele Menschen keineswegs mit ihrem Körpergewicht zufrieden. Ganz im Gegenteil, das Schlankheitsideal diktiert zu mindest in den westlichen Industrienationen die Essgewohnheiten in großem Maße.1
In Modemagazinen und Zeitungen werden Frauen präsentiert, deren Gewicht teilweise weit unter dem Normalbereich liegt. Es wird sugeriert, dass Glück, vollkommene Zufriedenheit, Erfolg und Coolness mit den idealen Körpermaßen verbunden seien. Das Frankfurter Zentrum für Essstörungen hat in einer repräsentativen Befragung herausgefunden, dass bereits rund 75 % der Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens eine Diät gemacht haben. Andererseits bringen 95 % der Diäten nicht den gewünschten Erfolg. Bringen wiederholte Abmagerungskuren und Diäten nicht den gewünschten Erfolg, werden weitere Maßnahmen ergriffen, um eine Gewichtsregulierung zu erzielen. Dazu gehören Abführmittel (Laxanthien), Entwässerungs-Medikamente (Diuretika), willentliches Erbrechen und exzessive sportliche Betätigung. Als Auslöser für die Entstehung von Essstörungen werden neben den bisher genannten soziokulturellen Faktoren auch biologische, individuelle und familienbezogene Faktoren benannt.1 Es stellt sich also die Frage, wie man der Entwicklung einer Essstörung entgegenwirken kann; wie man erkennt, dass eine Person unter einer Essstörung leidet und welche Hilfsmöglichkeiten es für Betroffene gibt. Dazu sind natürlich weitreichende Kenntnisse über Erscheinungsformen, Symptome, Einflussfaktoren und Behandlungsmöglichkeiten erforderlich.
Bei manifesten Essstörungen dreht sich der gesamte Alltag der Betroffenen nur ums Essen. Die Nahrungsaufnahme dient der Befriedigung von Bedürfnissen und hat nichts mehr mit Ernährung zu tun.
Erscheinungsformen von Essstörungen sind häufig nicht klar voneinander abzugrenzen. Zum Beispiel können sowohl Mager- als auch Esssüchtige ihr Essen erbrechen und aus Magersüchtigen können Esssüchtige werden und umgekehrt.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Erscheinungsformen der Essstörungen
2.1 Allgemeine Betrachtungen
2.1.1 Das Körpergewicht
2.1.2 Entstehungsmodell
2.2 Anorexia nervosa
2.2.1 Diagnosekriterien nach ICD-10/DSM-IV
2.2.2 Prävalenz der AN
2.2.3 Erkrankungsgipfel der AN
2.2.4 Ätiologie der AN
2.2.5 Weitere mit der AN verbundene Störungen der AN
2.2.6 Medizinische Folgen der AN
2.2.7 Prognose der AN
2.3 Bulimia nervosa
2.3.1 Diagnosekriterien der BN nach ICD-10/DSM-IV
2.3.2 Prävalenz der BN
2.3.3 Erkrankungsgipfel der BN
2.3.4 Ätiologie der BN
2.3.5 Verlauf und Prognose der BN
2.3.6 medizinische Begleiterscheinungen und Folgeprobleme der BN
2.4 Binge-Eating-Disorder (Ess-Sucht)
2.4.1 Diagnosekriterien der Ess-Sucht nach DSM-IV
2.4.2 Prävalenz der Ess-Sucht
2.4.3 Erkrankungsgipfel der Ess-Sucht
2.4.4 Folgeerscheinungen der Ess-Sucht
2.5 EDNOS (atypische, nicht näher klassifizierte, Essstörungen)
2.5.1 Diagnosekriterien der EDNOS nach DSM-IV
2.5.2 Prävalenz der EDNOS
3. Detailierte Betrachtungen am Beispiel der Anorexia nervosa
3.1 Welche Zusammenhänge gibt es zwischen verschiedenen Einflussfaktoren und der Anorexia nervosa?
3.1.1 Die Familiestruktur
3.1.2 Gesellschaftliche Einflüsse
3.2 Lebenswelten von Magersüchtigen
3.3 Auslösende Ereignisse
3.4 Therapiemöglichkeiten
3.4.1 Nahrungszufuhr
3.4.2 Pharmakotherapie
3.4.3 Methoden der Psychotherapie
3.5 Klinisches Therapiekonzept der Kinder- und Jugendpsychiatrie Aachen
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Einleitung
Im Gesundheitsbericht für Deutschland von 1998 wurde dargestellt, dass Anfang der 90er-Jahre im Westen Deutschlands 19,5 % der Frauen und 17,3 % der Männer als übergewichtig galten. Dieser Trend ist weltweit in allen Industrienationen erkennbar. Schon seit Jahren warnen Ernährungswissenschaftler davor, unsere Ernährungsweise enthält zu viel Fett, zu viel Zucker und zu viel Energie, aber zu wenig Ballaststoffe.[1] Meiner Meinung nach wäre es grundsätzlich zu begrüßen, wenn ein Großteil der Bevölkerung ihr Körpergewicht ein Stück weit reduzieren und sich mehr körperlich bewegen würde, um den mit Übergewicht einhergehenden vermehrt auftretenden Zivilisationskrankheiten (Diabetes, Hypertonie, Hypercholesterinamie, Gicht) entgegenzuwirken.
Trotz dieser Tatsachen sind viele Menschen keineswegs mit ihrem Körpergewicht zufrieden. Ganz im Gegenteil, das Schlankheitsideal diktiert zu mindest in den westlichen Industrienationen die Essgewohnheiten in großem Maße.1
Vorbilder sind heute magere Models. In Modemagazinen und Zeitungen werden Frauen präsentiert, deren Gewicht teilweise weit unter dem Normalbereich liegt. Es wird sugeriert, dass Glück, vollkommene Zufriedenheit, Erfolg und Coolness mit den idealen Körpermaßen verbunden seien. Auch bei der Berufswahl spielt das Körpergewicht zunehmend eine Rolle. Unsere heutige Gesellschaft ist also entscheidend von einem Schönheits- und Fitnesswahn geprägt und das erklärte Ziel vieler Menschen ist es, diesem Ideal ein Stück näher zu kommen.1
Dieses Ziel setzt die meisten Frauen und zunehmend auch immer mehr Männer unter großen Leistungs- und Leidensdruck. Das Frankfurter Zentrum für Essstörungen hat in einer repräsentativen Befragung herausgefunden, dass bereits rund 75 % der Frauen im Laufe ihres Lebens mindestens eine Diät gemacht haben. Andererseits bringen 95 % der Diäten nicht den gewünschten Erfolg.[2] Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper ist jedoch nicht nur ein Problem bei Erwaschenen. Auf die Frage, „ob sie jemals dünner sein wollten„ antworteten 34 % der Kinder und Jugendlichen im Alter von 9-13 Jahren mit „ja“. Das heißt, sowohl die Vorbildhaltung der Eltern, als auch die Peer-Group und deren Figurbewusstsein haben bereits Einflüsse auf das Körperbewusstsein der Kinder und Jugendlichen. 1
Bringen wiederholte Abmagerungskuren und Diäten nicht den gewünschten Erfolg, werden weitere Maßnahmen ergriffen, um eine Gewichtsregulierung zu erzielen. Dazu gehören Abführmittel (Laxanthien), Entwässerungs-Medikamente (Diuretika), willentliches Erbrechen und exzessive sportliche Betätigung. Viele Menschen leben mit diesem gestörten Essverhalten ein Leben lang, ohne eine manifeste Essstörung zu entwickeln. Als Auslöser für die Entstehung von Essstörungen werden neben den bisher genannten soziokulturellen Faktoren auch biologische, individuelle und familienbezogene Faktoren benannt.1 Es stellt sich also die Frage, wie man der Entwicklung einer Essstörung entgegenwirken kann; wie man erkennt, dass eine Person unter einer Essstörung leidet und welche Hilfsmöglichkeiten es für Betroffene gibt. Dazu sind natürlich weitreichende Kenntnisse über Erscheinungsformen, Symptome, Einflussfaktoren und Behandlungsmöglichkeiten erforderlich.
Bei manifesten Essstörungen dreht sich der gesamte Alltag der Betroffenen nur ums Essen. Die Nahrungsaufnahme dient der Befriedigung von Bedürfnissen und hat nichts mehr mit Ernährung zu tun. So fühlen sich übergewichtige willenlos ihrem Körper ausgeliefert, Magersüchtige feiern den alltäglichen Triumph über ihren Körper, indem sie sich dem Hunger nicht hingeben.1
Erscheinungsformen von Essstörungen sind häufig nicht klar voneinander abzugrenzen. Zum Beispiel können sowohl Mager- als auch Esssüchtige ihr Essen erbrechen und aus Magersüchtigen können Esssüchtige werden und umgekehrt.
Essstörungen sind häufig gekoppelt an Medikamentenabusus, insbesondere die Abhängigkeit von Appetitzüglern und Abführmitteln. Auch Alkohol und Psychopharmaka können eine erhebliche Rolle spielen.[3]
2. Erscheinungsformen der Essstörungen
2.1 Allgemeine Betrachtungen
Essstörungen lassen sich nach meiner Auffassung in vier Hauptgruppen unterteilen:
- Anorexia nervosa (Magersucht)
- Bulimia nervosa (Ess-Brechsucht)
- Binge-Eating-Disorder (Esssucht)
- EDNOS (Eating-Disorder non specified – Atypische Essstörungen)
Von Essstörungen betroffen sind hauptsächlich Frauen im Alter von 12-25 Jahren. Seltener, ungefähr im Verhältnis 20 : 1, sind Männer betroffen. In den letzten 10 Jahren nahm die Zahl der erkrankten Männer, auf Grund des vorgegebenen Schönheitsideals auch für Männer, stark zu.[4] Um eine Essstörung zu diagnostizieren, müssen bestimmte Merkmale erfüllt werden. Dazu sind international 2 Klassifizierungssysteme gebräuchlich. Das erste ist das
Klassifizierungsschema der WHO „International classification of disease“ – ICD. Zur Zeit findet die 10. Fassung Anwendung. Das zweite Klassifikationssystem ist auf psychische Störungen beschränkt und wurde von der amerikanischen Psychiatriegesellschaft erarbeitet – das „Diagnostical and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM). Es steht in der 4. Version zur Verfügung (DSM-IV).[5]
2.1.1 Das Körpergewicht
Wenn man über Essstörungen und dem damit verbundenen Über- oder Untergewicht reden will, muss zunächst definiert werden, was Unter- bzw Übergewicht bedeuten.
Dazu wurde ein international geltendes Mess-System eingerichtet.
Früher wurde das Normalgewicht mit der Formel nach Broca errechnet: Körpergröße in cm minus 100 = Kilogramm.[6]
Seit mehreren Jahren wird nun der sogenannte Body-Mass-Index (dt. Körper-Massen-Index) – BMI angewandt.
Die Formel lautet: Körpergewicht dividiert durch Körpergröße in Metern zum Quadrat. Als Normalgewicht wird ein BMI von 20-25 angesehen. Als untergewichtig gelten Frauen mit einem BMI unter 19, bei Männern unter 20. Behandlungsbedürftiges Übergewichtig (Adipositas) liegt bei einem BMI über 30 vor. Diese BMI-Werte gelten jedoch nur für Personen, die älter als 18 Jahre sind. Für Kinder und Jugendliche von 0-18 Jahren werden die BMI-Perzentilenkurven nach Kromeyer-Hauschild et al. (2001) angewandt.
[...]
[1] Gerlinghoff/Backmund 2000, 11 ff.
[2] www.fz-ess-stoerungen.de
[3] www.fz-ess-stoerungen.de
[4] Gerlinghoff/Backmund 2000, 15 f.
[5] Gerlinghoff/Backmund 2000, 15 f.
[6] Gerlinghoff/Backmund 2000, 21
- Arbeit zitieren
- Nicole Mösch (Autor:in), 2004, Essstörungen im Blickfeld - Lebenswelten und Therapiemöglichkeiten am Beispiel der Anorexia nervosa, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79081
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