Solon gehört zu den wenigen herausragenden Vertretern des politischen Lebens, die uns aus seiner Zeitepoche namentlich bekannt sind und denen eine vergleichbar positive Wertschätzung zuteil wurde, auch wenn seine Zeitgenossen diese Sicht nicht immer teilten.
Die positive Wertschätzung Solons liegt gewiss auch in seiner Vielseitigkeit begründet: Er war durch seine gesetzgeberische Tätigkeit ein Mann der politischen Praxis und er besaß Wirtschaftserfahrungen aus seiner eigenen Tätigkeit in Handelsgeschäften. Dieses praktische Handeln wurde begleitet von einem Solon als Dichter, Philosoph und Gesellschaftsanalytiker.
Solons Fähigkeit zu theoretischer Reflexion soziopolitischer und ökonomischer Zusammenhänge läßt einen großen Denker erkennen. Seine erhaltenen Gedichte, im elegischen wie im iambischen und trochäischen Versmaß verfasst, sind als historische Quelle bedeutsam und vermitteln das Bild einer Persönlichkeit, die sich dem Leben und seinen Problemen kritisch und ohne Illusionen stellt und doch den Mut nicht verliert. Solon glaubt an die Gesetzmäßigkeiten im Kosmos und an eine gerechte Ordnung, woraus sich seine tiefe Frömmigkeit erklärt, aber er weiß auch von der Unzulänglichkeit menschlicher Existenz. Diese Einsichten bestimmten sein Wirken bei der "Paarung von Gewalt und Recht".
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche politischen Einsichten sich aus dieser "Weltsicht" für Solon ergeben. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Eunomia-Elegie, deren politische und geistesgeschichtliche Bedeutung nicht zu unterschätzen ist. Sie ist Analyse und Programm zugleich. Mit der Interpretation der Zustände der Welt aus der Welt heraus bringt Solon einen wesentlich neuen Ansatz, so dass sich mit ihm ein Einschnitt in der Theorie der Polis verbindet.
Ausgehend von der theoretischen Sichtweise der Polis und ihrer Bedeutung sollen die konkreten Umsetzungen der solonischen Gedanken betrachtet werden. Theorie und praktisches Wirken im politischen Feld ermöglichen die abschließende Beurteilung der Bedeutung Solons für die polit. Genese der Polis.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenlage
- Der geistige Standort Solons
- Die historischen Voraussetzungen
- Die Seisachtheia
- Bewertung und Folgen der Seisachtheia
- Die Ordnung der Polis
- Politeia
- Institutionen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die politischen Einsichten des griechischen Staatsmannes und Gesetzgebers Solon. Insbesondere wird die Bedeutung seiner Eunomia-Elegie im Kontext der politischen und geistesgeschichtlichen Entwicklung der Polis analysiert. Der Schwerpunkt liegt auf der Verbindung zwischen Solons theoretischen Vorstellungen und seinen konkreten politischen Maßnahmen. Ziel ist es, die Rolle Solons für die Entstehung der Polis Athen zu beurteilen.
- Solons politische Philosophie
- Die Bedeutung der Eunomia-Elegie
- Solons Gesetzgebung
- Die Reformen der Seisachtheia
- Die Gestaltung der Polis Athen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Diese Einleitung stellt Solon als herausragende Persönlichkeit der griechischen Antike vor und betont seine Vielseitigkeit als Politiker, Kaufmann, Dichter, Philosoph und Gesellschaftsanalytiker. Sie beleuchtet Solons kritische Auseinandersetzung mit den Problemen seiner Zeit und die Bedeutung seiner Gesetzgebung für die Entwicklung der Polis.
- Quellenlage: Dieses Kapitel diskutiert die verschiedenen Quellen zur Rekonstruktion des Lebens und Wirkens Solons. Die wichtigsten Quellen werden vorgestellt, darunter die Verse Solons, die Schriften von Aristoteles und Plutarch, sowie die Gesetzfragmente.
- Der geistige Standort Solons: Dieses Kapitel befasst sich mit Solons Weltanschauung und seiner politischen Philosophie. Besonderes Augenmerk liegt auf der Eunomia-Elegie und ihrer Bedeutung für die politische und geistesgeschichtliche Entwicklung der Polis.
- Die historischen Voraussetzungen: Dieses Kapitel analysiert die historischen Umstände, die zu Solons Gesetzgebung führten. Es werden die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in Athen vor Solons Reformen beleuchtet.
- Die Seisachtheia: Dieses Kapitel beleuchtet die Reformen Solons, insbesondere die Seisachtheia, die eine Umverteilung von Vermögen und Schulden beinhaltete. Die Folgen dieser Reformen für die politische und soziale Ordnung Athens werden analysiert.
- Bewertung und Folgen der Seisachtheia: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bewertung der Seisachtheia durch zeitgenössische und spätere Geschichtsschreiber. Die Auswirkungen der Reformen auf die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Athens werden diskutiert.
- Die Ordnung der Polis: Dieses Kapitel befasst sich mit Solons Ideen zur Ordnung der Polis. Es werden die Elemente seiner Politeia sowie die wichtigsten Institutionen seines politischen Systems betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der griechischen Polis, insbesondere mit der Gesetzgebung des Solon. Schlüsselbegriffe sind Eunomia, Seisachtheia, Politeia, politische Philosophie, Institutionen, Gesetzgebung, Athen, antike Geschichte, Quellenkritik.
- Quote paper
- Andreas Gohmann (Author), 2002, Solon, Lastenabschüttlung (Seisachtheia) und Politeia, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7914