Die Schichtenästhetik (zumindest in ihrer Prägung durch Nicolai Hartmann) neigt zu der Ansicht, dass gerade in der Tätigkeit des „Ergänzens", die nicht mit freiem Phantasieren verwechselt werden sollte, eine wesentliche Quelle des „Kunstgenusses" liegt. Umgekehrt würde sie das Kunstwerk dieser Art als einen Gegenstand definieren, dessen Vordergrundsgestaltung uns zur Realisierung einer Folge von hintereinander erscheinenden Schichten zunehmender Abstraktheit stimuliert. Dieser Vorgang ist aber durchaus nicht willkürlich in seinem Verlauf, sondern wird durch bestimmte, in den Vordergrundsschichten gegebene Leitlinien festgelegt, zumindest in gegenständlicher Kunst. Und die Tuschmalerei, von der wir hier sprechen, ist „gerade noch gegenständliche Kunst".
Inhaltsverzeichnis
- Versuchen wir einmal, ganz ohne weltanschaulichen Hintergrund schichtenästhetisch zu begreifen, was uns ergreift
- Die Schichtenästhetik
- Einziges Beispiel einer solchen "Schichtung"
- Bewegte Gegenständlichkeit
- Tuschmalerei und Kalligraphie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit der ostasiatischen Tuschmalerei und Kalligraphie und analysiert ihre spezifischen ästhetischen Merkmale im Vergleich zur westlichen Kunst. Dabei liegt der Fokus auf der Schichtenästhetik, die im Wesentlichen darin besteht, dass der Betrachter durch Andeutungen und Aussparungen aktiv an der Rezeption des Kunstwerks beteiligt wird.
- Die Rolle der Schichtenästhetik in der ostasiatischen Kunst
- Der Vergleich der Schichtenästhetik mit westlichen Kunstformen
- Die Bedeutung der Aussparung und Andeutung in der Tuschmalerei und Kalligraphie
- Die Verbindung von Form und Inhalt in der Kalligraphie
- Die Unterschiede in der Schichtenstruktur von Tuschmalerei und Kalligraphie
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil des Textes beleuchtet die spezifischen Eigenschaften der ostasiatischen Tuschmalerei, die durch ihre Konzentration auf Konturen und sparsame Tuschnutzung gekennzeichnet ist. Der Autor argumentiert, dass die "Mittelschichten" (Gegenständlichkeit, Bewegung, Handlung) durch den Betrachter durch Assoziation und Projektion ergänzt werden müssen.
Der zweite Abschnitt analysiert die "Schichten" des Kunstwerks anhand eines konkreten Beispiels und zeigt auf, wie abstrakte Konzepte wie "Weisheit" oder "Seelenfrieden" in der Tuschmalerei durch die Darstellung von Personen und Landschaften vermittelt werden.
Der dritte Abschnitt beleuchtet die Verbindung von Tuschmalerei und Kalligraphie und diskutiert die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den beiden Kunstformen. Dabei wird hervorgehoben, dass die Kalligraphie nicht auf die gleiche Weise in Schichten aufgebaut ist wie die darstellenden Künste.
Schlüsselwörter
Ostasiatische Tuschmalerei, Kalligraphie, Schichtenästhetik, Andeutung, Aussparung, Assoziation, Projektion, Gegenständlichkeit, Abstraktion, Tradition, Kunstfertigkeit, Stil, Symbol, Philosophie, Zen, Bilderschrift, Ideogramm, Kanji.
- Citation du texte
- Dr. Wolfgang Ruttkowski (Auteur), 1977, Über ostasiatische Tuschmalerei und Kalligraphie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/7919