Der Kirchenbegriff in Kierkegaards "Einübung im Christentum" und Guardinis "Vom Sinn der Kirche"


Dossier / Travail, 2006

16 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Personen
2.1. Søren Kierkegaard (1813 – 1855)
2.1.1. Biographischer Überblick
2.1.2. Werk und Wirkung
2.2. Romano Guardini (1885 – 1968)
2.2.1. Biographischer Überblick
2.2.2. Werk und Wirkung

3. Die Arbeitsquellen
3.1. Kierkegaards Einübung im Christentum
3.2. Guardinis „Vom Sinn der Kirche“

4. Der Kirchenbegriff im Allgemeinen
4.1. Der protestantische Kirchenbegriff
4.2. Der römische Kirchenbegriff

5. Der Kirchenbegriff im Besonderen
5.1. Kierkegaards Kirchenbegriff in der Einübung im Christentum
5.1.1. Kierkegaards Kritik am Kirchenbegriff der bestehenden Christenheit
5.1.2. Kierkegaards Konzeption der streitende Kirche
5.2. Guardinis Darstellung der Kirche in Vom Sinn der Kirche
5.3. Vergleich der Kierkegaardschen Konzeption der streitenden Kirche und Guardinis Kirchendarstellung
5.4. Kurze Beurteilung der vorgestellten Positionen

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen des Seminars „Theologische Religionskritik – kursorische Lektüre von Kierkegaard – Einübung im Christentum“ beschäftigten sich im Wintersemester 2005/06 Studenten am Kieler Institut für Systematische Theologie und Sozialethik unter Anleitung von Dr. Mourkojannis mit Kierkegaards theologischer Hauptschrift Einübung im Christentum, die in Referaten und Diskussionen unter allgemeinen wie auch unter speziellen Gesichtspunkten vielfältig erschlossen wurde.

Die Vorliegende Arbeit[1] behandelt den Kirchenbegriff, den Kierkegaard in Einübung im Christentum vorstellt, und den des Kierkegaardkenners und römischen Religionsphilosophen Romano Guardini, welcher dem ersten Entwurf vergleichend gegenübergestellt wird. Nach einer kurzen Vorstellung der behandelten Denker und ihres Werkes folgen Kurzüberblicke über die jeweils als Quellen dienenden Schriften derselben, die Vorstellung deren Kirchenkonzeptionen und ein Vergleich dieser. Die Arbeit schließt mit einer kurzen, subjektiven Beurteilung beider Entwürfe.

2. Die Personen

2.1. Søren Kierkegaard (1813 – 1855)

2.1.1. Biographischer Überblick

Søren Aabye Kierkegaard[2] wird als jüngstes von sieben Kindern des als Textilkaufmann zu Wohlstand gekommenen Privatiers Michael Pedersen Kierkegaard, von dessen ererbten Vermögen er bis zu seinem eigenen Tod lebt, und dessen zweiter Frau und ehemaliger Dienstmagd Ane Sørensdatter Lund in Kopenhagen geboren. Wie sein pathologisch strenggläubiger Vater, so neigt auch der junge Søren zur Schwermut und kann sein 1830 an der Universität Kopenhagen aufgenommenes Theologiestudium erst nach dessen Tod 1838 abschließen. 1840 wird ihm der Magistergrad der Theologie verliehen. Kierkegaard, der trotz seines fatalen Verlobungsintermezzos mit der Tochter des einflussreichen Kassendezernenten Terkel Olsen, Regine, nie heiratet, widmet sich fortan der religiösen Schriftstellerei. Am 11. November 1855 erliegt der womöglich größte Denker Dänemarks den Folgen eines Schlaganfalls.

2.1.2. Werk und Wirkung

Das beeindruckende Opus des dänischen Sokrates, als den sich Kierkegaard selbst gerne betrachtet[3], besteht aus ungefähr 40 Titeln - darunter Entweder – Oder (1843), Furcht und Zittern (1843), Der Begriff der Angst (1844), Philosophische Brocken (1844), Die Krankheit zum Tode (1849) und Einübung im Christentum (1850) -, ebenso vielen Zeitungsartikeln und einer Reihe privater Aufzeichnungen, die dessen öffentliche literarische Tätigkeit protokollieren, rechtfertigen oder ergänzen.[4]

Sich selbst versteht Kierkegaard ausdrücklich als religiösen Schriftsteller, wie anhand der Tatsache zu erkennen ist, dass es gerade seine religiösen Schriften sind, die der Liebhaber von Pseudonymen, unter eigenem Namen veröffentlicht.[5] Hauptanliegen Kierkegaards ist es, das Christentum in die aus seiner Perspektive inzwischen repaganisierte Christenheit wieder einzuführen.[6] Im Mittelpunkt seines Œuvres steht dabei kein unzulänglich verallgemeinerndes System, sondern der Einzelne und die Frage nach Freiheit und Unfreiheit des Individuums. Im Selbst des einzelnen Menschen erkennt Kierkegaard die Freiheit ebenso wie er in ihm diese aufgehoben sieht; denn der Mensch ist in seinem Wollen unfrei, insofern er unfähig ist, seine geschöpfliche Identität anzunehmen, und begreift sich stattdessen als Schöpfer des eigenen Selbst. Die aus der Innenperspektive dieses Selbst unmögliche Vereinbarkeit seiner verschiedenen Bestandteile (Endliches/Unendliches, Freiheit/Notwendigkeit, Leibliches/Seelisches u.Ä.) und Möglichkeiten führt, so Kierkegaard, jedoch notwendigerweise zum Scheitern des menschlichen Selbstgestaltungsprozesses – „Verzweiflung“, wie in Krankheit zum Tode formuliert - worin Sünde besteht. Der jedem Menschen von Geburt an anhaftende Hang zur Selbstdeformation stellt sich dementsprechend als Erbsünde dar. Deshalb erweist es sich nach Kierkegaards als das Höchste, „Gottes zu bedürfen und die – ästhetisch präsente - Vielfalt des Wollenkönnens zu überwinden.“[7]

Kierkegaards Philosophie der individuellen Existenz steht im krassen Widerspruch zum seinerzeit den philosophischen Diskurs bestimmenden Systemdenken Hegels, insofern jener abstrakt die Frage nach der Wirklichkeit stellt und mit einem System der vernünftigen Wirklichkeit beantwortet, Kierkegaard hingegen das konkreten Sein eines Bestimmten zum Gegenstand seiner Untersuchungen macht und zum Daseins- bzw. Freiheitsvollzug des selbst existierenden, d.h. sich im Zustand permanenter Selbstreflexion erneut vor die Problematik des (potenziellen) Ichs gestellten, Denkers überführt.[8]

Søren Kierkegaard gilt heute ebenso als Vordenker der dialektischen Theologie, jener theologischen Richtung nach 1918, die im Gegensatz zu bestimmten metaphysischen Entwürfen die Spannungen zwischen der göttlichen Sphäre auf der einen und allem Diesseitigem auf der anderen Seite betont[9], wie auch als einer der bedeutendsten Vertreter des philosophischen Existenzialismus.[10]

2.2. Romano Guardini (1885 – 1968)

2.2.1. Biographischer Überblick

Romano Guardini[11] wird am 17.2.1885 in Verona geboren. 1886 siedelt seine Familie nach Mainz über, wo er seine Schulzeit verlebt. Ab 1903 beginnt er verschiedene Studien in Tübingen, München, Berlin, Freiburg und Mainz, ehe er sich der Theologie zuwendet und 1910 zum Priester geweiht wird. Neben verschiedenen pastoralen Tätigkeiten arbeitet Guardini wissenschaftlich und wird nach seiner Habilitation 1923 auf den neu eingerichteten Lehrstuhl für katholische Religionsphilosophie und Weltanschauung in Berlin berufen, den er bis zu dessen Aufhebung 1939 behaupten kann. 1943 siedelt Guardini, der bereits 1911 die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen hatte, ins Allgäu über, von wo er 1945 zurückkehrt um eine Professur ad personam für Religionsphilosophie und Christliche Weltanschauung an der Universität Tübingen wahrzunehmen. Von 1948 bis 1962 ist er Inhaber des gleichnamigen Lehrstuhls an der Universität München, 1952 wird er zum päpstlichen Hausprälaten ernannt, lehnt eine Erhebung zum Kardinal, die ihm Paul VI. 1965 anbietet, jedoch ab. Romano Guardini stirbt am 1.10.1968 83jährig in München.

[...]


[1] Es handelt sich um eine Proseminararbeit im Fach Systematische Theologie, die in einer zuvor vereinbarten Frist von sechs Wochen zu schreiben war. Letzter möglicher Abgabetermin wäre der 20. März 2006 gewesen. Die Arbeit ging beim Dozenten ein am 9. März 2006.

[2] Die biografischen Angaben stammen, sofern nicht angegeben, aus: Liessmann, Konrad Paul, Sören Kierkegaard zur Einführung, Hamburg 32002, 13-25. Gardiner, Patrick, Kierkegaard, Schriftreihe: Herder-Spektrum. Meisterdenker, Freiburg, Basel, Wien 2001, 11-26.

[3] Nigg, Walter, Sören Kierkegaard. Dichter, Büßer und Denker, Zürich 2002, 77f.

[4] Cappelørn, Niels Jörn, Art. Kierkegaard. II. Werk, in: RGG4 4 (2000), 955.

[5] Cappelørn, Kierkegaard, 955.

[6] Diem, Hermann, Sören Kierkegaard. Spion im Dienste Gottes, Frankfurt a.M. 1957, 73.

[7] Dietz, Walter R., Art. Kierkegaard, Sören, in: Metzler-Lexikon christlicher Denker (2000), 404-406.

[8] Diem, Kierkegaard, 73-84.

[9] Hauck, Friedrich / Schwinge, Gerhard, Theologisches Fach- und Fremdwörterbuch9, Göttingen 2002, 54.

[10] Dietz, Kierkegaard, 405.

[11] Die biographischen Angaben sind der Zeittafel im Anhang folgenden Buches entnommen: Guardini, Romano, Berichte über mein Leben. Autobiographische Aufzeichnungen (Schriften der katholischen Akademie in Bayern 116), Düsseldorf 31985, 134-136.

Fin de l'extrait de 16 pages

Résumé des informations

Titre
Der Kirchenbegriff in Kierkegaards "Einübung im Christentum" und Guardinis "Vom Sinn der Kirche"
Université
Christian-Albrechts-University of Kiel  (Institut für Systematische Theologie und Sozialethik)
Cours
Theologische Religionskritik - kursorische Lektüre von Kierkegaard - Einübung im Christentum
Note
1,0
Auteur
Année
2006
Pages
16
N° de catalogue
V79494
ISBN (ebook)
9783638860246
ISBN (Livre)
9783638861007
Taille d'un fichier
419 KB
Langue
allemand
Mots clés
Kirchenbegriff, Kierkegaards, Einübung, Christentum, Guardinis, Sinn, Kirche, Theologische, Religionskritik, Lektüre, Kierkegaard, Einübung, Christentum
Citation du texte
Jan Langfeldt (Auteur), 2006, Der Kirchenbegriff in Kierkegaards "Einübung im Christentum" und Guardinis "Vom Sinn der Kirche", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79494

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