„Ein Genie! Ein Genie! Da wird ein Riesengeschrei gemacht, dass du ein Genie bist und du glaubst das auch noch! Ein Riesengeschrei, dass der Film genial ist, und du glaubst das auch noch!“, brüllt Wolodja Naumow, russischer Regisseur und Beisitzer des Kunstrates (russisches Regisseurkomitee), am 27. Mai 1974 auf Tarkowskij ein. Der Film „Der Spiegel“ ist fertig – sieben Jahre nach einer ersten Projektvorstellung.
Dieser lange Zeitraum von der Idee zur Fertigstellung des Films ist für Tarkowskij keine Ausnahme. „Andrej Rubljow“, der Film, der ihm den großen Durchbruch verschaffte, lag von seiner Fertigstellung 1965 bis Ende 1971 unter Verschluss, bis er endlich in die Kinos kam. Am 30. Dezember notiert Tarkowskij in sein Tagebuch: „In den Zeitungen steht kein Wort darüber, dass „Rubljow“ jetzt läuft. In der ganzen Stadt hängt kein Plakat. Trotzdem sind die Vorstellungen ständig ausverkauft.“
Diese Arbeit unternimmt den Versuch, Tarkovskijs „Spiegel“ spielerisch zu beleuchten. Tarkowskij selbst hat in seinen Schriften Spuren gelegt, die helfen können, diesen Versuch mehr als nur einen äußerlichen Zugang sein zu lassen, sondern einen Einblick in die eigenen Absichten des Regisseurs zu gewinnen. Gerade „Der Spiegel“ ist für eine Verquickung von (versuchter) objektiver Analyse und Spurensuche in seinen Quellen geradezu prädestiniert, weil er ein zutiefst intimes Dokument aus Tarkowskijs Leben darstellt. Der Annäherung an die Stoffwahl des Films wird sich der erste Teil der Arbeit widmen.
Um die Handschrift Tarkowskijs auch am „Spiegel“ verdeutlichen zu können, ist es – wie schon erwähnt – unumgänglich, sich mit seinen theoretischen Schriften auseinanderzusetzen, die sein Selbstverständnis als Regisseur und seine Auffassungen des Films bearbeiten. Dies soll im zweiten Teil geschehen.
Die daran anlehnende Untersuchung des Films „Der Spiegel“ will in Ansätzen versuchen, eine filmische Analyse mit einer von zugrunde liegenden Quellen zur Entstehung des Films zu verbinden, um die Charakteristika von Tarkowskijs filmischer Handschrift auch am „Spiegel“ kenntlich zu machen und abweichende Eigenheiten aufzuzeigen.
Zweifellos können diese Arbeitsteile die erläuternden Untersuchungen nur unvollständig und kursorisch vornehmen, sehr zum Unmut ihres Verfassers. Dennoch können sie vielleicht Fragen aufwerfen, die weitere Forschungen fruchtbar erscheinen lassen oder zumindest eine interessierte „Lektüre“ anregen.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- I DER ANFANG ALLER SPIEGEL......
- II GEDANKEN ZUR FILMISCHEN HANDSCHRIFT
- II.1 Theater vs. Kino?
- II.2 Das filmische Bild
- II.3 Die Absichten des Regisseurs.
- II.4 Die Darsteller.......
- II.5 Der szenische Zeitdruck - Rhythmus.
- II.6 Das Drehbuch
- II.7 Die Musik
- II.8 Die Handschrift..
- III DER FILM..
- III.1 Aufbau...
- III.2 Der dokumentarisch-fiktionale Stil
- III.3 Drei Ebenen – Vier Figuren - Zwei Darsteller……….......
- III.4 Der Erzähler
- III.5 Der Kulturapparat…..\li>
- III.6 Anklänge
- III. 7 Musik und Gedichte
- III.8 Der Krieg - die Nation.
- III.9 Der Spiegel........
- III.10 Der Ursprung..
- ANHANG
- Filmographie..
- LITERATUR
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der filmischen Handschrift von Andrej Tarkowskij, insbesondere am Beispiel seines Films „Der Spiegel“. Sie analysiert Tarkowskijs künstlerisches Schaffen und seine Auseinandersetzung mit dem sowjetischen Kulturapparat, um die Entstehung seiner unverwechselbaren Handschrift zu beleuchten. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung seiner theoretischen Schriften und Tagebücher für die Interpretation seiner Filme, die durch ihre Einzigartigkeit und ihre tiefe persönliche Bedeutung geprägt sind.
- Die Entstehung und Entwicklung des Films „Der Spiegel“ im Kontext von Tarkowskijs künstlerischer Entwicklung.
- Die filmische Handschrift von Andrej Tarkowskij: Ein Vergleich mit anderen Filmregisseuren.
- Die Auseinandersetzung mit dem sowjetischen Kulturapparat und die Auswirkungen auf Tarkowskijs filmisches Werk.
- Die Bedeutung von Tarkowskijs theoretischen Schriften für die Analyse seiner Filme.
- Die Verbindung von persönlicher Erfahrung und künstlerischer Gestaltung im Werk von Andrej Tarkowskij.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und beleuchtet Tarkowskijs künstlerischen Werdegang, die Schwierigkeiten, die er in der Sowjetunion erlebte, sowie die Entstehung von „Der Spiegel“. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Stoffwahl des Films und untersucht die Hintergründe und Beweggründe, die Tarkowskij zur filmischen Umsetzung dieser Geschichte bewegten. Das zweite Kapitel analysiert Tarkowskijs filmische Handschrift anhand seiner theoretischen Schriften und untersucht, wie er seine Visionen auf der Leinwand umsetzte.
Schlüsselwörter
Andrej Tarkowskij, „Der Spiegel“, filmische Handschrift, sowjetischer Kulturapparat, dokumentarisch-fiktionaler Stil, persönliche Erfahrung, künstlerische Gestaltung, theoretische Schriften, Tagebücher, Regie, Film, sowjetische Filmkunst.
- Citation du texte
- Matthias Zimmermann (Auteur), 2003, „Den Tiefen deines Reiches jenseits der Spiegel zu“ - oder die filmische Handschrift von Andrej Tarkowskij an „Zerkalo“, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/79544